Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik / Qualitative Sozialforschung (PDF)
Das von Ulrich Oevermann begründete Verfahren der Objektiven Hermeneutik stößt vor allem in den Sozial- und Erziehungswissenschaften auf breites Interesse. Die zentrale methodologische Idee der Objektiven Hermeneutik besteht darin, die Rekonstruktion der...
sofort als Download lieferbar
eBook (pdf)
10.27 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenloser tolino webreader
Produktdetails
Produktinformationen zu „Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik / Qualitative Sozialforschung (PDF)“
Das von Ulrich Oevermann begründete Verfahren der Objektiven Hermeneutik stößt vor allem in den Sozial- und Erziehungswissenschaften auf breites Interesse. Die zentrale methodologische Idee der Objektiven Hermeneutik besteht darin, die Rekonstruktion der Sinnstrukturen der sozialen Wirklichkeit methodisch an textliche Protokolle dieser Wirklichkeit zurück zu binden. So wird der Text zum Gegenstand einer empirisch-hermeneutischen, wirklichkeitswissenschaftlichen Sinnrekonstruktion.
Dieses Buch bietet eine Einführung in das interpretatorische Vorgehen der Objektiven Hermeneutik. Zu Beginn werden die methodologischen Grundannahmen der Objektiven Hermeneutik vorgestellt. Im Zentrum stehen dann aber die methodischen Kernoperationen des Verfahrens. Diese werden an Beispielen vorgestellt und erläutert. Der Leser erhält damit einen Einblick in die interpretatorische Praxis dieser Methode und zugleich Anregungen für die eigene Forschungspraxis.
Dieses Buch bietet eine Einführung in das interpretatorische Vorgehen der Objektiven Hermeneutik. Zu Beginn werden die methodologischen Grundannahmen der Objektiven Hermeneutik vorgestellt. Im Zentrum stehen dann aber die methodischen Kernoperationen des Verfahrens. Diese werden an Beispielen vorgestellt und erläutert. Der Leser erhält damit einen Einblick in die interpretatorische Praxis dieser Methode und zugleich Anregungen für die eigene Forschungspraxis.
Lese-Probe zu „Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik / Qualitative Sozialforschung (PDF)“
I. Methodologische Stichworte (S. 11) Dieses Kapitel charakterisiert den methodologischen Standpunkt der Objektiven Hermeneutik. Zur ersten Orientierung werden hier die wichtigsten Positionen der objektiv-hermeneutischen Methodologie vorgestellt.
1. Textinterpretation als Wirklichkeitswissenschaft
Die Objektive Hermeneutik ist ein Verfahren der Textinterpretation mit dem Anspruch, die Geltung der Interpretation an intersubjektive Überprüfbarkeit zu binden. Diejenigen, die sich mit Texten beschäftigen, mag dieser Anspruch interessieren oder gar provozieren. Aber wer interessiert sich schon für Texte?
Ulrich Oevermann, der dieses Verfahren eingeführt und begründet hat, gibt auf diese Frage eine klare Antwort. Der Text ist die "materiale Instanz für die Überprüfung jedweden Typs sozialwissenschaftlich bedeutsamer Interpretation" (Oevermann 1986, 45). Empirische Sozialwissenschaft muss sich für Texte interessieren, weil ihr Gegenstand ihr in Texten gegenüber tritt und weil sie die Aussagen über ihren Gegenstand an nichts anderem als an Texten überprüfen kann.
Wie ist das zu verstehen? Die hier zitierte Behauptung von Oevermann nimmt ein spezifisches Verständnis von Sozialwissenschaft in Anspruch: es geht um Interpretation. Die von diesen Wissenschaften zu untersuchende Welt ist eine sinnhafte, und empirisch überprüfbare Aussagen über diese Welt zu treffen heißt nichts anderes, als sie verstehend zu erfassen. Das Anliegen der Objektiven Hermeneutik besteht in einer methodischen Kontrolle der wissenschaftlich-empirischen Operation des Verstehens. Die Objektive Hermeneutik geht davon aus, dass sich die sinnstrukturierte Welt durch Sprache konstituiert und in Texten materialisiert.
Der Ge- genstand der sinnverstehenden Wissenschaften bildet sich erst durch die Sprache und tritt in Texten in Erscheinung. Die soziale Wirklichkeit ist textförmig. Diese Annahme der Textförmigkeit sozialer Wirklichkeit markiert zugleich den methodischen
... mehr
Zugang.
Eine verstehende, methodisch kontrollierte Wirklichkeitserforschung ist Texterforschung. Wirklichkeitswissenschaft ist Textwissenschaft. Aus der Perspektive des methodischen Zugriffs stellen Texte Protokolle der Wirklichkeit dar. Ein Protokoll ist nichts anderes als eine vertextete soziale Wirklichkeit. Text- und Protokollbegriff bezeichnen also denselben Sachverhalt aus unterschiedlicher Perspektive. Der Textbegriff ist in einer Konstitutionstheorie der sinnhaften Welt angesiedelt, während der Protokollbegriff den empirisch-methodischen Zugriff auf diese Welt thematisiert.
Die methodologische Bedeutung des Text- und Protokollbegriffs der Objektiven Hermeneutik ist darin zu sehen, dass das Protokoll und nur das Protokoll den Zugang zur methodisch kontrollierten Wirklichkeitserforschung erlaubt. Es liefert die Basis einer mit Geltungsanspruch versehenen Interpretation: "Die methodisch kontrollierte Rekonstruktion von erfahrbarer Wirklichkeit findet also ihre prinzipielle Grenze an der Differenz von Protokoll und protokollierter Wirklichkeit. Ein direkter Zugang zur protokollierten Wirklichkeit selbst ist methodologisch prinzipiell nicht möglich, vielmehr dem Hier und Jetzt der Lebenspraxis vorbehalten."
(Oevermann 1993, 132) Die Pointe dieses "methodologischen Realismus" (vgl. Oevermann 1993, 118) besteht darin, von vornherein die Vorstellung fallen zu lassen, es gäbe irgendeinen unmittelbaren Zugang zu der sozialen Lebenswelt, der nicht den vermeintlichen Umweg über den Text gehen müsse. Die Objektive Hermeneutik sieht in der strikten methodischen Berufung auf das Protokoll weder ein Defizit noch einen Umweg. Die Vorstellung, die "eigentliche" Wirklichkeit sei in der Beschränkung auf die Analyse von Texten gar nicht in den Blick zu nehmen oder diese Beschränkung nehme zumindest eine große Verarmung in Kauf, ist der Objektiven Hermeneutik völlig fremd. Besonders einleuchtend plausibilisiert Oevermann diese Sichtweise an der Frage, wie sich die Qualität von Protokollen überprüfen lasse.
Wie kann beispielsweise die Adäquanz eines Protokolls hinsichtlich der Wirklichkeit, die es protokolliert, bestritten werden? Die Antwort ist einfach: nicht etwa durch einen unmittelbaren Zugriff auf die "wirkliche Wirklichkeit", sondern ausschließlich durch ein besseres, wirklichkeitsadäquates Protokoll. Diese Überlegung zeigt, dass das Protokoll nicht als Datenträger im üblichen Sinne aufgefasst wird. Es stellt keine Informationen über einen außer ihm liegenden Gegenstand zur Verfügung, deren systematische Bearbeitung dann Aussagen über diesen Gegenstand zuließe.
Eine verstehende, methodisch kontrollierte Wirklichkeitserforschung ist Texterforschung. Wirklichkeitswissenschaft ist Textwissenschaft. Aus der Perspektive des methodischen Zugriffs stellen Texte Protokolle der Wirklichkeit dar. Ein Protokoll ist nichts anderes als eine vertextete soziale Wirklichkeit. Text- und Protokollbegriff bezeichnen also denselben Sachverhalt aus unterschiedlicher Perspektive. Der Textbegriff ist in einer Konstitutionstheorie der sinnhaften Welt angesiedelt, während der Protokollbegriff den empirisch-methodischen Zugriff auf diese Welt thematisiert.
Die methodologische Bedeutung des Text- und Protokollbegriffs der Objektiven Hermeneutik ist darin zu sehen, dass das Protokoll und nur das Protokoll den Zugang zur methodisch kontrollierten Wirklichkeitserforschung erlaubt. Es liefert die Basis einer mit Geltungsanspruch versehenen Interpretation: "Die methodisch kontrollierte Rekonstruktion von erfahrbarer Wirklichkeit findet also ihre prinzipielle Grenze an der Differenz von Protokoll und protokollierter Wirklichkeit. Ein direkter Zugang zur protokollierten Wirklichkeit selbst ist methodologisch prinzipiell nicht möglich, vielmehr dem Hier und Jetzt der Lebenspraxis vorbehalten."
(Oevermann 1993, 132) Die Pointe dieses "methodologischen Realismus" (vgl. Oevermann 1993, 118) besteht darin, von vornherein die Vorstellung fallen zu lassen, es gäbe irgendeinen unmittelbaren Zugang zu der sozialen Lebenswelt, der nicht den vermeintlichen Umweg über den Text gehen müsse. Die Objektive Hermeneutik sieht in der strikten methodischen Berufung auf das Protokoll weder ein Defizit noch einen Umweg. Die Vorstellung, die "eigentliche" Wirklichkeit sei in der Beschränkung auf die Analyse von Texten gar nicht in den Blick zu nehmen oder diese Beschränkung nehme zumindest eine große Verarmung in Kauf, ist der Objektiven Hermeneutik völlig fremd. Besonders einleuchtend plausibilisiert Oevermann diese Sichtweise an der Frage, wie sich die Qualität von Protokollen überprüfen lasse.
Wie kann beispielsweise die Adäquanz eines Protokolls hinsichtlich der Wirklichkeit, die es protokolliert, bestritten werden? Die Antwort ist einfach: nicht etwa durch einen unmittelbaren Zugriff auf die "wirkliche Wirklichkeit", sondern ausschließlich durch ein besseres, wirklichkeitsadäquates Protokoll. Diese Überlegung zeigt, dass das Protokoll nicht als Datenträger im üblichen Sinne aufgefasst wird. Es stellt keine Informationen über einen außer ihm liegenden Gegenstand zur Verfügung, deren systematische Bearbeitung dann Aussagen über diesen Gegenstand zuließe.
... weniger
Autoren-Porträt von Andreas Wernet
PD Dr. Andreas Wernet ist Oberassistent am Institut für Pädagogik der Universität Potsdam.Bibliographische Angaben
- Autor: Andreas Wernet
- 2007, 2.Aufl. 2006, 99 Seiten, Deutsch
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531900331
- ISBN-13: 9783531900339
- Erscheinungsdatum: 09.09.2007
Abhängig von Bildschirmgröße und eingestellter Schriftgröße kann die Seitenzahl auf Ihrem Lesegerät variieren.
eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 0.77 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Kommentar zu "Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik / Qualitative Sozialforschung"
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik / Qualitative Sozialforschung".
Kommentar verfassen