1220 (CD)

Der Wiener Rapper Yung Hurn ein Star wider Willen. Einer, der sich den Gesetzmäßigkeiten der HipHop-Welt verweigert und gerade deshalb Künstler aller Couleur, Schriftsteller oder Modemacher anspricht, die in ihm einen Dadaisten für’s 21. Jahrhundert sehen. Die Yung Hurn-Liebe der Kulturbohème geht mittlerweile sogar so weit, dass Yung Hurn kürzlich (in einem Anzug von Gucci) auch von der Modebibel Vogue angepriesen wurde. Auf der anderen Seite wird Yung Hurn aber genauso von unzähligen Teenagern vergöttert – sie sehen in ihm einen modernen Punk. Warum fasziniert dieser junge Typ aus dem Gemeindebau so viele und vor allem so verschiedene Menschen? Unter anderem sicherlich, weil Yung Hurn bislang über die Person hinter der Kunst so gut wie nichts verraten hat und generell schwer komplett zu durchschauen ist. In seiner Musik, seinen Musikvideos und auf den sozialen Netzwerken vermengt er Trash, Pop- und Hochkultur stets so virtuos, dass das alles Absicht oder eben doch nur pure Intuition sein könnte. Damit liefert er seinen Hörern eine chaotisch-bunte Projektionsfläche, auf der sich quasi jeder wiederfinden kann. Auf seinen beiden als Free Download erhältlichen Mixtapes hatte er schon mehr Hits als andere in ihrer ganzen Karriere, sein Duett mit Rin – »Bianco« – war 2016 der inoffizielle Song des Sommers und im Video zu seiner 2017er-Single „Diamant“ weint einer der bekanntesten Schauspieler Deutschlands: Lars Eidinger. Und jetzt also: Der next Step! Das Yung Hurn-Debütalbum, das die Postleitzahl seines Wiener Heimatbezirks im Titel trägt: »1220«. Darauf: 14 Ohrwurmversprechende Hooks, ohne Ende lyrische Perlen zwischen Nonsens und großer Kunst, sowie ein Musiker, der offensichtlich genau weiß was er will. Das wahrscheinlich beste an »1220«: Das Yung Hurn immer noch Musik macht als wäre das alles ein Kinderspiel: federleicht, ungeniert und wahnsinnig eingängig.