Sport: Motor und Impulssystem für Emanzipation und Diskriminierung / Wiener Vorlesungen Bd.154 (ePub)
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Sport als Motor und Impulssystem für Emanzipation und Diskriminierung (S. 10-11)Das Wort »Sport« entstammt aus dem mittelenglischen »disporten«, oder auch »desporten«, was am besten mit »sich amüsieren«, »fröhlich sein«, aber auch »sich ablenken« übersetzt wird. »Disporten« ist natürlich mit dem altfranzösischen »deporter« verwandt und steckt somit auch mit dem Verbum »to divert« und dem Substantiv »diversion« unter einer linguistischen Decke.
Sport hat also etwas mit Unterhaltung und Ablenkung zu tun, mit Spielen, wobei hier die englische Sprache mit ihren beiden Wörtern »game« und »play« – und eigentlich dem dritten, »match«, mit seinen vier Bedeutungen von entfachen/anzünden, harmonieren/vereinen und sich bespielen/wetteifern, aber auch betrügen und bemogeln – viel nuancierter ist als die deutsche mit ihrem einzigen Begriff »Spiel« und die französische mit ihrem »jeu«, die für Unterhaltung und Spiele zwar verwandte, aber doch verschiedene Phänomene zu »game«, »play« und »match« Verwendung finden.
Und tatsächlich ist der moderne Sport eine Gabe der beiden anglofonen Demokratien, hauptsächlich natürlich Britanniens, aber auch der Vereinigten [12]Staaten von Amerika, an die Welt. Natürlich hat fast jede Kultur seit jeher »Spiele« gespielt – ein absolut entscheidendes konstitutives Element des modernen Sports. Wie der große niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga bereits vor langer Zeit in seinem Klassiker »Homo Ludens« dargestellt hat, scheint es gleichsam in der Genetik des Menschen zu stecken, auf jeden Fall aber in der sozialen DNA, irgendwie und irgendwo zu spielen.
Spielen ist
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gleichsam eine ubiquitäre menschliche Betätigung. Und natürlich gab es körperliche Betätigung, ein ebenso entscheidendes Konstitutiv des Sports, gleichfalls ubiquitär in der Welt wie Spiele. Die Römer spielten Harpastum, eine Art Urfußball, die Chinesen betätigten sich ebenfalls in ballbezogenen Spielen, genauso wie die Ägypter, die Inkas, und natürlich viele der Indianervölker Nordamerikas. In Europa war besonders Frankreich ein Hort vieler Ballspiele, die mittelalterlichen Fußballspiele Italiens und Englands leben bis zum heutigen Tage fort im Calcio fiorentino, das allsommerlich am Piazza Santa Croce zu Florenz zur großen Begeisterung der Lokalbevölkerung und der angereisten Touristen stattfindet, und im Royal shrovetide football match, das jeden Faschingsdienstag und Aschermittwoch in Ashbourne in der Grafschaft Derbyshire als nur das berühmteste unter den zahlreichen stets noch gespielten sogenannten folk football games der Insel ausgetragen wird.
Nicht zufällig gibt es zu folk football auch das Synonym mob football, da diese Spiele von einer großen und vor allem unbekannten Anzahl von Spielern in den beiden einander gegenüberstehenden »Mannschaften« nach kaum existierendem Regelwerk, manchmal auch mit einer Portion von Gewalt oder zumindest Rowdytum ausgetragen werden.
Da die vagen und zeitlich variierenden Regeln niemals in einem modernen Sinn institutionalisiert wurden, womit diese Spiele für Außenstehende unverständlich blieben, verloren sie niemals ihre provinzielle Eigenschaft und ihren lokalisierten Charakter, was nunmehr in unserer höchst mobilen und »globalisierten« Welt zu ihrem oft gut vermarkteten Charme gehört. Das wichtigste Vermächtnis dieses shrovetide footballs, bei dem die Mannschaft der Up’Ards, aus Einwohnern von oberhalb des Flusses gebildet, gegen jene südlich des Flusses, passend Down’Ards genannt, stundenlang die ganze Stadt und deren Umland als Spielfläche benutzend das Spiel bestreiten, liegt natürlich in dem Wort Derby, das im Fußball große und traditionsbeladene Rivalitäten zweier innerhalb einer Stadt oder auf engem Raum existierender Mannschaften bezeichnet, was die romanischen Sprachen mit dem Terminus classico und das nordamerikanische [14]Englisch mit dem der rivalry games ausdrückt.
Nicht zufällig gibt es zu folk football auch das Synonym mob football, da diese Spiele von einer großen und vor allem unbekannten Anzahl von Spielern in den beiden einander gegenüberstehenden »Mannschaften« nach kaum existierendem Regelwerk, manchmal auch mit einer Portion von Gewalt oder zumindest Rowdytum ausgetragen werden.
Da die vagen und zeitlich variierenden Regeln niemals in einem modernen Sinn institutionalisiert wurden, womit diese Spiele für Außenstehende unverständlich blieben, verloren sie niemals ihre provinzielle Eigenschaft und ihren lokalisierten Charakter, was nunmehr in unserer höchst mobilen und »globalisierten« Welt zu ihrem oft gut vermarkteten Charme gehört. Das wichtigste Vermächtnis dieses shrovetide footballs, bei dem die Mannschaft der Up’Ards, aus Einwohnern von oberhalb des Flusses gebildet, gegen jene südlich des Flusses, passend Down’Ards genannt, stundenlang die ganze Stadt und deren Umland als Spielfläche benutzend das Spiel bestreiten, liegt natürlich in dem Wort Derby, das im Fußball große und traditionsbeladene Rivalitäten zweier innerhalb einer Stadt oder auf engem Raum existierender Mannschaften bezeichnet, was die romanischen Sprachen mit dem Terminus classico und das nordamerikanische [14]Englisch mit dem der rivalry games ausdrückt.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Andrei S. Markovits
- 2011, 1. Auflage, 63 Seiten, Deutsch
- Verlag: Picus Verlag GmbH
- ISBN-10: 3711750265
- ISBN-13: 9783711750266
- Erscheinungsdatum: 01.07.2011
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