Der Duft der Muskatblüte / Die Glanville-Saga Bd.1 (ePub)
Roman
1545: Die portugiesische Adelige Ana will um jeden Preis der Ehe mit ihrem grausamen Verlobten entgehen. Als blinder Passagier versteckt sie sich auf einem Handelsschiff ihres Bruders Alessandro. Sie hofft auf seine Hilfe, doch stattdessen droht er, sie um...
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Produktinformationen zu „Der Duft der Muskatblüte / Die Glanville-Saga Bd.1 (ePub)“
1545: Die portugiesische Adelige Ana will um jeden Preis der Ehe mit ihrem grausamen Verlobten entgehen. Als blinder Passagier versteckt sie sich auf einem Handelsschiff ihres Bruders Alessandro. Sie hofft auf seine Hilfe, doch stattdessen droht er, sie um der Familienehre willen zurückzubringen. Erst in Goa, dem Ziel der Reise, erhält Ana Unterstützung von unerwarteter Seite: Der junge Engländer Geoffrey bietet an, sie zu heiraten - jedoch nicht ohne Hintergedanken ...
"Laila El Omaris von Leichtigkeit und Eleganz geprägter Stil nimmt die Leser von der ersten Seite an gefangen ..." Loveletter Magazin
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Lese-Probe zu „Der Duft der Muskatblüte / Die Glanville-Saga Bd.1 (ePub)“
Der Duft der Muskatblüte von Laila El Omari »Sie entdeckten neue Inseln, neue Länder, neue Völker, und was mehr ist: einen neuen Himmel und neue Sterne.«
PEDRO NUNES, königlicher Kosmograph und Lehrmeister des Infanten Dom Luís 1537 über die portugiesischen Seefahrer
Buch 1
1545-1547
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I
Atlantischer Ozean, südlich des Cabo Verde, März 1545
Spukbilder woben sich in eine Finsternis, die den Tag nicht von der Nacht schied. Das leblose Antlitz einer Frau, darüber ein dunkler Schlund hinter geöffneten Lippen, Augen, in denen Dämonen tanzten, und ein Gesicht, das von unheilvollen Schatten beseelt schien. Jäh überfiel Ana die Angst in diesen Augenblicken, dann summte sie mit leiser, dem Sprechen nahezu entwöhnter Stimme, schloss die Augen und tauschte die Dunkelheit, die sie umgab, gegen eine andere. »Die Marinheiros werden sagen, es spukt.« Kaum lauter als ein Flüstern kam es vom Niedergang her. Dumpf klangen die Schritte auf den schlüpfrigen Planken, kamen langsam näher und hielten vor ihr inne. In den Gestank fauligen, mit Schmutz aller Art vermischten Wassers, modrigen Holzes und menschlicher Ausscheidungen mischte sich Jaume Jordãos Geruch nach Sandelholz und Leder, und Anas Nasenflügel blähten sich leicht. Sie öffnete die Augen und blinzelte in die milchig gelbe Lichtpfütze, die die Laterne des jungen Soldaten auf den Boden warf. »Ich sagte Euch doch, dass Ihr auf diese Weise nicht lange durchhalten werdet«, fuhr er fort, so leise, dass Ana sich leicht vorneigen musste, um ihn verstehen zu können. »Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe schon Matrosen verenden sehen, die weniger elend gehaust haben, als Ihr es tut.« »Mir fehlt nichts.« »Närrischer Starrsinn«, murmelte er. »Ihr vergesst Euch, Jaume.« Die Schärfe entglitt ihr. Sie hörte, wie sich seine Schritte entfernten, dann ertönte ein leises Schaben, und Ana wusste, dass er den stinkenden Eimer an sich nahm, den sie so weit von sich geschoben hatte, wie es nur irgend ging, doch den zu benutzen die Natur sie mehrmals täglich zwang. »Bis Goa ist es noch ein halbes Jahr, und das auch nur, wenn es keine Verzögerungen gibt.« Ana schwieg, zog die Knie an und schlang die Arme darum. »Ihr wart schon allzu lange nicht mehr an Deck. Es geht auf Mitternacht zu, ich kann Euch holen kommen, wenn außer den Wachhabenden alles schläft.« Ein verlockender Gedanke, jedoch hatte bislang stets eine nagende Angst jeden dieser kurzen Wege zum Atemholen begleitet. Sie schüttelte den Kopf. »Zwingt mich nicht dazu, alles zu gestehen.« Was eine Drohung hätte sein sollen, kam Jaume wie eine Klage über die Lippen. »Was wohl wird der Capitão-Mor dann mit Euch tun?« »Und was denkt Ihr, wird er mit mir tun, wenn ich ihm Euren Tod beichten muss?« Ana wog die wankende Entschlossenheit in seiner Stimme gegen seine Worte ab und entschied, dass es ihm womöglich ernst war mit dem, was er sprach. »Ist gut, Jaume.«
Alessandro da Silveira hörte das Lied der Seemänner, als diese die ungeliebte zweite Nachtwache begannen.
»Die Wache beginnt, der Sand im Uhrglas rinnt, wir machen eine gute Reise, so Gott will.«
Täglich zur Mittagsstunde wurde die Zeit auf dem Schiff neu berechnet. Alessandro korrigierte das Halbstundenglas mit Hilfe seines Kompasses regelmäßig, und um jede Ungenauigkeit in der Zeitmessung auszugleichen, begann die Zeitrechnung jeden Mittag von vorn. Auf diese Weise wurde der Tag eingeteilt, denn an Bord gab es nur diese Möglichkeit, um festzustellen, wann Zeit für die Wachablösung, die Messe oder den Schlaf war. Acht Glasen dauerte eine Wache, lediglich der Rudergänger und der Steuermann wurden stündlich ausgewechselt, denn es kostete viel Kraft, ein Schiff auf Kurs zu halten. Nun stand Alessandro an Deck zusammen mit Zaid, seinem arabischen Navigator, und dem Verwalter des Schiffes, Mestre Pablo Brandão, der Zaid unterstellt war, und berechnete den Kurs unter Zuhilfenahme eines Jakobsstabs. Es war eine sternenklare Nacht und damit hell genug, dass man die Horizontlinie ausmachen konnte, deren Abstand zum Polarstern die drei Männer maßen. Alessandro erstellte eine Koppelung, indem er den Kurs vom Kompass ablas und zusammen mit der Zeit in Verbindung mit der Geschwindigkeit, die sie zurücklegten, eintrug. Letztere errechnete sich daraus, wie schnell ein Stück Holz, das am Bug des Schiffs ins Wasser geworfen worden war, an diesem vorbeischwamm. Zaid war Navigationsoffizier, und als solchem ruhte auf ihm die größte Verantwortung, was den Verlauf der Fahrt anging. Selbst der Mestre hatte dem Navigator zu gehorchen und leitete Segelmanöver nach dessen Anweisung. Tag und Nacht war Zaid auf seinem Posten, und in den kurzen Ruhezeiten vertrat ihn der Untersteuermann. Eine Bewegung an der Reling ließ Alessandro aufblicken, und er sah Jaume Jordão, der sich eben anschickte, unter Deck zu gehen. Er winkte ihn zu sich. »Was tut Ihr um diese Zeit noch hier, Jaume? Ihr habt doch gar keinen Dienst.« »Man möchte beinahe meinen, die Nacht sei zu schön, um sie gänzlich zu verschlafen, Dom Alessandro«, entgegnete der junge Soldat lächelnd. »Ich habe ein wenig Zeit in Andacht verbracht, auf dass Gott uns die Gnade einer guten Weiterreise gewährt.« Alessandro blickte aufs Meer hinaus. »Ja«, antwortete er versonnen, »darauf wollen wir hoffen.« Es war seine erste große Reise, und als Kommandant befehligte er neben der Capitania, dem Flaggschiff, eine kleine Flotte von drei weiteren Schiffen - zwei Karavellen und ein Versorgungsschiff -, allesamt aus dem Besitz des reichen Reeders Pedro Cayado, eines Vetters von Alessandros Mutter. Am siebten März waren sie von Belém aus aufgebrochen, effizient ausgestattet mit leichter Artillerie. Erfahrene Capitães waren an Bord der anderen Schiffe, allesamt aus der Familie. Rui de Vasconselos, Alessandros Vetter mütterlicherseits, befehligte eine der Karavellen, sein Onkel Sérgio da Silveira die andere, und dessen Sohn Henrique war Capitão des Versorgungsschiffes. Rasch war die Küste Portugals aus dem Blickfeld verschwunden, und die Flotte hatte Kurs genommen auf die offene See, das Val de Éguas, das Tal der Stuten, wie man den Bereich zwischen dem Festland und den Ilhas dos Açores nannte, weil sich die Wellen hier so ungebärdig verhielten wie eine Herde junger Stuten. Wer das Meer nicht gewohnt war, den befiel spätestens hier die Seekrankheit. Die Flotte hatte danach, um den Nordwestpassat zu umgehen, Kurs auf Südwest genommen, dann weit nach Westen ausgeholt und segelte nun südsüdwestlich auf die Terra do Brasil zu. »Wenn Ihr mich entschuldigen möchtet, Dom Alessandro«, sagte Jaume. »Geht nur.« Alessandro legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ruht Euch aus, mein Freund. Die Reise wird lang und anstrengend, Ihr solltet mit Euren Kräften haushalten.« Er selbst ging langsam zum Heck, wo sich auf dem Achterkastell das Kommandodeck und seine Kajüte befanden. Ehe Alessandro diese betrat, ließ er den Blick ein weiteres Mal über das Meer gleiten und verharrte, die Hände in die Seiten gestemmt. An den ersten Tagen, als sich um ihn herum nichts als die scheinbare Endlosigkeit des Wassers erstreckte, hatte er das erste Mal wirklich verstanden, wie den Männern seinerzeit zumute gewesen sein musste, als sie sich aufgemacht hatten, ins Unbekannte zu segeln, in Meere, von denen es hieß, sie seien von Seeungeheuern bevölkert und es tobten Stürme darauf, die jedes Schiff verschlangen. Dass Alessandro das Kommando über die kleine Flotte übertragen worden war, verdankte er dem Einfluss seines Vaters und der Tatsache, dass sein Onkel Sérgio, der ein wesentlich erfahrenerer Capitão war, zu seinen Gunsten verzichtet hatte. Alessandro war oft zur See gefahren, jedoch über das Mittelmeer, Marokko und Cabo Verde nicht hinausgekommen. Ihn trieb nicht allein die Abenteuerlust und die Liebe zur See zu dieser Fahrt. Es war der Gedanke an die Märchenküste Indiens, von der so viel erzählt wurde. Von unermesslichem Reichtum war die Rede, von Farben, von Blumen, die kein Mensch in Portugal je erblickt hatte, von schönen Frauen und Palästen. Zehntausend Cruzados erhielt der Capitão-Mor für die gefahrvolle Reise, die Carreira da India, von der oftmals nur die Hälfte aller Männer zurückkehrte. Auf Alessandros Náo befand sich eine Bemannung von einhundertsechsundzwanzig Seeleuten, hinzu kamen noch dreihundert Soldaten und etliche Mitreisende. Die Náo war ein stattlicher Dreimaster mit einem Bugspriet, Hauptmast, Fockmast und Besanmast, eines der größten Schiffe, die derzeit gebaut wurden. Im Achterkastell lagen außer der Kapitänskajüte die des Mestre, des Navigators, des Escrivão, des Verwalters, des Konstablers, des Untersteuermanns sowie die der bevorzugten Fahrgäste. Auf der obersten Ebene, unmittelbar unter dem Poopdeck, war die Hauptkajüte gelegen, wo der Kapitän mit seinen Offizieren und Gästen zu essen pflegte. Rings um die Außenseite des Kastells lief eine Veranda, auf die sich die oberen Kajüten öffneten und von der aus man auf das Steuerruder sehen konnte, das darunter angebracht war. Ein weiterer Teil der Besatzung war im Vorderkastell untergebracht, wo sich unter anderem die Pulverkammern der Artilleristen befanden, in denen die Munition untergebracht war sowie Kanonenkugeln, Piken, Arkebusen und Armbrüste. Die Geschütze sowie Boot und Schaluppe befanden sich auf dem Batterie- deck. Hier fanden auch die Soldaten Unterkunft zwischen den Kisten. Nachdem Cabo Verde nun schon seit mehr als zehn Tagen hinter ihnen lag, errechnete Alessandro, dass sie, wenn sie weiterhin bei gutem Wind segelten, die Terra do Brasil erreichen würden, noch ehe der April vorbei war. Dort wäre ihnen ein kurzes Luftholen vergönnt, wobei sie ihre Trinkwasservorräte auffüllen konnten, ehe es an die Überquerung des südlichen Atlantiks ging.
Ein Glockenschlag läutete das erste Drehen des Halbstundenglases ein. Alessandro war im Begriff, in seine Kajüte zu gehen, als er glaubte, eine Bewegung wahrzunehmen. Er hielt inne und spähte in die Dunkelheit.
Ana hatte das Gefühl, ihr Herz setze aus, als sie sich hinter Jaume duckte. Alessandro hatte sie gesehen. Er verharrte unbeweglich, den Blick auf den Niedergang gerichtet, dann jedoch wandte er sich ab und verschwand in seiner Kajüte. Ein tiefer Seufzer entrang sich Anas Brust, und sie blickte Jaume fassungslos an, als dieser Anstalten machte, an Deck zu gehen. Wild schüttelte sie den Kopf, aber er trat dennoch aus dem Niedergang, so dass ihr nichts anderes übrigblieb, als ihm zu folgen. Die frische Seeluft schmeckte so köstlich, dass Ana war, als habe sie wochenlang verharrt, ohne zu atmen. Dennoch konnte sie nichts tun, als angespannt neben der Luke zum Niedergang zu stehen, da es ihr nicht möglich war, Jaumes gespielte Gelassenheit nachzuahmen. Aber recht hatte er. Wenn sie nicht auffallen wollte, dann durfte sie nicht so tun, als wolle sie nicht auffallen. Schließlich folgte sie ihm mit steifen Schritten zur Reling. Alessandro und José, sein Sklave, der ihm folgte wie ein untrennbarer Schatten, waren die Einzigen, denen sie nicht begegnen durfte. Es gab zwar mitreisende Fidalgos, Edelmänner, aber dass diese ihr ins Gesicht blickten, stand nicht zu befürchten, hielten sie sie doch für nicht mehr als einen Seemann niedrigsten Ranges. Sie trug die Kleidung der Grumetes: Hosen und ein gegürtetes knielanges Hemd. Das Haar hatte sie straff hochgebunden und unter einer kegelförmigen, aus blauem Leinen gefertigten Seemannskappe verborgen. In der Dunkelheit würde ihre Verkleidung auch einem näheren Blick standhalten, wenn derjenige, der sie anblickte, sie nicht kannte. Ihr unsicherer, seefahrtsungeübter Gang jedoch würde sie möglicherweise selbst bei Nacht verraten. Sie stand neben Jaume an der Reling, blickte auf das samtschwarze Meer und rang um jenen Mut, von dem sie bei ihrem Aufbruch so überreich besessen hatte und der nach nahezu einem Monat in dem feuchten, stinkenden Loch beinahe zur Gänze zerfallen war, so dass sie in besonders verzweifelten Momenten mühevoll die Reste zusammenzuklauben versuchte, während sie nichts anderes wollte als nach Hause. Ihre Flucht hatte bei ihrer Planung etwas abenteuerlich Romantisches gehabt, ein Glanz, der bereits beim zweiten Tag auf See von einer Patina überzogen wurde und an den nun nichts mehr erinnerte. Während sie in tiefen Zügen atmete, die Spritzer der Gischt auf ihrem Gesicht spürte und ihre Nasenflügel im salzigen Wind des Meeres bebten, kehrte ein wenig von der Zuversicht zurück. Hier draußen war es leichter, mutig zu sein. Dennoch war sie erleichtert, als Jaume sie zurück zur Luke brachte und somit auch den Augen der wenigen Menschen auf dem Hauptdeck entzog. Vier Decks hatte die Náo, und doch nur wenig Platz für die einfache Mannschaft, die eng gedrängt in Hängematten schlief. Zum Schneiden dick war die Luft hier, während sie, je tiefer man kam, klamm wurde und man nicht mehr das Schnarchen der Männer hörte, sondern das stete Knacken im Gebälk, das Trippeln und Quieken der Ratten sowie das Schmatzen des Bilgenwassers, das über den Schiffsboden schwappte. Der Kielraum war der kälteste Ort im Schiff. Ana sah Jaume an, dass dieser nur ungern ging, aber er schwieg, und sie hockte sich auf den Strohsack, den Jaume für sie auf eine große Kiste gelegt und auf dem sie die längsten Tage ihres Lebens verbracht hatte. Sie lehnte den Kopf zurück. Obwohl sie mit dem Nachtwind ein wenig ihrer einstigen Abenteuerlust eingeatmet hatte, fühlte sie sich entsetzlich einsam und elend, als Jaume ging und das Licht mitnahm. Ana schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Hinter ihren Lidern schoben sich Bilder ineinander, sie sah ihr Elternhaus in Lissabon, den Garten, die Sommer ihrer Kindheit, den hingeworfenen Körper einer Frau, einer ungeliebten Puppe gleich, das Kleid zerrissen und darüber Luís de Brissacs Schattenaugen.
Terra do Brasil, April 1545
Der Tag auf dem Schiff begann mit der ersten Morgenwache in der fünften Stunde des Tages, wenn das Deck mit Salzwasser geschrubbt wurde, die Marinheiros in die Takelage stiegen und die Schiffsjungen, Grumetes, Taue und Segel auf Verschleiß hin untersuchten. Alessandro verließ seine Kajüte, wenn die darauffolgende Wache, acht Umdrehungen des Halbstundenglases später, antrat. Es folgte das Gebet, bei dem für alle Männer Anwesenheitspflicht bestand, danach gab es Gerstengrütze mit Dörrpflaumen zum Frühstück. Am Morgen des vierundzwanzigsten April stand Alessandro am Bug des Schiffes und blickte auf die Küstenlinie, die sich in bläulichem Dunst vor dem Horizont erhob, gekrönt von einem runden Berg, dem Monte Pascoal. Das Meer lag ruhig da, in sanftem blauen Schimmer. Alessandro hatte mit seiner Schätzung während der Kursberechnungen richtig gelegen, was ihn für die Weiterreise ermutigte. Das Senkblei maß eine Tiefe von fünfundzwanzig Faden. An Deck war man in heller Aufregung, einerseits, weil man sich darauf freute, sich die Beine an Land vertreten zu können, andererseits, weil man gespannt war auf die nackten Wilden - insbesondere die Frauen, wie Alessandro vermutete - und auf die roten Papageien, die frei herumflogen, wie man es aus Berichten anderer Seefahrer gehört hatte. Als sie nur noch etwas mehr als sechs Léguas von der Küste entfernt waren, wurde erneut die Tiefe gemessen, die nun neunzehn Faden betrug. Sie steuerten gerade auf das Land zu, das Senkblei glitt stets aufs Neue ins Wasser, und die Stimme des Mestre erscholl mit jedem Mal. »Siebzehn Faden! Sechzehn! Fünfzehn! Vierzehn! Dreizehn! Zwölf! Elf! Zehn!« Als er »Neun Faden Tiefe!« rief, waren sie eine halbe Légua vom Ufer entfernt, unmittelbar vor einer Flussmündung. Sie segelten weiter an der Küste entlang, bis sie nach zehn Léguas an ein Riff kamen, wo die Tiefe elf Faden betrug und sie vor Anker gingen. Die beiden Karavellen und das Versorgungsschiff ließen Boote ins Wasser, um zur Capitania zu rudern. Alessandros Onkel und seine beiden Vettern kamen an Bord, um sich zu beraten, und man entschied, zunächst mit drei Booten an Land zu rudern. »Jaume.« Alessandro wandte sich an den Soldaten. »Ihr kommt mit mir.« Er blickte sich nach José um, jenem breitschultrigen afrikanischen Sklaven, der ihn seit seiner Kindheit, als jener selbst erst halbwüchsig gewesen war, ständig begleitete. »José, du wirst ebenfalls mitkommen.« Er wählte weitere Soldaten aus, mehrere Marinheiros, den Capelão Padre Afonso sowie Fradre Miguel, einen rundlichen Mönch, der Studien über die natürlichen Gegebenheiten der Regionen, die sie aufsuchten, betrieb. Als sicherer Hafen, Porto seguro, galt jener Punkt, an dem sie ankerten. Einheimische - es mochte ein gutes Dutzend Männer sein - waren ans Ufer gekommen. Sie hielten Bögen in den Händen und waren in der Tat gänzlich nackt. Die Marinheiros sprangen ans Ufer und zogen die Boote an Land. Alessandros Dolmetscher, der die Sprache der Tupí, die an der ganzen Küste der Terra do Brasil gesprochen wurde, einigermaßen beherrschte, versuchte, sich mit den Indios zu verständigen, was jedoch dadurch erschwert wurde, dass sich die Brandung an den Klippen brach und er sein eigenes Wort kaum verstehen konnte. Die Tupí jedoch legten bereitwillig die Bögen nieder, als Alessandro beide Hände hob, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. Es waren ausnehmend schöne Menschen, von kräftigem und geradem Wuchs, die Haut leicht rötlich gefärbt, das glatte Haar über der Stirn von einer Schläfe zur anderen halbmondförmig geschoren. In den durchbohrten Unterlippen steckten Knochen oder Steine, und die Körper waren kunstvoll bemalt. Einige trugen bunte Federhüte oder lange Federn im Haar. Sie verhielten sich den Ankömmlingen gegenüber so, wie Alessandro es aus den Berichten gehört hatte: neugierig, hilfsbereit, jedoch nicht allzu beeindruckt. Rui de Vasconselos bekam die Erlaubnis, einen der Bögen aufzunehmen, und auch Alessandro war neugierig und trat zu seinem Vetter, um die Waffe anzusehen. Der Bogen war lang und ebenmäßig geformt mit einer Kerbe an jedem Ende, in der die Sehne befestigt wurde. Die aus Bambusrohr gefertigten Pfeile hatten lange gefiederte Schäfte, und als Alessandro einen davon zur Hand nahm, sah er, dass die Spitze durch einen Knochen verstärkt war. Bei anderen Pfeilen wiederum war das Rohr vorne lediglich im Feuer gehärtet. Er hatte gehört, dass bei Stammeskriegen die Pfeile mit brennendem Stoff umwickelt und auf die Hütten der Feinde geschossen wurden. »Sieh mal«, sagte Rui und hielt einen Pfeil hoch. »Stacheln von Stechrochenflossen.«
Sérgio da Silveira ließ sich die Waffe geben, wog sie in der Hand und betrachtete sie aufmerksam. »Sehr gut und sorgfältig gearbeitet, nicht die kleinste Unebenheit.« Einer der Tupí trat vor, nahm seinen Bogen und deutete auf einen Baum am Waldrand. Kurzerhand schoss er rasch hintereinander zwölf Pfeile in einer Schnelligkeit ab, in der Alessandro es bisher niemanden auf mehr als sechs hatte bringen sehen. Das Erstaunlichste jedoch war die Treffsicherheit. Das komplette Dutzend Pfeile steckte dicht beieinander im Stamm. »Vielleicht sollten wir weniger vertrauensselig sein«, bemerkte Dom Sérgio trocken und legte den Bogen zurück. »Wenn sie uns hätten töten wollen, hätten sie es getan«, widersprach Rui. »Und nicht nur uns, sondern jeden anderen, der vor uns hier geankert hat. Aber sie tun es nicht, und das, obwohl so viele von ihnen auf die Zuckerplantagen verschleppt werden.« Er trat vor und bewunderte den hohen Hut, den einer der Männer trug. Es war eine erstaunliche Arbeit, diese aus langen, bunten Vogelfedern bestehende Kopfbedeckung mit einer kurzen Krempe aus kleinen grauen und roten Federn. Der Mann nahm den Hut ab und gab ihn Rui. Dieser wiederum reichte seinem Gegenüber sein blaues Samtbarett. Beim Anblick seines Vetters mit der seltsam anmutenden Kopfbedeckung konnte Alessandro nicht anders als lachen, ein Lachen, in das erst seine Besatzung und dann auch die Eingeborenen einstimmten. Selbst sein Onkel vermochte nicht ernst zu bleiben, sosehr er sich auch darum bemühte. Lediglich Jaume wirkte abwesend und schien keinen Blick für all das Faszinierende um ihn herum zu haben. Zwar lächelte er, dies jedoch wirkte pflichtbewusst, und mehr als einmal ertappte Alessandro ihn dabei, wie er zum Schiff blickte.
Den ganzen Tag schon war Jaume nicht erschienen, und weil Ana wusste, dass sie Anker gesetzt hatten, vermutete sie, dass er an Land gegangen war. Sie stand auf und ging einige Schritte umher, bog ihren Körper leicht, um ihn geschmeidig zu halten. Ihr tat der Kopf weh, und sie hatte Hunger. Der Landgang versprach wenigstens etwas Abwechslung beim Essen, denn auch wenn es an Nahrungsmitteln nicht mangelte, so waren diese furchtbar eintönig und sehr salzig. Mittags gab es meist Eintopf aus Erbsen oder Bohnen und dreimal pro Woche gepökeltes Fleisch. An diesem Morgen hatte ihr monatliches Unwohlsein eingesetzt, und weil sie nichts sehen konnte, war es ihr erst bewusst geworden, als die Nässe zwischen ihren Beinen zunahm und die Bauchkrämpfe begannen. Beim letzten Mal hatte Jaume ihr aus jener Kiste, die er für sie an Bord gebracht hatte, Tücher geholt, ohne weiter zu fragen, wofür sie diese benötigte. Auch hatte er ihr abends die Lampe gelassen und einen Eimer Salzwasser, um die Tücher notdürftig zu reinigen, während er mit dem Rücken zu ihr Wache stand. Nun jedoch war er nicht da, und Ana spürte, wie das Blut an den Innenseiten ihrer Schenkel zu klebrigen Rinnsalen gerann. Um ihre Hose nicht noch stärker zu beschmutzen, hatte sie diese ausgezogen. Zwar hatte sie eine weitere Hose dabei, aber selbst wenn sie die Hose wusch, würde diese in der klammen Luft nicht trocknen. Seufzend hockte sie sich in eine Ecke und zog das lange Hemd über ihre Knie bis zu den Füßen. Drei Tage dauerte es meist, bis das Schlimmste vorbei war. Sie dachte an daheim und an ihre Eltern, denen sie - da machte sie sich keine Illusionen - den größten Kummer zugefügt hatte. Ihr Vater war ein großzügiger Mann, der seiner einzigen und verwöhnten Tochter eine umfassende Bildung hatte zukommen lassen. So beherrschte Ana das Lateinische eben so wie Spanisch, sie war belesen und hatte Alessandros Unterricht in Mathematik und Arabisch beiwohnen dürfen. Ausgeschlossen worden war sie jedoch von Alessandros ausführlichen Unterweisungen in Nautik, dem Umgang mit der Schiffsartillerie und Kriegsführung. Außer ihr und Alessandro war ihren Eltern keines ihrer neun Kinder geblieben. Drei hatten nicht einmal das erste Lebensjahr vollendet, drei weitere starben, kaum dass sie laufen konnten, und ein Sohn war kurz vor seinem achten Geburtstag an einer Lungenentzündung gestorben. Ihr Vater hatte damals ein Kind angenommen, Geoffrey, den Sohn eines befreundeten englischen Händlers, der in Portugal verstorben war, ohne Angehörige zu hinterlassen, die sich um das kleine Kind hätten kümmern können. Obschon nur ein Jahr älter als Alessandro und mit ihm zusammen wie ein Bruder aufgewachsen, waren die beiden nie Freunde geworden. Während Alessandro jegliches kaufmännische Geschick abging, war Geoffrey der geborene Händler. Er befand sich nun schon seit Jahren in Indien, um dort den Reichtum der Familie da Silveira zu mehren, während es Alessandro oblag, diesen einzusammeln und heimzubringen. Ana war die Letztgeborene, und wäre sie nicht in dem Bewusstsein aufgewachsen, geliebt zu werden, gleich welche Schwächen sie offenbarte, hätte sie diesen Schritt aus dem Elternhaus nicht gewagt. Sie hatte nie um Zuneigung buhlen müssen, und ihr wäre nie der Gedanke gekommen, dass ihr diese einst entzogen werden könnte. Die elterlichen Pläne für ihre Zukunft jedoch hatten ihr das erste Mal in ihrem Leben gezeigt, dass es auch für sie Grenzen gab, dass Entscheidungen getroffen wurden, die sie - so umfassend diese auch für ihr ganzes Leben waren - nicht mit schmeichelnden Worten, Flehen oder heftigen Tränenausbrüchen beeinflussen konnte.
Es war eine wilde Verzweiflung gewesen, der sie nachgegeben hatte, als sie geflohen war - eine Flucht, von der sie selbst nicht wusste, wo sie enden würde. Nun jedoch wollte sie nur noch heim, wollte in ihrem Zimmer in Lissabon im Bett liegen und den Geruch der Korkeichenwälder riechen, der durch das offene Fenster wehte, wollte die beruhigenden Geräusche im Haus hören, wenn die Sklavinnen bei der Hausarbeit sangen. Ihre Mutter würde ihr einen heißen Kräuteraufguss bringen, der die Krämpfe in ihrem Bauch linderte. Ana schlang die Arme enger um die Beine und legte die Stirn auf die Knie. In all den wunderschönen Bildern eines Lissabonner Frühlings suchte sie nach dem Abbild jenes Mannes, der sich mit so leichter Hand ihr Leben hatte zu eigen machen wollen und in dessen Augen das Versprechen gelegen hatte, es in alle weltlichen Abgründe zu führen. Dom Luís de Brissac, der schöne, reiche Luís, dessen Name den Mädchen Lissabons wie ein Lied über die Lippen kam. Aber in den Schmerzen und dem Unwohlsein, das sie schüttelte, zerfiel selbst diese Vorstellung. Sie ahnte, dass es wie beim letzten Mal werden würde, als sie drei Tage lang das Verlangen, sich ihrem Bruder zu offenbaren, und den Wunsch, die Reise mit allen Annehmlichkeiten fortzusetzen, niederringen musste. Aber sie würde es bereuen, das wusste sie. Nicht um ihretwillen, denn Alessandros Strafe würde sie nicht entgehen, wann immer sie auch aus ihrem Versteck auftauchte. Jaume jedoch würde die Konsequenzen ihres Handelns in voller Härte zu spüren bekommen, und dem durfte sie ihn nicht aussetzen. Die Angst um ihr eigenes Leben hatte sie zur Flucht getrieben, durfte sie da das ihres Freundes leichtfertig aufs Spiel setzen? Und doch wankte sie unter dem nächsten qualvollen Bauchkrampf.
Weil sie auf der Rückreise die Terra do Brasil nicht erneut anlaufen würden, befahl Alessandro, Holz zu schlagen und an Bord zu bringen, jenes wertvolle Brasilholz, nach dem die Terra do Brasil benannt worden war - brasil, gluthaltig. Ibira- pitanga in der Tupí-Sprache, wie Rui herausgefunden hatte. Überhaupt verstand sich Alessandros Vetter bestens mit den Indios und hatte es sogar geschafft, dass diese ihn, Alessandro, Henrique, Padre Afonso, Fradre Miguel, José, Jaume und zwei weitere Soldaten mit in ihr Dorf nahmen, in das vorzudringen sonst kaum möglich war. Das Dorf war auf einer durch Brandrodung geschaffenen Lichtung errichtet und bestand aus Holzhütten, die mit Laubwerk und Ästen gedeckt waren. Was die Aufmerksamkeit der Männer jedoch am stärksten fesselte, war die Tatsache, dass die Frauen ebenso nackt waren wie die Männer und ebenso wohlgestaltet. Dass sie, abgesehen von ihrem langen, tiefschwarzen Haar, gänzlich haarlos waren, gab ihnen den Anschein kindlicher Unschuld. Alessandro zwang sich, den Blick von ihnen zu lösen, aber auf einmal schien es, als seien sie überall, da sie neugierig näher kamen, einige mit Kindern an der Brust. Auch bei den Frauen war die Unterlippe durchbohrt mit weißen Knochen in der Länge eines Handtellers, der Dicke einer Baumwollspindel und spitz zulaufend wie ein Dorn. Das Knochenstück wurde von innen hindurchgeschoben, so dass die Unterlippe nach unten hing, und das an den Zähnen liegende Stück war geformt wie ein Turm in einem Schachspiel. Es schien sie weder beim Essen noch beim Trinken zu behindern, und Alessandro stellte fest, dass man selbst kleinen Kindern bereits diesen Schmuck in die Lippe bohrte. »Ihn herauszunehmen«, sagte Fradre Miguel, »gilt als zutiefst unhöflich.« Unter dem forschenden Blick des Capelão wurde er rot und sah zu Boden. Alessandro hatte Mitleid mit ihm. Er war noch so jung, hatte sein bisheriges Leben im Kloster verbracht und Bücher über jene Welten studiert, die er zu bereisen wünschte. Mit Frauen hatte er kaum je zu tun gehabt, und nun befand er sich inmitten einer Versuchung, die selbst erfahrene Männer prüfte. Sein rundliches Gesicht, vormals glühend vor Eifer, alles zu erkunden, war nun rot vor Verlegenheit. Schließlich ging er vor einem der Kinder in die Hocke. »Seht«, sagte er zu Alessandro, »bei den Kleinen besteht der Schmuck aus einem Stein, oder hier«, er deutete auf einen kleinen Jungen, der sich an seine Mutter schmiegte, »aus Holz.« Bei den Halbwüchsigen steckte ein großer grüner Stein in der Unterlippe. Anscheinend erweiterte man auf diese Art das Loch stetig bis ins Erwachsenenalter hinein. Rui stand inmitten der Frauen, lächelte, schäkerte und war gänzlich in seinem Element. Er wusste das, was er sagte, durch präzise Gesten zu unterstreichen und war so ungeheuchelt interessiert an den Tupí, dass ihm diese anscheinend nur schwer widerstehen konnten. Wie viele adelige Söhne war Rui als Page am Hof des Königs erzogen worden, und die dunkle Kleidung und schlichte Eleganz bevorzugte er auch jetzt noch. Schwarz und Dunkelblau waren seine meistgetragenen Farben, silberbestickt seine Garderobe, die Barette mit Perlen verziert. Umso seltsamer mutete es an, dass er an diesem Tag herausstach wie ein bunter Vogel. »Möchtest du den albernen Hut nicht allmählich absetzen?«, fragte Alessandro. Rui lachte. »Ich denke, er kleidet mich hervorragend. Wenn ich noch einen dieser Mäntel bekommen könnte, wäre die Maskerade perfekt.«
»Frag doch, ob man ihn gegen deinen Umhang tauscht«, schlug Alessandro vor, wohl wissend, dass sein Cousin sich in seiner Eitelkeit nur ungern von diesem Kleidungsstück aus edlem Samt trennen würde. Rui jedoch wirkte, als denke er in der Tat darüber nach. Nun gut, wenn er in einem bunten Vogelmantel und diesem Federhut an Bord zurückkehrte, wären ihm zumindest die Lacher gewiss. Fradre Miguel unterzog eine der Kopfbedeckungen einer eingehenden Untersuchung. »Seht nur«, sagte er an Alessandro und Padre Afonso gewandt und deutete auf einen perückenähnlichen Kopfschmuck aus gelben Federn, die einzeln an die Haare geklebt waren mit einer Paste, die aussah wie Wachs. »Es ist so befestigt, dass sie es beim Waschen nicht einmal abnehmen müssen.« »Falls sie sich überhaupt jemals waschen«, sagte Henrique. »Oh, das tun sie«, erwiderte Fradre Miguel. »Die Frauen kämmen sich sogar sehr häufig, daher ist ihr Haar so glatt.« »Ah, unser Mönchlein hat sich Letzteres offenbar sehr genau angesehen«, spöttelte Henrique. Fradre Miguel lief dunkelrot an, und Alessandro warf seinem Vetter einen strafenden Blick zu. Dieser neigte entschuldigend den Kopf und sah die Frauen an. »Wäre unser strenger Padre nicht hier«, sagte er nur für Alessandro hörbar, »könnte die Jagd heute Nacht vortrefflich sein.« »Mäßige dich«, zischte Alessandro und gesellte sich zu dem jungen Mönch. Wenn sie hier mehrere Tage ankerten, würde es Alessandro und seine drei Capitães vermutlich viel Mühe kosten, die Moral der Männer aufrechtzuerhalten. Nach sieben Wochen auf See und der Aussicht auf weitere gut sechs Monate, war die Versuchung, die sich hier bot, einfach zu groß. Wenn auch Henrique der Einzige war, der dies offen äußerte, so zweifelte Alessandro nicht daran, dass auch die übrigen Männer mit dem Gedanken liebäugelten, sich eine dieser so offenkundig gefügigen Frauen zu eigen zu machen. Auch er selbst war nicht davor gefeit, und das Verlangen, das bei ihrem Anblick so jäh aufgeflammt war, war mitnichten erloschen, sondern loderte unvermittelt, nahezu schmerzhaft, weiter. Um sich abzulenken, ging er langsam im Dorf umher, sah Männer in Hängematten liegen und an Federschmuck arbeiten, während einige Frauen sich um die Äcker und das Essen kümmerten. Der köstliche Duft von Gebratenem hing in der Luft, und es dauerte nicht lange, da wurde ihnen Fisch und geröstetes Wild, Vogeleier, Erdnüsse und Mais serviert. Daneben lagen auf einem großen Blatt Früchte und eine klebrige Masse, die sich als Ameisen in Honig herausstellte. Um die Gastgeber nicht zu beleidigen, kostete Alessandro davon, indem er etwas Honig vom Rand abstrich und hoffte, so wenig Ameisen wie möglich essen zu müssen. Dabei fing er Ruis schadenfrohes Grinsen auf. Er hatte es in der Tat geschafft, einen Federmantel zu ergattern, den er über seinem eigenen trug. Als es zu dämmern begann, fand jedoch die Gastfreundschaft ein Ende, und sie wurden nachdrücklich aufgefordert, das Dorf zu verlassen. An der Küste waren immer noch die Boote vertäut, und Sérgio da Silveira wartete mit den Männern. »Wir haben etwas zu essen mitgebracht«, sagte Henrique. »Fleisch?«, fragte sein Vater und runzelte argwöhnisch die Stirn. »Ich habe gehört, die Völker hier seien Kannibalen.« Die Männer starrten ihn fassungslos an, Henriques Gesicht bekam gar eine grünliche Blässe. »Sie essen Menschen, die sie im Kampf gefangen genommen haben«, sagte Fradre Miguel. »Diese werden rituell getötet, sie zu erschlagen ist eine große Ehre für den Henker, und danach werden die Körperteile unter den Männern und Frauen verteilt. Keinesfalls schlachten sie Menschen und lagern sie, um sie Besuchern zu servieren.« »Verderbtheit und Gottlosigkeit«, murmelte Padre Afonso. Alessandro sah seinen Vetter an, der das Essen immer noch in den Händen hielt. »Mag sein, dass sie Menschen essen, aber wie Wild schmeckt, weiß ich, und dies ist welches. Seid also unbesorgt.« Die Männer nickten. Auch sie kannten den Geschmack von Wild, und nach all den Wochen, in denen sie an Bord Fleisch aßen, das monatelang im Salz gelegen hatte, um haltbar gemacht zu werden, waren sie für das frische Essen überaus dankbar. Sie bestiegen die Boote und ruderten zurück zu den Schiffen. Über die Jakobsleiter erklomm Alessandro das Deck, ging in seine Kajüte und machte sich daran, die Ereignisse des Tages in das Logbuch zu schreiben. Er hörte, wie zur ersten Nachtwache geläutet wurde und die Schritte der Wachhabenden auf dem Poopdeck. Es war stürmisch geworden, der Wind blies aus Südost und trieb Regenschauer gegen das Schiff.
Es hatte Ana viel Mut gekostet, diesen Schritt zu tun, viele lange Nächte, in denen sie mit wild klopfendem Herz wach gelegen hatte, viele Tage, an denen sie den Blicken von Luís' abgründigen Augen hatte standhalten müssen. Jaume und sie kannten einander von Kindesbeinen an, und ohne ihn hätte sie diese Flucht niemals antreten können. Angst blieb auch jetzt ihr ständiger Begleiter, aber ihr zur Seite gesellten sich in einsamen Stunden Erinnerungen an ihre Kindheit in Lissabon, den Geruch von sonnenwarmen Zitronenhainen und duftendem Gras.
Alessandro, sechs Jahre älter als sie, war immer tonangebend gewesen, und Jaume, der vom Alter her genau zwischen ihnen lag, hatte ausgleichend gewirkt, hatte alle Stimmungen zwischen ihnen aufgefangen. Als sie älter geworden waren und es sich für Ana nicht mehr schickte, mit den Jungen herumzutollen, waren ihre Begegnungen seltener geworden, und seit Jaume in den Dienst als Soldat getreten war, sahen sie sich kaum noch. Und dennoch hatte sie keinen Moment gezögert, sich ihm anzuvertrauen. Wie aufregend war es gewesen, sich aus dem nächtlichen Haus zu schleichen, Kühnheit und Abenteuerlust hatten die aufkeimende Angst vor der Ungewissheit ihrer Unternehmung verdrängt. Jaume hatte schon Tage zuvor eine Kiste mit Kleidung ins Schiff gebracht, ein leichtes Unterfangen, denn Ana hatte diese als eine ihres Bruders gezeichnet, so dass niemand Fragen stellte. Durch den Garten war sie geflohen, weil das hintere Tor nicht durchweg bewacht wurde, sondern von einem Wachhabenden, der im Garten an der gesamten Mauer auf und ab patrouillierte. Schon tags zuvor hatte Ana die in das Tor eingelassene Tür in einem unbeobachteten Moment geöffnet, um zu überprüfen, ob dieser so selten benutzte Ausgang quietschte, aber er war gut geölt und leichtgängig. Jaume hatte davor gewartet, verborgen in der nächtlichen Dunkelheit. In ihrer Verkleidung als Grumete hatte er sie im Boot mit einigen jungen Seemännern an Bord gebracht. Da diese durch Presskommandos verpflichtet worden waren, kannten sie einander nicht, und ein jeder hielt den Blick gesenkt, teils trotzig, teils verzweifelt. Ana fiel nicht auf zwischen ihnen, und abgesehen von der Bemerkung eines Marinheiros, der sagte, dieses zierliche Bürschchen ginge ja beim ersten Windstoß über Bord, war sie unbeachtet geblieben.
Selbst der Anblick des Kielraums hatte sie zunächst nicht abgeschreckt, auch dies war ein Teil des Abenteuers. Dann jedoch war die erste Ratte in ihrer unmittelbaren Nähe aufgetaucht, kurz nachdem Jaume mit dem Licht gegangen war, so dass sie das Tier nur hören, aber nicht sehen konnte. Die Hand vor den Mund gepresst, hatte Ana Laute des Ekels hinuntergeschluckt und kaum gewagt, zu schlafen.
Wie stellt Ihr Euch die Zukunft vor, Dona Ana?
Diese Frage hatte Jaume ihr gestellt und die Antwort zur Voraussetzung gemacht, um ihr zu helfen. Sie würde in Goa bleiben, hatte sie geantwortet, und dort leben.
Allein?
Nein, natürlich nicht. Sie wusste, dass ihr dies nicht möglich war. Aber auch dort gab es Fidalgos, und sie, Ana, würde den gleichen Weg wie die Orfas del Rei nehmen und einen von ihnen heiraten. Sie hatte über die Männer in Goa gehört, dass sie weniger auf Konventionen gaben, dass sie freier und abenteuerlustiger waren - zweifellos würde ein Leben als Frau an der Seite eines dieser Männer einer Heirat mit Dom Luís vorzuziehen sein. Und so wenig es sie auch dazu drängte, schon bald zu heiraten, so wusste sie, dass dies der einzige Weg war, der ihr in ihrer Lage offenstand. Entweder Dom Luís oder ein anderer Mann.
Wäre ein vollkommen Fremder wirklich die bessere Wahl?
Ja, nahezu jeder wäre die bessere Wahl als Dom Luís. Und diese Männer waren ebenfalls Adlige. Was also spräche dagegen?
Dom Alessandro könnte versuchen, Euch nach Lissabon zurückzubringen.
Und riskieren, dass ich erneut fliehe? In ihrem Innern wusste Ana allerdings, dass ihr schöner Plan zum Scheitern verurteilt wäre, sollte Alessandro dies versuchen. Ein weiteres Mal würde ihr die Flucht nicht gelingen, man wäre auf der Hut. Sie musste einfach darauf vertrauen, dass sie einen Weg fand, in Goa zu bleiben, gleich wie. Wenn sie nur die Möglichkeit hätte, Alessandro in aller Ruhe zu erklären ... Ein Geräusch riss Ana aus ihren Gedanken. Schritte. Sie richtete sich auf, verharrte dann regungslos. In der Tat, da waren Schritte unmittelbar über ihr auf dem Orlopdeck. Jaume? Nein, es war mehr als eine Person. Ana hielt den Atem an, lauschte den Schritten auf dem Niedergang und hörte das Rasseln einer Kette, als sei jemand mit Hand- oder Fußeisen gefesselt. Sie rutschte zu Boden, wobei sie beinahe auf den schlüpfrigen Holzplanken ausgeglitten wäre, und kauerte sich hinter eine Kiste. Bilgenwasser sickerte in ihre Schuhe, deren einstmals weiches Leder inzwischen starr war, rauh vom eingetrockneten Schmutz, und ließ den Hosensaum nass an ihren Knöcheln kleben. Glücklicherweise hatte Jaume ihr am Vorabend jede Menge Tücher gebracht, so dass sie nicht mehr halbnackt auf dem Boden hocken musste. Ein Lichtkegel näherte sich vom Niedergang her. »Du kannst von Glück sagen, dass Dom Alessandro es bei fünfzehn Hieben belassen hat«, sagte eine Stimme, und eine zweite brummte etwas, das nach einer Zustimmung klang. »Zwei Tage im Kielraum - es hätte schlimmer kommen können «, fuhr der Mann fort. »Zumindest reicht es zum Ausnüchtern«, fügte die erste Stimme ein wenig hämisch hinzu. Ana stockte der Atem vor Entsetzen, und unwillkürlich hob sie die Hand an den Mund, bewegte sich ein kleines Stück und spürte etwas Weiches unter ihrem Fuß, dem unwillkürlich ein schrilles Quieken folgte. Erschrocken wich sie zurück, sah eine fette Ratte davonhuschen.
© 2014 Knaur Taschenbuch Verlag
I
Atlantischer Ozean, südlich des Cabo Verde, März 1545
Spukbilder woben sich in eine Finsternis, die den Tag nicht von der Nacht schied. Das leblose Antlitz einer Frau, darüber ein dunkler Schlund hinter geöffneten Lippen, Augen, in denen Dämonen tanzten, und ein Gesicht, das von unheilvollen Schatten beseelt schien. Jäh überfiel Ana die Angst in diesen Augenblicken, dann summte sie mit leiser, dem Sprechen nahezu entwöhnter Stimme, schloss die Augen und tauschte die Dunkelheit, die sie umgab, gegen eine andere. »Die Marinheiros werden sagen, es spukt.« Kaum lauter als ein Flüstern kam es vom Niedergang her. Dumpf klangen die Schritte auf den schlüpfrigen Planken, kamen langsam näher und hielten vor ihr inne. In den Gestank fauligen, mit Schmutz aller Art vermischten Wassers, modrigen Holzes und menschlicher Ausscheidungen mischte sich Jaume Jordãos Geruch nach Sandelholz und Leder, und Anas Nasenflügel blähten sich leicht. Sie öffnete die Augen und blinzelte in die milchig gelbe Lichtpfütze, die die Laterne des jungen Soldaten auf den Boden warf. »Ich sagte Euch doch, dass Ihr auf diese Weise nicht lange durchhalten werdet«, fuhr er fort, so leise, dass Ana sich leicht vorneigen musste, um ihn verstehen zu können. »Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe schon Matrosen verenden sehen, die weniger elend gehaust haben, als Ihr es tut.« »Mir fehlt nichts.« »Närrischer Starrsinn«, murmelte er. »Ihr vergesst Euch, Jaume.« Die Schärfe entglitt ihr. Sie hörte, wie sich seine Schritte entfernten, dann ertönte ein leises Schaben, und Ana wusste, dass er den stinkenden Eimer an sich nahm, den sie so weit von sich geschoben hatte, wie es nur irgend ging, doch den zu benutzen die Natur sie mehrmals täglich zwang. »Bis Goa ist es noch ein halbes Jahr, und das auch nur, wenn es keine Verzögerungen gibt.« Ana schwieg, zog die Knie an und schlang die Arme darum. »Ihr wart schon allzu lange nicht mehr an Deck. Es geht auf Mitternacht zu, ich kann Euch holen kommen, wenn außer den Wachhabenden alles schläft.« Ein verlockender Gedanke, jedoch hatte bislang stets eine nagende Angst jeden dieser kurzen Wege zum Atemholen begleitet. Sie schüttelte den Kopf. »Zwingt mich nicht dazu, alles zu gestehen.« Was eine Drohung hätte sein sollen, kam Jaume wie eine Klage über die Lippen. »Was wohl wird der Capitão-Mor dann mit Euch tun?« »Und was denkt Ihr, wird er mit mir tun, wenn ich ihm Euren Tod beichten muss?« Ana wog die wankende Entschlossenheit in seiner Stimme gegen seine Worte ab und entschied, dass es ihm womöglich ernst war mit dem, was er sprach. »Ist gut, Jaume.«
Alessandro da Silveira hörte das Lied der Seemänner, als diese die ungeliebte zweite Nachtwache begannen.
»Die Wache beginnt, der Sand im Uhrglas rinnt, wir machen eine gute Reise, so Gott will.«
Täglich zur Mittagsstunde wurde die Zeit auf dem Schiff neu berechnet. Alessandro korrigierte das Halbstundenglas mit Hilfe seines Kompasses regelmäßig, und um jede Ungenauigkeit in der Zeitmessung auszugleichen, begann die Zeitrechnung jeden Mittag von vorn. Auf diese Weise wurde der Tag eingeteilt, denn an Bord gab es nur diese Möglichkeit, um festzustellen, wann Zeit für die Wachablösung, die Messe oder den Schlaf war. Acht Glasen dauerte eine Wache, lediglich der Rudergänger und der Steuermann wurden stündlich ausgewechselt, denn es kostete viel Kraft, ein Schiff auf Kurs zu halten. Nun stand Alessandro an Deck zusammen mit Zaid, seinem arabischen Navigator, und dem Verwalter des Schiffes, Mestre Pablo Brandão, der Zaid unterstellt war, und berechnete den Kurs unter Zuhilfenahme eines Jakobsstabs. Es war eine sternenklare Nacht und damit hell genug, dass man die Horizontlinie ausmachen konnte, deren Abstand zum Polarstern die drei Männer maßen. Alessandro erstellte eine Koppelung, indem er den Kurs vom Kompass ablas und zusammen mit der Zeit in Verbindung mit der Geschwindigkeit, die sie zurücklegten, eintrug. Letztere errechnete sich daraus, wie schnell ein Stück Holz, das am Bug des Schiffs ins Wasser geworfen worden war, an diesem vorbeischwamm. Zaid war Navigationsoffizier, und als solchem ruhte auf ihm die größte Verantwortung, was den Verlauf der Fahrt anging. Selbst der Mestre hatte dem Navigator zu gehorchen und leitete Segelmanöver nach dessen Anweisung. Tag und Nacht war Zaid auf seinem Posten, und in den kurzen Ruhezeiten vertrat ihn der Untersteuermann. Eine Bewegung an der Reling ließ Alessandro aufblicken, und er sah Jaume Jordão, der sich eben anschickte, unter Deck zu gehen. Er winkte ihn zu sich. »Was tut Ihr um diese Zeit noch hier, Jaume? Ihr habt doch gar keinen Dienst.« »Man möchte beinahe meinen, die Nacht sei zu schön, um sie gänzlich zu verschlafen, Dom Alessandro«, entgegnete der junge Soldat lächelnd. »Ich habe ein wenig Zeit in Andacht verbracht, auf dass Gott uns die Gnade einer guten Weiterreise gewährt.« Alessandro blickte aufs Meer hinaus. »Ja«, antwortete er versonnen, »darauf wollen wir hoffen.« Es war seine erste große Reise, und als Kommandant befehligte er neben der Capitania, dem Flaggschiff, eine kleine Flotte von drei weiteren Schiffen - zwei Karavellen und ein Versorgungsschiff -, allesamt aus dem Besitz des reichen Reeders Pedro Cayado, eines Vetters von Alessandros Mutter. Am siebten März waren sie von Belém aus aufgebrochen, effizient ausgestattet mit leichter Artillerie. Erfahrene Capitães waren an Bord der anderen Schiffe, allesamt aus der Familie. Rui de Vasconselos, Alessandros Vetter mütterlicherseits, befehligte eine der Karavellen, sein Onkel Sérgio da Silveira die andere, und dessen Sohn Henrique war Capitão des Versorgungsschiffes. Rasch war die Küste Portugals aus dem Blickfeld verschwunden, und die Flotte hatte Kurs genommen auf die offene See, das Val de Éguas, das Tal der Stuten, wie man den Bereich zwischen dem Festland und den Ilhas dos Açores nannte, weil sich die Wellen hier so ungebärdig verhielten wie eine Herde junger Stuten. Wer das Meer nicht gewohnt war, den befiel spätestens hier die Seekrankheit. Die Flotte hatte danach, um den Nordwestpassat zu umgehen, Kurs auf Südwest genommen, dann weit nach Westen ausgeholt und segelte nun südsüdwestlich auf die Terra do Brasil zu. »Wenn Ihr mich entschuldigen möchtet, Dom Alessandro«, sagte Jaume. »Geht nur.« Alessandro legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ruht Euch aus, mein Freund. Die Reise wird lang und anstrengend, Ihr solltet mit Euren Kräften haushalten.« Er selbst ging langsam zum Heck, wo sich auf dem Achterkastell das Kommandodeck und seine Kajüte befanden. Ehe Alessandro diese betrat, ließ er den Blick ein weiteres Mal über das Meer gleiten und verharrte, die Hände in die Seiten gestemmt. An den ersten Tagen, als sich um ihn herum nichts als die scheinbare Endlosigkeit des Wassers erstreckte, hatte er das erste Mal wirklich verstanden, wie den Männern seinerzeit zumute gewesen sein musste, als sie sich aufgemacht hatten, ins Unbekannte zu segeln, in Meere, von denen es hieß, sie seien von Seeungeheuern bevölkert und es tobten Stürme darauf, die jedes Schiff verschlangen. Dass Alessandro das Kommando über die kleine Flotte übertragen worden war, verdankte er dem Einfluss seines Vaters und der Tatsache, dass sein Onkel Sérgio, der ein wesentlich erfahrenerer Capitão war, zu seinen Gunsten verzichtet hatte. Alessandro war oft zur See gefahren, jedoch über das Mittelmeer, Marokko und Cabo Verde nicht hinausgekommen. Ihn trieb nicht allein die Abenteuerlust und die Liebe zur See zu dieser Fahrt. Es war der Gedanke an die Märchenküste Indiens, von der so viel erzählt wurde. Von unermesslichem Reichtum war die Rede, von Farben, von Blumen, die kein Mensch in Portugal je erblickt hatte, von schönen Frauen und Palästen. Zehntausend Cruzados erhielt der Capitão-Mor für die gefahrvolle Reise, die Carreira da India, von der oftmals nur die Hälfte aller Männer zurückkehrte. Auf Alessandros Náo befand sich eine Bemannung von einhundertsechsundzwanzig Seeleuten, hinzu kamen noch dreihundert Soldaten und etliche Mitreisende. Die Náo war ein stattlicher Dreimaster mit einem Bugspriet, Hauptmast, Fockmast und Besanmast, eines der größten Schiffe, die derzeit gebaut wurden. Im Achterkastell lagen außer der Kapitänskajüte die des Mestre, des Navigators, des Escrivão, des Verwalters, des Konstablers, des Untersteuermanns sowie die der bevorzugten Fahrgäste. Auf der obersten Ebene, unmittelbar unter dem Poopdeck, war die Hauptkajüte gelegen, wo der Kapitän mit seinen Offizieren und Gästen zu essen pflegte. Rings um die Außenseite des Kastells lief eine Veranda, auf die sich die oberen Kajüten öffneten und von der aus man auf das Steuerruder sehen konnte, das darunter angebracht war. Ein weiterer Teil der Besatzung war im Vorderkastell untergebracht, wo sich unter anderem die Pulverkammern der Artilleristen befanden, in denen die Munition untergebracht war sowie Kanonenkugeln, Piken, Arkebusen und Armbrüste. Die Geschütze sowie Boot und Schaluppe befanden sich auf dem Batterie- deck. Hier fanden auch die Soldaten Unterkunft zwischen den Kisten. Nachdem Cabo Verde nun schon seit mehr als zehn Tagen hinter ihnen lag, errechnete Alessandro, dass sie, wenn sie weiterhin bei gutem Wind segelten, die Terra do Brasil erreichen würden, noch ehe der April vorbei war. Dort wäre ihnen ein kurzes Luftholen vergönnt, wobei sie ihre Trinkwasservorräte auffüllen konnten, ehe es an die Überquerung des südlichen Atlantiks ging.
Ein Glockenschlag läutete das erste Drehen des Halbstundenglases ein. Alessandro war im Begriff, in seine Kajüte zu gehen, als er glaubte, eine Bewegung wahrzunehmen. Er hielt inne und spähte in die Dunkelheit.
Ana hatte das Gefühl, ihr Herz setze aus, als sie sich hinter Jaume duckte. Alessandro hatte sie gesehen. Er verharrte unbeweglich, den Blick auf den Niedergang gerichtet, dann jedoch wandte er sich ab und verschwand in seiner Kajüte. Ein tiefer Seufzer entrang sich Anas Brust, und sie blickte Jaume fassungslos an, als dieser Anstalten machte, an Deck zu gehen. Wild schüttelte sie den Kopf, aber er trat dennoch aus dem Niedergang, so dass ihr nichts anderes übrigblieb, als ihm zu folgen. Die frische Seeluft schmeckte so köstlich, dass Ana war, als habe sie wochenlang verharrt, ohne zu atmen. Dennoch konnte sie nichts tun, als angespannt neben der Luke zum Niedergang zu stehen, da es ihr nicht möglich war, Jaumes gespielte Gelassenheit nachzuahmen. Aber recht hatte er. Wenn sie nicht auffallen wollte, dann durfte sie nicht so tun, als wolle sie nicht auffallen. Schließlich folgte sie ihm mit steifen Schritten zur Reling. Alessandro und José, sein Sklave, der ihm folgte wie ein untrennbarer Schatten, waren die Einzigen, denen sie nicht begegnen durfte. Es gab zwar mitreisende Fidalgos, Edelmänner, aber dass diese ihr ins Gesicht blickten, stand nicht zu befürchten, hielten sie sie doch für nicht mehr als einen Seemann niedrigsten Ranges. Sie trug die Kleidung der Grumetes: Hosen und ein gegürtetes knielanges Hemd. Das Haar hatte sie straff hochgebunden und unter einer kegelförmigen, aus blauem Leinen gefertigten Seemannskappe verborgen. In der Dunkelheit würde ihre Verkleidung auch einem näheren Blick standhalten, wenn derjenige, der sie anblickte, sie nicht kannte. Ihr unsicherer, seefahrtsungeübter Gang jedoch würde sie möglicherweise selbst bei Nacht verraten. Sie stand neben Jaume an der Reling, blickte auf das samtschwarze Meer und rang um jenen Mut, von dem sie bei ihrem Aufbruch so überreich besessen hatte und der nach nahezu einem Monat in dem feuchten, stinkenden Loch beinahe zur Gänze zerfallen war, so dass sie in besonders verzweifelten Momenten mühevoll die Reste zusammenzuklauben versuchte, während sie nichts anderes wollte als nach Hause. Ihre Flucht hatte bei ihrer Planung etwas abenteuerlich Romantisches gehabt, ein Glanz, der bereits beim zweiten Tag auf See von einer Patina überzogen wurde und an den nun nichts mehr erinnerte. Während sie in tiefen Zügen atmete, die Spritzer der Gischt auf ihrem Gesicht spürte und ihre Nasenflügel im salzigen Wind des Meeres bebten, kehrte ein wenig von der Zuversicht zurück. Hier draußen war es leichter, mutig zu sein. Dennoch war sie erleichtert, als Jaume sie zurück zur Luke brachte und somit auch den Augen der wenigen Menschen auf dem Hauptdeck entzog. Vier Decks hatte die Náo, und doch nur wenig Platz für die einfache Mannschaft, die eng gedrängt in Hängematten schlief. Zum Schneiden dick war die Luft hier, während sie, je tiefer man kam, klamm wurde und man nicht mehr das Schnarchen der Männer hörte, sondern das stete Knacken im Gebälk, das Trippeln und Quieken der Ratten sowie das Schmatzen des Bilgenwassers, das über den Schiffsboden schwappte. Der Kielraum war der kälteste Ort im Schiff. Ana sah Jaume an, dass dieser nur ungern ging, aber er schwieg, und sie hockte sich auf den Strohsack, den Jaume für sie auf eine große Kiste gelegt und auf dem sie die längsten Tage ihres Lebens verbracht hatte. Sie lehnte den Kopf zurück. Obwohl sie mit dem Nachtwind ein wenig ihrer einstigen Abenteuerlust eingeatmet hatte, fühlte sie sich entsetzlich einsam und elend, als Jaume ging und das Licht mitnahm. Ana schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Hinter ihren Lidern schoben sich Bilder ineinander, sie sah ihr Elternhaus in Lissabon, den Garten, die Sommer ihrer Kindheit, den hingeworfenen Körper einer Frau, einer ungeliebten Puppe gleich, das Kleid zerrissen und darüber Luís de Brissacs Schattenaugen.
Terra do Brasil, April 1545
Der Tag auf dem Schiff begann mit der ersten Morgenwache in der fünften Stunde des Tages, wenn das Deck mit Salzwasser geschrubbt wurde, die Marinheiros in die Takelage stiegen und die Schiffsjungen, Grumetes, Taue und Segel auf Verschleiß hin untersuchten. Alessandro verließ seine Kajüte, wenn die darauffolgende Wache, acht Umdrehungen des Halbstundenglases später, antrat. Es folgte das Gebet, bei dem für alle Männer Anwesenheitspflicht bestand, danach gab es Gerstengrütze mit Dörrpflaumen zum Frühstück. Am Morgen des vierundzwanzigsten April stand Alessandro am Bug des Schiffes und blickte auf die Küstenlinie, die sich in bläulichem Dunst vor dem Horizont erhob, gekrönt von einem runden Berg, dem Monte Pascoal. Das Meer lag ruhig da, in sanftem blauen Schimmer. Alessandro hatte mit seiner Schätzung während der Kursberechnungen richtig gelegen, was ihn für die Weiterreise ermutigte. Das Senkblei maß eine Tiefe von fünfundzwanzig Faden. An Deck war man in heller Aufregung, einerseits, weil man sich darauf freute, sich die Beine an Land vertreten zu können, andererseits, weil man gespannt war auf die nackten Wilden - insbesondere die Frauen, wie Alessandro vermutete - und auf die roten Papageien, die frei herumflogen, wie man es aus Berichten anderer Seefahrer gehört hatte. Als sie nur noch etwas mehr als sechs Léguas von der Küste entfernt waren, wurde erneut die Tiefe gemessen, die nun neunzehn Faden betrug. Sie steuerten gerade auf das Land zu, das Senkblei glitt stets aufs Neue ins Wasser, und die Stimme des Mestre erscholl mit jedem Mal. »Siebzehn Faden! Sechzehn! Fünfzehn! Vierzehn! Dreizehn! Zwölf! Elf! Zehn!« Als er »Neun Faden Tiefe!« rief, waren sie eine halbe Légua vom Ufer entfernt, unmittelbar vor einer Flussmündung. Sie segelten weiter an der Küste entlang, bis sie nach zehn Léguas an ein Riff kamen, wo die Tiefe elf Faden betrug und sie vor Anker gingen. Die beiden Karavellen und das Versorgungsschiff ließen Boote ins Wasser, um zur Capitania zu rudern. Alessandros Onkel und seine beiden Vettern kamen an Bord, um sich zu beraten, und man entschied, zunächst mit drei Booten an Land zu rudern. »Jaume.« Alessandro wandte sich an den Soldaten. »Ihr kommt mit mir.« Er blickte sich nach José um, jenem breitschultrigen afrikanischen Sklaven, der ihn seit seiner Kindheit, als jener selbst erst halbwüchsig gewesen war, ständig begleitete. »José, du wirst ebenfalls mitkommen.« Er wählte weitere Soldaten aus, mehrere Marinheiros, den Capelão Padre Afonso sowie Fradre Miguel, einen rundlichen Mönch, der Studien über die natürlichen Gegebenheiten der Regionen, die sie aufsuchten, betrieb. Als sicherer Hafen, Porto seguro, galt jener Punkt, an dem sie ankerten. Einheimische - es mochte ein gutes Dutzend Männer sein - waren ans Ufer gekommen. Sie hielten Bögen in den Händen und waren in der Tat gänzlich nackt. Die Marinheiros sprangen ans Ufer und zogen die Boote an Land. Alessandros Dolmetscher, der die Sprache der Tupí, die an der ganzen Küste der Terra do Brasil gesprochen wurde, einigermaßen beherrschte, versuchte, sich mit den Indios zu verständigen, was jedoch dadurch erschwert wurde, dass sich die Brandung an den Klippen brach und er sein eigenes Wort kaum verstehen konnte. Die Tupí jedoch legten bereitwillig die Bögen nieder, als Alessandro beide Hände hob, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. Es waren ausnehmend schöne Menschen, von kräftigem und geradem Wuchs, die Haut leicht rötlich gefärbt, das glatte Haar über der Stirn von einer Schläfe zur anderen halbmondförmig geschoren. In den durchbohrten Unterlippen steckten Knochen oder Steine, und die Körper waren kunstvoll bemalt. Einige trugen bunte Federhüte oder lange Federn im Haar. Sie verhielten sich den Ankömmlingen gegenüber so, wie Alessandro es aus den Berichten gehört hatte: neugierig, hilfsbereit, jedoch nicht allzu beeindruckt. Rui de Vasconselos bekam die Erlaubnis, einen der Bögen aufzunehmen, und auch Alessandro war neugierig und trat zu seinem Vetter, um die Waffe anzusehen. Der Bogen war lang und ebenmäßig geformt mit einer Kerbe an jedem Ende, in der die Sehne befestigt wurde. Die aus Bambusrohr gefertigten Pfeile hatten lange gefiederte Schäfte, und als Alessandro einen davon zur Hand nahm, sah er, dass die Spitze durch einen Knochen verstärkt war. Bei anderen Pfeilen wiederum war das Rohr vorne lediglich im Feuer gehärtet. Er hatte gehört, dass bei Stammeskriegen die Pfeile mit brennendem Stoff umwickelt und auf die Hütten der Feinde geschossen wurden. »Sieh mal«, sagte Rui und hielt einen Pfeil hoch. »Stacheln von Stechrochenflossen.«
Sérgio da Silveira ließ sich die Waffe geben, wog sie in der Hand und betrachtete sie aufmerksam. »Sehr gut und sorgfältig gearbeitet, nicht die kleinste Unebenheit.« Einer der Tupí trat vor, nahm seinen Bogen und deutete auf einen Baum am Waldrand. Kurzerhand schoss er rasch hintereinander zwölf Pfeile in einer Schnelligkeit ab, in der Alessandro es bisher niemanden auf mehr als sechs hatte bringen sehen. Das Erstaunlichste jedoch war die Treffsicherheit. Das komplette Dutzend Pfeile steckte dicht beieinander im Stamm. »Vielleicht sollten wir weniger vertrauensselig sein«, bemerkte Dom Sérgio trocken und legte den Bogen zurück. »Wenn sie uns hätten töten wollen, hätten sie es getan«, widersprach Rui. »Und nicht nur uns, sondern jeden anderen, der vor uns hier geankert hat. Aber sie tun es nicht, und das, obwohl so viele von ihnen auf die Zuckerplantagen verschleppt werden.« Er trat vor und bewunderte den hohen Hut, den einer der Männer trug. Es war eine erstaunliche Arbeit, diese aus langen, bunten Vogelfedern bestehende Kopfbedeckung mit einer kurzen Krempe aus kleinen grauen und roten Federn. Der Mann nahm den Hut ab und gab ihn Rui. Dieser wiederum reichte seinem Gegenüber sein blaues Samtbarett. Beim Anblick seines Vetters mit der seltsam anmutenden Kopfbedeckung konnte Alessandro nicht anders als lachen, ein Lachen, in das erst seine Besatzung und dann auch die Eingeborenen einstimmten. Selbst sein Onkel vermochte nicht ernst zu bleiben, sosehr er sich auch darum bemühte. Lediglich Jaume wirkte abwesend und schien keinen Blick für all das Faszinierende um ihn herum zu haben. Zwar lächelte er, dies jedoch wirkte pflichtbewusst, und mehr als einmal ertappte Alessandro ihn dabei, wie er zum Schiff blickte.
Den ganzen Tag schon war Jaume nicht erschienen, und weil Ana wusste, dass sie Anker gesetzt hatten, vermutete sie, dass er an Land gegangen war. Sie stand auf und ging einige Schritte umher, bog ihren Körper leicht, um ihn geschmeidig zu halten. Ihr tat der Kopf weh, und sie hatte Hunger. Der Landgang versprach wenigstens etwas Abwechslung beim Essen, denn auch wenn es an Nahrungsmitteln nicht mangelte, so waren diese furchtbar eintönig und sehr salzig. Mittags gab es meist Eintopf aus Erbsen oder Bohnen und dreimal pro Woche gepökeltes Fleisch. An diesem Morgen hatte ihr monatliches Unwohlsein eingesetzt, und weil sie nichts sehen konnte, war es ihr erst bewusst geworden, als die Nässe zwischen ihren Beinen zunahm und die Bauchkrämpfe begannen. Beim letzten Mal hatte Jaume ihr aus jener Kiste, die er für sie an Bord gebracht hatte, Tücher geholt, ohne weiter zu fragen, wofür sie diese benötigte. Auch hatte er ihr abends die Lampe gelassen und einen Eimer Salzwasser, um die Tücher notdürftig zu reinigen, während er mit dem Rücken zu ihr Wache stand. Nun jedoch war er nicht da, und Ana spürte, wie das Blut an den Innenseiten ihrer Schenkel zu klebrigen Rinnsalen gerann. Um ihre Hose nicht noch stärker zu beschmutzen, hatte sie diese ausgezogen. Zwar hatte sie eine weitere Hose dabei, aber selbst wenn sie die Hose wusch, würde diese in der klammen Luft nicht trocknen. Seufzend hockte sie sich in eine Ecke und zog das lange Hemd über ihre Knie bis zu den Füßen. Drei Tage dauerte es meist, bis das Schlimmste vorbei war. Sie dachte an daheim und an ihre Eltern, denen sie - da machte sie sich keine Illusionen - den größten Kummer zugefügt hatte. Ihr Vater war ein großzügiger Mann, der seiner einzigen und verwöhnten Tochter eine umfassende Bildung hatte zukommen lassen. So beherrschte Ana das Lateinische eben so wie Spanisch, sie war belesen und hatte Alessandros Unterricht in Mathematik und Arabisch beiwohnen dürfen. Ausgeschlossen worden war sie jedoch von Alessandros ausführlichen Unterweisungen in Nautik, dem Umgang mit der Schiffsartillerie und Kriegsführung. Außer ihr und Alessandro war ihren Eltern keines ihrer neun Kinder geblieben. Drei hatten nicht einmal das erste Lebensjahr vollendet, drei weitere starben, kaum dass sie laufen konnten, und ein Sohn war kurz vor seinem achten Geburtstag an einer Lungenentzündung gestorben. Ihr Vater hatte damals ein Kind angenommen, Geoffrey, den Sohn eines befreundeten englischen Händlers, der in Portugal verstorben war, ohne Angehörige zu hinterlassen, die sich um das kleine Kind hätten kümmern können. Obschon nur ein Jahr älter als Alessandro und mit ihm zusammen wie ein Bruder aufgewachsen, waren die beiden nie Freunde geworden. Während Alessandro jegliches kaufmännische Geschick abging, war Geoffrey der geborene Händler. Er befand sich nun schon seit Jahren in Indien, um dort den Reichtum der Familie da Silveira zu mehren, während es Alessandro oblag, diesen einzusammeln und heimzubringen. Ana war die Letztgeborene, und wäre sie nicht in dem Bewusstsein aufgewachsen, geliebt zu werden, gleich welche Schwächen sie offenbarte, hätte sie diesen Schritt aus dem Elternhaus nicht gewagt. Sie hatte nie um Zuneigung buhlen müssen, und ihr wäre nie der Gedanke gekommen, dass ihr diese einst entzogen werden könnte. Die elterlichen Pläne für ihre Zukunft jedoch hatten ihr das erste Mal in ihrem Leben gezeigt, dass es auch für sie Grenzen gab, dass Entscheidungen getroffen wurden, die sie - so umfassend diese auch für ihr ganzes Leben waren - nicht mit schmeichelnden Worten, Flehen oder heftigen Tränenausbrüchen beeinflussen konnte.
Es war eine wilde Verzweiflung gewesen, der sie nachgegeben hatte, als sie geflohen war - eine Flucht, von der sie selbst nicht wusste, wo sie enden würde. Nun jedoch wollte sie nur noch heim, wollte in ihrem Zimmer in Lissabon im Bett liegen und den Geruch der Korkeichenwälder riechen, der durch das offene Fenster wehte, wollte die beruhigenden Geräusche im Haus hören, wenn die Sklavinnen bei der Hausarbeit sangen. Ihre Mutter würde ihr einen heißen Kräuteraufguss bringen, der die Krämpfe in ihrem Bauch linderte. Ana schlang die Arme enger um die Beine und legte die Stirn auf die Knie. In all den wunderschönen Bildern eines Lissabonner Frühlings suchte sie nach dem Abbild jenes Mannes, der sich mit so leichter Hand ihr Leben hatte zu eigen machen wollen und in dessen Augen das Versprechen gelegen hatte, es in alle weltlichen Abgründe zu führen. Dom Luís de Brissac, der schöne, reiche Luís, dessen Name den Mädchen Lissabons wie ein Lied über die Lippen kam. Aber in den Schmerzen und dem Unwohlsein, das sie schüttelte, zerfiel selbst diese Vorstellung. Sie ahnte, dass es wie beim letzten Mal werden würde, als sie drei Tage lang das Verlangen, sich ihrem Bruder zu offenbaren, und den Wunsch, die Reise mit allen Annehmlichkeiten fortzusetzen, niederringen musste. Aber sie würde es bereuen, das wusste sie. Nicht um ihretwillen, denn Alessandros Strafe würde sie nicht entgehen, wann immer sie auch aus ihrem Versteck auftauchte. Jaume jedoch würde die Konsequenzen ihres Handelns in voller Härte zu spüren bekommen, und dem durfte sie ihn nicht aussetzen. Die Angst um ihr eigenes Leben hatte sie zur Flucht getrieben, durfte sie da das ihres Freundes leichtfertig aufs Spiel setzen? Und doch wankte sie unter dem nächsten qualvollen Bauchkrampf.
Weil sie auf der Rückreise die Terra do Brasil nicht erneut anlaufen würden, befahl Alessandro, Holz zu schlagen und an Bord zu bringen, jenes wertvolle Brasilholz, nach dem die Terra do Brasil benannt worden war - brasil, gluthaltig. Ibira- pitanga in der Tupí-Sprache, wie Rui herausgefunden hatte. Überhaupt verstand sich Alessandros Vetter bestens mit den Indios und hatte es sogar geschafft, dass diese ihn, Alessandro, Henrique, Padre Afonso, Fradre Miguel, José, Jaume und zwei weitere Soldaten mit in ihr Dorf nahmen, in das vorzudringen sonst kaum möglich war. Das Dorf war auf einer durch Brandrodung geschaffenen Lichtung errichtet und bestand aus Holzhütten, die mit Laubwerk und Ästen gedeckt waren. Was die Aufmerksamkeit der Männer jedoch am stärksten fesselte, war die Tatsache, dass die Frauen ebenso nackt waren wie die Männer und ebenso wohlgestaltet. Dass sie, abgesehen von ihrem langen, tiefschwarzen Haar, gänzlich haarlos waren, gab ihnen den Anschein kindlicher Unschuld. Alessandro zwang sich, den Blick von ihnen zu lösen, aber auf einmal schien es, als seien sie überall, da sie neugierig näher kamen, einige mit Kindern an der Brust. Auch bei den Frauen war die Unterlippe durchbohrt mit weißen Knochen in der Länge eines Handtellers, der Dicke einer Baumwollspindel und spitz zulaufend wie ein Dorn. Das Knochenstück wurde von innen hindurchgeschoben, so dass die Unterlippe nach unten hing, und das an den Zähnen liegende Stück war geformt wie ein Turm in einem Schachspiel. Es schien sie weder beim Essen noch beim Trinken zu behindern, und Alessandro stellte fest, dass man selbst kleinen Kindern bereits diesen Schmuck in die Lippe bohrte. »Ihn herauszunehmen«, sagte Fradre Miguel, »gilt als zutiefst unhöflich.« Unter dem forschenden Blick des Capelão wurde er rot und sah zu Boden. Alessandro hatte Mitleid mit ihm. Er war noch so jung, hatte sein bisheriges Leben im Kloster verbracht und Bücher über jene Welten studiert, die er zu bereisen wünschte. Mit Frauen hatte er kaum je zu tun gehabt, und nun befand er sich inmitten einer Versuchung, die selbst erfahrene Männer prüfte. Sein rundliches Gesicht, vormals glühend vor Eifer, alles zu erkunden, war nun rot vor Verlegenheit. Schließlich ging er vor einem der Kinder in die Hocke. »Seht«, sagte er zu Alessandro, »bei den Kleinen besteht der Schmuck aus einem Stein, oder hier«, er deutete auf einen kleinen Jungen, der sich an seine Mutter schmiegte, »aus Holz.« Bei den Halbwüchsigen steckte ein großer grüner Stein in der Unterlippe. Anscheinend erweiterte man auf diese Art das Loch stetig bis ins Erwachsenenalter hinein. Rui stand inmitten der Frauen, lächelte, schäkerte und war gänzlich in seinem Element. Er wusste das, was er sagte, durch präzise Gesten zu unterstreichen und war so ungeheuchelt interessiert an den Tupí, dass ihm diese anscheinend nur schwer widerstehen konnten. Wie viele adelige Söhne war Rui als Page am Hof des Königs erzogen worden, und die dunkle Kleidung und schlichte Eleganz bevorzugte er auch jetzt noch. Schwarz und Dunkelblau waren seine meistgetragenen Farben, silberbestickt seine Garderobe, die Barette mit Perlen verziert. Umso seltsamer mutete es an, dass er an diesem Tag herausstach wie ein bunter Vogel. »Möchtest du den albernen Hut nicht allmählich absetzen?«, fragte Alessandro. Rui lachte. »Ich denke, er kleidet mich hervorragend. Wenn ich noch einen dieser Mäntel bekommen könnte, wäre die Maskerade perfekt.«
»Frag doch, ob man ihn gegen deinen Umhang tauscht«, schlug Alessandro vor, wohl wissend, dass sein Cousin sich in seiner Eitelkeit nur ungern von diesem Kleidungsstück aus edlem Samt trennen würde. Rui jedoch wirkte, als denke er in der Tat darüber nach. Nun gut, wenn er in einem bunten Vogelmantel und diesem Federhut an Bord zurückkehrte, wären ihm zumindest die Lacher gewiss. Fradre Miguel unterzog eine der Kopfbedeckungen einer eingehenden Untersuchung. »Seht nur«, sagte er an Alessandro und Padre Afonso gewandt und deutete auf einen perückenähnlichen Kopfschmuck aus gelben Federn, die einzeln an die Haare geklebt waren mit einer Paste, die aussah wie Wachs. »Es ist so befestigt, dass sie es beim Waschen nicht einmal abnehmen müssen.« »Falls sie sich überhaupt jemals waschen«, sagte Henrique. »Oh, das tun sie«, erwiderte Fradre Miguel. »Die Frauen kämmen sich sogar sehr häufig, daher ist ihr Haar so glatt.« »Ah, unser Mönchlein hat sich Letzteres offenbar sehr genau angesehen«, spöttelte Henrique. Fradre Miguel lief dunkelrot an, und Alessandro warf seinem Vetter einen strafenden Blick zu. Dieser neigte entschuldigend den Kopf und sah die Frauen an. »Wäre unser strenger Padre nicht hier«, sagte er nur für Alessandro hörbar, »könnte die Jagd heute Nacht vortrefflich sein.« »Mäßige dich«, zischte Alessandro und gesellte sich zu dem jungen Mönch. Wenn sie hier mehrere Tage ankerten, würde es Alessandro und seine drei Capitães vermutlich viel Mühe kosten, die Moral der Männer aufrechtzuerhalten. Nach sieben Wochen auf See und der Aussicht auf weitere gut sechs Monate, war die Versuchung, die sich hier bot, einfach zu groß. Wenn auch Henrique der Einzige war, der dies offen äußerte, so zweifelte Alessandro nicht daran, dass auch die übrigen Männer mit dem Gedanken liebäugelten, sich eine dieser so offenkundig gefügigen Frauen zu eigen zu machen. Auch er selbst war nicht davor gefeit, und das Verlangen, das bei ihrem Anblick so jäh aufgeflammt war, war mitnichten erloschen, sondern loderte unvermittelt, nahezu schmerzhaft, weiter. Um sich abzulenken, ging er langsam im Dorf umher, sah Männer in Hängematten liegen und an Federschmuck arbeiten, während einige Frauen sich um die Äcker und das Essen kümmerten. Der köstliche Duft von Gebratenem hing in der Luft, und es dauerte nicht lange, da wurde ihnen Fisch und geröstetes Wild, Vogeleier, Erdnüsse und Mais serviert. Daneben lagen auf einem großen Blatt Früchte und eine klebrige Masse, die sich als Ameisen in Honig herausstellte. Um die Gastgeber nicht zu beleidigen, kostete Alessandro davon, indem er etwas Honig vom Rand abstrich und hoffte, so wenig Ameisen wie möglich essen zu müssen. Dabei fing er Ruis schadenfrohes Grinsen auf. Er hatte es in der Tat geschafft, einen Federmantel zu ergattern, den er über seinem eigenen trug. Als es zu dämmern begann, fand jedoch die Gastfreundschaft ein Ende, und sie wurden nachdrücklich aufgefordert, das Dorf zu verlassen. An der Küste waren immer noch die Boote vertäut, und Sérgio da Silveira wartete mit den Männern. »Wir haben etwas zu essen mitgebracht«, sagte Henrique. »Fleisch?«, fragte sein Vater und runzelte argwöhnisch die Stirn. »Ich habe gehört, die Völker hier seien Kannibalen.« Die Männer starrten ihn fassungslos an, Henriques Gesicht bekam gar eine grünliche Blässe. »Sie essen Menschen, die sie im Kampf gefangen genommen haben«, sagte Fradre Miguel. »Diese werden rituell getötet, sie zu erschlagen ist eine große Ehre für den Henker, und danach werden die Körperteile unter den Männern und Frauen verteilt. Keinesfalls schlachten sie Menschen und lagern sie, um sie Besuchern zu servieren.« »Verderbtheit und Gottlosigkeit«, murmelte Padre Afonso. Alessandro sah seinen Vetter an, der das Essen immer noch in den Händen hielt. »Mag sein, dass sie Menschen essen, aber wie Wild schmeckt, weiß ich, und dies ist welches. Seid also unbesorgt.« Die Männer nickten. Auch sie kannten den Geschmack von Wild, und nach all den Wochen, in denen sie an Bord Fleisch aßen, das monatelang im Salz gelegen hatte, um haltbar gemacht zu werden, waren sie für das frische Essen überaus dankbar. Sie bestiegen die Boote und ruderten zurück zu den Schiffen. Über die Jakobsleiter erklomm Alessandro das Deck, ging in seine Kajüte und machte sich daran, die Ereignisse des Tages in das Logbuch zu schreiben. Er hörte, wie zur ersten Nachtwache geläutet wurde und die Schritte der Wachhabenden auf dem Poopdeck. Es war stürmisch geworden, der Wind blies aus Südost und trieb Regenschauer gegen das Schiff.
Es hatte Ana viel Mut gekostet, diesen Schritt zu tun, viele lange Nächte, in denen sie mit wild klopfendem Herz wach gelegen hatte, viele Tage, an denen sie den Blicken von Luís' abgründigen Augen hatte standhalten müssen. Jaume und sie kannten einander von Kindesbeinen an, und ohne ihn hätte sie diese Flucht niemals antreten können. Angst blieb auch jetzt ihr ständiger Begleiter, aber ihr zur Seite gesellten sich in einsamen Stunden Erinnerungen an ihre Kindheit in Lissabon, den Geruch von sonnenwarmen Zitronenhainen und duftendem Gras.
Alessandro, sechs Jahre älter als sie, war immer tonangebend gewesen, und Jaume, der vom Alter her genau zwischen ihnen lag, hatte ausgleichend gewirkt, hatte alle Stimmungen zwischen ihnen aufgefangen. Als sie älter geworden waren und es sich für Ana nicht mehr schickte, mit den Jungen herumzutollen, waren ihre Begegnungen seltener geworden, und seit Jaume in den Dienst als Soldat getreten war, sahen sie sich kaum noch. Und dennoch hatte sie keinen Moment gezögert, sich ihm anzuvertrauen. Wie aufregend war es gewesen, sich aus dem nächtlichen Haus zu schleichen, Kühnheit und Abenteuerlust hatten die aufkeimende Angst vor der Ungewissheit ihrer Unternehmung verdrängt. Jaume hatte schon Tage zuvor eine Kiste mit Kleidung ins Schiff gebracht, ein leichtes Unterfangen, denn Ana hatte diese als eine ihres Bruders gezeichnet, so dass niemand Fragen stellte. Durch den Garten war sie geflohen, weil das hintere Tor nicht durchweg bewacht wurde, sondern von einem Wachhabenden, der im Garten an der gesamten Mauer auf und ab patrouillierte. Schon tags zuvor hatte Ana die in das Tor eingelassene Tür in einem unbeobachteten Moment geöffnet, um zu überprüfen, ob dieser so selten benutzte Ausgang quietschte, aber er war gut geölt und leichtgängig. Jaume hatte davor gewartet, verborgen in der nächtlichen Dunkelheit. In ihrer Verkleidung als Grumete hatte er sie im Boot mit einigen jungen Seemännern an Bord gebracht. Da diese durch Presskommandos verpflichtet worden waren, kannten sie einander nicht, und ein jeder hielt den Blick gesenkt, teils trotzig, teils verzweifelt. Ana fiel nicht auf zwischen ihnen, und abgesehen von der Bemerkung eines Marinheiros, der sagte, dieses zierliche Bürschchen ginge ja beim ersten Windstoß über Bord, war sie unbeachtet geblieben.
Selbst der Anblick des Kielraums hatte sie zunächst nicht abgeschreckt, auch dies war ein Teil des Abenteuers. Dann jedoch war die erste Ratte in ihrer unmittelbaren Nähe aufgetaucht, kurz nachdem Jaume mit dem Licht gegangen war, so dass sie das Tier nur hören, aber nicht sehen konnte. Die Hand vor den Mund gepresst, hatte Ana Laute des Ekels hinuntergeschluckt und kaum gewagt, zu schlafen.
Wie stellt Ihr Euch die Zukunft vor, Dona Ana?
Diese Frage hatte Jaume ihr gestellt und die Antwort zur Voraussetzung gemacht, um ihr zu helfen. Sie würde in Goa bleiben, hatte sie geantwortet, und dort leben.
Allein?
Nein, natürlich nicht. Sie wusste, dass ihr dies nicht möglich war. Aber auch dort gab es Fidalgos, und sie, Ana, würde den gleichen Weg wie die Orfas del Rei nehmen und einen von ihnen heiraten. Sie hatte über die Männer in Goa gehört, dass sie weniger auf Konventionen gaben, dass sie freier und abenteuerlustiger waren - zweifellos würde ein Leben als Frau an der Seite eines dieser Männer einer Heirat mit Dom Luís vorzuziehen sein. Und so wenig es sie auch dazu drängte, schon bald zu heiraten, so wusste sie, dass dies der einzige Weg war, der ihr in ihrer Lage offenstand. Entweder Dom Luís oder ein anderer Mann.
Wäre ein vollkommen Fremder wirklich die bessere Wahl?
Ja, nahezu jeder wäre die bessere Wahl als Dom Luís. Und diese Männer waren ebenfalls Adlige. Was also spräche dagegen?
Dom Alessandro könnte versuchen, Euch nach Lissabon zurückzubringen.
Und riskieren, dass ich erneut fliehe? In ihrem Innern wusste Ana allerdings, dass ihr schöner Plan zum Scheitern verurteilt wäre, sollte Alessandro dies versuchen. Ein weiteres Mal würde ihr die Flucht nicht gelingen, man wäre auf der Hut. Sie musste einfach darauf vertrauen, dass sie einen Weg fand, in Goa zu bleiben, gleich wie. Wenn sie nur die Möglichkeit hätte, Alessandro in aller Ruhe zu erklären ... Ein Geräusch riss Ana aus ihren Gedanken. Schritte. Sie richtete sich auf, verharrte dann regungslos. In der Tat, da waren Schritte unmittelbar über ihr auf dem Orlopdeck. Jaume? Nein, es war mehr als eine Person. Ana hielt den Atem an, lauschte den Schritten auf dem Niedergang und hörte das Rasseln einer Kette, als sei jemand mit Hand- oder Fußeisen gefesselt. Sie rutschte zu Boden, wobei sie beinahe auf den schlüpfrigen Holzplanken ausgeglitten wäre, und kauerte sich hinter eine Kiste. Bilgenwasser sickerte in ihre Schuhe, deren einstmals weiches Leder inzwischen starr war, rauh vom eingetrockneten Schmutz, und ließ den Hosensaum nass an ihren Knöcheln kleben. Glücklicherweise hatte Jaume ihr am Vorabend jede Menge Tücher gebracht, so dass sie nicht mehr halbnackt auf dem Boden hocken musste. Ein Lichtkegel näherte sich vom Niedergang her. »Du kannst von Glück sagen, dass Dom Alessandro es bei fünfzehn Hieben belassen hat«, sagte eine Stimme, und eine zweite brummte etwas, das nach einer Zustimmung klang. »Zwei Tage im Kielraum - es hätte schlimmer kommen können «, fuhr der Mann fort. »Zumindest reicht es zum Ausnüchtern«, fügte die erste Stimme ein wenig hämisch hinzu. Ana stockte der Atem vor Entsetzen, und unwillkürlich hob sie die Hand an den Mund, bewegte sich ein kleines Stück und spürte etwas Weiches unter ihrem Fuß, dem unwillkürlich ein schrilles Quieken folgte. Erschrocken wich sie zurück, sah eine fette Ratte davonhuschen.
© 2014 Knaur Taschenbuch Verlag
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Autoren-Porträt von Laila El Omari
Laila El Omari, geboren in Münster als Kind eines palästinensischen Vaters und einer deutschen Mutter, studierte Orientalistik, Germanistik und Politikwissenschaften in Münster und Bonn. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und ihren Töchtern in Bonn.
Bibliographische Angaben
- Autor: Laila El Omari
- 2014, 1. Auflage, 624 Seiten, Deutsch
- Verlag: DROEMER KNAUR
- ISBN-10: 3426415909
- ISBN-13: 9783426415900
- Erscheinungsdatum: 26.02.2014
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Größe: 1.14 MB
- Ohne Kopierschutz
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Pressezitat
"Ein im besten Sinne klassisches Werk der Autorin mit Liebe, Hass und Ränkespielchen auf gewohnt hohem sprachlichem Niveau. Auch Gesellschaftskritik ist eingewoben, ohne dabei belehrend zu wirken. Die engagierte intensive Recherche spiegelt sich auf allen Seiten wider, und so werden die damalige Zeit sowie das exotische Setting farbenprächtig und opulent präsentiert."Love Letter, März 2014
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