Anna Forster erinnert sich an die Liebe, 6 Audio-CDs

Liebe bleibt immer, egal was im Leben passiert

Mein Papa litt unter Alzheimer und meine Mutter und ich haben ihn gemeinsam zu Hause gepflegt, ich war deshalb super neugierig auf die Geschichte, auch wenn mir im Vornherein klar war, dass sie mich sehr aufwühlen würde. Wie oft habe ich mich gefragt, was wohl in seinem Kopf vorgehen mag. Die Version, die Anna Foster mir geboten hat, hat mich sehr berührt und lässt mich aber auch glücklich zurück.

Alzheimer, ihre Mutter litt darunter und daher ist Anna klar, was auf sie zukommen wird, als sie diese schockierende Diagnose schon im unglaublich jungen Alter von 38 Jahren erhält. Sie trennt sich von ihrem Mann, lebt eine Weile bei ihrem Zwillingsbruder Jack, doch als ihre Vergesslich- und Schusseligkeit zur Gefahr werden drohen, nimmt sie seinen Rat an, ins Rosalind House, ein betreutes Wohnheim, hauptsächlich für alte Menschen, zu ziehen. Genau in diesem Heim tritt Eve eine Stelle als Köchin und Putzhilfe an. Die bisher vom Luxus verwöhnte Frau eines erfolgreichen Investmentbankers, deren Leben von einem Tag auf den anderen in Trümmern liegt, ergreift diesen Rettungsanker um sich und ihr Töchterchen Clem über Wasser zu halten und ihr zudem zu ermöglich, weiter zur gleichen Schule zu gehen. „Helfen Sie mir“ sind die ersten Worte, die Eve von Anna hört. Wobei helfen, gilt es von nun an herauszufinden, genauso wie das Rätsel zu lösen, warum Jack, der einzig andere junge Bewohner im Rosalind House und sie keine gemeinsame Zeit verbringen dürfen. Kann sie Anna helfen, wobei auch immer und wird es ihr gelingen, sich und ihr Töchterchen von den Trümmern ihres Lebens zu befreien?

Die Autorin lässt ihre Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven, in zwei verschiedenen Zeiten erzählen, die sich in Kapiteln, bei denen zu Beginn erwähnt wird, wer spricht und wann, abwechseln. Während Eve und ihr Töchterchen im Jetzt plaudern dürfen, beginnt Anna mit ihren Eindrücken einige Monate in der Vergangenheit und nähert sich dem Jetzt dabei ein wenig an. Diese Erzählweise hat mir super gut gefallen. Die Ich-Perspektive der jeweiligen Protagonisten lässt einen ganz nah sein und berührt daher enorm. Der Wechsel der Erzählzeit sorgt zudem für unheimlich viel Spannung, weil man unbedingt wissen möchte, warum Anna denn so unbedingt von Luke ferngehalten werden soll und ob es Anna gelingen wird, die beiden zusammenzubringen. Das Geheimnis darum lüftet sich im Verlauf der Erzählung immer mehr und auch wenn ich eine Ahnung hatte, was eventuell vorgefallen sein könnte, und wie sich Anna verhalten wird, Anweisungen oder Herz, habe ich wie gebannt gelauscht, auch weil die Autorin gekonnt einige Umwege eingebaut hat. Meine Gefühlswelt war beim Hören zudem stets völlig gefangen. Ich habe mit allen Beteiligten gefühlt, nicht nur mit Anna. Wie schockierend muss es sein, sich nach und nach eingestehen zu müssen, dass man immer mehr vergisst, das Auto nicht mehr findet, Worte einem nach und nach entfallen, vor allem, wenn man das ja noch bewusst merkt? Wie schrecklich muss es sein, wenn einem eben nur die Worte fehlen und andere über einen reden, als sei man nicht da? Aber wie toll muss es auch sein, sich jeden Tag wieder aufs Neue verlieben zu dürfen? Ich konnte auch ihren Bruder Jack teilweise verstehen. Er macht sich Sorgen um seine Schwester, will sicher nur ihr Bestes, auch wenn mein Herz beim Hören gesagt hat, wie kann er nur. Ich mit Anna, gelitten, weil sie unter so vielen Vorurteilen leiden muss, für Dinge verantwortlich gemacht wird, an denen sie keine Schuld trägt und ja selbst mit dem Schicksal mehr als zu kämpfen hat. Ganz besonders ergreifend fand ich auch Cems Abschnitte. Das eigentlich lebensfrohe, aufgeweckte süße Mädchen hat sehr unter einer besonders biestigen Mitschülerin und deren arroganten Mutter zu leiden und zudem vermisst sie ja ihren Papa so sehr.

Ich habe beim Hören wirklich ein großes Herz gebraucht, um all den liebenswürdigen Mitspieler darin einen Platz einzuräumen. Anna hat ihr Ticket dorthin ja aufgrund meiner persönlichen Erfahrung sowieso schon so gut wie sicher gehabt, sich aber auch wahrlich verdient. Eve, mit ihrer freundlichen, hilfsbereiten, nie jammernden und stets das Beste wollenden Art konnte ich den Platz auch auf gar keinen Fall verwehren. Einfach toll, wie sie sich für alles und ganz besonders für ihr Töchterchen stets in den Hintergrund stellt. Aber der süße Fratz Clem ist ja auch einfach herzallerliebst. Sehr gut sind aber auch alle anderen Nebendarsteller gezeichnet. Besonders gerne hatte ich den zurückhaltenden Gärtner Angus und auch die Bewohner, mit ihren persönlichen Geschichten und Geheimnissen haben mich sehr gerührt.

Elisabeth Günther trägt diese berührende Geschichte zudem mit sehr viel Einfühlungsvermögen vor. Sie hat ein Händchen dafür, den stets passenden Tonfall für die schönen, die besonders traurigen, die enorm berührenden aber auch die witzigen, rührenden Szenen zu finden, ihr Vortrag geht unter die Haut. Auch war stets klar, wer hier redet und nachdenkt. Ihre angenehme Stimmlage, der ich wirklich sehr gerne gelauscht habe, macht das Hörerlebnis hier zum tollen Gesamtpaket.

Alles in allem ein wirklich berührendes, bewegendes Hörbuch, das emotional aufwühlende Unterhaltung bietet und meine volle Hörempfehlung erhält. Begeisterte fünf Sterne.