Was macht Populärkultur politisch? / Otto von Freising-Vorlesungen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (PDF)
Wie sind die sozialen Effekte populärer Künste und Vergnügungen zu untersuchen? Drei Fallstudien zum Kampf gegen Schlager in den 1920ern, zum Heimatfilm der 1950er und zur Bewegung gegen "Schmutz und Schund" stellen einen praxeologischen Zugriff vor. Nicht...
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Produktinformationen zu „Was macht Populärkultur politisch? / Otto von Freising-Vorlesungen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (PDF)“
Wie sind die sozialen Effekte populärer Künste und Vergnügungen zu untersuchen? Drei Fallstudien zum Kampf gegen Schlager in den 1920ern, zum Heimatfilm der 1950er und zur Bewegung gegen "Schmutz und Schund" stellen einen praxeologischen Zugriff vor. Nicht vermeintliche Botschaften populärer Künste stehen im Zentrum, sondern das auf sie bezogene soziale Handeln. Rekonstruiert werden verbreitete Bilder von, Urteile über und Weisen des Umgangs mit Populärkultur, erschlossen aus den Praktiken der Aufnahme von Massenkünsten in den Alltag.
Lese-Probe zu „Was macht Populärkultur politisch? / Otto von Freising-Vorlesungen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (PDF)“
Populärkultur, Massen und Demokratie im Deutschland des 20. Jahrhunderts (S. 76-77)Im letzten Kapitel soll die politische Dimension der Populärkultur noch aus einer weiteren Perspektive thematisiert werden: in einem skizzenhaften Überblick, der nach den Verknüpfungen mit dem wechselvollen Verhältnis der Deutschen zur Demokratie fragt. Dahinter steht die Grundannahme, dass die Geschichte der Massenkünste und -vergnügungen im 19. und 20. Jahrhundert nur angemessen zu schreiben ist, wenn man systematisch die massiven Widerstände und Bewegungen berücksichtigt, die gegen das kommerziell Populäre auftraten. Im deutschen Sprachraum jedenfalls stieß die Etablierung eines Massenmarktes für Kunst und Unterhaltung auf breite Opposition, die getragen war von höchst unterschiedlichen volkspädagogischen und politischen Motiven. Daraus ergab sich eine öffentliche Auseinandersetzung, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit hoher Intensität geführt wurde.
Aus gesellschaftsgeschichtlicher Perspektive ist ja danach zu fragen, wie sich die Etablierung der modernen Massenkultur auf soziale Strukturen und Machtverhältnisse auswirkte. Dabei stellt man fest: Bestimmende Muster der Wahrnehmung und Deutung der neuen Phänomene wurden im Streit um „Schmutz und Schund“, „Kitsch“ und „Kolportage“ eingeprägt. In diesem Konflikt entschied sich, welche Erwartungen und Ängste mit der Massenkultur verbunden wurden, welche Aufgaben man der Politik zuwies und wie man die Eignung unterschiedlicher Regimes beurteilte, mit den vermuteten Problemen fertig zu werden.
Das folgende Kapitel geht einer zentralen Frage aus diesem Zusammenhang nach. Der Streit um die Massenkultur verhandelte in zweifacher Hinsicht das Thema Demokratie. Zum einen wurde ein Bild des Publikums gezeichnet, das dessen Eignung zum Souverän der
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Massendemokratie in Zweifel zog. Zum anderen wurden Bereiche populärer Kunst und Vergnügung zu Symptomen einer am Liberalismus erkrankten Gesellschaft erklärt.
Beide Diskurslinien konvergierten in einer autoritären, antirepublikanischen Tendenz. Ich beleuchte zunächst unter diesem Blickwinkel ganz knapp mentale Voraussetzungen und Hinterlassenschaften des „Schundkampfs“ 3 im deutschen Kaiserreich. Ich gehe dann mit einigen Beispielen auf die Auseinandersetzungen in der Weimarer Republik und in der frühen Bundesrepublik ein und frage nach Kontinuität und Wandlungen des antidemokratischen Impulses. Der Gegenstand bietet das Erzählmuster des „lieto fine“ - moderner: des „happy ending“ - an; so steht am Schluss die Vermutung, die „Normalisierung“4 der Populärkultur gegen alle Stigmatisierungen sei vielleicht sogar positiv zu den wichtigen Demokratisierungsprozessen des 20. Jahrhunderts zu zählen.
Beide Diskurslinien konvergierten in einer autoritären, antirepublikanischen Tendenz. Ich beleuchte zunächst unter diesem Blickwinkel ganz knapp mentale Voraussetzungen und Hinterlassenschaften des „Schundkampfs“ 3 im deutschen Kaiserreich. Ich gehe dann mit einigen Beispielen auf die Auseinandersetzungen in der Weimarer Republik und in der frühen Bundesrepublik ein und frage nach Kontinuität und Wandlungen des antidemokratischen Impulses. Der Gegenstand bietet das Erzählmuster des „lieto fine“ - moderner: des „happy ending“ - an; so steht am Schluss die Vermutung, die „Normalisierung“4 der Populärkultur gegen alle Stigmatisierungen sei vielleicht sogar positiv zu den wichtigen Demokratisierungsprozessen des 20. Jahrhunderts zu zählen.
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Autoren-Porträt von Kaspar Maase
Dr. Kaspar Maase ist außerplanmäßiger Professor am Ludwig Uhland Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kaspar Maase
- 2010, 2010, 120 Seiten, Deutsch
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531926004
- ISBN-13: 9783531926001
- Erscheinungsdatum: 08.09.2010
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