Engel zweiter Ordnung (ePub)
Roman
Durch Zufall trifft Arnold Walter, ein Universitätsprofessor in Regensburg, seine Jugendliebe Katharina wieder. Beide sind längst verheiratet und haben sich, mehr oder weniger zufrieden, in ihren Leben eingerichtet. Bei Arnold löst die flüchtige Begegnung...
sofort als Download lieferbar
eBook (ePub)
18.99 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenloser tolino webreader
Produktdetails
Produktinformationen zu „Engel zweiter Ordnung (ePub)“
Durch Zufall trifft Arnold Walter, ein Universitätsprofessor in Regensburg, seine Jugendliebe Katharina wieder. Beide sind längst verheiratet und haben sich, mehr oder weniger zufrieden, in ihren Leben eingerichtet. Bei Arnold löst die flüchtige Begegnung aber eine Obsession aus, und er setzt alles daran, Katharina wiederzusehen - weshalb er den Privatdetektiv Seisenbacher engagiert, sie zu finden. Während es Arnold auf diese Weise gelingt, den Kontakt mit Katharina wieder aufzunehmen, und eine zarte Affäre beginnt, wird er plötzlich erpresst. Ohne Katharina davon in Kenntnis zu setzen, macht Arnold sich auf, den Erpresser zu stellen, was für alle Beteiligten ungeahnte Konsequenzen mit sich bringt.Wiederauflebende Gefühle, eine geheime Romanze und ein Privatdetektiv, der seine eigenen Interessen verfolgt, entwickeln in Rudolf Habringers neuem Roman eine Dynamik, die bald außer Kontrolle gerät: Nach und nach verweben sich die Geschichte des Privatdetektivs und jene des Paares und erzählen ein menschliches Drama, in dessen Zuge man an diesen »Engeln zweiter Ordnung« immer wieder das Besondere, das Verletzliche, aber auch das Skurrile entdeckt.
Lese-Probe zu „Engel zweiter Ordnung (ePub)“
Zweiter Tag (S. 12-13)Er erwachte in einem fremden Zimmer, wie aus einer Ohnmacht. Die Tuchent lag schwer auf ihm, das Leintuch fühlte sich rau an, die Luft war klar, das Fenster gekippt. Draußen im Garten tschilpten Vögel, der Himmel war blau. Er wusste nicht, wie er in das Zimmer gekommen war. Er hatte das Gefühl, in Watte gebettet zu sein, er sah sich in einer Wolke liegen, schwebend. Plötzlich stand jemand neben ihm, die fremde Frau, die ihm wieder über das Haar strich. Wir kennen uns nicht, sagte er unhörbar zu der Frau und ließ ihre freundliche Geste geschehen.
Dann fiel ihm ein, was am Vortag geschehen war. Er spürte, wie das Schwanken des Bootes in seinem Körper nachhallte, er wusste, dass die Vorstellung, auf Wolken zu schweben, die Erinnerung seines Körpers an den Tag zuvor war. Sie kennt mich nicht, dachte er, als ihm die fremde Frau über den Kopf strich, sie weiß nicht, dass ich erwachsen bin. Erwachsen sein heißt allein sein. Das dachte das Kind, neun Jahre alt, am Tag, nachdem es erwachsen geworden war.
Ein zweiter Satz schob sich nach: Jetzt muss ich mich selber erziehen. Wenn der Erwachsene später an das Kind dachte, das er gewesen war, wusste er nicht mehr zu unterscheiden. Waren das Sätze, die er dem Kind von damals unterstellte, oder hatte er als Kind damals, am Tag nach dem Unfall, tatsächlich so gedacht? [17]Im Kind versteckt verhüllte sich seit gestern ein anderer, für niemanden erkennbar als für es selbst. Sein kindliches Erscheinungsbild war nur mehr eine Hülle, eine Tarnkappe, eine Verkleidung für die Erwachsenen.
Ein Mantel hüllte ihn ein, ein Schutzschild umgab ihn, der ihn unangreifbar, unverletzlich machte. Jahre später sah der Erwachsene Aufnahmen eines Jungen, der an einer seltenen Immunschwächekrankheit litt und deswegen nicht mit der normalen Atemluft in Berührung
... mehr
kommen durfte; der Junge steckte in einem Ganzkörperanzug, der dem eines Raumfahrers ähnelte. Der Junge konnte gehen, hantieren, sich bewegen, langsame Drehbewegungen ausführen, sogar essen, immer geschützt durch den Anzug, der ihn am Leben hielt.
Der Erwachsene hatte die Aufnahme des Jungen in einer Fernsehdokumentation gesehen und gedacht: So bin ich gewesen. So habe ich mich gefühlt, ohne dass mir jemand etwas angesehen hätte. Er wusste nicht, wie er in das Zimmer gekommen war. Anderntags war das Mädchen Katharina wieder um ihn herum. Sie sprach leise und deutlich, ununterbrochen mit ihrer Puppe spielend, ihn in das Spiel einbeziehend. Wenn sie mit der Puppe sprach, suchte sie immer wieder den Augenkontakt mit ihm, löste den Blick, sprach wieder einige Sätze mit der Puppe, gab ihr Anweisungen, sah dann wieder zu ihm hin.
Der Blick, der ihn aus ihren dunklen Augen traf, baute eine Brücke zwischen ihnen, eine unsichtbare Verbindung. Vielleicht hatte Katharina damals als Einzige die Hülle um ihn herum gesehen, dachte er später. Er stellte sich vor, Katharinas Blick hätte eine Sichtbrücke, ein kunstvolles Gerüst aus Licht zwischen ihnen erbaut, und als sie den Blick löste, hatte sich die Brücke aus Licht geteilt. Jeder von ihnen trug seither einen Teil der Brücke, unsichtbar für alle, mit sich herum. Mein platonisches Modell als Kind, die Lego-Version, hatte er später gedacht. Die Vorstellung hatte sich ihm stark eingeprägt, sich später zwar abgeschwächt, war aber nie verschwunden.
Der Erwachsene hatte die Aufnahme des Jungen in einer Fernsehdokumentation gesehen und gedacht: So bin ich gewesen. So habe ich mich gefühlt, ohne dass mir jemand etwas angesehen hätte. Er wusste nicht, wie er in das Zimmer gekommen war. Anderntags war das Mädchen Katharina wieder um ihn herum. Sie sprach leise und deutlich, ununterbrochen mit ihrer Puppe spielend, ihn in das Spiel einbeziehend. Wenn sie mit der Puppe sprach, suchte sie immer wieder den Augenkontakt mit ihm, löste den Blick, sprach wieder einige Sätze mit der Puppe, gab ihr Anweisungen, sah dann wieder zu ihm hin.
Der Blick, der ihn aus ihren dunklen Augen traf, baute eine Brücke zwischen ihnen, eine unsichtbare Verbindung. Vielleicht hatte Katharina damals als Einzige die Hülle um ihn herum gesehen, dachte er später. Er stellte sich vor, Katharinas Blick hätte eine Sichtbrücke, ein kunstvolles Gerüst aus Licht zwischen ihnen erbaut, und als sie den Blick löste, hatte sich die Brücke aus Licht geteilt. Jeder von ihnen trug seither einen Teil der Brücke, unsichtbar für alle, mit sich herum. Mein platonisches Modell als Kind, die Lego-Version, hatte er später gedacht. Die Vorstellung hatte sich ihm stark eingeprägt, sich später zwar abgeschwächt, war aber nie verschwunden.
... weniger
Autoren-Porträt von Rudolf Habringer
Rudolf Habringer, geboren 1960 in Desselbrunn (Oberösterreich). Romane, Erzählungen, Satiren, Kabarett, Theaterstücke. Lebt als freier Schriftsteller in Walding bei Linz. Im Picus Verlag erschienen sein Erzählband "Alles wird gut. Liebesgeschichten" (2007) sowie seine Romane "Island-Passion" (2008), "Engel zweiter Ordnung" (2011) und "Was wir ahnen" (2014).
Bibliographische Angaben
- Autor: Rudolf Habringer
- 2011, 1. Auflage, 400 Seiten, Deutsch
- Verlag: Picus Verlag GmbH
- ISBN-10: 3711750036
- ISBN-13: 9783711750037
- Erscheinungsdatum: 01.07.2011
Abhängig von Bildschirmgröße und eingestellter Schriftgröße kann die Seitenzahl auf Ihrem Lesegerät variieren.
eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Größe: 1.09 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Family Sharing
eBooks und Audiobooks (Hörbuch-Downloads) mit der Familie teilen und gemeinsam genießen. Mehr Infos hier.
Kommentar zu "Engel zweiter Ordnung"
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Engel zweiter Ordnung".
Kommentar verfassen