Ariane ()

"Es wäre schwierig, ein einfacheres und ergreifenderes Thema zu finden", bemerkte Jules Massenet (1842-1912) während der Komposition von Ariane, einer umfangreichen Partitur in fünf Akten, die im Oktober 1906 an der Pariser Oper uraufgeführt wurde. Das Libretto von Catulle Mendès ist teils antikes Drama, teils symbolistisches Gedicht, und hat nur partiell mit der originalen griechischen Mythologie zu tun. Mendès lässt Phaedra und Ariadne, zwei Schwestern, die beide in Theseus verliebt sind, in heftigen Konflikt miteinander geraten. Das epische Werk scheut dabei nicht, das Spektakuläre auf die Bühne zu bringen, etwa den Kampf gegen den Minotaurus, ein Schiff zu zeigen, das von tosenden Wogen hin und her geworfen wird, oder gar das Publikum mit in die Unterwelt zu nehmen, wo deren Königin Persephone herrscht. Trotz ihrer extravaganten Orchestrierung, ihres grandiosen Bühnenbilds und ihrer triumphalen Uraufführung bleibt Ariane eine der wenigen Opern Massenets, der eine anhaltende Renaissance bislang versagt blieb und die sogar bis heute nicht kommerziell auf Tonträger aufgenommen wurde. Hört man die grandiose Produktion bei BRU ZANE fragt man sich freilich nach dem Grund: Die junge ägyptische Sopranistin Amina Edris singt die Titelrolle mit Inbrunst und Leidenschaft, umgeben von einer Besetzung, die mit den Besonderheiten des französischen Stils bestens vertraut ist. Unter der Leitung von Laurent Campellone, einem großen Verfechter der Musik Massenets, unterstützen das Münchner Rundfunkorchester und der Chor des Bayerischen Rundfunks die epischen Szenen mit absoluter Hingabe. Vielleicht brauchen manche Werke tatsächlich einfach nur die richtigen Interpreten, um endlich aus ihrem langen, unverschuldeten Dornröschenschlaf wachgeküsst zu werden. Ariane hat hier zweifellos die ihrigen gefunden!