Karakand in Flammen (ePub)
Im Lande Karakand lebten seit eh und je zwei Volksstämme friedlich miteinander, die Ukuluk und die Bikarek. Beide entstammten dem Geschlecht der Ahab. Das Land war fruchtbar und das Meer schenkte Fisch in Hülle und Fülle. Die Menschen lebten in bescheidenen...
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Produktinformationen zu „Karakand in Flammen (ePub)“
Im Lande Karakand lebten seit eh und je zwei Volksstämme friedlich miteinander, die Ukuluk und die Bikarek. Beide entstammten dem Geschlecht der Ahab. Das Land war fruchtbar und das Meer schenkte Fisch in Hülle und Fülle. Die Menschen lebten in bescheidenen Verhältnissen und kannten weder Hunger noch Leid. Alle fünf Jahre tauschten Ihre Könige die Regierungsmacht. Mit dem Tag der Entdeckung der Silberminen jedoch brach eine düstere Zeit an: Ein Fluch lastete auf dem ganzen Land. Unter den Bevölkerungsgruppen entflammte ein mörderischer Bruderkrieg, dessen Ende nicht absehbar war.
Eine Parabel über Krieg und Frieden.
Eine Parabel über Krieg und Frieden.
Lese-Probe zu „Karakand in Flammen (ePub)“
Zweite Pforte (S. 30-31)Am späten Nachmittag traf der Zug im Zentralbahnhof ein. Ein gepanzertes Fahrzeug versperrte das Hauptportal. Uniformierte junge Leute patrouillierten durch die Halle. Alle Schalter waren geschlossen. Der Zugverkehr lag brach und der Bahnhof war fast menschenleer. Einige Krüppel lungerten noch auf den Treppen herum. Streunende Hunde und Katzen schlichen auf der Suche nach Essensresten umher. Verbissen kämpften sie um die Knochen, die sie aus dem Abfall zerrten.
Mit ihrem wenigen verbliebenen Gepäck verließen die Reisenden den Zug. Teilnahmslos strebten sie dem Ausgang zu. Ohne Eile, denn niemand erwartete sie. Bekir stand wie gerädert mit seinen Koffern an den Gleisen. Mit dem Handrücken wischte er über seine müden Augen, strich über das zerknitterte Sakko, das jedoch nicht zu glätten war. Er kämmte sein zerzaustes Haar und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Fünf nach vier.
Längst wäre er jetzt bei seiner Familie gewesen. Gebadet, rasiert, frisch gekleidet säße er zwischen seinen Angehörigen und Freunden an einer üppig gedeckten Tafel. Stattdessen hatte es ihn wieder nach Julkut verschlagen, wo er keine Menschenseele kannte. Seine letzte Hoffnung war der feine Herr, der ihm in letzter Minute die Fahrkarte nach Balamida besorgt hatte. Immerhin hatte er Bekir angeboten, ihm bei eventuellen Schwierigkeiten zu helfen.
Keuchend, nach Luft schnappend, schleppte Bekir sein Gepäck in Richtung Bahnhofscafé. Dort angekommen, freute er sich, dass es trotz des gegenwärtigen Notstandes geöffnet hatte. Der große Saal, mit kaltem Neonlicht beleuchtet, war fast leer, die in vielen Jahren von Tabakschwaden verräucherten Wände und Decken schrien förmlich nach Renovierung. An einem Ecktisch neben dem Tresen hatten sich sechs Männer in legerer Joggingkleidung um einen Radiokasten versammelt.
Mit gespitzten Ohren lauschten sie den neuesten Meldungen des Tages. Bekir wählte einen Tisch in der Nähe der Runde und nahm Platz,
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ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Er bestellte eine große Portion Kaffee. Hunger verspürte er nicht. Das heiße Getränk belebte seinen Körper und regte seinen Geist an. Beinahe behaglich inhalierte er den Rauch einer Zigarette und ließ seinen Blick über die Gesichter der sechs Männer streifen. Vergeblich suchte er nach seinem Gönner.
Alle waren noch sehr jung. Trotz des starken Kaffees übermannte ihn die Müdigkeit. Nach wenigen Minuten schreckte ihn sein eigenes Schnarchen auf. Doch bald schon fiel ihm der Kopf wieder auf die Brust. Im Traum verfolgten ihn Banditen, die versuchten, sein Gepäck zu stehlen. Aus dem Unterbewusstsein umfasste er schützend die Griffe seiner Koffer. Die jungen Burschen drehten das Radio auf volle Lautstärke, und wieder wurde Bekir aus dem Schlaf gerissen.
Eigentlich wäre er gern aufgestanden, um sich nach einem bequemen Bett umzusehen, möglichst in einer preiswerten Pension. Er verwarf jedoch diesen Gedanken und zog es vor, beharrlich zu warten. Der Kellner begann, die Stühle verkehrt herum auf die Tische zu stellen. Doch als ein neuer Gast das Lokal betrat, hielt er inne, begrüßte den Neuankömmling untertänig und kehrte mit dem Besen hinter die Bar zurück. Die jungen Leute sprangen auf und empfingen den Mann mit tiefer Verbeugung. Rasch schalteten sie das Radio aus und rückten zusammen, um ihm Platz zu machen.
Mit erhobener Hand und gönnerhaftem Lächeln erwiderte er ihren Gruß. Bekirs müde Augen erhellten sich sofort, als er den Herrn erblickte. Prüfend musterte er ihn von Kopf bis Fuß. Er trug weiße Lackschuhe, einen schneeweißen Leinenanzug und eine blaue Krawatte, die eine Perle zierte. An den Fingern glänzten zahlreiche Goldringe, die ihm kaum gestatteten, die Hand zu schließen. Das Gesicht war glatt rasiert, das krause Haar kurz geschnitten.
Der übergroße Kopf schien beinahe mit der Brust verwachsen. Bekir erkannte seinen Gönner, doch zögerte er, ihn anzusprechen. Auch der feine Herr erinnerte sich offensichtlich, schritt aber wie ein Feldherr an Bekir vorbei und gesellte sich zu der Runde junger Männer. Der Kellner eilte sofort an den Tisch, verneigte sich mehrfach und fragte: »Was wünschen Sie zu trinken, Herr Garon?« »Ein Glas Jasmintee und Soda, und für meine Freunde eine Flasche Branntwein. - Was gibt es Neues?«, fragte Garon beiläufig. Einer der sechs Burschen reichte ihm eine Liste, die er minutenlang sorgfältig prüfte. »Keine schlechte Ausbeute«, bemerkte er, »die Leute sollen sich wie immer morgen um 17 Uhr hier einfinden.« »Das habe ich ihnen schon gesagt, Herr.«
Alle waren noch sehr jung. Trotz des starken Kaffees übermannte ihn die Müdigkeit. Nach wenigen Minuten schreckte ihn sein eigenes Schnarchen auf. Doch bald schon fiel ihm der Kopf wieder auf die Brust. Im Traum verfolgten ihn Banditen, die versuchten, sein Gepäck zu stehlen. Aus dem Unterbewusstsein umfasste er schützend die Griffe seiner Koffer. Die jungen Burschen drehten das Radio auf volle Lautstärke, und wieder wurde Bekir aus dem Schlaf gerissen.
Eigentlich wäre er gern aufgestanden, um sich nach einem bequemen Bett umzusehen, möglichst in einer preiswerten Pension. Er verwarf jedoch diesen Gedanken und zog es vor, beharrlich zu warten. Der Kellner begann, die Stühle verkehrt herum auf die Tische zu stellen. Doch als ein neuer Gast das Lokal betrat, hielt er inne, begrüßte den Neuankömmling untertänig und kehrte mit dem Besen hinter die Bar zurück. Die jungen Leute sprangen auf und empfingen den Mann mit tiefer Verbeugung. Rasch schalteten sie das Radio aus und rückten zusammen, um ihm Platz zu machen.
Mit erhobener Hand und gönnerhaftem Lächeln erwiderte er ihren Gruß. Bekirs müde Augen erhellten sich sofort, als er den Herrn erblickte. Prüfend musterte er ihn von Kopf bis Fuß. Er trug weiße Lackschuhe, einen schneeweißen Leinenanzug und eine blaue Krawatte, die eine Perle zierte. An den Fingern glänzten zahlreiche Goldringe, die ihm kaum gestatteten, die Hand zu schließen. Das Gesicht war glatt rasiert, das krause Haar kurz geschnitten.
Der übergroße Kopf schien beinahe mit der Brust verwachsen. Bekir erkannte seinen Gönner, doch zögerte er, ihn anzusprechen. Auch der feine Herr erinnerte sich offensichtlich, schritt aber wie ein Feldherr an Bekir vorbei und gesellte sich zu der Runde junger Männer. Der Kellner eilte sofort an den Tisch, verneigte sich mehrfach und fragte: »Was wünschen Sie zu trinken, Herr Garon?« »Ein Glas Jasmintee und Soda, und für meine Freunde eine Flasche Branntwein. - Was gibt es Neues?«, fragte Garon beiläufig. Einer der sechs Burschen reichte ihm eine Liste, die er minutenlang sorgfältig prüfte. »Keine schlechte Ausbeute«, bemerkte er, »die Leute sollen sich wie immer morgen um 17 Uhr hier einfinden.« »Das habe ich ihnen schon gesagt, Herr.«
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Bibliographische Angaben
- Autor: Jusuf Naoum
- 2010, 1. Auflage, 160 Seiten, Deutsch
- Verlag: Verlag Hans Schiler
- ISBN-10: 3899303059
- ISBN-13: 9783899303056
- Erscheinungsdatum: 01.01.2010
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