Artur Rodzinski/Compl.Columbia Album Collection (CD)

Der polnische Dirigent Artur Rodzinski (1892 - 1958) gehört zu den viel zu wenig bekannten zentralen Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Er besaß einen legendären Ruf als Orchestererzieher, manche sprachen auch eher von einem Zuchtmeister. Als er 1943 als Musikdirektor das New York Philharmonic übernahm, entließ er prompt 14 Musiker, darunter den Konzertmeister. Zwar verbesserte sich hörbar die Qualität des Klangkörpers, doch viele Freunde machte sich Rodzinski, übrigens stark gefördert von Arturo Toscanini, damit sicherlich nicht. Auf 16 sorgfältig remasterten CDs finden sich jetzt erstmals sämtliche Einspielungen, die der im heutigen Split geborene Dirigent mit dem New York Philharmonic hauptsächlich zwischen 1944 und 1946 in der Carnegie Hall aufgenommen hat. Das Repertoire spiegelt die Vorlieben von Rodzinski wider: die Sinfonien Nr. 1 und 2 von Brahms, Orchesterstücke und die Sinfonie "Pathétique" von Tschaikowsky, Französisches von Bizet und Saint-Saëns (so das 4. Klavierkonzert mit Robert Casadesus), Sibelius Vierte und Rachmaninows Zweite Sinfonien, jüngere US-amerikanische Komponisten wie Gershwin und Copland. Und ganz eindrücklich: Richard Wagner, wie den kompletten 3. Akt der "Walküre" mit den legendären Stimmen von Helen Traubel und Herbert Janssen. Als Bonus sind noch zwei CDs mit Einspielungen mit dem Columbia Symphony Orchestra dabei. Rodzinskis Dirigierstil war modern in seiner schnörkellosen Gradlinigkeit, kombiniert mit messerscharfer Artikulation und dabei atmendem Espressivo, zweifellos würdig der Wiederentdeckung.