Staatstheorie I - Hausklausur (ePub)
Hausklausur
Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 1,3, Universität Leipzig (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Staatstheorie I, Sprache: Deutsch, Abstract: Frage 1: Worin liegt die...
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Produktinformationen zu „Staatstheorie I - Hausklausur (ePub)“
Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 1,3, Universität Leipzig (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Staatstheorie I, Sprache: Deutsch, Abstract: Frage 1: Worin liegt die politische Attraktivität einer Politik der
individuellen Selbstregierung?
Das grundlegende Prinzip der liberalen Regierungskunst ist die Freiheit autonomer
Individuen. Damit ist weniger ein postulierter Ausgangspunkt einer Ideologie oder
Utopie denn eine Voraussetzung und zugleich das Produkt der Praxis liberaler
Regierung gemeint. In diesem Sinne charakterisiert Thomas Lemke den Liberalismus
als "das Prinzip einer Gouvernementalität, die darauf abzielt, das als ihren Effekt zu
produzieren, was sie als existierend beschreibt."1 Das freie Individuum wird
gleichzeitig zum Objekt und zum (notwendigen) Subjekt liberaler Regierung:
"Das Prinzip der (liberalen [Anm. d. Verf].) Regierung erfordert die Freiheit der
Regierten, und der rationale Gebrauch dieser Freiheit ist die Bedingung einer
"ökonomischen" Regierung."2 Anstelle des äußerlichen Gegensatzes zwischen der Souveränität des Staates und
der Freiheit der Individuen tritt im Liberalismus ein innere Kopplung zwischen der
Rationalität der Regierung und den rationalen, freien Handlungen der Individuen.
Eine Übereinstimmung zwischen den interessengeleiteten ökonomischen Handeln
der Regierten und den Zielen einer rechtlich souveränen Regierung herzustellen, ist
dabei das grundlegende Problem des Liberalismus:
"Damit das Handeln der Individuen für die Zwecke der liberalen Regierung eingesetzt
werden kann, ist es notwendig, der Freiheit der Subjekte eine bestimmte Form zu
geben."3
Direkten Herrschaftstechniken wie Zwang, Disziplinierung, Marginalisierung, wie sie
die Staatsräson oder die Polizeiwissenschaft praktizierten, sind dafür "natürliche"
Grenzen in Form der individuellen Freiheit gesetzt. Statt auf Ausschluss und
Marginalisierung zu beruhen, ist die liberale Regierung auf die aktive Einbindung von
rational handelnden Subjekten in Entscheidungsprozesse und Handlungsoptionen
angewiesen.4 [...]
1 "Eine Kritik der politischen Vernunft"; Argument- Verlag Berlin, S. 172; 1997
2 Thomas Lemke, "Eine Kritik der politischen Vernunft"; Argument- Verlag Berlin, S. 173; 1997
3 Thomas Lemke, "Eine Kritik der politischen Vernunft"; Argument- Verlag Berlin, S. 185; 1997
4 Ort der Vermittlung zwischen Regierung und Regierten ist die bürgerliche Gesellschaft als Produkt
und neuer Gegenstand liberaler Regierungstechniken. Zu den Details dieses Prozesses siehe dazu
Ausführungen zum Empowerment als konkrete historische Form der Selbstregierung (Frage 3).
individuellen Selbstregierung?
Das grundlegende Prinzip der liberalen Regierungskunst ist die Freiheit autonomer
Individuen. Damit ist weniger ein postulierter Ausgangspunkt einer Ideologie oder
Utopie denn eine Voraussetzung und zugleich das Produkt der Praxis liberaler
Regierung gemeint. In diesem Sinne charakterisiert Thomas Lemke den Liberalismus
als "das Prinzip einer Gouvernementalität, die darauf abzielt, das als ihren Effekt zu
produzieren, was sie als existierend beschreibt."1 Das freie Individuum wird
gleichzeitig zum Objekt und zum (notwendigen) Subjekt liberaler Regierung:
"Das Prinzip der (liberalen [Anm. d. Verf].) Regierung erfordert die Freiheit der
Regierten, und der rationale Gebrauch dieser Freiheit ist die Bedingung einer
"ökonomischen" Regierung."2 Anstelle des äußerlichen Gegensatzes zwischen der Souveränität des Staates und
der Freiheit der Individuen tritt im Liberalismus ein innere Kopplung zwischen der
Rationalität der Regierung und den rationalen, freien Handlungen der Individuen.
Eine Übereinstimmung zwischen den interessengeleiteten ökonomischen Handeln
der Regierten und den Zielen einer rechtlich souveränen Regierung herzustellen, ist
dabei das grundlegende Problem des Liberalismus:
"Damit das Handeln der Individuen für die Zwecke der liberalen Regierung eingesetzt
werden kann, ist es notwendig, der Freiheit der Subjekte eine bestimmte Form zu
geben."3
Direkten Herrschaftstechniken wie Zwang, Disziplinierung, Marginalisierung, wie sie
die Staatsräson oder die Polizeiwissenschaft praktizierten, sind dafür "natürliche"
Grenzen in Form der individuellen Freiheit gesetzt. Statt auf Ausschluss und
Marginalisierung zu beruhen, ist die liberale Regierung auf die aktive Einbindung von
rational handelnden Subjekten in Entscheidungsprozesse und Handlungsoptionen
angewiesen.4 [...]
1 "Eine Kritik der politischen Vernunft"; Argument- Verlag Berlin, S. 172; 1997
2 Thomas Lemke, "Eine Kritik der politischen Vernunft"; Argument- Verlag Berlin, S. 173; 1997
3 Thomas Lemke, "Eine Kritik der politischen Vernunft"; Argument- Verlag Berlin, S. 185; 1997
4 Ort der Vermittlung zwischen Regierung und Regierten ist die bürgerliche Gesellschaft als Produkt
und neuer Gegenstand liberaler Regierungstechniken. Zu den Details dieses Prozesses siehe dazu
Ausführungen zum Empowerment als konkrete historische Form der Selbstregierung (Frage 3).
Bibliographische Angaben
- Autor: Kai Bieler
- 2003, 1. Auflage, 13 Seiten, Deutsch
- Verlag: GRIN Verlag
- ISBN-10: 3638232182
- ISBN-13: 9783638232180
- Erscheinungsdatum: 20.11.2003
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
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