Ginastera:The Vocal Album (CD)

Plácido Domingo und die Moderne Südamerikas: Zum 100. Geburtstag von Alberto Ginastera.

Wenn es um Startenor Plácido Domingo und die Anfänge seiner Karriere geht, denken viele, der Sänger habe mit Verdi oder Puccini angefangen. Weit gefehlt: Es war ein Werk des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera, das 1966 Domingo zum Durchbruch verhalf. Nur zwei Jahre nach der Uraufführung sang der Tenor an der New York City Opera die amerikanische Premiere von Ginasteras Don Rodrigo. Heute, kurz vor seinem 75. Geburtstag erinnert Domingo an diesen schicksalhaften Moment mit einem neuen Album, das ganz und gar Ginastera gewidmet ist, der vor 100 Jahren geboren wurde.

In seinem Werk verbinden sich Einflüsse aus südamerikanischer Volksmusik mit den Errungenschaften der Moderne, deren hypnotische Kraft sogar eine Rockgruppe wie Emerson, Lake & Palmer inspirierte, die die Toccata aus seinem 1. Klavierkonzert adaptierte. Viele haben Ginasteras extrem dramatischen Stil mit Strawinsky oder Bartók verglichen, doch der Unterschied liegt im Lokalkolorit, das sich etwa in den Canciones Populares Argentinas zeigt – neben Auszügen aus Don Rodrigo und der Kantate Milena (nach Texten von Kafka) ein Hauptwerk des Albums. Domingo stehen mit Ana-María Martínez und Virginia Tola Gewinnerinnen seines Operalia Wettbewerbs aus Südamerika zur Seite – einem Kulturkreis, dem auch die Dirigentin Gisèle Ben-Dor entstammt. Domingo selbst unterstreicht in diesem Album seinen persönlichen Bezug zu Lateinamerika: Er kam in Spanien zur Welt, wuchs aber in Mexiko auf. So beleuchtet
Ginastera – The Vocal Album Domingos Leben und Laufbahn auf einzigartige Weise.