Priester des Volkes Gottes (PDF)
Gefährdungen - Grundlagen - Perspektiven
Das katholische Weihepriestertum hat mehr Ehrlichkeit, Phantasie und Kreativität verdient, als gegenwärtig in seine Weiterentwicklung investiert wird. Wie, so fragt Rainer Bucher, kann es seine Aufgabe jenseits seiner bisherigen machtgestützten Form...
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Produktinformationen zu „Priester des Volkes Gottes (PDF)“
Das katholische Weihepriestertum hat mehr Ehrlichkeit, Phantasie und Kreativität verdient, als gegenwärtig in seine Weiterentwicklung investiert wird. Wie, so fragt Rainer Bucher, kann es seine Aufgabe jenseits seiner bisherigen machtgestützten Form erfüllen? Das Buch bietet eine kritische Analyse der aktuellen Lage des katholischen Priestertums sowie im Rekurs auf seine Grundlagen herausfordernde Ansätze zu seiner Zukunft: Die Gnade Gottes zu repräsentieren, den Glauben daran zu verkörpern, dass sich Gott unwiderruflich den Menschen zuwendet - das ist die Aufgabe des Priesters und eine wirkliche Chance für die Kirche als Volk Gottes.
Lese-Probe zu „Priester des Volkes Gottes (PDF)“
Grundlagen (S. 75-77)IV. Gaudium et spes und die Krisen der Kirche
1. Die Probleme der Kirche
Die katholische Kirche in westlichen Gesellschaften hat bekanntlich viele Probleme, mit dem Priesternachwuchs etwa, der sich nicht in genügender Zahl einstellt, mit der grundstürzenden Neuordnung der Geschlechterverhältnisse, auf die man keine kreative Antwort findet, vor allem aber auch mit der Tatsache, nicht mehr länger eine praktisch unverlassbare Schicksals gemeinschaft, sondern eine von vielen Anbieterinstitutionen auf dem Markt von Kontingenzbewältigung, Wertevermittlung und Alltagsorientierung zu sein.
Angesichts der lange erprobten und bewährten Adaptionskompetenz der katholischen Kirche befremdet bei allen drei Phänomenbereichen die offenkundige Hemmung, diese Herausfor derungen kreativ und offensiv anzugehen. Es dominiert offiziöse Abwehr- und Durchhalterhetorik bei zahlreichen Umgehungstatbeständen an der Basis.
Dies lässt auf tieferliegende konzeptionelle Schwierigkeiten schließen. Das Ausbleiben des Priesternachwuchses in westlichen Gesellschaften, also überall dort, wo der Klerus seinen nachtridentinischen Bildungs-, Macht- und Statusvorsprung verloren hat, deutet auf ein spezifisches Zuordnungsproblem von Geistlichem und Säkularem in der Person.
Solange nämlich Säkularität und Sakralität weiterhin tendenziell auf unterschiedliche innerkirchliche Personengruppen mit signifikant unterschiedlicher kirchenrechtlicher Stellung aufgeteilt werden, werden das (und der) Geistliche in nach-traditionalen Gesellschaften praktisch notwendig durch jene Machtform korrumpiert, an die es und er gekoppelt sind. Die nach-tridentinische Verbindung von Macht und Spiritualität in der Person des Priesters wendet sich nämlich seit einiger Zeit gegen jene, die sie stabilisieren wollte und will. Nichts belegt dies
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eindrucksvoller als die Erfolg- und Hilflosigkeit kirchenrechtlicher Rettungsversuche priester - licher Identität während der letzten Jahre.
Die personale Codierung der Differenz Geistliches/Profanes, die »Geistliches « auf den Priester, »Profanes« auf die »Laien« verteilte, vor allem aber ihre zusätzliche Kopplung an die Differenz struktureller Macht bzw. Ohnmacht in der Kirche beschädigt nach dem Ende ihrer selbstverständlichen gesellschaftlichen Anerkennung beide Seiten: die Priester wahrscheinlich sogar ein wenig mehr als die Laien. Den Laien bringt sie zwar einen geistlich irgendwie unklaren Status ein, aber sie sind und bleiben immerhin frei in der Gestaltung der Zuordnung von Geistlichem und Säkularem, da sie für Ersteres sowieso amtlich nur sehr eingeschränkt stehen (können) und Letzteres ihnen als Lebensraum zugebilligt wird. Priester aber zwängt die gültige Konstellation in eine vorformierte und überdeterminierte Zuordnung von Geistlichem und Säkularem, die sie tendenziell entindividualisiert und zu geistlichen Rollenmachtträgern werden lässt.
Die personale Codierung der Differenz Geistliches/Profanes, die »Geistliches « auf den Priester, »Profanes« auf die »Laien« verteilte, vor allem aber ihre zusätzliche Kopplung an die Differenz struktureller Macht bzw. Ohnmacht in der Kirche beschädigt nach dem Ende ihrer selbstverständlichen gesellschaftlichen Anerkennung beide Seiten: die Priester wahrscheinlich sogar ein wenig mehr als die Laien. Den Laien bringt sie zwar einen geistlich irgendwie unklaren Status ein, aber sie sind und bleiben immerhin frei in der Gestaltung der Zuordnung von Geistlichem und Säkularem, da sie für Ersteres sowieso amtlich nur sehr eingeschränkt stehen (können) und Letzteres ihnen als Lebensraum zugebilligt wird. Priester aber zwängt die gültige Konstellation in eine vorformierte und überdeterminierte Zuordnung von Geistlichem und Säkularem, die sie tendenziell entindividualisiert und zu geistlichen Rollenmachtträgern werden lässt.
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Autoren-Porträt von Rainer Bucher
Rainer Bucher, Dr. theol., geb. 1956 ist Professor und Leiter des Instituts für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz.
Bibliographische Angaben
- Autor: Rainer Bucher
- 2010, 153 Seiten, Deutsch
- Verlag: Echter Verlag GmbH
- ISBN-10: 3429033225
- ISBN-13: 9783429033224
- Erscheinungsdatum: 01.07.2010
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