wir sind halt alle anders / Transkulturelle Perspektiven (PDF)
Eine gesellschaftspolitische Analyse deutscher und kanadischer Jugendlicher zu Zugehörigkeit, Gender und Vielkulturalität. E-BOOK
Jugendliche sind ein beliebtes Thema öffentlicher Untersuchung. Ihre Werte werden beleuchtet, ihre Probleme mit Beunruhigung registriert. Selbst kommen sie allerdings selten zu Wort. Der vorliegende Band liefert einen Perspektivwechsel: Zentral ist hier die...
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Produktinformationen zu „wir sind halt alle anders / Transkulturelle Perspektiven (PDF)“
Jugendliche sind ein beliebtes Thema öffentlicher Untersuchung. Ihre Werte werden beleuchtet, ihre Probleme mit Beunruhigung registriert. Selbst kommen sie allerdings selten zu Wort. Der vorliegende Band liefert einen Perspektivwechsel: Zentral ist hier die Analyse von Gesellschaft durch die jugendlichen Forschungs-TeilnehmerInnen. Jugendliche sind Teil und gleichzeitig ProduzentInnen von Gesellschaft. Sie so zu sehen heißt, gängige Modelle von Partizipation und Zugehörigkeit zu hinterfragen. In ihren Beiträgen zu nationaler und kultureller Zugehörigkeit, zu Geschlechterrollen und Normvorstellungen analysieren bundesdeutsche und kanadische Jugendliche differenziert die eigene Gesellschaft. Im Fokus stehen die Möglichkeiten, sich im Kontext von gesellschaftlichen Konzepten der Hierarchisierung, Differenz und Zugehörigkeit zu verorten.
Lese-Probe zu „wir sind halt alle anders / Transkulturelle Perspektiven (PDF)“
"III.5 Von Eltern und Erwachsenen – Statusfragen, Regeln und Umgangsweisen (S. 207-208)Das Thema dieses Kapitels ist der Umgang der Teilnehmer*innen mit Erwachsenen und Eltern. Über problematische Erfahrungen innerhalb der Familie mit einem/ einer Außenseiter*in zu sprechen, war für manche Teilnehmer*innen eine Herausforderung, für andere eine Erleichterung, da es für sie eine Möglichkeit war, Dinge zu thematisieren, die im Alltag wenig Raum fanden.175 Dabei bezogen sich die Jugendlichen in ihren Berichten über die Erziehungsstile in ihren Familien häufig auf die Gegenüberstellung von ›deutschen‹ und ›ausländischen‹ Traditionen, auch wenn sie damit sehr unterschiedliche Umgangsweisen meinen konnten. 176 Gerade vor dem Hintergrund der anhaltenden Debatte über die Verantwortung der Eltern für die Ausbildung ihrer Kinder waren diese Teile der Gespräche aufschlussreich.
Es gab sehr differente Umgangsweisen mit Erfahrungen, die von der noch immer vermittelten Norm der Familie mit zwei heterosexuellen Eltern und der vor allem für die Versorgung der Kinder verantwortlichen Mutter abwichen. Normative Vorstellungen davon, wie Familien sein sollten oder ›normalerweise‹ waren, mussten also mit den eigenen Erfahrungen ausgehandelt werden. Familien als Räume kulturellen Lernens, in denen Zugehörigkeit auf sehr unterschiedlichen Ebenen eingefordert und hergestellt wird, bildeten auch für die Teilnehmer* innen Orte der Auseinandersetzung mit ihren eigenen Wertmaßstäben und Bedürfnissen. Veränderungen in der Familienzusammensetzung durch Trennung der Eltern und neue Beziehungen waren ein weiteres wichtiges Thema.
Dabei ging es nie um ›moralische‹ Wertung; in dieser Hinsicht wurden die Entscheidungen der Eltern akzeptiert. Nur wenn die Teilnehmer*innen in der veränderten Situation
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neuem Druck ausgesetzt waren und ihre Position innerhalb der Familie sich zu ihren Ungunsten verschob, äußerten sie Kritik. Dabei stellte ›Familie‹ für die teilnehmenden Jugendlichen unterschiedliche Konzepte dar, von der ›klassischen Kleinfamilie‹ mit einem (verheirateten) Elternpaar und relativ losen Kontakten zu anderen Verwandten zu einem Konzept, das Großeltern und Geschwister der Eltern, aber auch eigene Freund*innen direkt mit einbezog. Viele Jugendliche lebten in Patchwork-Familien, in denen die Erwachsenen nach der Trennung von einem Elternteil der Teilnehmer*innen mit neuen Partner*innen zusammenlebten. Hierdurch erweiterte sich für die Jugendlichen häufig das Familien-Netzwerk, so dass sie mehr erwachsene Bezugspersonen hatten, als Kinder aus den klassischen Kleinfamilien.
So sah Siebtklässler Slayer auch die Vorzüge darin, nach der Trennung seiner Etern nun zwei Väter zu haben. Neben der Frage nach unterschiedlichen ethnokulturell positionierten Familienkonzepten verhandelten die Teilnehmer*innen auch Themen wie die An- oder Abwesenheit von Eltern und die Folgen für Kontroll- oder Strafmaßnahmen, ihre Erfahrungen mit neuen Partner*innen der Eltern oder die Rolle von Verwandten als Vertrauenspersonen. Für die Siebtklässlerin Kai, die in einer ›klassischen‹ Familie mit ihren Eltern und ihrem Bruder lebte, war die regelmäßige Abwesenheit ihrer Eltern ein Aspekt, der sie von ihren Mitschüler*innen unterschied und den sie als problematisch wahrnahm (vgl. Herzberg 2001).
Leonie dagegen genoss die Freiheiten, die ihr die Abwesenheit der Eltern ermöglichten. Während schon in Kapitel III.4, »Gender-Geschlecht-Sexualität«, Aspekte der Wertvermittlung in Familien und der Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Kindern dargestellt und analysiert wurden, möchte ich im Folgenden näher darauf eingehen, wie die Teilnehmer*innen die Erwachsenen in ihrem Umfeld wahrnahmen und welche Rollen diese Erwachsenen im Leben der Jugendlichen spielten."
So sah Siebtklässler Slayer auch die Vorzüge darin, nach der Trennung seiner Etern nun zwei Väter zu haben. Neben der Frage nach unterschiedlichen ethnokulturell positionierten Familienkonzepten verhandelten die Teilnehmer*innen auch Themen wie die An- oder Abwesenheit von Eltern und die Folgen für Kontroll- oder Strafmaßnahmen, ihre Erfahrungen mit neuen Partner*innen der Eltern oder die Rolle von Verwandten als Vertrauenspersonen. Für die Siebtklässlerin Kai, die in einer ›klassischen‹ Familie mit ihren Eltern und ihrem Bruder lebte, war die regelmäßige Abwesenheit ihrer Eltern ein Aspekt, der sie von ihren Mitschüler*innen unterschied und den sie als problematisch wahrnahm (vgl. Herzberg 2001).
Leonie dagegen genoss die Freiheiten, die ihr die Abwesenheit der Eltern ermöglichten. Während schon in Kapitel III.4, »Gender-Geschlecht-Sexualität«, Aspekte der Wertvermittlung in Familien und der Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Kindern dargestellt und analysiert wurden, möchte ich im Folgenden näher darauf eingehen, wie die Teilnehmer*innen die Erwachsenen in ihrem Umfeld wahrnahmen und welche Rollen diese Erwachsenen im Leben der Jugendlichen spielten."
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Autoren-Porträt von Irina Schmitt
Dr. Irina Schmitt specializes on young people and their strategies of self-positioning in many-cultured and transcultural contexts, as well as on the intersection of concepts of multiculturalism and transculturalism with queer theories.
Bibliographische Angaben
- Autor: Irina Schmitt
- 2008, 1. Auflage 2008, 320 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Sylvia Hahn, Dirk Hoerder
- Verlag: V&R unipress
- ISBN-10: 3862340554
- ISBN-13: 9783862340552
- Erscheinungsdatum: 17.09.2008
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