Identität und Ideal. Zur Ich-Bildung in der Psychoanalyse (ePub)
Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Pädagogik - Pädagogische Psychologie, Note: 1, Universität Hamburg (Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft), Veranstaltung: Die Konstruktion des Ich bei Freud und Lacan, Sprache: Deutsch, Abstract: In...
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Produktinformationen zu „Identität und Ideal. Zur Ich-Bildung in der Psychoanalyse (ePub)“
Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Pädagogik - Pädagogische Psychologie, Note: 1, Universität Hamburg (Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft), Veranstaltung: Die Konstruktion des Ich bei Freud und Lacan, Sprache: Deutsch, Abstract: In der Ankündigung zum Seminar fesselte mich der Satz: Identität ist kein Ding.
Was Identität denn sei, fragte ich mich, und fand nach der Lektüre von Lacans
Text über das Spiegelstadium, dass es sich dabei wirklich keineswegs um ein Ding,
sondern vielmehr um eine Fiktion handeln muss. Lacan beschreibt in seinem Text,
wie sich das Subjekt über sein Spiegelbild konstituiert und dabei einer Täuschung
unterliegt. Das Kleinkind antizipiert sich auf ein Ideal hin und nimmt eine Macht
vorweg, die es nie haben wird - schon gar nicht in diesem frühen Stadium seiner
Entwicklung, in dem es motorisch unterentwickelt und abhängig von elterlicher
Pflege und Fürsorge ist. Gerade diese Bedürftigkeit des Menschen als Nicht-Tier,
seine vorzeitige Geburt, schafft die Not und Notwendigkeit eines überhöhten
Ideal-Ich. Was aber zunächst hilfreiche Verdeckung eines Mangels ist, kann sich
zu einem Panzer verhärten, in dem es für das Subjekt keine Entwicklungsmöglichkeiten
und Spielräume mehr gibt. Das Subjekt hängt dann an seinem
Ideal-Ich, es klebt daran fest, wird davon eingeengt. Dieses Verhaftetsein im
Imaginären des Spiegelstadiums muss aufgelöst werden; bei Lacan geschieht das
über die Vorbildfunktion des Vaters, beziehungsweise eines Dritten, der die
narzißtische Versagung erträglich macht, indem er sie versprachlicht und damit ins
Symbolische einschreibt. Wie in Freuds Geschichte eines kleinen Jungen, der im
Spiel mit einer Garnspule das Weggehen und Wiederkommen seiner Mutter
repräsentiert, ermöglicht auch die Sprache das Spiel von An- und Abwesenheit.
Identität ist in diesem Zusammenhang meines Erachtens auch als ein Spiel zu
begreifen, als Rollenspiel, dem allerdings bestimmte Regeln zugrunde liegen - wie
jedem Spiel. Diese Regeln sind die jeweiligen kulturellen Gesetzmäßigkeiten und
die damit verbundenen Bilder, beziehungsweise Vorbilder. Elisabeth Bronfen
fordert dazu auf, sie als das zu erkennen, was sie sind: "Symbolische Fiktionen,
die zwar notwendig aber nicht allumfassend und ausschließlich sind, und mit
deren Regeln man demzufolge am besten spielerisch umgehen sollte".1 [...]
1 Bronfen, E.: Eurydikes starke Schwestern. Gedanken zur Krise der Männlichkeit im
Hollywoodkino der 90er Jahre. Online-Text:
http://www.gingko.ch/cdrom/Bronfen_20Elisabeth.asp
Was Identität denn sei, fragte ich mich, und fand nach der Lektüre von Lacans
Text über das Spiegelstadium, dass es sich dabei wirklich keineswegs um ein Ding,
sondern vielmehr um eine Fiktion handeln muss. Lacan beschreibt in seinem Text,
wie sich das Subjekt über sein Spiegelbild konstituiert und dabei einer Täuschung
unterliegt. Das Kleinkind antizipiert sich auf ein Ideal hin und nimmt eine Macht
vorweg, die es nie haben wird - schon gar nicht in diesem frühen Stadium seiner
Entwicklung, in dem es motorisch unterentwickelt und abhängig von elterlicher
Pflege und Fürsorge ist. Gerade diese Bedürftigkeit des Menschen als Nicht-Tier,
seine vorzeitige Geburt, schafft die Not und Notwendigkeit eines überhöhten
Ideal-Ich. Was aber zunächst hilfreiche Verdeckung eines Mangels ist, kann sich
zu einem Panzer verhärten, in dem es für das Subjekt keine Entwicklungsmöglichkeiten
und Spielräume mehr gibt. Das Subjekt hängt dann an seinem
Ideal-Ich, es klebt daran fest, wird davon eingeengt. Dieses Verhaftetsein im
Imaginären des Spiegelstadiums muss aufgelöst werden; bei Lacan geschieht das
über die Vorbildfunktion des Vaters, beziehungsweise eines Dritten, der die
narzißtische Versagung erträglich macht, indem er sie versprachlicht und damit ins
Symbolische einschreibt. Wie in Freuds Geschichte eines kleinen Jungen, der im
Spiel mit einer Garnspule das Weggehen und Wiederkommen seiner Mutter
repräsentiert, ermöglicht auch die Sprache das Spiel von An- und Abwesenheit.
Identität ist in diesem Zusammenhang meines Erachtens auch als ein Spiel zu
begreifen, als Rollenspiel, dem allerdings bestimmte Regeln zugrunde liegen - wie
jedem Spiel. Diese Regeln sind die jeweiligen kulturellen Gesetzmäßigkeiten und
die damit verbundenen Bilder, beziehungsweise Vorbilder. Elisabeth Bronfen
fordert dazu auf, sie als das zu erkennen, was sie sind: "Symbolische Fiktionen,
die zwar notwendig aber nicht allumfassend und ausschließlich sind, und mit
deren Regeln man demzufolge am besten spielerisch umgehen sollte".1 [...]
1 Bronfen, E.: Eurydikes starke Schwestern. Gedanken zur Krise der Männlichkeit im
Hollywoodkino der 90er Jahre. Online-Text:
http://www.gingko.ch/cdrom/Bronfen_20Elisabeth.asp
Bibliographische Angaben
- Autor: Ann-Kathrin Keller
- 2003, 1. Auflage, 17 Seiten, Deutsch
- Verlag: GRIN Verlag
- ISBN-10: 3638190463
- ISBN-13: 9783638190466
- Erscheinungsdatum: 07.05.2003
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eBook Informationen
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