Theorie des Faschismus - Kritik der Gesellschaft (ePub)
Nach Auschwitz kann es keine Kritik der Gesellschaft ohne eine Theorie des Faschismus geben. Der Faschismus zwingt eine kritische Gesellschaftstheorie dazu, ihre eigenen Bedingungen zu reflektieren, und er zwingt ihr zugleich ihren zentralen Gegenstand auf:...
sofort als Download lieferbar
eBook (ePub)
12.99 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenloser tolino webreader
Produktdetails
Produktinformationen zu „Theorie des Faschismus - Kritik der Gesellschaft (ePub)“
Nach Auschwitz kann es keine Kritik der Gesellschaft ohne eine Theorie des Faschismus geben. Der Faschismus zwingt eine kritische Gesellschaftstheorie dazu, ihre eigenen Bedingungen zu reflektieren, und er zwingt ihr zugleich ihren zentralen Gegenstand auf: die Möglichkeit eines Umschlags der Zivilisation in die Barbarei. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Band eine doppelte Frage diskutiert: Welche Konsequenzen haben kritische Gesellschaftstheorien aus dem Faschismus für das Schicksal der bürgerlichen Gesellschaft und für die heutige postfaschistische Epoche gezogen? Und wie sehen die Bedingungen der Möglichkeit kritischer Philosophie und Gesellschaftstheorie nach Auschwitz aus?
Lese-Probe zu „Theorie des Faschismus - Kritik der Gesellschaft (ePub)“
Aus dem Vorwort Alle hier versammelten Aufsätze gehen der Frage nach, welchen Beitrag eine Theorie des Faschismus zur Kritik der heutigen Gesellschaft leisten kann. Sie stellen sich die Aufgabe, ein theoretisches und praktisch-politisches Problem anzugehen: wenn die Faschismen eine Transformation der bürgerlichen Gesellschaft darstellen, die im Nationalsozialismus so weitgehend war, daß von einem Bruch mit der bisherigen Geschichte gesprochen werden kann, dann muß eine aktuelle Kritik der Gesellschaft sich genau mit dieser Dialektik von Kontinuität und Bruch, die der Nationalsozialismus bewirkt hat, auseinandersetzen. Eine derartige Theorie des Faschismus ist eine Voraussetzung für die Kritik der Gesellschaft. Sie muß, will sie eine wirksame Kritik heutiger Vergesellschaftung leisten, Kontinuität und Differenz der bürgerlichen Gesellschaft zum Faschismus und zu seinen Nachfolgern analysieren können, ohne mit Begriffen zu hantieren, die wie "Faschisierung", "Postfaschismus" oder "autoritärer Staat" bereits von vornherein die Logik des Verhältnisses von Geschichte und Gegenwart festlegen. Die hier veröffentlichten Beiträge stellen sich dieser Aufgabe. Sie wurden im Rahmen der gleichnamigen Veranstaltungsreihe der jour fixe initiative berlin vom November 1998 bis zum Mai 1999 als Vorträge gehalten. Faschismustheorien scheinen seit einiger Zeit ziemlich aus der Mode gekommen zu sein. Sie gelten allgemein als Marotte der siebziger Jahre, der untergegangenen Arbeiterbewegung und der Epoche des Kalten Krieges zugehörig. Die seinerzeit dominanten Ansätze, die sich an der Faschismustheorie der III. Internationalen orientierten, waren in ihrer Erklärungskraft allerdings ziemlich begrenzt. In aller Regel subsumierten sie die einzelnen faschistischen Regime unter einem allgemeinen Faschismusbegriff und ignorierten damit den besonderen Charakter des Nationalsozialismus, den Hannah Arendt als Herrschaftsform sui generis bezeichnete. Die Faschismen und der Nationalsozialismus
... mehr
wurden von ihnen nur funktional als Werkzeug der kapitalistischen Herrschaft analysiert. Mit diesen Ansätzen sind jedoch auch die wenigen kritischen Faschismustheorien verschwunden. Gerade aber die heutige Zeit, die diese Theorien überwunden zu haben glaubt, steht für ihre ungebrochene Aktualität. Die Elemente faschistischer Ideologie sind nach wie vor virulent. Dies zeigt nicht nur die Renaissance rechtsextremer Bewegungen in ganz Europa, sondern auch die zunehmende Verbreitung von Antisemitismus, Rassismus, Nationalismus und Autoritarismus in weiten Teilen der Bevölkerungen. Insbesondere in Deutschland wird außerdem durch den diskursiven Bezug auf Auschwitz eine neue nationale Formierung betrieben, sei es in der Art Martin Walsers als Forderung nach einem Schlußstrich, sei es in der Art Joschka Fischers und Rudolf Scharpings als Legitimation für eine offensive und inzwischen auch wieder kriegerische deutsche Außenpolitik. (...) Die AutorInnen untersuchen unterschiedliche theoretische Ansätze nach ihren kritischen Potentialen. Der Band versammelt deshalb einerseits Aufsätze, die die Aktualität kritischer Faschismustheorien beleuchten, und andererseits solche, die auf dieser Grundlage gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen untersuchen. Im Mittelpunkt stehen dabei Interpretationen, die sich auf die Kritische Theorie der "Frankfurter Schule" einerseits, die Theorien des Poststrukturalismus andererseits beziehen. In dieser Hinsicht knüpft der Band an die vorhergehende Reihe über "Kritische Theorie und Poststrukturalismus" an.1 Für die Kritische Theorie ist der Nationalsozialismus nicht allein ein fundamentaler Einschnitt in die Geschichte der Zivilisation, sondern auch in diejenige der Philosophie. Adorno zufolge stellt Auschwitz die Möglichkeit von Philosophie grundsätzlich in Frage und begründet gleichzeitig ihre ungebrochene Notwendigkeit. Daraus ergeben sich Konsequenzen für die Theorie des Geschichtsprozesses. Auch wenn man davon ausgeht, dass sich die bürgerliche Gesellschaft nach der Niederschlagung des Nationalsozialismus weitgehend restauriert hat, so können die gesellschaftlichen Grundlagen nach 1945 nicht mehr dieselben sein wie davor. Tatsächlich hat der Nationalsozialismus eine autoritäre Modernisierung der deutschen Gesellschaft geleistet. Zwar wurde die kapitalistische Vergesellschaftung im Nationalsozialismus keineswegs außer Kraft gesetzt, doch schlug, der Kritischen Theorie zufolge, in der Vernichtung der Juden die ökonomische Rationalität in Irrationalität um. Damit stehen allerdings nicht allein die traditionellen Begriffe von Ökonomie, Politik oder Gesellschaft zur Disposition. Nach Auschwitz stellt sich die Frage, ob nicht die Kategorie der Totalität selbst totalitär ist. Denn wenn die bürgerliche gesellschaftliche Synthesis in reine Herrschaft aufgelöst ist, dann wäre auch die Totalität keine kritische, sondern nurmehr eine affirmative Kategorie. Die Kritische Theorie fordert deshalb dazu auf, die Begriffe der theoretischen Kritik auch gegen diese Begriffe selbst zu wenden. Die TheoretikerInnen des Strukturalismus und des Poststrukturalismus ziehen aus dem Faschismus die Konsequenz, dass eine Geschichtsphilosophie nur noch affirmativ möglich sei und geben deshalb den Begriff der Totalität ganz auf: Gesellschaftskritik muß ohne sie auskommen. Statt dessen werden die konkreten Herrschaftstechniken analysiert, die dem Faschismus zugrunde liegen. Der Schwerpunkt verlagert sich dabei von der Ebene der Makromächte auf diejenige der Mikromächte. Im Zentrum stehen die Techniken der Disziplinierung und die diskursiven Praktiken der Herrschaft und deren Dekonstruktion. Gerade hier ergeben sich Möglichkeiten, mit einer diskursanalytischen Faschismustheorie zur Kritik gegenwärtiger Gesellschaft beizutragen.
... weniger
Inhaltsverzeichnis zu „Theorie des Faschismus - Kritik der Gesellschaft (ePub)“
Mit Beiträgen von: Stefan Vogt: Gibt es einen kritischen Totalitarismusbegriff? Enzo Traverso: Die Intellektuellen und der Antifaschismus. Für eine kritische Geschichtsschreibung Jan Weyand: Zur Aktualität des autoritären Charakters Moshe Zuckermann: Faschismus, autoritärer Charakter und Kulturindustrie Udo Wolter: Postkolonialismus. Ein neues Paradigma kritischer Gesellschaftstheorie? Ulrich Bröckling: Totalitätslehren der Zwischenkriegszeit. Die Doktrin des "totalen Krieges" zwischen 1918 und 1945 Jochen Baumann: Produktivität und Vernichtung. Die Transformation der Sozialpolitik im Nationalsozialismus Elfriede Müller: Republikanischer Nationalismus und Faschismus in Frankreich Klaus Holz: Die Verknüpfung von Rassismus, Nationalismus und Antisemitismus in der Dritten Republik. Zum Beispiel Édouard Drumont Alexander Ruoff: Science Fiction und bürgerliche Utopie. Zukunftsvorstellungen nach Auschwitz
Autoren-Porträt von Stefan Vogt, Alexander Ruoff, Enzo Traverso, Jan Weynand, Moshe Zuckermann, Udo Wolter, Ulrich Bröckling, Jochen Baumann, Elfriede Müller, Klaus Holz
jour fixe initiative berlin: Hartmut Amon, Titus Engelschall, Klaus Holz, Elfriede Müller, Kerstin Schoof, Alexander Ruoff, Klaus Viehmann und Stefan Vogt.www.jourfixe.net
Bibliographische Angaben
- Autoren: Stefan Vogt , Alexander Ruoff , Enzo Traverso , Jan Weynand , Moshe Zuckermann , Udo Wolter , Ulrich Bröckling , Jochen Baumann , Elfriede Müller , Klaus Holz
- 2012, 269 Seiten, Deutsch
- Verlag: Unrast Verlag
- ISBN-10: 395405003X
- ISBN-13: 9783954050031
- Erscheinungsdatum: 09.05.2012
Abhängig von Bildschirmgröße und eingestellter Schriftgröße kann die Seitenzahl auf Ihrem Lesegerät variieren.
eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Größe: 1.45 MB
- Ohne Kopierschutz
Pressezitat
"Besonders interessant ist dabei für uns die Kurzdarstellung der Studien der Kritischen Theorie zum autoritären Charakter, die bereits in der Ära des Bewegungsfaschismus, der sich zumindest in Deutschland noch nicht an der Macht befand, enstanden sind, insbesondere von Theodor W. Adorno aber auch nach der Schoa weiter ausgebaut wurden."Rosa Antifa Wien
Kommentar zu "Theorie des Faschismus - Kritik der Gesellschaft"
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Theorie des Faschismus - Kritik der Gesellschaft".
Kommentar verfassen