Lesereise Lappland (ePub)
Nordlicht, Joik und Rentierschlitten
Im Winter ist es stockfinster und im Sommer regnet es. Welch ein Glück, dass sich diese Vorurteile hartnäckig halten, denn so können Lappland-Reisende die Weite des Landes ungetrübt von Massenandrang genießen. Die Landschaft reicht von den finnischen Seen...
Leider schon ausverkauft
eBook
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenloser tolino webreader
Produktdetails
Produktinformationen zu „Lesereise Lappland (ePub)“
Im Winter ist es stockfinster und im Sommer regnet es. Welch ein Glück, dass sich diese Vorurteile hartnäckig halten, denn so können Lappland-Reisende die Weite des Landes ungetrübt von Massenandrang genießen. Die Landschaft reicht von den finnischen Seen über die schwedischen Ebenen bis über Norwegens Berge hin zum Meer mit seiner zerfransten Küste. Dieses Land dort oben im Norden habe "ganz abscheulich" ausgesehen, schreibt Sel- ma Lagerlöf in "Nils Holgerssons wunderbare Reise": "Es hatte nur kahle Berge und steile Hänge, man konnte dort unmöglich wohnen und leben." Stimmt das?
Barbara Schaefer reiste viele Wochen kreuz und quer durch Lappland, zumeist nördlich des Polarkreises. Sie nahm an einem dreihundert Kilometer langen Hundeschlittenrennen teil, zockelte mit Rentierschlitten durch die Winterwelt, um die Legenden der Samen und ihre Probleme in modernen Zeiten besser zu verstehen, und wanderte mutterseelenallein durch menschenleere Täler. Jede Stunde im weiten Norden Europas bestätigte alle Vorurteile: Ja - "ganz abscheulich" dieses Lappland. Fahren Sie bloß nicht hin!
Barbara Schaefer reiste viele Wochen kreuz und quer durch Lappland, zumeist nördlich des Polarkreises. Sie nahm an einem dreihundert Kilometer langen Hundeschlittenrennen teil, zockelte mit Rentierschlitten durch die Winterwelt, um die Legenden der Samen und ihre Probleme in modernen Zeiten besser zu verstehen, und wanderte mutterseelenallein durch menschenleere Täler. Jede Stunde im weiten Norden Europas bestätigte alle Vorurteile: Ja - "ganz abscheulich" dieses Lappland. Fahren Sie bloß nicht hin!
Lese-Probe zu „Lesereise Lappland (ePub)“
Landschaft für Minimalisten (S. 87-88)In Västerbotten finden Individualisten Heimat für sich und ihre Ideen
Zwischen Ekorrsele und Hällnäs steht ein Aussichtsturm aus Metall. Mitten in Lappland. Die Aussicht ist entsprechend. Viel Wald und viele Hügel soweit das Auge reicht. Eine Landschaft für Minimalisten. Der Reiz liegt in der Wiederholung, eine weiße, grün bewaldete gewellte Unendlichkeit. »Love it or leave it«, erklären die Schweden ihren Besuchern. Lieben oder lassen. Viele lassen es, wollen weg aus dem Wald und den kleinen Orten mit der begrenzten Arbeitsmöglichkeit. Und so stehen viele rote Holzhäuser leer. Andere aber lieben es und kommen genau hierher: In die Wälder Västerbottens, zwischen den Bergen an der norwegischen Grenze und der Küste des Bottnischen Meerbusens.
Maja
Manchmal sieht Maja aus wie ein Mädchen von höchstens zwölf Jahren. Wenn sie still Holz ins Feuer schichtet, zuhört, was die anderen reden. Von der Hundeschlittenfahrt sind ihre Wangen gerötet, sie hat ein zartes Gesicht, und ihre Augen blicken groß. Schon wegen der kleinen, dicken Brille. Die hellbraunen Haare hat sie zu einem unordentlichen Knoten gewurstelt. Die Gäste in der Blockhütte tragen Polarfleecejacken und Hightech-Outdoor-Equipment.
Maja hat einen dicken Strickpulli an und eine seltsame braune Mütze, die sie mal um den Hals trägt [101]und mal auf dem Kopf. Maja ist neunundzwanzig Jahre alt, Biologin und schreibt an ihrer Dissertation über Flechten in Lappland. Das passt noch ins Bild, so in sich gekehrt und scheu kann man sich eine Biologin ausdenken. Aber Maja ist ganz anders. Sie hat einen heftigen Willen, starke Hände, und sie hat viel Energie darauf verwendet, ihr Leben dorthin zu bringen, wo es jetzt ist. In einem Holzhaus im Wald in Lappland, in dem sie mit ihrem Freund und ihrer
... mehr
zweijährigen Tochter wohnt, mit einem Schuppen daneben, in dem Ziegen stehen, mit einem riesigen Zwinger mit sieben Schlittenhunden und mit einem Job als Biologin, der mehr draußen als drinnen stattfindet.
Maja ist halb Polin und halb Deutsche, aufgewachsen in Deutschland, in Polen und in den USA. »Ich habe mich überall fremd gefühlt«, sagt die junge Frau. »Hier bin ich zum ersten Mal zu Hause.« Die Menschen lassen einen machen. Sagt Maja. »In Schweden gibt es noch Platz für Individualisten.« Maja redet mit kratziger Stimme, fließend Deutsch mit herbem polnischen Akzent, mit tonloser Stimme. Man könnte sie für emotionslos halten, doch nur, wenn man nicht zuhört. Denn mit heftigen Gefühlen muss es zu tun gehabt haben, als sie begann, ihr Leben von der deutschen Großstadt aufs Land zu verlagern.
»In Deutschland gibt es nur diese Konsumwelt. Dagegen kann man sich so schwer wehren. Und der Widerstand kostet so viel Energie, dass keine Kraft mehr bleibt, Eigenes zu entwickeln.« Das Eigene. Für Maja bedeutet das, so weit wie möglich als Selbstversorger zu leben. Wenn sie anfängt davon zu erzählen, wie die Schweden früher überlebten, wird sie lebhaft. »Jeder konnte alles, und jeder hatte, was er zum Leben brauchte. Wir würden doch [102]heute keine drei Tage im Winter überstehen.« Maja lernt. Milch haben sie von den Ziegen; Kartoffeln und Gemüse ringen sie den kurzen Sommern ab. »Na, im Süden wäre es wohl leichter.« Und wenn sie nicht auch noch Vegetarier wären. Die Sommer sind so kurz, dass nur das Wichtigste erledigt werden kann. Umgerechnet fünfzehntausend Euro haben Maja und Peter vor ein paar Jahren für Haus und Scheune und Grundstück und Wald bezahlt.
Maja ist halb Polin und halb Deutsche, aufgewachsen in Deutschland, in Polen und in den USA. »Ich habe mich überall fremd gefühlt«, sagt die junge Frau. »Hier bin ich zum ersten Mal zu Hause.« Die Menschen lassen einen machen. Sagt Maja. »In Schweden gibt es noch Platz für Individualisten.« Maja redet mit kratziger Stimme, fließend Deutsch mit herbem polnischen Akzent, mit tonloser Stimme. Man könnte sie für emotionslos halten, doch nur, wenn man nicht zuhört. Denn mit heftigen Gefühlen muss es zu tun gehabt haben, als sie begann, ihr Leben von der deutschen Großstadt aufs Land zu verlagern.
»In Deutschland gibt es nur diese Konsumwelt. Dagegen kann man sich so schwer wehren. Und der Widerstand kostet so viel Energie, dass keine Kraft mehr bleibt, Eigenes zu entwickeln.« Das Eigene. Für Maja bedeutet das, so weit wie möglich als Selbstversorger zu leben. Wenn sie anfängt davon zu erzählen, wie die Schweden früher überlebten, wird sie lebhaft. »Jeder konnte alles, und jeder hatte, was er zum Leben brauchte. Wir würden doch [102]heute keine drei Tage im Winter überstehen.« Maja lernt. Milch haben sie von den Ziegen; Kartoffeln und Gemüse ringen sie den kurzen Sommern ab. »Na, im Süden wäre es wohl leichter.« Und wenn sie nicht auch noch Vegetarier wären. Die Sommer sind so kurz, dass nur das Wichtigste erledigt werden kann. Umgerechnet fünfzehntausend Euro haben Maja und Peter vor ein paar Jahren für Haus und Scheune und Grundstück und Wald bezahlt.
... weniger
Autoren-Porträt von Barbara Schaefer
Barbara Schaefer, geboren 1961 in Heidenheim, studierte nach der Redakteursausbildung Theaterwissenschaft und Germanistik in München, Bologna und Perugia. Sie schreibt u. a. für die "Brigitte", die "Für Sie", für die "Süddeutsche Zeitung", die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" und den Berliner "Tagesspiegel". Im Picus Verlag erschienen ihre Lesereisen Lappland und Amalfi/Cilento sowie, gemeinsam mit Rasso Knoller, die Lesereise Inseln des Nordens.
Bibliographische Angaben
- Autor: Barbara Schaefer
- 2011, 132 Seiten, Deutsch
- Verlag: Picus Verlag
- ISBN-10: 3711750192
- ISBN-13: 9783711750198
- Erscheinungsdatum: 01.07.2011
Abhängig von Bildschirmgröße und eingestellter Schriftgröße kann die Seitenzahl auf Ihrem Lesegerät variieren.
eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Größe: 0.86 MB
- Ohne Kopierschutz
Kommentar zu "Lesereise Lappland"
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Lesereise Lappland".
Kommentar verfassen