Nachgeholtes Leben (PDF)
Helmuth Plessner 1892-1985
Helmuth Plessner ist einer der interessantesten deutschen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. In der Weimarer Republik wies der Mitbegründer der philosophischen Anthropologie radikale Ideologien zurück. Als »Halbjude« 1933 von der Universität Köln...
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Produktinformationen zu „Nachgeholtes Leben (PDF)“
Helmuth Plessner ist einer der interessantesten deutschen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. In der Weimarer Republik wies der Mitbegründer der philosophischen Anthropologie radikale Ideologien zurück. Als »Halbjude« 1933 von der Universität Köln entlassen, emigrierte er in die Niederlande und lehrte an der Universität Groningen, bis er 1943 von der deutschen Besatzungsmacht erneut relegiert wurde. Die letzten Kriegsjahre überlebte er im Untergrund. Nach dem Krieg erhielt er seine Groninger Professur zurück und nahm 1951 einen Ruf nach Göttingen an.
Plessner wirkte entscheidend am Wiederaufbau der Philosophie an den deutschen Universitäten nach 1945 mit und gehört zu den Gründungsvätern der bundesdeutschen Soziologie. Bekannt wurde er vor allem mit seiner im Exil entstandenen Deutschlandstudie »Die verspätete Nation«.
Carola Dietze legt die erste Biographie Helmuth Plessners vor, die auf Archivquellen basiert. Sie führt in Plessners Philosophie ein und analysiert, welchen Einfluß die Erfahrung der Emigration auf sein Denken hatte. Exemplarisch werden der Verlauf eines Wissenschaftsexils in den Niederlanden, die Gründe für eine Rückkehr nach Deutschland und die Situation eines Remigranten in der Bundesrepublik der fünfziger Jahre untersucht.
Plessner wirkte entscheidend am Wiederaufbau der Philosophie an den deutschen Universitäten nach 1945 mit und gehört zu den Gründungsvätern der bundesdeutschen Soziologie. Bekannt wurde er vor allem mit seiner im Exil entstandenen Deutschlandstudie »Die verspätete Nation«.
Carola Dietze legt die erste Biographie Helmuth Plessners vor, die auf Archivquellen basiert. Sie führt in Plessners Philosophie ein und analysiert, welchen Einfluß die Erfahrung der Emigration auf sein Denken hatte. Exemplarisch werden der Verlauf eines Wissenschaftsexils in den Niederlanden, die Gründe für eine Rückkehr nach Deutschland und die Situation eines Remigranten in der Bundesrepublik der fünfziger Jahre untersucht.
Lese-Probe zu „Nachgeholtes Leben (PDF)“
1. Einleitung (S. 7-8)Erfahrungsgemäß ist der Name Helmuth Plessner jüngeren Menschen heute zumeist kein Begriff mehr. Auch daß der Ausdruck von der »verspäteten Nation« durch einen Buchtitel Plessners geprägt wurde, ist ihnen meist unbekannt. Diese Mitteilung kann sogar einiges Erstaunen auslösen, so selbstverständlich ist das Schlagwort von der »verspäteten Nation« zur Charakterisierung Deutschlands inzwischen geworden. Anders bei Menschen, deren politische Sozialisation in die fünfziger und frühen sechziger Jahre fällt: sie erinnern sich häu?g an die Lektüre der Plessnerschen Deutschlandstudie als ein für sie wichtiges intellektuelles Erlebnis.
Dementsprechend beziehen sich Angehörige dieser Jahrgänge bei Anlässen grundsätzlicher politischer Re?exion nicht selten auf dieses Buch. Die Anzahl derer, die über Die verspätete Nation hinaus andere philosophische oder soziologische Werke Plessners gelesen haben, scheint allerdings auch unter ihnen gering. Gleichwohl kennen sie ihn oft noch als einen Begründer der philosophischen Anthropologie. Ihm geht dann zumeist der Ruf eines »schwierigen Autors« voraus, dessen Nennung mit Respekt quittiert wird.
Das trifft nicht nur auf Deutschland zu. Auch in Plessners Exilland, den Niederlanden, ist die Erinnerung an Person und Werk bei Angehörigen der mittleren und älteren Jahrgänge noch vielfach lebendig. »Plessner? Das ist doch ein halber Niederländer!«, ist eine spontan Reaktion.
Besonders stark fällt die Resonanz auf den Namen Plessner nach wie vor in Göttingen aus. Offensichtlich muß man keiner seiner Schüler gewesen sein, um sich auch heute noch genau an diesen Professor der Georgia Augusta zu erinnern. Wer in den fünfziger oder Anfang der sechziger Jahre an der Universität
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Göttingen Geistes-, Sozial- oder Rechtswissenschaften studierte, wer in diesem Zeitraum in die entsprechenden Fakultäten berufen wurde, sich dort habilitierte oder dort lehrte, kam – so scheint es – nicht an Plessner vorbei. Schon kleine Begegnungen blieben dabei in Erinnerung.
So kolportiert der eine schmunzelnd eine Anekdote aus Plessners Rektoratsrede, sucht ein anderer nach Worten, um das Charakteristische eines Gesprächs mit ihm wiederzugeben oder berichtet ein dritter mit vor Wut zitternder Stimme von einer Demütigung als Student durch den damaligen Rektor. Offenbar war Plessner eine Person, die – im Positiven wie im Negativen – Eindrücke hinterließ. Zu ihm, so hat es den Anschein, mußte man sich stellen. Neben seiner starken Ausstrahlung als Person lag dies wohl nicht zuletzt daran, daß er zu den wenigen Professoren gehörte, die aus dem Exil nach Deutschland zurückgekehrt waren.
Helmuth Plessner wurde 1892 als einziger Sohn des Arztes Fedor Plessner, der aus einer jüdischen Familie stammte, und dessen Frau Elisabeth, reformierten Glaubens, in Wiesbaden geboren. Er studierte an den Universitäten Freiburg, Heidelberg, Berlin, Göttingen und Erlangen Zoologie und Philosophie; zu seinen Lehrern zählten unter anderem Wilhelm Windelband, Max Weber und Edmund Husserl.
In der Zwischenkriegszeit schuf er als Dozent an der Universität Köln ein philosophisches Werk, mit dem er zu einem der Gründerväter der philosophischen Anthropologie wurde. Seine Karriere erfuhr jedoch einen jähen Abbruch, als ihm 1933 auf Grund des sogenannten »Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« die Venia legendi entzogen wurde und er seine Stelle als außerordentlicher Professor für Philosophie verlor. Plessner emigrierte erst in die Türkei und dann in die Niederlande.
So kolportiert der eine schmunzelnd eine Anekdote aus Plessners Rektoratsrede, sucht ein anderer nach Worten, um das Charakteristische eines Gesprächs mit ihm wiederzugeben oder berichtet ein dritter mit vor Wut zitternder Stimme von einer Demütigung als Student durch den damaligen Rektor. Offenbar war Plessner eine Person, die – im Positiven wie im Negativen – Eindrücke hinterließ. Zu ihm, so hat es den Anschein, mußte man sich stellen. Neben seiner starken Ausstrahlung als Person lag dies wohl nicht zuletzt daran, daß er zu den wenigen Professoren gehörte, die aus dem Exil nach Deutschland zurückgekehrt waren.
Helmuth Plessner wurde 1892 als einziger Sohn des Arztes Fedor Plessner, der aus einer jüdischen Familie stammte, und dessen Frau Elisabeth, reformierten Glaubens, in Wiesbaden geboren. Er studierte an den Universitäten Freiburg, Heidelberg, Berlin, Göttingen und Erlangen Zoologie und Philosophie; zu seinen Lehrern zählten unter anderem Wilhelm Windelband, Max Weber und Edmund Husserl.
In der Zwischenkriegszeit schuf er als Dozent an der Universität Köln ein philosophisches Werk, mit dem er zu einem der Gründerväter der philosophischen Anthropologie wurde. Seine Karriere erfuhr jedoch einen jähen Abbruch, als ihm 1933 auf Grund des sogenannten »Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« die Venia legendi entzogen wurde und er seine Stelle als außerordentlicher Professor für Philosophie verlor. Plessner emigrierte erst in die Türkei und dann in die Niederlande.
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Autoren-Porträt von Carola Dietze
Carola Dietze, geb. 1973, Inhaberin des Lehrstuhls für Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Studium der Geschichte, Soziologie, Philosophie und Slawistik an den Universitäten in Göttingen, Cambridge, Groningen und St. Petersburg. Von 1999 bis 2004 Doktorandin am Max-Planck-Institut für Geschichte und Stipendiatin der Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung. 2005 Promotion an der Georg-August-Universität Göttingen, 2005 bis 2006 Postdoktorandin im Graduiertenkolleg »Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart« der Justus-Liebig-Universität Gießen. Von 2006 bis 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin am German Historical Institute Washington D.C.; 2006 wurde sie mit dem Hedwig-Hintze-Preis ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Carola Dietze
- 2011, 1. Auflage, 622 Seiten, Deutsch
- Verlag: Wallstein Verlag GmbH
- ISBN-10: 3835320149
- ISBN-13: 9783835320147
- Erscheinungsdatum: 03.03.2011
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
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Pressezitat
ausgezeichnet mit dem Hedwig-Hintze-Preis 2006Preisträger »Das Historische Buch« 2007 (H-Soz-u-Kult Wettbewerb)
»ein Bravourstück«
(Gangolf Hübinger, Süddeutsche Zeitung, 29.11.2006)
»Es ist das Verdienst von Carola Dietze, mit ihrer historisch fundierten, sehr lesenswerten Biografie zur erneuten und vertieften Beschäftigung mit diesem großen Philosophen des 20. Jahrhunderts anzuregen.«
(Jens Hacke, H-Soz-u-Kult, 15.12.2006)
»Carola Dietzes sorgfältig recherchierte und detailreiche Arbeit (...) bügelt nichts identifikatorisch weg.«
(Deutschlandfunk, 29.1.2007)
»Carola Dietze zeichnet (...) das Porträt des Mannes, dessen Leben und Denken geprägt war von den Katastrophen des 20. Jahrhunderts, seinen Büchern und Widersprüchen.«
(Kultur 3, Februar 2007)
»Ein Eingangstor in dieses Werk zu öffnen, ist Carola Dietze mit ihrem Buch, das akademische Korrektheit und lesefreundlichen Stil vereint, hervorragend gelungen.«
(Konstantin J. Sakkas, Der Tagesspiegel, 4.3.2007)
»Anschaulich detailliert schildert Dietze die Nöte und Sorgen eines deutschen Wissenschaftlers im Exil.«
(Hans-Martin Lohmann, Die ZEIT, März 2007)
»Die Detailtreue der Verfasserin, ihre Fähigkeit zur pointierten Darstellung und Auswertung des Materials führen zu einer kritischen, problembewussten und glaubhaften Studie von Plessners Grenzgängertum, auch was sein Verhältnis zu und sein Verständnis von den Einzelwissenschaften Soziologie, Philosophie und Politik anbelangt.«
(Tanja Eisenach, IASL online, 22.5.2007)
»Diese Arbeit erhielt 2006 den Preis des Deutschen Historikerverbandes. Nach der Lektüre kann man nur sagen: zu Recht.«
(Patrik von zur Mühlen, Archiv für Sozialgeschichte Online 47, 2007)
»Dietzes Arbeit besticht nicht nur durch die souveräne Auswertung ihrer Quellen, v.a. des bisher noch nicht berücksichtigten Nachlasses von Plessner, sondern auch durch ihren ansprechenden Erzählstil. So ist eine problemorientierte und in ihrer Detailfülle faszinierende
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Gelehrtenbiographie entstanden, die in vieler Hinsicht als beispielhaft gelten kann.«
(Jan Eike Dunkhase, Zeitschrift für Ideengeschichte H. 1/3 Herbst 2007 (Sept.))
»Carola Dietze zeichnet den Lebensweg Plessners in einer »historischen Biografie« mit großem Verstehen seiner Person und exzellenter Sachkenntnis nach.«
(Dietfrid Krause-Vilmar, Fritz Bauer Institut, Newsletter 31, Okt. 2007)
»Besonders lesenswert. (...) Sehr sorgfältig gearbeitet und geschrieben. (...) Es gibt ein präzises und oft filigran gearbeitetes Bild.«
(Georg Kremnitz, Europa Ethnika 2007)
»Dietze schildert ein durchaus unerfreuliches Kapitel deutscher Wissenschaftsgeschichte. Sie tut das jedoch mit großer Souveränität und aus der Perspektive eines geistvollen, wahrhaft liberalen und wunderbar lebensmutigen Intellektuellen.«
(Matthias Wolfes, Das Hisotrisch-Politische Buch 55. Jg. 2007, H. 3)
»Ein großartiges Porträt, das Historiker, Philosophen und Kulturwissenschaftler gleichermaßen anregen und faszinieren wird. Dass eine intellektuelle Biographie mehr sein kann als nur ein willkommenes Seitenstück für die sogenannte systematische Beschäftigung, wird hier eindringlich belegt.«
(Thomas Meyer, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 56. Jhg., 2008)
»Ein großes Werk (...), in dem sich Lebensgeschichte und Wissenschaftsgeschichte in produktiver Weise durchdringen und dem noch manche Anregungen zu weitergehenden biographischen Forschungen zu entnehmen sind.«
(Hans-Ulrich Lessing, Kritikon, 12/2009, Bd.2)
(Jan Eike Dunkhase, Zeitschrift für Ideengeschichte H. 1/3 Herbst 2007 (Sept.))
»Carola Dietze zeichnet den Lebensweg Plessners in einer »historischen Biografie« mit großem Verstehen seiner Person und exzellenter Sachkenntnis nach.«
(Dietfrid Krause-Vilmar, Fritz Bauer Institut, Newsletter 31, Okt. 2007)
»Besonders lesenswert. (...) Sehr sorgfältig gearbeitet und geschrieben. (...) Es gibt ein präzises und oft filigran gearbeitetes Bild.«
(Georg Kremnitz, Europa Ethnika 2007)
»Dietze schildert ein durchaus unerfreuliches Kapitel deutscher Wissenschaftsgeschichte. Sie tut das jedoch mit großer Souveränität und aus der Perspektive eines geistvollen, wahrhaft liberalen und wunderbar lebensmutigen Intellektuellen.«
(Matthias Wolfes, Das Hisotrisch-Politische Buch 55. Jg. 2007, H. 3)
»Ein großartiges Porträt, das Historiker, Philosophen und Kulturwissenschaftler gleichermaßen anregen und faszinieren wird. Dass eine intellektuelle Biographie mehr sein kann als nur ein willkommenes Seitenstück für die sogenannte systematische Beschäftigung, wird hier eindringlich belegt.«
(Thomas Meyer, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 56. Jhg., 2008)
»Ein großes Werk (...), in dem sich Lebensgeschichte und Wissenschaftsgeschichte in produktiver Weise durchdringen und dem noch manche Anregungen zu weitergehenden biographischen Forschungen zu entnehmen sind.«
(Hans-Ulrich Lessing, Kritikon, 12/2009, Bd.2)
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