Obszöne Lust oder etablierte Unterhaltung? (PDF)
Zur Rezeption pornografischer Filme
Widerlich, abstoßend, ekelhaft oder reizvoll, sinnlich, stimulierend? Nichts scheint die Gemüter - auf die eine oder andere Weise - mehr zu erregen als das Thema Pornografie. Ob Literatur, Fotografie, Internet, Bildende Kunst: Das Genre findet sich in allen...
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Produktinformationen zu „Obszöne Lust oder etablierte Unterhaltung? (PDF)“
Widerlich, abstoßend, ekelhaft oder reizvoll, sinnlich, stimulierend? Nichts scheint die Gemüter - auf die eine oder andere Weise - mehr zu erregen als das Thema Pornografie. Ob Literatur, Fotografie, Internet, Bildende Kunst: Das Genre findet sich in allen medialen Ausdrucksformen. Sex sells und Porno geht immer. Geht Porno wirklich immer?
Das Buch soll dazu Antworten geben und konzentriert sich auf die filmische Variante der Pornografie. Vor dem Hintergrund der Cultural Studies wagt die Untersuchung den Brückenschlag von den 1970er Jahren bis in die Gegenwart. Noch vor drei Jahrzehnten galt Pornografie, insbesondere der pornografische Film, als Politikum. Amerikanische Frauenverbände riefen die Parole "Pornografie ist die Theorie, Vergewaltigung die Praxis" aus. Als die Anti-Porno-Welle Deutschland erreichte, fanden sich Pornogegner aller politischer Couleur unter der von EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer ins Rollen gebrachte PorNO-Kampagne zusammen. Die Zeit der differenzierten Betrachtungsmöglichkeiten war vorbei.
Und heute? Im Buch werden die Diskurse der vergangenen Jahre und der Stellenwert des Segmentes Pornografie in der Gegenwart nachgezeichnet. Die vielbeschworene Über-Sexualisierung der Gesellschaft und ihrer Medien legt die Vorstellung einer breiten Akzeptanz in der Populärkultur nahe. Aber ist dem wirklich so oder ist dies eine theoretisch geführte Diskussion innerhalb einer kleinen Gruppe von Meinungsmachern? Die Untersuchung lässt die Rezipienten selbst zu Wort kommen: Im Rahmen einer qualitativen Untersuchung wurden vier Frauen und vier Männer zwischen 30 und 40 Jahren am Beispiel eines pornografischen Films nach ihrer Lesart, ihrem Wissen um - historische - Diskurse sowie ihrem individuellen Rollenverständnis befragt. Die Auswertung ergibt ein aktuelles Profil der Thirtysomethings und ihrem Verhältnis zu Pornografie - Mediennutzung - Geschlechterverhältnis.
Das Buch soll verstanden werden als Beitrag zu einer weniger "aus dem Bauch heraus" diskutierten Thematik. Vielmehr ist die vorliegende Ausführung als Ergänzung der wenigen wissenschaftlich fundierten Analysen zum Thema Rezipientenforschung und Pornografie gedacht.
Das Buch soll dazu Antworten geben und konzentriert sich auf die filmische Variante der Pornografie. Vor dem Hintergrund der Cultural Studies wagt die Untersuchung den Brückenschlag von den 1970er Jahren bis in die Gegenwart. Noch vor drei Jahrzehnten galt Pornografie, insbesondere der pornografische Film, als Politikum. Amerikanische Frauenverbände riefen die Parole "Pornografie ist die Theorie, Vergewaltigung die Praxis" aus. Als die Anti-Porno-Welle Deutschland erreichte, fanden sich Pornogegner aller politischer Couleur unter der von EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer ins Rollen gebrachte PorNO-Kampagne zusammen. Die Zeit der differenzierten Betrachtungsmöglichkeiten war vorbei.
Und heute? Im Buch werden die Diskurse der vergangenen Jahre und der Stellenwert des Segmentes Pornografie in der Gegenwart nachgezeichnet. Die vielbeschworene Über-Sexualisierung der Gesellschaft und ihrer Medien legt die Vorstellung einer breiten Akzeptanz in der Populärkultur nahe. Aber ist dem wirklich so oder ist dies eine theoretisch geführte Diskussion innerhalb einer kleinen Gruppe von Meinungsmachern? Die Untersuchung lässt die Rezipienten selbst zu Wort kommen: Im Rahmen einer qualitativen Untersuchung wurden vier Frauen und vier Männer zwischen 30 und 40 Jahren am Beispiel eines pornografischen Films nach ihrer Lesart, ihrem Wissen um - historische - Diskurse sowie ihrem individuellen Rollenverständnis befragt. Die Auswertung ergibt ein aktuelles Profil der Thirtysomethings und ihrem Verhältnis zu Pornografie - Mediennutzung - Geschlechterverhältnis.
Das Buch soll verstanden werden als Beitrag zu einer weniger "aus dem Bauch heraus" diskutierten Thematik. Vielmehr ist die vorliegende Ausführung als Ergänzung der wenigen wissenschaftlich fundierten Analysen zum Thema Rezipientenforschung und Pornografie gedacht.
Lese-Probe zu „Obszöne Lust oder etablierte Unterhaltung? (PDF)“
Kapitel 6.4 Paula, 23.03.2007, „Woher soll man es sonst wissen?“:Paula ist 45 Jahre alt, lebt mit Tochter und Hund als Alleinerziehende im Außenbezirk einer Großstadt. Die Hauptschulabsolventin mit der Ausbildung zur Bürokauffrau ist in ihrer Freizeit mit Mountainbike fahren und Spaziergängen dem Sport zugeneigt. Ihre Neigung schlägt sich auch in der Rezeption von Filmen nieder: Mit zwei DVDs in einem halben Jahr gehört sie zu den Zuschauern, die selten Filme konsumieren. Darüber hinaus sind die Filme geliehen, d.h. sie verfügt über keine eigenen Medien in diesem Bereich. Wenn sie DVDs rezipiert, liegt der Genreschwerpunkt auf Krimis und Mystery, die sie sowohl allein, im Rahmen ihrer Kleinfamilie, als auch im Freundeskreis rezipiert.
Vergnügen:
Auf die Fragen, was sie zum Stichwort Pornografie assoziiere und welche Gefühle sie damit verknüpfe, antwortet Paula spontan mit „Animation“ sowie „[…] Gute, sonst würde ich sie nicht gucken“ (S. 28). Damit zeigt sich Paula grundsätzlich aufgeschlossen zu pornografischen Filmen, hervorgehoben vor allem dadurch, dass sie ohne weiteres Nachdenken auf die Frage antwortet. Paulas Einstellung ist prinzipiell positiv, was sich in ihrer Beschreibung des evasiven Vergnügens verdeutlicht, insbesondere als sie ihre erste Begegnung mit einem pornografischen Film beschreibt: „[Mein Freund] saß an einem Ende, [ich] am anderen Ende der Couch und dann sind wir übereinander hergefallen. Das war super“ (S. 28). Paulas Vorstellung ist eine funktionalisierte Nutzung, in der sie ihre Erwartung an einen Pornofilm genau für sich definieren kann: „Ich gucke mir so einen Film nicht wegen des Themas an. Die Stimulation ist dann einfach da“ (S. 28). An dieser Stelle füllt sie ihre Position als Rezipientin in nahezu idealtypischer Weise, d.h. Paula
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weiß, was sie bei einem pornografischen Film zu erwarten hat und nutzt die von den Produzenten Erwartung für sich praktisch, in diesem Fall evasiv.
Jedoch kristallisiert sich bei einer intensiveren Nachfrage nach Vorlieben hinsichtlich pornografischer Bestandteile eine Kompromisshaltung heraus: Paulas Wunsch richtet sich auf eine zusammenhängende Geschichte, ein Aspekt, der in Pornofilmen nur bedingt oder gar nicht bedient wird. Wie in der Definition von pornografischen Filmen dargelegt ist gerade das episodenhafte dieser Filmgattung genrespezifisch. Kompromissbereit zeigt sich Paulas Rezeption also deshalb, da in klassischen heterosexuellen Pornofilmen eine zusammenhängende Geschichte eher die Ausnahme bildet, d.h. zwar werden von der Rezipientin angenehme Szenen goutiert und die fehlende bzw. episodische (per definitionem szenisch-narrative) Geschichte zur Kenntnis genommen, entsprechen letztlich aber nicht dem eigenen Maßstab eines rundum gelungenen Pornofilms. Darüber hinaus wünscht sich Paula attraktive Menschen und schöne Räumlichkeiten. Ertels Formulierung nach dem weiblichen Wunsch einer „anderen“, wenn auch nicht weniger expressiven Pornografie, kann an dieser Stelle konkretisiert werden: Offensichtlich ist die Nutzung pornografischer Filme tatsächlich – auch – bei Frauen evasiver Natur, jedoch bestehen hinsichtlich der Rahmenbedingungen Wünsche nach einem überzeugenden Plot, attraktiven Darstellern und nach einem angenehmen Ambiente. "
Jedoch kristallisiert sich bei einer intensiveren Nachfrage nach Vorlieben hinsichtlich pornografischer Bestandteile eine Kompromisshaltung heraus: Paulas Wunsch richtet sich auf eine zusammenhängende Geschichte, ein Aspekt, der in Pornofilmen nur bedingt oder gar nicht bedient wird. Wie in der Definition von pornografischen Filmen dargelegt ist gerade das episodenhafte dieser Filmgattung genrespezifisch. Kompromissbereit zeigt sich Paulas Rezeption also deshalb, da in klassischen heterosexuellen Pornofilmen eine zusammenhängende Geschichte eher die Ausnahme bildet, d.h. zwar werden von der Rezipientin angenehme Szenen goutiert und die fehlende bzw. episodische (per definitionem szenisch-narrative) Geschichte zur Kenntnis genommen, entsprechen letztlich aber nicht dem eigenen Maßstab eines rundum gelungenen Pornofilms. Darüber hinaus wünscht sich Paula attraktive Menschen und schöne Räumlichkeiten. Ertels Formulierung nach dem weiblichen Wunsch einer „anderen“, wenn auch nicht weniger expressiven Pornografie, kann an dieser Stelle konkretisiert werden: Offensichtlich ist die Nutzung pornografischer Filme tatsächlich – auch – bei Frauen evasiver Natur, jedoch bestehen hinsichtlich der Rahmenbedingungen Wünsche nach einem überzeugenden Plot, attraktiven Darstellern und nach einem angenehmen Ambiente. "
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Autoren-Porträt von Gaye S. Kromer
Gaye Suse Kromer, geboren 1971 in Bad Kreuznach, lebt im Ruhrgebiet. Nach dem Abitur in Bielefeld und einer Ausbildung als Bauzeichnerin in Halle/Westfalen studierte sie Publizistik und Kommunikation, Film- und Fernsehwissenschaft, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. 2007 Abschluss als Magistra Artium. Während und nach dem Studium arbeitete sie als freie Journalistin bei Werbeagenturen, mittelständischen Unternehmen, Lifestyle-Magazinen sowie bei einer medienpolitischen Zeitschrift. Ab 2005 baute sie eine Non-Profit-Frauenzeitschrift mit auf und leitete drei Jahre den redaktionellen Bereich. Ihr zweijähriges Volontariat absolvierte sie in der Internen Unternehmenskommunikation der Administration einer Ruhrgebietsmetropole. Dort ist sie seitdem als PR-Redakteurin tätig. Gaye Suse Kromer arbeitet zurzeit an ihrer Promotion.
Bibliographische Angaben
- Autor: Gaye S. Kromer
- 2008, 1. Auflage, 226 Seiten, Deutsch
- Verlag: Diplomica Verlag
- ISBN-10: 3836617307
- ISBN-13: 9783836617307
- Erscheinungsdatum: 01.11.2008
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