Crimes of the Future (DVD)
In einer dystopischen Welt, in der nur noch wenige in der Lage sind Schmerzen zu empfinden, entwickeln mehr und mehr Menschen Organe mit bislang unbekannten Fähigkeiten. Performance-Star Saul Tenser nutzt seine Mutationen für die Kunst: In umjubelten...
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DVD
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Crimes of the Future (DVD)“
In einer dystopischen Welt, in der nur noch wenige in der Lage sind Schmerzen zu empfinden, entwickeln mehr und mehr Menschen Organe mit bislang unbekannten Fähigkeiten. Performance-Star Saul Tenser nutzt seine Mutationen für die Kunst: In umjubelten Avantgarde-Shows lässt er sich die neu erwachsenen Körperteile von seiner Partnerin Caprice vor Live-Publikum herausoperieren. Seine spektakulären Darbietungen wecken bald den Argwohn der staatlichen Organ-Registrierungsbehörde und auch eine mysteriöse Untergrundorganisation verfolgt akribisch jeden seiner Schritte. Doch dann erhält Saul ein Angebot für die schockierendste Vorstellung seines Lebens.
Weitere Produktinformationen zu „Crimes of the Future (DVD)“
In einer dystopischen Welt, in der nur noch wenige in der Lage sind Schmerzen zu empfinden, entwickeln mehr und mehr Menschen Organe mit bislang unbekannten Fähigkeiten. Performance-Star Saul Tenser nutzt seine Mutationen für die Kunst: In umjubelten Avantgarde-Shows lässt er sich die neu erwachsenen Körperteile von seiner Partnerin Caprice vor Live-Publikum herausoperieren. Seine spektakulären Darbietungen wecken bald den Argwohn der staatlichen Organ-Registrierungsbehörde und auch eine mysteriöse Untergrundorganisation verfolgt akribisch jeden seiner Schritte. Doch dann erhält Saul ein Angebot für die schockierendste Vorstellung seines Lebens.
Mitwirkende zu „Crimes of the Future (DVD)“
Darsteller: | Viggo Mortensen , Léa Seydoux , Kristen Stewart , Welket Bungué, Scott Speedman , Don McKellar, Lihi Kornowski |
Drehbuchautor: | David Cronenberg |
Musik: | Howard Shore |
Produzent: | Robert Lantos |
Regisseur: | David Cronenberg |
Verleih: | Weltkino Filmverleih |
Label: | Leonine |
Vertrieb: | Leonine Studios |
Produktionsfirma: | Argonauts Productions |
Land / Jahr: | Deutschland / 2023 |
Bibliographische Angaben
- DVD
- farbig, Spieldauer: 104 Minuten
- Bild: Widescreen
- Sprache: Deutsch, Englisch
- Untertitel: Deutsch
- EAN: 4061229334907
- Erscheinungsdatum: 24.03.2023
Rezension zu „Crimes of the Future (DVD)“
David Cronenbergs Rückkehr zum Bodyhorror um einen radikalen Performer.Sich den Bildern der Arbeiten von David Cronenberg auszuliefern, heißt jedenfalls, dass man seinen ganzen Mut zusammenkratzen muss. Weil es doch stets albtraumhafte Bilder sind, die der nunmehr 79-jährige Kanadier in seiner mehr als fünf Jahrzehnte umfassenden Karriere evoziert hat und nun wieder aufs Neue evoziert. Sein Blick in die Zukunft der Menschheit ist gepflastert mit Schmerz und Gewalt, weil er, der Pionier und Großmeister des Body-Horror, den aktuellen Zustand des menschlichen Körpers eben nicht als seine Endform sieht, sondern als eine Zwischenlösung auf dem Weg zur Metamorphose, zur Fusion mit den äußeren Entwicklungen auf der Welt hin zu einer technologischen Gesellschaft, befreit von der Last des eigenen Fleisches. Dass Cronenberg nun, acht Jahre nach seinem letzten Film, der spröden, unzugänglichen Hollywoodsatire "Maps to the Stars" Clip, zum Medium Film zurückkehrt, hat eine ironische Note. Er reist wieder an die Croisette ein Jahr nach dem Goldene-Palme-Gewinn von "Titane" von Julia Ducournau, den man sich ohne die über lange Jahre hinweg geleistete Vorarbeit Cronenbergs beim besten Willen nicht vorstellen könnte. Speziell der visionäre, extreme "Crash" war sichtliches Vorbild für den enthemmten Film der Französin über Sex mit Autos und Körpern im offenen Zustand der Mimikry.
"Crimes of the Future" mag nun den Titel von David Cronenbergs erstem Film tragen, hat aber darüber hinaus nichts gemein mit dieser so weit entfernten Arbeit aus dem Jahr 1970. Sucht man nach den richtigen Referenzpunkten auf dem Planet Cronenberg, dann wird man fündig bei "Crash", "eXistenZ", "Die Unzertrennlichen" und vielleicht seinem Remake von "Die Fliege". Was heißt, dass man sich bereitmachen muss für einen wilden Ritt voller extremer Bilder, in dem Operationen am menschlichen Körper das ersetzt haben, was wir unvollkommenen Wesen aktuell noch unter Sex verstehen; der nächste Schritt in der
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Evolution ist eingeleitet. Und doch ist es auch ein milder Film mit belustigtem Blick, einem Zwinkern in den Augen, einer wissenden Nonchalance: Das neue Fleisch ist harte Arbeit nur für die, die die Mutation am eigenen Körper erleben. Zusehen kann man entspannt und gebannt. Und man darf auch ein bisschen lachen, wenn man erst einmal die allererste Szene verdaut hat, in der eine Mutter ihren achtjährigen Sohn ermordet, indem sie ein Kissen auf sein Gesicht drückt, nachdem man dem Jungen zugesehen hat, wie er aus einem Plastikmülleimer Stücke gebissen und gegessen hat. Wie das bei guter (und oft auch nicht so guter) Kunst nun einmal ist, ist "Crimes of the Future" eine gezielte Provokation, eine Herausforderung im Wortsinne.
Wir lernen Saul Tenser kennen, gespielt von Viggo Mortensen in seiner vierten Zusammenarbeit mit David Cronenberg. Er ist der Pionier, der Vorreiter, der den Blick in die kommende Zukunft der Menschheit am eigenen Leib lebt, der sich und damit unsere Spezies transformiert, um mit den Veränderungen einer zunehmend synthetischen Welt zu verschmelzen, in ihr aufzugehen. Kraft seines Willens ist er in der Lage, seinen Körper so zu manipulieren, dass er neue Organe entstehen lässt. Sie erfüllen keinen erkennbaren Zweck, vielleicht auch deshalb, weil seine Partnerin Caprice sie vor zahlendem Publikum in gefeierten Performances entfernt. Sie sind angelehnt an die extreme Performancekunst der Achtziger- und Neunzigerjahre, wie sie von Survival Research Laboratories, der Jim Rose Circus Sideshow, Joe Coleman oder Genesis P-Orridge und seiner Lebensgefährtin Cosey Fanni Tutti zelebriert worden war. Ersetzen wir in Tensers Vornamen das "a" mit einem "o", dann kommen wir der Sache auf die Spur: Saul ist die Seele der neuen Bewegung, er ist das Raumschiff Enterprise, das an Orte geht, die noch kein Mensch vorher betreten hat. Das hat seinen Preis: Wenn er sich nicht mit Maschinen verbindet, die aussehen, als hätte sie H.R. Giger gedankenverloren zwischen Hauptgang und Dessert skizziert, droht sein Kreislauf zu kollabieren. Immer schwerer fällt es ihm, Nahrung zu konsumieren, der Schluckreflex funktioniert nicht mehr, der Körper neigt zu heftigen Reaktionen auf normale Nährstoffe.
Wie ein Mönch in einer schwarzen Kutte - oder der Elefantenmensch von David Lynch - streift Tenser durch die Gassen einer alptraumhaften Stadt, die aussieht wie einem Roman von Ballard, Burroughs oder Bowles entsprungen. Als er von dem Vater des Jungen, der zu Beginn des Films ermordet wurde, gefragt wird, ob er an dessen Leiche nicht in einer neuen Performance eine Autopsie vornehmen will, wird eine Kette von Ereignissen in Bewegung gesetzt, die testen, wie weit Saul zu gehen bereit ist in seiner Metamorphose - und wie man als Zuschauer im Kino zu gehen bereit ist. Dass Saul von Mortensen gespielt wird, hilft deutlich, dass man dem Film durch seine verschlungenen Wege folgt: Das traurige, wehmütige Leuchten seiner Augen, die mindestens so viel "The horror, the horror" gesehen haben wie Marlon Brandos General Kurtz, ist der Abendstern, der durch die grotesken Szenarien geleitet, abstoßend und doch so sinnlich, verboten und doch so faszinierend, bis man da ankommt, wo die Verbrechen der Zukunft von Anfang an hindrängten: Willkommen zur Maschine, willkommen zum neuen Fleisch.
Thomas Schultze.
Wir lernen Saul Tenser kennen, gespielt von Viggo Mortensen in seiner vierten Zusammenarbeit mit David Cronenberg. Er ist der Pionier, der Vorreiter, der den Blick in die kommende Zukunft der Menschheit am eigenen Leib lebt, der sich und damit unsere Spezies transformiert, um mit den Veränderungen einer zunehmend synthetischen Welt zu verschmelzen, in ihr aufzugehen. Kraft seines Willens ist er in der Lage, seinen Körper so zu manipulieren, dass er neue Organe entstehen lässt. Sie erfüllen keinen erkennbaren Zweck, vielleicht auch deshalb, weil seine Partnerin Caprice sie vor zahlendem Publikum in gefeierten Performances entfernt. Sie sind angelehnt an die extreme Performancekunst der Achtziger- und Neunzigerjahre, wie sie von Survival Research Laboratories, der Jim Rose Circus Sideshow, Joe Coleman oder Genesis P-Orridge und seiner Lebensgefährtin Cosey Fanni Tutti zelebriert worden war. Ersetzen wir in Tensers Vornamen das "a" mit einem "o", dann kommen wir der Sache auf die Spur: Saul ist die Seele der neuen Bewegung, er ist das Raumschiff Enterprise, das an Orte geht, die noch kein Mensch vorher betreten hat. Das hat seinen Preis: Wenn er sich nicht mit Maschinen verbindet, die aussehen, als hätte sie H.R. Giger gedankenverloren zwischen Hauptgang und Dessert skizziert, droht sein Kreislauf zu kollabieren. Immer schwerer fällt es ihm, Nahrung zu konsumieren, der Schluckreflex funktioniert nicht mehr, der Körper neigt zu heftigen Reaktionen auf normale Nährstoffe.
Wie ein Mönch in einer schwarzen Kutte - oder der Elefantenmensch von David Lynch - streift Tenser durch die Gassen einer alptraumhaften Stadt, die aussieht wie einem Roman von Ballard, Burroughs oder Bowles entsprungen. Als er von dem Vater des Jungen, der zu Beginn des Films ermordet wurde, gefragt wird, ob er an dessen Leiche nicht in einer neuen Performance eine Autopsie vornehmen will, wird eine Kette von Ereignissen in Bewegung gesetzt, die testen, wie weit Saul zu gehen bereit ist in seiner Metamorphose - und wie man als Zuschauer im Kino zu gehen bereit ist. Dass Saul von Mortensen gespielt wird, hilft deutlich, dass man dem Film durch seine verschlungenen Wege folgt: Das traurige, wehmütige Leuchten seiner Augen, die mindestens so viel "The horror, the horror" gesehen haben wie Marlon Brandos General Kurtz, ist der Abendstern, der durch die grotesken Szenarien geleitet, abstoßend und doch so sinnlich, verboten und doch so faszinierend, bis man da ankommt, wo die Verbrechen der Zukunft von Anfang an hindrängten: Willkommen zur Maschine, willkommen zum neuen Fleisch.
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