Klavierwerke (CD)

Nelson Freires Geburtstagsfeier mit Chopin:
Wiederveröffentlichung der Einspielungen aus den 70ern

Er gilt als Meister der pianistischen Feinsinnigkeit, der Kontraste und des originellen Zugriffs. Dabei ist er geradezu skrupulös, was die Auswahl seiner Programme betrifft. Kein Zweifel: Dem Brasilianer Nelson Freire gelingt es seit Jahrzehnten, jedes seiner Alben zu einem ganz besonderen Ereignis zu machen. Am 8. Oktober 2014 feierte der Maestro, der seine Karriere ganz eigenwillig und abseits des großen Klassik-Jetsets aufbaute, seinen 70. Geburtstag. Zu diesem Anlass holt Warner nun einen der ganz großen Schätze von Freires Diskografie aus dem Archiv: die Chopin-Einspielungen aus den 1974 bis 1976.
Es war die Zeit von Freires ersten großem Zenit. Das Klavierwunderkind, das schon mit 12 Jahren mit Beethovens fünftem Klavierkonzert aufgetreten war und schon in jungen Jahren ein immenses Talent im Nachspielen zufällig gehörter Musik bewiesen hatte, war nun in den Grad der ersten großen Reife gelangt. Auf ganz eigene Weise gelang es Freire, Chopins Klaviermeditationen glutvolle Leidenschaft, aber auch furiose Spielfreude und eine immens breite Klangpalette zu verleihen. Die Einspielungen enthalten die kompletten Scherzi, eine große Anzahl von Nocturnes, die Fantasie f-Moll, die dritte Ballade sowie die Ecossaises op. 72 sowie einige weitere Stücke. In dieser Aufnahme gerinnt die große Tradition, in der Freire steht, zu einem außergewöhnlichen Glücksmoment. Mit der Lehrerin Lucia Branco, die selbst von einem Liszt-Schüler ausgebildet worden war, kannte Freire den direkten Zugang zu den Geheimnissen des Klavierkomponisten par excellence.