Persönlichkeit und Politik (PDF)
Mit der Persönlichkeit des Politikers befassen sich hauptsächlich Historiker und Psychologen. In der Politikwissenschaft tritt die Persönlichkeit hinter Strukturen und Inhalte zurück. Dieses Buch stellt zunächst die wichtigsten Stränge der psychologischen...
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Produktinformationen zu „Persönlichkeit und Politik (PDF)“
Mit der Persönlichkeit des Politikers befassen sich hauptsächlich Historiker und Psychologen. In der Politikwissenschaft tritt die Persönlichkeit hinter Strukturen und Inhalte zurück. Dieses Buch stellt zunächst die wichtigsten Stränge der psychologischen Persönlichkeitsforschung vor. Anschließend schildert es kurz das Design der historiografischen Biografie. Im Mittelpunkt des Buches stehen Kurzbiografien von 33 Staats- und Regierungschefs. Der Schwerpunkt liegt auf der Persönlichkeitsbildung in Kindheit, Jugend und frühem Erwachsenenalter bis zum Hineinwachsen in die berufliche Politik. Mit dem Konzept des kognitiven Schemas wird versucht, konstante Persönlichkeitsmerkmale zu ermitteln, die Rückschlüsse auf die individuelle Wahrnehmung der politischen Welt erlauben. Die Auswahl von Politikern aus den vergangenen 70 Jahren und aus sechs Ländern (China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland/Sowjetunion und USA) führt das Zusammenspiel der Persönlichkeit mit historischen Szenarien und den Rollenzwängen des politischen Systems vor Augen.
Lese-Probe zu „Persönlichkeit und Politik (PDF)“
1 Die Politikwissenschaft und die Persönlichkeit (S. 17) 1.1 Parteien- und Organisationsforschung
Die Politikwissenschaft dreht sich um Kollektive im politischen Raum. Sie ist eine Zwillingsschwester der Soziologie. Betrachten wir kurz einige Stränge der Politikforschung, um dies in Erinnerung zu rufen. So standen am Anfang einer sozialwissenschaftlichen Forschung, die sich politischen Phänomenen zuwandte, Parlamente, Parteien und Verbände.
Bei Robert Michels waren es die Massenorganisationen der Arbeiterbewegung, d.h. die sozialistischen Parteien und Gewerkschaften, die das Interesse fesselten. Michels verdinglichte sie nicht plump und einfach zu kollektiven Persönlichkeiten, deren Mitglieder sich im Takt gleicher Interessen bewegen.
Sein Werk verdiente sich Klassikerrang mit der Beobachtung, dass sich die innerparteilichen Eliten die Inhalte und die Richtung eines behaupteten Kollektivwillens angemaßt hatten. Wir entdecken bei Michels zwei Grundthemen der Parteien- und Verbändeforschung den legitimatorischen Rang großer Mitgliederzahlen und kollektiv beschlossener Willensäußerungen einerseits und die Interessen eines Kerns aktiver und engagierter Mitglieder andererseits, wobei die Letzteren diesen Willen formulieren und auch die Akklamation dafür organisieren (Michels 1970, Erstaufl. 1911).
Faktionskämpfe und innerparteiliche Rangeleien lassen sich mit diesem Bild vereinbaren. Die unüberschaubare Forschung über den Mythos und die Realität innerparteilicher Demokratie, über Richtungsgruppen und Klientelen hat dieses alte Thema variiert und elaboriert. Sie ist aber alles in allem in der alten Spur geblieben.
Das ist auch richtig so, die gewonnenen Erkenntnisse sind beachtlich. Diese Art von Forschung verschließt vor der Persönlichkeit keineswegs die Augen. Ganz im Gegenteil: Wie die Phänomene der Parteispaltungen, Parteigründungen und insbesondere populistischer Parteien und Bewegungen zeigen, drängen sich immer wieder
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charismatische Persönlichkeiten ins Bild, die Chancen für Neues erblicken und auf diese Weise Dinge bewegen, die so oder wenigstens nicht so früh in Bewegung geraten wären, wenn es diese Personen nicht gegeben hätte (exemplarisch Decker 2000).
Die Politikwissenschaft sucht die Erklärung dafür aber nicht in der Psyche der Persönlichkeiten und in deren Lebenserfahrungen. Sie konzentriert ihr Augenmerk eher auf die Frage, wie solche Personen Mehrheiten mobilisieren und wie sie mit geschickter Themenwahl eine Anhängerschaft dafür gewinnen.
1.2 Regierungssystem
Wenden wir uns einem zweiten klassischen Bereich der Politikforschung zu: die Institutionen, die ein Regierungssystem bilden. Ohne sie lässt sich kaum ermitteln, wie und warum politische Entscheidungen zustande kommen oder warum sie verhindert werden. Auch hier geht es wieder um Kollektive: Parlamentsfraktionen, Ausschüsse, Ministerialbürokratien, Kabinettsmannschaften, Schlichtungs- und Koalitionsgremien. Die Institutionen des Regierungssystems weisen für gewöhnlich eine hierarchische Struktur auf. Ihre Struktur wird zum Teil vom rechtlichen Normengerüst des Staates bestimmt.
Für die Politikwissenschaft sind aber Rollen wichtiger. Rollen sind durch Erwartungen definiert. Mit ihrer informellen Dimension sind sie meist wichtiger als der rechtliche Rahmen, in dem diese Rolle ausgefüllt wird. Das für die politikwissenschaftliche Analyse maßgebliche Moment ist die Tatsache, dass die Rolle ihre Verbindlichkeit aus den kollektiven Erwartungen einer Gruppe, einer Partei, einer Parlamentsfraktion oder aus der medialen Öffentlichkeit schöpft (exemplarisch für die Regierungssystemanalyse etwa von Beyme 1999, Dahl 1966, Fraenkel 1976, Steffani 1979).
Auch hier hat man es mit Personen zu tun, die eine Rolle hervorragend ausfüllen, und wieder anderen, denen dies nicht gelingt. Die politikwissenschaftliche Beobachtung registriert es und begnügt sich für gewöhnlich damit. In der Auseinandersetzung mit diesem Phänomen ist die Analyse der Führungsstile ins Repertoire der Politikwissenschaft gelangt.
Die Politikwissenschaft sucht die Erklärung dafür aber nicht in der Psyche der Persönlichkeiten und in deren Lebenserfahrungen. Sie konzentriert ihr Augenmerk eher auf die Frage, wie solche Personen Mehrheiten mobilisieren und wie sie mit geschickter Themenwahl eine Anhängerschaft dafür gewinnen.
1.2 Regierungssystem
Wenden wir uns einem zweiten klassischen Bereich der Politikforschung zu: die Institutionen, die ein Regierungssystem bilden. Ohne sie lässt sich kaum ermitteln, wie und warum politische Entscheidungen zustande kommen oder warum sie verhindert werden. Auch hier geht es wieder um Kollektive: Parlamentsfraktionen, Ausschüsse, Ministerialbürokratien, Kabinettsmannschaften, Schlichtungs- und Koalitionsgremien. Die Institutionen des Regierungssystems weisen für gewöhnlich eine hierarchische Struktur auf. Ihre Struktur wird zum Teil vom rechtlichen Normengerüst des Staates bestimmt.
Für die Politikwissenschaft sind aber Rollen wichtiger. Rollen sind durch Erwartungen definiert. Mit ihrer informellen Dimension sind sie meist wichtiger als der rechtliche Rahmen, in dem diese Rolle ausgefüllt wird. Das für die politikwissenschaftliche Analyse maßgebliche Moment ist die Tatsache, dass die Rolle ihre Verbindlichkeit aus den kollektiven Erwartungen einer Gruppe, einer Partei, einer Parlamentsfraktion oder aus der medialen Öffentlichkeit schöpft (exemplarisch für die Regierungssystemanalyse etwa von Beyme 1999, Dahl 1966, Fraenkel 1976, Steffani 1979).
Auch hier hat man es mit Personen zu tun, die eine Rolle hervorragend ausfüllen, und wieder anderen, denen dies nicht gelingt. Die politikwissenschaftliche Beobachtung registriert es und begnügt sich für gewöhnlich damit. In der Auseinandersetzung mit diesem Phänomen ist die Analyse der Führungsstile ins Repertoire der Politikwissenschaft gelangt.
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Autoren-Porträt von Jürgen Hartmann
Dr. Jürgen Hartmann ist Professor für Politikwissenschaft an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr in Hamburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Jürgen Hartmann
- 2008, 2007, 316 Seiten, Deutsch
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531907182
- ISBN-13: 9783531907185
- Erscheinungsdatum: 26.01.2008
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Größe: 1.56 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Pressezitat
"Hartmann widmet sich der in der deutschen Politikwissenschaft vernachlässigten Persönlichkeitsforschung von Politikern. Auf die prägnant-bündige theoretische Grundierung in der politischen Psychologie und in den biographischen Studien folgt ein Kriterienkatalog zur Betrachtung politischer Persönlichkeiten. Diese macht den Kern des Buches aus. [...] Wer sich ein genaueres Bild über die vorgestellten Staatsmänner machen möchte, ohne zu den meist umfänglichen biografischen Werken greifen zu müssen, ist mit der Lektüre dieses Buches gut bedient. Lesenswert ist insbesondere das Schlusskapitel, in dem Hartmann mehr differenzierende als verallgemeinernde Vergleiche der behandelten Persönlichkeiten vornimmt." www.zpol.de (Zeitschrift für Politikwissenschaft), 06.03.2008"[...] eine lesenswerte Zusammenstellung unterschiedlicher Charaktere und ihrer individuellen Lebenswege. Ein Band, der der Politik mehr Persönlichkeit gibt." politik & kommunikation, 05/2008
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