Kultur. Theorien der Gegenwart (PDF)
Die Herausgeber Stephan Moebius und Dirk Quadflieg bieten in Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren einen systematischen und - in seiner angelegten Breite - erstmaligen Überblick über aktuelle kultursoziologische und -wissenschaftliche Theorien. Die...
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Produktinformationen zu „Kultur. Theorien der Gegenwart (PDF)“
Die Herausgeber Stephan Moebius und Dirk Quadflieg bieten in Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren einen systematischen und - in seiner angelegten Breite - erstmaligen Überblick über aktuelle kultursoziologische und -wissenschaftliche Theorien. Die gegenwärtig wichtigsten Kulturtheorien werden nach dem Kriterium ihrer interdisziplinären Relevanz für die zeitgenössischen Diskurse in der Soziologie, den Kulturwissenschaften, der Philosophie sowie den Sprach- und Literaturwissenschaften einheitlich und verständlich vorgestellt. Der Band richtet sich in erster Linie an Studierende und Lehrende der angegebenen Fachrichtungen und dient als ein hilfreiches Nachschlagewerk im immer unübersichtlicher werdenden Diskurs zwischen den Disziplinen.
Lese-Probe zu „Kultur. Theorien der Gegenwart (PDF)“
Roland Barthes: Mythologe der Massenkultur und Argonaut der Semiologie (S. 18) Dirk Quadflieg
Die Allegoric des Argoschiffs, das wahrend der Fahrt nach und nach in alien Einzelteilen ersetzt und verandert wird und nur den Namen beibehalt, steht, so Barthes in seinen autobiographischen Fragmenten IJber mich selbst, wie kein anderes Bild sowohl fur die Semiologie als auch fur seine eigene Arbeitsweise (vgl. Barthes 1978: 50f.).
Denn obwohl kein anderer Autor derart eng mit dem Begriff , Semiologie` verbunden wird wie Roland Barthes, fallt es aufgrund der verschiedenen Wendungen, die er dieser Form der Bedeutungsanalyse in seinen zahlreichen Schriften gibt, schwer, sein semiologisches Projekt auf einen festen und einheitlichen Kembestand zuruckzuflihren. So bleibt ein Name, Semiologie, bestehen, ohne dass ihm eine feste Bedeutung entsprechen wtirde.
Und doch ist bereits mit dieser Feststellung etwas Wesentliches tiber Barthes` "semiologisches Abenteuer" gesagt: Das Zeichen (griech.: semeton) verweist auf keinen naturlichen und feststehenden Gegenstand, es erhalt seine Bedeutung vielmehr aus einer hrfahrt, d.h. einem geschichtlichen Prozess, dessen Anfangspunkt nicht mehr auffmdbar ist. Und auch Barthes selbst vcrgleicht sich zu Recht mit der Argo, denn er scheint sich mit der Zeit immer wieder zu ersetzen, neu zu erfmden: als Litcraturwissenschaftler, Kritiker, Schriftsteller, Philosoph, Kulturwissenschaftler, als Verfasser akademischer Bticher cbenso wie von unzahligen Zeitungs- und Zcitschriftenartikeln, als Vertreter der nouvelle critique, des Strukturalismus sowie des PoststrukturaHsmus und schlicBlich als Verfasser von cxperimentellen autobiographischen Fragmenten - und diese Liste ist keineswegs vollstandig. Diesen vielen Gesichtem des Roland Barthes entspricht ein multiples Schreiben, abcr kein einheitUches ,Werk` (vgl. Btirger 1992: 100).
Es gibt deshalb stets mehr als eine Moglichkeit, sich ihm zu nahem. Da der Argonaut sein Schiff
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wahrend der Fahrt standig verandert, bietet sich fiir eine Einfuhrung eine chronologische Vorgehensweise an, die nicht mehr als einige wichtige Stationen zusammenstellen kann. Barthes hat in den siebziger Jahren an mindestens zwei Stellen eine Einteilung seiner eigenen Schriften in verschiedene Phasen vorgeschlagen, hat jedoch - wie konnte es anders sein - in beiden Fallen eine jeweils andere Einordnung vorgenommen (vgl. Barthes 1988: 7-12 und 1978: 158).
Auch wenn uns also Barthes zu verstehen gibt, welchen Wert solche Selbstcharakterisierungen haben, sollen im Folgenden - nach einer kurzen biographischen Skizze - jene iibersichtlichen vier Phasen, die in Uber mich selbst (1978) genannt werden, als Leitfaden dienen. Biographische Skizze Roland Barthes wird 1915 in Cherbourg geboren. Sein Vater, Louis Barthes, stirbt knapp ein Jahr nach der Geburt seines Sohnes bei einer Seeschlacht des Ersten Weltkrieges. Nach einer Kindheit in Bayonne folgt der Umzug nach Paris, wo Barthes im Jahr seines Abiturs an einer Lungentuberkulose erkrankt, die ihn bis 1946 immer wieder dazu zwingt, insgesamt acht Jahre in verschiedenen Sanatorien zu verbringen.
Die Erkrankung verhindert nicht nur die Teilnahme an der Aufiiahmeprtifung des begabten Schiilers an der Ecole normale superieure imd versperrt somit den geradlinigen Weg in die universitare Laufbahn, sie wird ihm auch - so darf man vermuten - zeitlebens eine besondere Aufinerksamkeit fiir den eigenen Korper und die Frage nach der Bedeutung der Korperlichkeit im Allgemeinen mitgegeben haben (vgl. Barthes 1978: 66f.).
Einem Studium der klassischen Literatur an der Sorbonne folgt eine kurze, durch Sanatoriumsaufenthalte unterbrochene Tatigkeit als Gymnasiallehrer. Erst 1952 wechselt er nach verschiedenen Zwischenstationen in den Wissenschaftsbetrieb im engeren Sinne und findet eine Anstellung am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS), wo er bis 1960 tatig ist. In diese Zeit fallt die erste eigenstandige Buchpublikation, Le Degre zero de Vecriture (1953), die bereits zentrale Aspekte seiner spateren Schriften vorwegnimmt. Obwohl Sartre, Marx und Brecht zu den wichtigsten Bezugspunkten dieser Arbeit zahlen, verschiebt Barthes darin den Status des engagierten Schriftstellers und den der Literatur in den umgreifenden Bereich der ecriture, des Schreibens, der sich den willentlichen Entscheidungen des Einzelnen entzieht.
Ebenfalls zu dieser friihen Schaffensphase gehort die kulturwissenschaftliche Studie Mythen des Alltags (1957), die ein breit gefachertes Panorama von Alltagsbeobachtungen mit einer bedeutungstheoretischen Ideologiekritik verbindet.
Auch wenn uns also Barthes zu verstehen gibt, welchen Wert solche Selbstcharakterisierungen haben, sollen im Folgenden - nach einer kurzen biographischen Skizze - jene iibersichtlichen vier Phasen, die in Uber mich selbst (1978) genannt werden, als Leitfaden dienen. Biographische Skizze Roland Barthes wird 1915 in Cherbourg geboren. Sein Vater, Louis Barthes, stirbt knapp ein Jahr nach der Geburt seines Sohnes bei einer Seeschlacht des Ersten Weltkrieges. Nach einer Kindheit in Bayonne folgt der Umzug nach Paris, wo Barthes im Jahr seines Abiturs an einer Lungentuberkulose erkrankt, die ihn bis 1946 immer wieder dazu zwingt, insgesamt acht Jahre in verschiedenen Sanatorien zu verbringen.
Die Erkrankung verhindert nicht nur die Teilnahme an der Aufiiahmeprtifung des begabten Schiilers an der Ecole normale superieure imd versperrt somit den geradlinigen Weg in die universitare Laufbahn, sie wird ihm auch - so darf man vermuten - zeitlebens eine besondere Aufinerksamkeit fiir den eigenen Korper und die Frage nach der Bedeutung der Korperlichkeit im Allgemeinen mitgegeben haben (vgl. Barthes 1978: 66f.).
Einem Studium der klassischen Literatur an der Sorbonne folgt eine kurze, durch Sanatoriumsaufenthalte unterbrochene Tatigkeit als Gymnasiallehrer. Erst 1952 wechselt er nach verschiedenen Zwischenstationen in den Wissenschaftsbetrieb im engeren Sinne und findet eine Anstellung am Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS), wo er bis 1960 tatig ist. In diese Zeit fallt die erste eigenstandige Buchpublikation, Le Degre zero de Vecriture (1953), die bereits zentrale Aspekte seiner spateren Schriften vorwegnimmt. Obwohl Sartre, Marx und Brecht zu den wichtigsten Bezugspunkten dieser Arbeit zahlen, verschiebt Barthes darin den Status des engagierten Schriftstellers und den der Literatur in den umgreifenden Bereich der ecriture, des Schreibens, der sich den willentlichen Entscheidungen des Einzelnen entzieht.
Ebenfalls zu dieser friihen Schaffensphase gehort die kulturwissenschaftliche Studie Mythen des Alltags (1957), die ein breit gefachertes Panorama von Alltagsbeobachtungen mit einer bedeutungstheoretischen Ideologiekritik verbindet.
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Autoren-Porträt
Univ.-Prof. Dr. Stephan Moebius ist Universitätsprofessor für Soziologische Theorie und Ideengeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz.Dr. phil. Dirk Quadflieg wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Potsdam.
Bibliographische Angaben
- 2007, 2006, 590 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Stephan Moebius, Dirk Quadflieg
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 353190017X
- ISBN-13: 9783531900179
- Erscheinungsdatum: 24.12.2007
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 43 MB
- Ohne Kopierschutz
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Pressezitat
"Für den deutschen Leserkreis fehlte bis zum Erscheinen dieses Bandes ein umfassender Überblick über Kulturtheorien. Zugänge zu theoretischen Sichten auf die Gesellschaft werden [...] geschaffen, die die Frage nach den Sinn- und Weltdeutungen der Akteure in den Mittelpunkt stellen. Überdies wird auf diese Weise für denjenigen, der mit kulturtheoretischen Ansätzen bisher wenig zu tun hatte, ein neuer Blick auf bekannte Autoren ermöglicht. Studierende und Lehrender verschiedener sozialwissenschaftlicher Disziplinen und den unterschiedlichsten Forschungsinteressen könnten mit diesem Sammelband wichtige Anregungen für eigene Forschungsfragen erhalten. Vor allem das, was wir in Deutschland anscheinend weniger als andere können, nämlich Interdisziplinarität nicht nur begrüßen, sondern auch zu betreiben, darauf orientiert dieser Band seine Leser." www.socialnet.de, 18.03.2009"Unter den vielen Neuerscheinungen zur Thematik 'Kultur' bzw. 'Kulturtheorie' ragt dieser Sammelband vor allem durch drei Gründe hervor: Zum einen bringt er eine Fülle an biographischem und bibliographischem Material, wie sie wohl kaum anderswo zu finden ist; zum anderen werden 43 Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Kulturen und Fachbereichen sowie zwei Denkschulen vorgestellt [...]. [...] Drittens schließlich ist dieses Buch wichtig und interessant, weil es in seiner Auseinandersetzung bis in die unmittelbare Gegenwart führt, also nicht nur die 'Klassiker' der Kulturphilosophie und -soziologie bringt, sondern auch gegenwärtige - und das heißt natürlich offene und vielfach unbekannte - Diskurse vorstellt. [...] Alles in allem: ein spannender, reichhaltiger und gegenwartsrelevanter Sammelband!" polylog - Zeitschrift für Interkulturelles Philosophieren, 20/2008
"[...] das Buch bietet einen guten Diskussionsansatz, ein auch kulturpolitisch lange vernachlässigtes Thema neu zu diskutieren, zumal es gerade auch für Kulturpolitik und Kulturförderung von eminenter Bedeutung ist." kulturpolitische mit
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