Seinen Ruhm im Ausland begründete der russische Regisseur Nikita Michalkow mit der Anton-Tschechow-Verfilmung "Schwarze Augen", (1989), die seinem Hauptdarsteller Marcello Mastroianni in Cannes den Darstellerpreis einbrachte. Als alternder Lebemann erinnert Mastroianni sich an eine Romanze, die ihn, den Italiener, auf den Spuren einer jungen russischen Frau in das vorrevolutionäre Zarenreich führte. Der Film thematisierte in seiner melancholisch-heiteren Stimmung auch den Gegensatz zwischen Vorstellungen über den unberührten Osten und den fortschrittlichen Westen, was Michalkow 1992 mit dem in der Mongolei gedrehten "Urga" fortsetzte. Ein Nomade reitet darin in die nächste Stadt, um Kondome zu kaufen, und erlebt dort und in der Steppe erotische und skurrile Episoden. "Die Sonne, die uns täuscht" (1995) ist eine politische Parabel über die Stalinzeit, in der der Regisseur als General der roten Armee selbst die Hauptrolle spielte. Im Osten als Kritik am System gelesen, wurde der Film im Westen wegen seiner lyrischen Stimmungsbilder und psychologischen Raffinesse mit dem Auslands-Oscar ausgezeichnet. Michalkow, geboren 1945, stammt aus einer Künstlerfamilie, studierte an der Filmhochschule in Moskau, wurde wegen eines unbequemen Films relegiert und arbeitete als Darsteller in Liebhaber- und Lebemännerrollen. Er nahm das Studium wieder auf, beendete es in Rekordzeit, und wurde in den 70er- und frühen 80er-Jahren national berühmt mit seinen Literaturverfilmungen ("Oblomow", "Unvollendetes Stück für ein mechanisches Klavier") und Gegenwartsfilmen ("Verwandtschaft", "Gespräch ohne Zeugen"), in denen er sich als virtuoser Stilist erwies. Michalkows Filme reflektieren die jeweiligen politischen Bedingungen in der Sowjetunion und in Russland, wobei er erstaunlicherweise immer wieder Projekte realisieren konnte, zuletzt "Der Barbier von Sibirien" (mit Julia Ormond), einer tragischen Liebesgeschichte, die als russisches "Vom Winde verweht" gehandelt wurde, und in der er den Zaren Nikolaus I. spielte. Da er noch vor der Premiere äußerte, er wolle bei den Präsidentschaftswahlen 2000 kandidieren, wurde der Film als politische Plattform gedeutet und nicht als Kunstwerk wahrgenommen und sein westlicher Verleih verzögert. Michalkows Bruder Andrej Michalkow-Kontschalowskij ist auch Regisseur und arbeitet seit 1984 in den USA ("Runaway Train", "Tango & Cash").
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