Ihr Gesamtwerk kreist um einen ihrer Ansicht nach wertneutralen Kult um die Schönheit der Körper, die sie unter Athleten, im Gebirge, bei afrikanischen Stämmen, in der Tiefsee und bei Massenaufmärschen fand. Speziell die 1933-1935 im Auftrag der NSDAP gedrehten Filme über die Reichsparteitage in Nürnberg zeigen, dass das ideologisch fragwürdige Material, mit dem sie arbeitete, nicht von seinem politischen Zusammenhang getrennt werden konnte. Leni Riefenstahl, geboren 1902 in Berlin, begann als Tänzerin und Nackt-Darstellerin in dem Dokumentarfilm "Wege zu Kraft und Schönheit", bevor sie Ende der 20er Jahre in mehreren Bergfilmen von Arnold Fanck ("Die weiße Hölle vom Piz Palü", "Stürme über dem Montblanc") als Hauptdarstellerin spielte. 1932 entstand mit dem auf einem Märchen aus den Dolomiten beruhenden "Das blaue Licht" ihre einzigartige Regiekarriere. Vom Propagandaministerium des Dr. Joseph Goebbels beauftragt, einen Film über die Parteitage zu drehen, legte sie mit "Sieg des Glaubens" 1933 eine Vorstudie vor, die den Nazis gefiel und 1934/35 zu "Triumph des Willens" führte, in dem gedrillte Massen vorgeführt und der Führerkult gefeiert wird. Riefenstahl avanciert zur Star-Regisseurin des Reiches und dreht den zweiteiligen "Olympia"-Film ("Fest der Völker" und "Fest der Schönheit") über die Olympischen Spiele in Berlin 1936. Wie weit Riefenstahl persönlich in den NS-Staat eingebunden war, bleibt umstritten. Ihre 1992 erschienene Autobiografie schweigt sich darüber aus. Nach Kriegsende wurde Riefenstahl "entnazifiziert" und als nicht belastete Mitläuferin eingestuft. Sie wurde zur Zielscheibe von Angriffen, denen sie mit Klagen und Prozessen begegnete, in denen sie ihr augenscheinliches Engagement relativierte. Die Filme, die der Selbstdarstellung des Staates gedient hatten, hatten auch im Ausland Erfolg. Nach der ästhetischen Rehabitilitierung durch die einflussreiche Kulturkritikerin Susan Sontag Mitte der 70er Jahre hatten sie Einfluss auf Werbefilme und Musikvideos. Ihr mehrfach begonnenes "Tiefland"-Projekt, teilweise in Spanien gedreht, konnte Riefenstahl nach der Fertigstellung 1953 in die Kinos bringen, aber es blieb weitgehend ohne Resonanz. Ein Film über modernen Sklavenhandel ("Schwarze Fracht") blieb im Anfangsstadium stecken. Riefenstahl widmete sich der Fotografie und veröffentlichte mehrere Bildbände, über den Nuba-Stamm im Sudan und über Korallenriffe. Eine Ausstellung im Filmmuseum Potsdam erregte noch 1999 Aufsehen und Proteste.
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