Fatrasien (PDF)
Absurde Poesie des Mittelalters
Wer auf die "Fatrasien" stößt, traut seinen Augen nicht. Wie kann es sein, dass diese surrealistisch anmutenden, erstaunlich modern wirkenden absurden Sprachspektakel im tiefsten Mittelalter entstanden sind? Eine tollkühne Fantasie hat hier um das Jahr 1290...
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Produktinformationen zu „Fatrasien (PDF)“
Wer auf die "Fatrasien" stößt, traut seinen Augen nicht. Wie kann es sein, dass diese surrealistisch anmutenden, erstaunlich modern wirkenden absurden Sprachspektakel im tiefsten Mittelalter entstanden sind? Eine tollkühne Fantasie hat hier um das Jahr 1290 reimend Dinge zusammengebracht, die nie und nimmer zusammengehören. Sind es Ausgeburten der Lachkultur, der Karnevalskunst, sind es hochbrisante Zaubersprüche, heilsame Beschwörungen oder purer Nonsens? Die unmögliche Poesie der "Fatrasien" gibt viele Rätsel auf. Ihr Name ist Verballhornung der "Fantasie"; alles kann mit allem verknüpft werden, Zartes und Krudes, Deftiges und Obszönes, die unverrückbaren Gesetze von Zeit und Raum sind außer Kraft gesetzt. Die anonymen "Fatrasien" aus der nordfranzösischen Stadt Arras sind nur in einer einzigen Handschrift des 13. Jahrhunderts aufbewahrt worden. Nach mehr als siebenhundert Jahren hat Ralph Dutli sie nun erstmals ins Deutsche übersetzt und legt damit eine bisher unbeachtete Wurzel der modernen Poesie frei.
Lese-Probe zu „Fatrasien (PDF)“
22 Ein behaarter Kiesel wurde zum Mönch, seine Sünden beweinend, und eine alte Truhe tötete vier Herzöge gegen den eigenen Willen. Es wäre schlimm ausgegangen, wäre nicht ein Nieser gewesen, den die drei im Schlaf taten, der sagte, dass König Arthur schwanger sei mit lebendem Kind. 23 Der Furz einer Käsemade wollte in seinem Käppchen Rom davontragen. Ein Ei aus Baumwolle nahm den Schrei eines Ehrenmannes beim Kinn. Der Gedanke eines Spitzbuben hätte ihn schließlich fast verprügelt, als ein Apfelkern ganz laut ausrief: "Woher kommst du? Wohin geht's? Welcome!" 54 Ein gefiederter Bär ließ Korn säen von Dover bis Wissant. Eine geschälte Zwiebel erklärte sich bereit, singend voranzugehen, als auf einem roten Elefanten ein bewaffneter Schneckerich entgegenkam und ihnen zubrüllte: "Hurensöhne, kommt schon her!" Ich dichte im Schlaf.
Autoren-Porträt von Ralph Dutli
Ralph Dutli, geb. 1954, ist freier Autor, Lyriker und Übersetzer; studierte in Zürich und Paris Romanistik und Russistik. Er ist Herausgeber u.a. der zehnbändigen Ossip-Mandelstam-Gesamtausgabe und erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, zuletzt Johann-Heinrich-Voss-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Von Ralph Dutli sind bislang mehr als 30 Bücher und Editionen erschienen, zuletzt: Liebe Olive. Eine kleine Kulturgeschichte (2009).
Bibliographische Angaben
- Autor: Ralph Dutli
- 2012, 3. Auflage, 144 Seiten, Deutsch
- Verlag: Wallstein Verlag GmbH
- ISBN-10: 3835323946
- ISBN-13: 9783835323940
- Erscheinungsdatum: 05.12.2012
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 1.64 MB
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Pressezitat
"Ralph Dutli hat in den Fatrasien den Unsinn im Mittelalter entdeckt, sachkundig kommentiert und in ein plastisches, gern auch derbes Deutsch gebracht. Eine phantastische, gleichwohl formal durchaus geordnete Welt, an der die Surrealisten ihre Freude gehabt hätten."(Jury Preis der Leipziger Buchmesse 2011)
"Die Welt der Fatrasien ist eine bemerkenswert anarchische Welt. Befreit von jeder Kausalität, jeder Ordnung, obwohl gerade das Mittelalter Ordnungen so liebt. Es ist eine Welt der völligen Enthemmung und Entgrenzung, komisch, grausam und lieblich. Himmel und Hölle zugleich."
(Benedikt Erenz, Die ZEIT, 30.09.2010)
"Absurde Nonsense-Poesie zu verfassen, ist kein Vorrecht der Moderne. Selbst die romanistische Fachwissenschaft hat sich um diese kuriosen Texte bisher nur beiläufig gekümmert, so dass man, zumal in Deutschland, von einer echten Entdeckung sprechen darf, die Dutli hier präsentiert (...) Man könnte unablässig weiter zitieren und all die Paradoxien und Lächerlichkeiten Revue passieren lassen. Eine durch und durch verkehrte Welt. In ihr herrschen karnevaleske Willkür, freche Unbotmäßigkeit allen Autoritäten gegenüber, unbändige Lust, mit Obszönitäten zu provozieren."
(Wulf Segebrecht, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.12.2010)
"Famose Fatrasien (...) Sie alle unterwandern raffiniert jegliche Erwartungen und verblüffen mit Kombinationseffekten. (...) Alles besteht aus sprachlichen Bildabenteuern mit ungewissem Ausgang. Fliegende Esel, träumende Ratten, Hühnchen-Drachen, bewaffnete Schneckeriche und Kater, die
den Mond verkaufen, tummeln sich bei pornographischen Tumulten. (...)
Das Fest der puren Poesie ergänzt der Herausgeber mit einem Nachwort, in dem er seine Fundstücke als eine "bislang unbeachtete Wurzel der modernen Dichtung" preist. Sein Exkurs in die Literaturgeschichte ist kühn und lesenswert."
(Dorothea von Törne, Die Welt, 22.01.2011)
"Ralph Dutli hat diese seltsam verqueren Lach- und Sachgedichte voll närrischer Bocksprünge
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erstmals ins Deutsche übersetzt. Eine Bewusstseinserweiterung der besonderen Art."
(Claus-Ulrich Bielefeld, rbb-kultur Weihnachtsempfehlungen 2010)
"Ein Fest purer Poesie... Die Fatrasie ist obszön, erotisch, animalisch, geographisch, kulinarisch, blasphemisch etc., vor allem aber ist sie hochpoetisch. Das zeigt uns der in Heidelberg lebende Lyriker, Essayist und Übersetzer Ralph Dutli, der sein gesamtes Können aufwandte, um uns mit seinem schlanken Büchlein zu verzaubern. Das Absurde ist die Freiheit, die die Kunst braucht."
(Franz Schneider, Rhein-Neckar-Zeitung, 16.11.2010)
"Die Fatrasien sind ein Heidenspaß und königlicher Genuss, derbe und fein ironisch, erbaulich und erstaunlich. Poetologische Befreiungsschläge mit einem megalomanen Möglichkeitssinn - absolut lesenswert!"
(Pascal Fischer, SWR, 28.02.2011)
"Ein unbekanntes Genre der Weltpoesie wurde aufgespürt oder närrisch erfunden: absurde Verse des französischen Mittelalters. Erstmalig ins Deutsche übersetzt stellen sie alle Vorstellungen vom Ursprung moderner Poesie infrage und entwerfen lustvoll unerhörte Szenarien ohne Moral. In einer anarchischen Fantasiewelt herrscht unablässig Verwandlung: Lauter sprachliche Bildabenteuer mit ungewissem Ausgang."
(Dorothea von Törne, Börsenblatt, 20.01.2011)
(Claus-Ulrich Bielefeld, rbb-kultur Weihnachtsempfehlungen 2010)
"Ein Fest purer Poesie... Die Fatrasie ist obszön, erotisch, animalisch, geographisch, kulinarisch, blasphemisch etc., vor allem aber ist sie hochpoetisch. Das zeigt uns der in Heidelberg lebende Lyriker, Essayist und Übersetzer Ralph Dutli, der sein gesamtes Können aufwandte, um uns mit seinem schlanken Büchlein zu verzaubern. Das Absurde ist die Freiheit, die die Kunst braucht."
(Franz Schneider, Rhein-Neckar-Zeitung, 16.11.2010)
"Die Fatrasien sind ein Heidenspaß und königlicher Genuss, derbe und fein ironisch, erbaulich und erstaunlich. Poetologische Befreiungsschläge mit einem megalomanen Möglichkeitssinn - absolut lesenswert!"
(Pascal Fischer, SWR, 28.02.2011)
"Ein unbekanntes Genre der Weltpoesie wurde aufgespürt oder närrisch erfunden: absurde Verse des französischen Mittelalters. Erstmalig ins Deutsche übersetzt stellen sie alle Vorstellungen vom Ursprung moderner Poesie infrage und entwerfen lustvoll unerhörte Szenarien ohne Moral. In einer anarchischen Fantasiewelt herrscht unablässig Verwandlung: Lauter sprachliche Bildabenteuer mit ungewissem Ausgang."
(Dorothea von Törne, Börsenblatt, 20.01.2011)
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