Berlin Rebel High School (DVD)

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Alex war mit Anfang 20 schon an über zehn Schulen. Nirgends hat er es lange ausgehalten, mit Disziplinzwang und der Konkurrenz unter den SchülerInnen kam er nicht klar. So ging es auch Lena, die sich in der Schule nie frei fühlte und stets gegen die Regeln...
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    MaRe, 02.01.2018

    „Berlin Rebel High School – Nur das Ziel ist im Weg“ porträtiert die „SfE Berlin: Schule für Erwachsenenbildung e.V.“ in Berlin-Kreuzberg und -beispielhaft für ihre vollkommene Andersartigkeit gegenüber herkömmlichen Schulen- eine Handvoll ihrer Lehrerinnen und Lehrer und Schülerinnen und Schüler auf dem 3 Jahre dauernden, emotional wechselhaften Weg zu den und durch die Abiturprüfungen.

    Die „SfE“ wurde 1973 als Reaktion auf den massiven Polizeieinsatz anlässlich des Schulstreiks an der privaten „Gabbe-Lehranstalt“ in Berlin 1972 als neue, unabhängige, selbstverwaltete Schule gegründet. Die Streikenden hatten sich damals gegen einen autoritären Schulleiter, eine reaktionäre Schulordnung, überfüllte Klassen, Leistungsdruck und Kündigungen von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern aus politischen Gründen gerichtet.

    Mit den intensiv bunt getünchten Wänden voller Graffiti, Kritzeleien oder Zettel sieht die „SfE“ eher aus wie ein Jugendzentrum und absolut nicht wie eine herkömmliche Schule. Das ist sie auch nicht, denn sie bietet jeder / jedem ohne Vorbedingungen eine zweite Chance, zu einem mittleren Schulabschluss oder zum Abitur zu gelangen, selbst wenn sie / er älter als 21 Jahre ist und an staatlichen Gymnasien abgewiesen wird oder aus sonstigen Gründen an anderen Schulen gescheitert ist.

    Der 1975 in Böblingen geborene Dokumentarfilmer Alexander Kleider („Im Schatten des Tafelberges“,2010), selbst einer der über 10 000 ehemaligen Schüler dieser alternativen Schule, stellt, ganz der Philosophie der „SfE“ entsprechend, die Menschen in den Mittelpunkt. Wir erleben junge Erwachsene, die aus unterschiedlichen Gründen an normalen Schulen nicht zurechtgekommen sind: Zum Beispiel Hanil aus Aachen, der wegen Fehlstunden und Marihuana-Konsums das Gymnasium verlassen musste, oder Alex aus Jüterbog in Brandenburg, 24 Jahre alt, der vier Mal die Schule abgebrochen hat, u.a. weil er als „Scheidungskind“ gemobbt wurde. Ähnlich erging es Lena, 21 Jahre, aus Egessin in Mecklenburg-Vorpommern, die wegen ihrer Art, sich zu kleiden, bei Mitschülern und dem Lehrpersonal aneckte. Mimy aus Berlin, 21 Jahre, fühlte sich dem Leistungsdruck ab der 12. Klasse nicht mehr gewachsen und Flo aus Darmstadt in Hessen, 25 Jahre, langweilte sich und hatte Probleme, Autoritäten zu akzeptierten.

    Zusammen mit Lehrerinnen und Lehrern, die den individuellen Zugang zu ihnen suchen, ihre Talente fördern und Begeisterung für die Lehrfächer wecken wollen, lernen sie alle in der basisdemokratisch, zum Beispiel ohne Direktor organisierten Schule, in der „jeder Teil des Projekts“ ist, dass sie Verantwortung für sich und andere übernehmen, sich eigenständig organisieren müssen und wie sie planvoll auf die Prüfungen hinarbeiten, um sie zu bestehen.

    Obwohl Filmemacher Kleider einen durchgängig wohlwollenden Blick auf diese Schule wirft und die Chancen, sich „neu zu entdecken und zu erfinden“ hervorhebt oder auch die Tatsache, dass das System ohne Notenvergabe und Versetzungsdruck ein sozialeres, wenig aggressives Verhalten befördere, werden die Risiken der eingeräumten, großen Freiheiten, die nicht nur darin bestehen, Hunde mitbringen zu dürfen, erkennbar, werden Krisen und Scheitern nicht ausgespart.

    „Berlin Rebel High School - Nur das Ziel ist im Weg“ ist informativ, facetten- und aufschlussreich, ein feinhumoriges, unaufdringliches, aber leidenschaftliches Plädoyer dahingehend, darüber nachzudenken, ob es nicht allerhöchste Zeit ist, nicht nur bezüglich der Erwachsenenbildung, sondern insgesamt in diese Richtung umzusteuern: Soll die „klassische bürgerliche Allgemeinbildung“ tatsächlich ausgedient haben und den Erfordernissen von PISA und der Leistungsgesellschaft oder den Erwartungen der Firmen, die den Arbeitsmarkt bestimmen, bedingungslos und geräuschlos Platz machen?

    Sollte statt des Frontalunterrichts an schwarzen Tafeln oder Whiteboards und der Wissensvermittlung mittels Internetrecherche via Laptops oder I-Phones nicht doch (auch) wieder ein humanistischer, ganzheitlicher Bildungsansatz verfolgt werden, der vor allem zur Selbstständigkeit und zum eigenständigen Denken befähigt und animiert, nach Neigungen und Stärken sucht, statt Anpassung an das „Gesellschaftlich- und Auf-dem-Arbeitsmarkt-Gefragte“ beizubringen?

    Es erscheint doch wohl sinnvoller, Talente zu entdecken und zu befördern und Wissen zu erwerben, als Auswendiggelerntes wie eine Maschine wiedergeben zu können…

    Am Ende halte ich es mit Albert Einstein, der sagte: „Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ In diesem Sinne rate ich jedem wärmstens, sich diesen herrlich die Fantasie und das Nachdenken anregenden Film anzusehen, der 2016 beim „Austin Film Festival“ den „Publikumspreis" in der Kategorie Dokumentarfilm gewonnen hat und beim „Deutschen Filmpreis“ 2016 in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ nominiert war.

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