Klavierwerke (CD)

Ein Rameau-Schatz zum Rameau-Jahr: Marcelle Meyers Gesamtaufnahme der Klavierwerke

Ihr Vermächtnis gehört zu den kostbarsten, aber kaum gehobenen Schätzen: Zwischen den beiden Weltkriegen und bis zu ihrem Tod 1958 war die französische Pianistin Marcelle Meyer als Muse der Avantgarde berühmt. Strawinsky, Cocteau und Ravel gehörten zu ihren Freunden, aber neben der Musik der damaligen Moderne entdeckte sie als eine der ersten den großen französischen Barockmeister Jean-Philipp Rameau, der im September vor 250 Jahren starb. Die Veröffentlichung ihrer Aufnahmen des kompletten Rameau-Klavierwerks ist einer der wichtigsten diskografischen Beiträge zum diesjährigen Rameau-Jahr.
Als Interpretationen „von sehr seltener und reiner Schönheit" feierte das Gramophone Magazine Marcelle Meyers Spiel, in dem große französische Klaviertraditionen nachklingen: Marcelle Meyer, die schon mit vier Jahren einen großen Klavierpreis gewann, war Schülerin der großen Persönlichkeiten Marguerite Long und Alfred Cortot. Zusammen mit dem Komponisten persönlich studierte sie Claude Debussys Prélude. Sie war an der privaten Uraufführung von Maurice Ravels La Valse in der Klavierfassung beteiligt. Schon ab 1918 begann sie, auf sehr lebendige und farblich reiche Weise die Schätze der „Alten Musik" zu heben. Die Gesamtaufnahme von Rameaus etwa 60 Klavierwerken von 1954, eine Pioniertat, ist einer ihrer Gipfelpunkte auf diesem Gebiet. Hier zeigte sich der spätbarocke Meister neben seinem Opernschaffen als zweiter großer Klavierkomponisten seiner Zeit an der Seite seines älteren Zeitgenossen François Couperin.