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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nil_liest, 26.01.2020

    Der Drang nach Freiheit trübt das Glück

    Kann das Streben nach Freiheit dem eigenen Glück im Wege stehen? Für mich ist diese Frage das übergeordnete Thema des Debütromans von Nikoletta Kiss „Das Licht vergangener Tage“. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, zum einen in der Gegenwart und wir begleiten die Enkeltochter Anna, die durch ein Bild mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Die zweite Zeiteben beginnt im Jahr 1949 in Budapest und wir erleben wie eine junge frische Liebe entsteht. Diese wird gefordert und geformt von den historischen Umwälzungen im damaligen Ungarn. Obwohl der Leser durch den gegenwärtigen Erzählstrang recht genau weiß wie es ausgeht, bleibt der Roman spannend und interessant. Denn die Autorin schafft es gekonnt die Charakter, alle mit ihren inneren Zerrissenheit auszuleuchten und uns näher zu bringen.
    Die Protagonistin ist ganz eindeutig Rebeka, die Großmutter von Anna, die vor dem 2. Weltkrieg der Oberschicht Ungarns angehört und durch die sozialistischen Umwälzungen ihr Leben neu ordnen musste. Diese Erzählstrang ist der Dominate und alle anderen Facetten umkreisen ihr Leben.
    Mir hat der Schreibstill von Nikoletta Kiss außerordentlich gut gefallen. Leicht zu lesen und doch sehr tiefgründig. Auch die Einarbeitung der Nachkriegsgeschichte Ungarns gelang ihr hervorragend, fast en Passante lernt man noch dazu!
    Fazit: Manchmal hat man keine Wahl und das Schicksal ist gnadenlos und manches Mal ist die Auswahl an Möglichkeiten zu groß und man verrennt sich und verpasst das große Glück.
    Eine tolle Entdeckung! Ich behalte die Autorin im Auge und freue mich auf ihr nächstes Werk.

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  • 5 Sterne

    15 von 17 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 05.01.2020

    Vielversprechendes Debüt, das noch fünf Sterne verdient

    Die junge Galeristin Anna plant für die Art Week eine Künstlerreise nach Budapest, daher freut sie sich sehr, als überraschend ein Anwalt im Auftrag eines Professor Dr. Breitner mit einem Portrait des ungarischen Künstlers István Szabó in ihrer Berliner Galerie steht. Sie staunt nicht schlecht, da es ihre Großmutter Rebeka zeigt, und dieser solle sie das Portrait als Geschenk weiterleiten. Schwierig, da die beiden seit Jahren keinen Kontakt mehr haben. Aber da der Professor wenige Tage später verstirbt, sie es auch ihm nicht zurückgeben kann, und sie außerdem neugierig ist, ob dieser Künstler oder dieser Breitner am Ende vielleicht ihr Großvater, dessen Namen weder ihre Mutter noch sie je erfahren haben, sein könnte, bleibt ihr nichts anderes übrig als sich ihrer Familiengeschichte zu stellen. Wenn ihre Großmutter ihr nicht Rede und Antwort stehen will, dann muss sie einen anderen Weg finden.

    Als Leser lernt man zunächst Anna kennen, erfährt von ihrer Wochenendbeziehung mit Galerist Michael. Die beiden genügen sich, haben sich bewusst gegen Kinder entschieden, leben stattdessen für die Kunst und ihre Galerien, sie in Berlin und er in Wien. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihnen, was Anna vor eine schwere Entscheidung stellt. Dass diese Entscheidung einer, die sich ihre Großmutter viele Jahre vorher ebenso stellen musste, gar nicht so unähnlich ist, erfahren sie und der Leser nach und nach durch Rückblenden ins Ungarn der 1950er Jahre, die mit einem ersten Treffen von István und Rebeka, zwei Künstlern, denen der Sozialismus alles andere als leicht macht, im Budapest des Jahres 1949 beginnen. Rebeka, die ehemals wohlhabende Fabrikantentochter, aus gutem Hause, verwöhnt, wird nach der Beschlagnahmung von Privatbetrieben von der Kunstakademie verwiesen, träumt aber trotzdem von der großen Schauspielkarriere. István, das große malerische Talent, will sich nicht vorschreiben lassen, was er malt, will seine Bilder nicht in den Dienst des Staates stellen und stößt daher an seine Grenzen. Der mittellose Künstler könnte Rebeka zwar nichts bieten, er fasziniert sie aber trotzdem. Ob Istvan dem angesehenen Renaissance Professor Breitner, der ebenfalls um Rebeka buhlt, die Stirn bieten und Rebekas Herz gewinnen kann, das wird nicht verraten. Nur so viel vielleicht noch, man macht eine bewegende Liebesgeschichte mit vielen Höhen und Tiefen mit, während sich im Hintergrund in Ungarn ein turbulentes Jahrzehnt abspielt, das den Lauf der Dinge beeinflusst.

    „Warum zerstören Sie sich Ihre Laufbahn auf so dumme Weise. Haben Sie nicht begriffen, wie das System funktioniert?“, warnt Kunstprofessor Breitner den jungen István, beim seinem Freund gilt, „Ließ Levin seinen Vater auswandern, würde er ihn nie wiedersehen. Levins Reisepass würde ihm entzogen werden und der Kadereintrag ihm ein Leben lang nachhängen. Ging er mit ihm, musste er Ungarn für immer verlassen“, oder später heißt es im Bäckerladen von Szolmar, dort wohin Rebeka ausgelagert wird, „Sind sie von den Kriminellen“. Im Hintergrund erzählt die Autorin von den Entwicklungen im Ungarn der 50er Jahre, den Auswirkungen des kommunistisch-stalinistischen Regimes und den unterschiedlichen Wertungen, auch vom 1956er Volksaufstand. Hier muss man mit Rebeka und István viele Ungerechtigkeiten hinnehmen, die betroffen machen, der blutige Volksaufstand sorgt zudem für viele gefährliche Situationen, die Spannung erzeugen. Diese Schilderungen fand ich höchst interessant, hier und da hätte mir aber noch die eine Anmerkung gefehlt, um die Zusammenhänge noch besser verstehen zu können.

    Der flüssige Sprachstil der Autorin liest sich angenehm und leicht. Sie verwendet viele Bilder, und ich hatte stets das Gefühl mit dabei zu sein. Ihr gelingt es auch ausgezeichnet Atmosphäre entstehen zu lassen und emotional hat sie mich mit ihren tragischen Liebesgeschichten nicht nur im Vergangenen, sondern auch im Heute wirklich mitgenommen. Sätze wie Du hast recht. Ich habe keine Ahnung, was ich hier mache. Die Frau, für die ich mein Studium geschmissen, mein Leben aufgegeben habe, gibt es nicht mehr. Ich rackere mich ab für hundertfünfzig Forint im Monat für eine verbittere, undankbare, versnobte Fremde, die unfähig ist, sich anzupassen. Sie hält es nicht für nötig zu arbeiten, selbst ein verdammtes Abendessen zu kochen übersteigt ihre Fähigkeiten. Ich muss verrückt geworden sein!“ eines István, der wieder einmal abgrundtief enttäuscht wurde, oder ein herzloses „Wäre sie meine Tochter, ich würde ihr die Finger abschlagen.“, einer Rebeka Jahre später über ihre Enkelin, haben mich mitten im Herz getroffen. Nicht ganz so glücklich war ich mit dem eher offenen Schluss, der zwar eigene Interpretationen über einen Fortgang der Geschichte zulässt, mir aber zu wage ist und die Tatsache, dass für mich doch die eine oder andere Frage unbeantwortet blieb.

    „Seine Liebe ließ sich nicht einfrieden, wegdenken in seiner Brust und begehrte nun auf. Auch er wollte Glück und Liebe wie die anderen. Sein Verstand rebellierte, doch Istváns Herz stellte sich taub.“ Ich mochte István von Anfang an super gerne. Ein junger, genügsamer Mann mit einem klaren Blick, der sich auch traut, mit Rebeka Tacheles zu reden, ihr deutlich sagt, dass sie ein verwöhntes Gör ist, und ich habe mehr als mit ihm gelitten, weil er sie eben so abgrundtief liebt und daher so mit sich spielen lässt. Rebeka reicht ihm immer wieder den kleinen Finger, um ihn daran verhungern zu lassen, so habe ich es zumindest empfunden. „Ich war eine Bárdossy, eine enteignete Bürgerliche, eine Persona non grata.“. Nicht nur für den sozialistischen Staat, sondern auch für mich entwickelte sie sich immer mehr zu einer solchen Persona non grata. In meinen Augen war sie das verwöhnte Püppchen, stets auf ihren Vorteil bedacht, berechnend, unzufrieden und missgünstig, und nur darauf aus, etwas Besseres zu bekommen. „Ihr ganzes Auftreten, jeder Zug in Ihrem schönen Gesicht strahlt: >Ich bin eine Göttin. Das alles steht mir zu

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    LeLo2, 21.01.2020

    "Das Licht vergangener Tage" von Nikoletta Kiss ist ein spannendes, kritisches Buch vor einem interessanten historischen Hintergrund.

    Der Schreibstil ist klar und leicht nachzuvollziehen. Es wird ein guter Einblick in die Gedanken, Gefühle und Beweggründe der Charaktere gegeben ohne etwas künstlich schön zu färben. Dadurch entsteht ein sehr realistisches Bild und man bekommt den Eindruck, dass sich die Geschichte genau so abgespielt haben könnte. Neben der fiktiven Geschichte um die Charaktere fließen auch viele Informationen über das damalige Leben und die Kunst in Ungarn ein. Das gefällt mir unglaublich gut. Ich habe eine Reihe neuer Eindrücke gewonnen. Einige der Eindrücke waren sehr intensiv und bewegend. Es ist wirklich erschreckend, dass man einfach aus Firma und Heim verwiesen wurde. Fast schon unglaublich, aber leider traurige Realität.

    Gut gefällt mir auch, dass die zwei Hauptprotagonistin Rebeka und István so verschieden sind. Beide sind ausgesprochen interessant gezeichnet. Sie wirkt verwöhnt und manipulativ und scheint bis ins hohe Alter nicht zu einer wirklich warmherzigen, sympathischen Person zu reifen. Und István wirkt lange etwas verbittert und ziellos, liebt Rebeka jedoch aufrichtig. Sie sind beide voller Zweifel, unerfüllter Träume und Hoffnungen. Auch wenn sie mir beide nicht besonders sympathisch wurden, gingen mir ihre Erlebnisse dennoch sehr nahe. Wenn das Leben so ganz anders verläuft, als man es sich erhofft hat, kann das die ganze Persönlichkeit beeinflussen. Und so verdeutlicht Rebeka dann auch ihrer Enkelin in der Rückschau: " Das Glück, Anna, ist nicht bombastisch, nicht ekstatisch. Es ist unscheinbar wie eine stille Geste oder ein Lächeln. Es ist wie Wasser, das dir durch die Finger rinnt."

    Anna und ihr Partner Michael wirken zunächst sympathischer. Allerdings scheinen sie planlos, nicht bereit Verantwortung zu übernehmen. Das störte mich etwas, so dass ich froh war, dass der Schwerpunkt mehr auf der Vergangenheit liegt. Beide Handlungsstränge werden geschickt miteinander verwoben und es ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild.

    Die Handlung war an keiner Stelle vorhersehbar und hat damit die Spannung aufrecht erhalten und das Miterleben und Mitfühlen mit den Protagonisten ermöglicht.

    "Das Licht vergangener Tage" von Nikoletta Kiss ist ein empfehlenswertes Debüt für alle Leser, die Freude an einer bewegenden, spannenden Liebesgeschichte haben, die auf mehreren Zeitebenen spielt und dabei von tatsächlichen historischen Ereignissen berichtet.

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