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Tichatzki, T: Roter Herbst in Chortitza/CD

 
 
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Im Sturm der russischen Revolution1919. Ein Bürgerkrieg fegt mit aller Gewalt über das zerfallende Zarenreich. Gefangen zwischen den Fronten, finden die beiden Freunde Willi und Maxim ein von Soldaten zurückgelassenes Maschinengewehr. Für Maxim ein Geschenk...
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Kommentar zu "Tichatzki, T: Roter Herbst in Chortitza/CD"
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    Elke S., 21.05.2019

    Eine Hörempfehlung gegen das Vergessen

    Ich verschlinge im Moment historische Romane und liebend gerne solche, die auf wahren Begebenheiten beruhen, berühren sie doch meist noch viel intensiver. Tim Tichatzki hat, indem er die Erinnerungen seiner Schwiegermutter perfekt mit fiktiven Elementen verwoben hat, eine mitreißend, bewegende Geschichte erschaffen, die nicht nur Einblick in die Gräuel der sowjetischen Diktatur und der NS Zeit ermöglicht, sondern auch einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen schafft.

    Der zwölfjährige Willi Bergen und Maxim Orlow, der gemeinsam mit seinem Vater nach der Flucht vor den Bolschewiken bei Familie Bergen untergekommen ist, finden beim Spielen ein Maschinengewehr. Willi, Sohn von Heinrich und Maria, zweier überzeugter Mennoniten, lehnt von deren Erziehung geprägt, jegliche Form von Gewalt ab. Ihn wirft der Fund eher aus der Bahn und stellt ihn vor einen großen Gewissenskonflikt, wohingegen Maxim die Chance sieht, dass sie sich nun gut ausgerüstet gegen die Willkür der Roten und auch der Weißen Armee, die sich einen brutalen Bürgerkrieg liefern, wehren können. Unterschiedliche Meinungen, ein schicksalhaftes Ereignis und die beiden entwickeln sich in völlig gegensätzliche Richtungen, auch wenn sich ihre Wege immer wieder kreuzen werden.

    Als Hörer darf man das Leben der beiden Jungen, im weiteren Verlauf auch als Männer mit Familie, miterleben. Wie wachsen Willi und seine Geschwister als fromme Mennoniten in Osterwick auf, kann die Familie, kann die Gemeinde ihre christlichen Werte, ihren Respekt vor der Gemeinschaft und ihren vollständigen Verzicht auf Gewalt bewahren, auch wenn der Terror herrscht, sie immer mehr Einschränkungen und Gängelungen hinnehmen und täglich um ihr Leben bangen müssen? Und was wird aus Maxim, der doch hofft, dass hinter der Revolution im Grunde Gutes steckt bzw. dass man diese in eine gute Richtung lenken kann? Mehr soll aber nicht verraten werden.
    Man bekommt tollen Einblick in das Leben der Mennoniten, erfährt von den Gräueltaten der Sowjets und auch der Deutschen im Zweiten Weltkrieg und bekommt eine Entwicklung von jemanden aufgezeigt, der und dessen Menschlichkeit vom sowjetischen Regime zerrieben wird. Die Lebenswege von Maxim und Willi, die im Wechsel dargeboten werden, und um die sich die Geschichte rankt, kreuzen zudem viele Einzelschicksale, die ein umfassendes Bild aus der Zeit entstehen lassen.

    Der Roman ist keine leichte Kost, aber das sind Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen und von den Schrecken der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts handeln, ja so oft nicht. Vor Hunger Brotreste aus den Holzdielen kratzen, sich darum mit anderen prügeln, mit ansehen müssen, wie der Vater niedergeschossen wird, wie jüdische Freunde auf einen Transporter verladen werden, seinem Henker in die Augen schauen, schockierende, emotional völlig aufwühlende Beispiele für die Leiden der Menschen haben mich sprachlos, oft den Tränen nahe hören lassen. Ganz oft ist auch mein Gedankenkarrusel angesprungen, wie hätte ich mich wohl verhalten? Mich dem Befehl den besten Freund zum Tode zu verurteilen oder einen anderen für ihn geopfert mich selbst oder lieber jemanden anderen von der Todesliste gestrichen,…? Zudem stellt sich auch immer wieder die Frage, gibt es einen Gott? Auch das hat mich beim Lesen viel beschäftigt, konnte ich doch nur zu gut verstehen, dass man in solchen Situationen daran zweifelt. Der Roman wird sicher noch eine ganze Weile nachhallen.

    Der Autor ist ein Meister der Figurenzeichnung und er verleiht sowohl den Hauptprotagonisten Willi und Maxim als auch allen Nebendarstellern unheimlich viel Profil. Schnell hat man hier trotz zahlreicher Namen sogar beim Hören eine ganz genaue Vorstellung von deren Charakteren und deren Auftreten. Zudem gelingt es ihm ganz großartig deren persönliche Entwicklung authentisch und vor allem völlig nachvollziehbar aufzuzeigen. Hier kann man mitfühlen, sich hineinversetzen und völlig in die Handlung eintauchen. Durch eine ausgewogene Zusammenstellung wird zudem ein breites Bild der damaligen Bevölkerung und der unterschiedlichen Positionen abgebildet, was mir unheimlich gut gefallen hat.

    Für mich war dies kein Hörbuch, bei dem man entspannt nebenbei Hausarbeit erledigen kann. Anfangs habe ich mir sogar gewünscht, dass ich mich für das gedruckte Buch entschieden hätte, weil zahlreiche Namen auf einen einprasseln und einige Handlungsstränge aufploppen, zudem noch der eine oder andere Zeitsprung gemacht wird. Wenn man nur hört, ist da noch mehr Konzentration gefragt. Ich musste mehrfach starten und gerade was Namen betrifft, hätte ich gerne noch einmal zurück geblättert, auch wenn sich das dann aufgrund der tollen Personendarstellungen schnell gegeben hat. Aber nichtsdestotrotz habe ich von Anfang an jede Minute der knapp dreizehneinhalb Stunden unheimlich gerne zugehört, weil Makke Schneider unheimlich viel Gefühl in seinen Vortrag legt und auch eine äußerst angenehme Stimmlage hat. Er verleiht den einzelnen Charakteren nicht nur einen individuellen Ton, sondern versieht sie regelrecht mit Leben. Nicht nur der bewegende Inhalt des Romans, sondern auch er hat mich gefühlsmäßig mit seinen perfekt transportierten Emotionen völlig gefangen genommen.

    Der Autor wollte mit seiner Geschichte ein Zeichen gegen das Vergessen setzen und das ist ihm mit seiner großartigen, äußerst authentischen und realistischen Erzählung, die voller Gräueltaten steckt und zeigt, was Krieg und Terror aus Menschen machen kann, ganz wunderbar gelungen. Wir können unsere Demokratie und den Frieden im eigenen Land gar nicht genug schätzen, gerade in der heutigen Zeit. Begeisterte fünf Sterne.

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