Trauma und Bindung bei Flüchtlingskindern / Schriften des Sigmund-Freud-Instituts (PDF)
Erfahrungsverarbeitung bosnischer Flüchtlingskinder in Deutschland
Als Folge des Krieges im ehemaligen Jugoslawien kamen in den 1990er Jahren ca. 340.000 Flüchtlinge nach Deutschland. Viele von ihnen waren Opfer sogenannter "ethnischer Säuberungen". Trotz vielfacher Belastungen zeigen die betroffenen Kinder häufig keine...
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Produktinformationen zu „Trauma und Bindung bei Flüchtlingskindern / Schriften des Sigmund-Freud-Instituts (PDF)“
Als Folge des Krieges im ehemaligen Jugoslawien kamen in den 1990er Jahren ca. 340.000 Flüchtlinge nach Deutschland. Viele von ihnen waren Opfer sogenannter "ethnischer Säuberungen". Trotz vielfacher Belastungen zeigen die betroffenen Kinder häufig keine offensichtlichen psychischen Folgen oder Verhaltensauffälligkeiten, sondern wirken gut angepasst. Indem Ansätze aus der Traumaforschung, der Bindungsforschung und der qualitativen Sozialforschung kombiniert werden, lassen sich die oft verdeckt vorhandenen Traumatisierungen aufspüren. Dabei werden sowohl das Bindungsmuster der Eltern als auch die sozial prekäre Situation der Flüchtlingsfamilien berücksichtigt. Es zeigt sich, dass die Entwicklung der Kinder stark von den Traumatisierungen der Eltern geprägt ist. Erschwerend hinzu kommen sozialpolitische und ausländerrechtliche Entscheidungen, die zur sozialen Desintegration der Flüchtlinge führen. Sequentielle Traumatisierungsprozesse im Sinne Hans Keilsons werden dadurch befördert. Die Psychologin Ilka Lennertz zeigt auf, wie vergleichsweise einfach zu realisierende Unterstützungsmaßnahmen, die zurzeit unterlassen werden, ausgestaltet werden könnten.
Lese-Probe zu „Trauma und Bindung bei Flüchtlingskindern / Schriften des Sigmund-Freud-Instituts (PDF)“
10 Exilbedingte sequentielle Traumatisierungen – Das Erleben der Aufenthaltssituation in Deutschland (S. 364-365)Die Einzelfälle machen deutlich, mit welchen komplexen Traumatisierungsprozessen Flüchtlingskinder konfrontiert sind. Neben eigenen traumatischen Erlebnissen spielen dabei sowohl die Traumatisierung der Eltern als auch sequentielle Traumatisierungsprozesse eine Rolle. Beide Aspekte nehme ich im Folgenden noch einmal fallübergreifend in den Blick.
Dabei gehe ich zunächst auf die Schilderungen der Flüchtlinge zu ihrer Situation in Deutschland ein und diskutiere im Sinne der zweiten Forschungsfrage (siehe Kapitel 7), inwiefern das Leben im Exil eine weitere traumatische Sequenz darstellt. Theoretisch beziehe ich mich dabei auf die Spezifizierung von Becker und Weyermann (2006) zu dem Modell der sequentiellen Traumatisierung von Hans Keilson (siehe Kapitel 3).
Generell lässt sich in den Gesprächen feststellen, dass die Einführung der Traumaregelung bei den interviewten Familien zum Untersuchungszeitpunkt noch kaum zu einer Entspannung ihrer Lage beigetragen hat: Die Familien haben entweder noch keine Aufenthaltsbefugnis erhalten, obwohl das Gutachten bereits vorliegt, sie befinden sich in dem als sehr belastend erlebten Begutachtungsprozess, oder das Traumagutachten ist nicht anerkannt und ihr Antrag auf Aufenthaltsbefugnis abgewiesen worden.
Bei den Familien, die eine Aufenthaltsbefugnis erhalten haben, fällt auf, dass sie nach den langen Jahren mit sogenannter Kettenduldung nun sehr misstrauisch sind, ob ihnen die auf zwei Jahre befristete Befugnis tatsächlich verlängert werden wird, zudem wird das Problem des unsicheren Aufenthaltsstatus nun von dem Problem abgelöst, dass die Flüchtlinge, nachdem sie circa zehn Jahre lang nicht arbeiten durften, nun aufgefordert sind, sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren.
Viele Flüchtlinge befinden sich damit
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– nach dem Modell von Becker und Weyermann – noch in der Phase der »Chronifizierung derVorläufigkeit« beziehungsweise gerade imÜbergang, zu – anerkannten – Immigranten zu werden. Dies ist sicherlich auch ein Grund dafür, dass die Kriegserlebnisse nach wie vor in den Familie sehr präsent sind: Die Phase nach der Verfolgung, die eine Bearbeitung des Erlebten erst ermöglicht, ist noch nicht erreicht. In den Gesprächen mit den Flüchtlingen wird jedoch auch deutlich, dass insbesondere die Kinder ihre Situation in Deutschland keineswegs nur negativ erleben. Die genannten Belastungen und Situationen lassen sich differenzieren in chronische oder wiederkehrende Belastungsfaktoren und in einzelne herausragende Erlebnisse, die Angst auslösend oder traumatogen waren.
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Autoren-Porträt von Ilka Lennertz
Dr. phil. Ilka Lennertz ist Psychologin an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universitätsklinik Dresden.
Bibliographische Angaben
- Autor: Ilka Lennertz
- 2011, 1. Auflage, 439 Seiten, Deutsch
- Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
- ISBN-10: 3647451266
- ISBN-13: 9783647451268
- Erscheinungsdatum: 16.11.2011
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