Dune (2021) (DVD)

ausformulierten Welt, die er gebaut hat. So ist das auch bei Villeneuves Adaption, eine runde Sache, aber eben nur ein Auftakt. Es ist ein wuchtiger und ernster Film, jede Szene wie vom Hammer der Götter geschmiedet, der sich inhaltlich eng an die Vorlage hält und doch eine ganz eigene Anmutung hat, weil er weiß, was man Genrefans heute bieten muss, aber auch ihnen zumuten kann, in der Ära des MCU und "Game of Thrones". Viel wurde geraunt im Vorfeld, die Handlung des Films könne undurchdringlich und zu kompliziert sein. Unsinn. Sie folgt sehr genau dem Roman, und der wurde von Millionen gelesen und verstanden. Wenn es Iron Maiden gelingt, wie in ihrem 1983 veröffentlichten Song "To Tame a Land", die Geschichte in sieben Minuten zusammen zu fassen, dann möchte man meinen, dass man es auch dem Kinopublikum von 2021 zumuten kann, sich auf dieses komplexes Universum einzulassen. So schwierig ist es nicht, den Ereignissen zu folgen rund um das wertvolle Spice, das Gewürz, eine Droge, die es nur in den endlosen Weiten des Wüstenplaneten Arrakis gibt und essenziell ist für Reisen von Planet zu Planet, während die ansässigen Wüstenvölker die bewusstseinserweiternde Wirkung schätzen. Das Haus der Harkonnens hat den Abbau und Handel seit Jahrunderten betrieben, wird aber vom Imperium abberufen. An seine Stelle wird das Haus Atreides installiert, und damit die Basis gelegt für einen gewaltsamen Konflikt zwischen den verfeindeten Fürstenhäusern.
Eine undurchsichtige Rolle spielt dabei der matriarchalische Geheimorden der Bene Gesserit, die daran glauben, dass die Ankunft des Auserwählten, des Kwiwatz Haderach, kurz bevorsteht. Er könnte tatsächlich Paul Atreides sein, der Sohn von Leto Atreides und der Bene Gesserit Jessica. Nach einem hinterhältigen Angriff der imperialen Truppen und der Ermordung des Vaters flieht Paul mit seiner Mutter in die Wüste und hofft, Zuflucht bei den Einheimischen zu finden, den Fremen, die in unterirdischen Gewölben in Einklang mit der mörderischen Natur und den gewaltigen Sandwürmern leben: Hier soll sich sein Schicksal erfüllen, das sich bereits in Visionen von einem Fremenmädchen und dem eigenen Tod angekündigt hat. Fast zweieinhalb Stunden sind wie im Flug vergangen, wenn Paul erstmals auf das Mädchen Chani trifft und der Film endet, bevor die Geschichte in die nächste Phase treten kann. Im Grunde ist es eine große Ouvertüre, auf der denkbar größten Leinwand gemalt von Kameramann Greig Fraser, ein, wie Denis Villneuve selbst sagt, "'Star Wars' für Erwachsene", in dem Timothée Chalamet als Paul Atreides so körperlich in Szene gesetzt wird, wie es noch keinem Filmemacher davor gelungen war. Unterstützt von einem All-Star-Cast (Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Zendaya, Josh Brolin, Javier Bardem, Charlotte Rampling) macht er eine blendende Figur in diesem wuchtigen Film, der alle Szenen immer einen Tick größer denkt, als man es selbst erwarten würde: Man kann sich nicht sattsehen an den Szenarien, an den wie Hornissen schwirrenden kleinen Raumschiffen, den raffiniert durchdachten Designs und nicht zuletzt den riesigen Sandwürmern, die schon bei Lynch eine Hauptattraktion waren, hier aber noch imposanter realisiert wurden. Am Ende sind sie alle aber doch nur Kulisse, Sound and Fury, weil man längst gebannt ist von der ungewöhnlichen Heldenreise, die Paul Atreides hier absolviert. Und hoffentlich in einem "Part Two" fortsetzen darf.
Thomas Schultze.