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  • 5 Sterne

    30 von 41 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesemaus 34, 02.09.2020

    Inhalt:
    Giovanna ist ein junges Mädchen auf dem Weg zur Frau und eigentlich ist sie glücklich, bis eines Tages eine Aussage ihr Leben verändern soll. Denn als ihr Vater sie als das hässliche Ebenbild ihrer verstoßenen Tante bezeichnet, manifestiert sich in Giovanna eine Suche nach Schönheit und Hässlichkeit und doch führt sie diese Reise an so viel mehr Orte, als gedacht. Denn als sie ihre verlorenen familiären Wurzel aufzugreifen versucht, stößt sie auf viele Geheimnisse und einen unendlich verwirrenden Spagat des Erwachsenseins und des Erwachsenwerdens. Doch ist Erwachsensein immer mit einem lügenhaften Leben verbunden und wer Giovanna und wer wird sie sein??

    Meine Meinung:
    Dies ist mein zweites Buch der italienischen Autorin Elena Ferrante und mit diesem Roman hat sie definitiv ein literarisches Meisterwerk erschaffen!

    Wie es die Autorin schafft das Leben eines jungen Mädchens auf dem Weg zur Frau zu beschreiben, mit all den Verletzlichkeiten und Schwierigkeiten und dem tiefen Bedürfnis nach Zuneigung und Akzeptanz, das habe ich selten in einer solch glaubwürdigen Perfektion lesen dürfen. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund beschönigt nichts, sondern zeigt klar auf, wie aus Verletzlichkeit Wut werden kann und aus einer gedankenlosen Aussage ein Leben negativ bestimmt werden kann.

    Doch nicht nur das, Ferrante begibt sich in eine Milieustudie zwischen Arm und Reich, dem Trugschluss der vermeintlichen Bildung und dem Wissen über das Leben und dem Schein dieser Oberflächlichkeit: Hinter dem doch immer die gleichen Lügen und dunkle Momente lauern.

    Dabei besticht sie durch großartige Charaktere, die ebenso glaubhaft, wie ungewöhnlich eigensinnig und gerade dadurch so bestechend großartig und einzigartig werden, dass man diese als Leser wohl nie ganz vergessen werden. Dabei wird durch den literarisch perfekt anmutenden Schreibstil eine ebenso starke Verletzlichkeit, wie Lebendigkeit gegenüber dem Leben aufgezeigt, dass man dieses Buch mit einer Bereicherung verlässt.

    Mein Fazit:
    Eines der besten Bücher des Jahres, das man einfach erlebt haben muss!!

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  • 5 Sterne

    6 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sandra K., 17.10.2020

    Künstlerisch hochwertig
    Ab und an darf es dann nach einem Thriller oder einen eher seichten Frauenroman auch mal wieder etwas Anspruchvolleres aus der Sparte/dem Genre „Literatur“ sein und wer sie noch nicht kennt: da ist Elena Ferrantes eine Garantin für ausgezeichnete Bücher, und das im doppelten Wortsinne. Künstlerisch absolut hochwertig erzählt, ohne große Schnörkel oder Ausschweifungen – das hat diese tolle Autorin auch gar nicht nötig. Jedes ihrer Worte „sitzt“ und ihr Schreibstil ist sehr eingängig, bildhaft und eindringlich.
    Erzählt wird die Geschichte von Giovanna, der wir beim Erwachsenenwerden zusehen dürfen:
    „Neapel in den Neunzigern, Giovanna ist dreizehn Jahre alt, die Vorzeigetochter kultivierter Mittelschichtseltern, eine fleißige Schülerin. Eines Tages belauscht sie ein Gespräch ihrer Eltern. Giovanna werde immer hässlicher und hässlicher, hört sie ihren Vater sagen, der damit eine Welle tiefgreifender Veränderungen in ihr lostritt. Giovannas Stimmung und Noten brechen ein, immer öfter gerät sie mit ihren Eltern aneinander. Verunsichert macht sich Giovanna auf die Suche nach der Herkunft ihres Vaters, der aus einem fremden Neapel stammt, einem leidenschaftlichen und vulgären Neapel. Dort treibt sie sich herum und trifft auf eine Welt voller verstörender Geheimnisse. Als sie bei einem Abendessen bemerkt, wie ein Freund der Familie unterm Esstisch zärtlich die Füße ihrer Mutter streift, ist sie vollends erschüttert. Wem in dieser Welt kann sie überhaupt noch trauen? Und was soll ihr Halt geben? Oder ist sie selbst bereits unrettbar verwoben in dieses lügenhafte Leben der Erwachsenen?“
    „Das lügenhafte Leben der Erwachsenen“ ist ein sehr schöner Roman, phantastisch erzählt, mit authentischen Charakteren, einem berührenden und doch nie kitschigen Schreibstil und einer nachdringlichen, außergewöhnlichen Geschichte, die man so schnell nicht vergisst. Nichts zum „mal eben lesen“; lasst euch Zeit damit, es lohnt sich !

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  • 5 Sterne

    5 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Insta.amreading, 13.09.2020 bei bewertet

    Wie viele andere, habe ich auf den Nachfolger der Neopolitanischen Saga hingefiebert, hab' mich aber schon gefragt, ob man der Serie, ihren Figuren und Geschichten nachtrauern wird.

    Die Gemeinsamkeit ist natürlich die Rückkehr nach Neapel, der getrennten Stadt zwischen hartem, kruden und akademischem Leben. Genau in diesem Zwiespalt wächst Giovanna heran: im Spannungsverhältnis zwischen dem Lehrerhaushalt ihrer Eltern und der harten Welt ihrer Tante.

    Die Figur der Tante fand ich faszinierend; sie wurde wie eine Art Butzemann-Figur als gleichzeitig bedrohlich und spannend geschrieben, die Giovanna in einen Loyalitäts-Konflikt treibt.

    Mit Giovanna selbst, kann man auch relativ problemlos mitfühlen: das Gefühl von Unsicherheit, Gefühlsschwankungen, Pubertäts-Drama wird sprachlich ganz deutlich transportiert. Toll, wie die Übersetzerin Karin Krieger die sprachliche Einfachheit mit zum Teil sehr harter Kante herausgearbeitet hat. Ich glaube, wenn Ferrante Deutsch schreiben würde, hätte sie ähnliche Worte, Phrasen, Sätze gewählt.

    Für mich ein klares Nein zur Eingangsfrage. Ich habe nach den ersten Seiten die Saga völlig vergessen und war in Giovannas "Phantasiegeschichte" versunken. Die Kunst Ferrantes ist für mich, dass sie scheinbar mühelos alltägliche Ereignisse zu einem ganz besonderen Leseerlebnis formt. Man liest über den (oft harten) Alltag, fühlt sich aber gleichzeitig, als ob man für kurze Zeit dem eigenen Alltag entflohen ist. Genau deswegen werde ich auch wieder auf den nächsten Roman, mit wahrscheinlich wieder starken Frauenfiguren, hinfiebern.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Wuschel, 07.10.2020

    Was für ein Buch! Nachdem ich die Leseprobe angelesen hatte, war mir klar, dass ich dieses Buch lesen möchte. Es las sich so gut, ich war in den ersten Zeilen schon in der Geschichte und wollte einfach nur dran bleiben. Was soll ich sagen? Es war großartig. Ich flog förmlich über die Seiten und Giovanna konnte ich so gut verstehen; wirklich. Viele der Situationen, Gedanken und Gefühle "durfte" ich selbst so erleben in meiner Jugend. Teilweise auch heute noch. Auf was ich hingegen hätte verzichten können war das letzte Kapitel. Zwar konnte ich nachvollziehen, warum sie diesen Schritt ging und es bestätigte nur, dass sie schließlich immer noch eine Jugendliche war, aber es stimmte mich einfach traurig.

    Einige Dinge, die vermutlich aber einfach mit der Kultur und Art der Neapolitaner oder Italiener zu tun haben, konnte ich leider nicht so ganz nachvollziehen. Besonders dieses permanente Erwähnen, dass jemand schön ist, oder hässlich. Das ist sowieso etwas, das ich nicht mag, denn wie es in dem Buch auch gut verdeutlicht wird, baut dies auf einen Menschen, besonders wenn das Selbstbewusstsein nicht so ausgeprägt ist, einen immensen Druck auf. Ich denke, dass es in der Geschichte auch gut ersichtlich ist, denn vielerlei Handlungen leiten sich meiner Meinung daraus ab.

    So sehr habe ich mit Giovanna gelitten. Wollte ihr zurufen, dass das nicht gut ist, was sie da tut, eben weil ich so vieles selbst in der Jugend aus ähnlichen Gründen falsch gemacht habe. Hinzu kommt bei ihr das erschwerende Familienverhältnis. Eine Geschichte, wie man sich nicht erleben möchte. Wie Eltern ihre Kinder versuchen zu schützen, vor all dem Unheil der Welt, dies aber leider nicht immer so einfach ist und / oder zusätzliche Steine in den Weg legt. Was mir ebenfalls gefiel, dass die Autorin die Art wie sich die Personen unterhielten oft gelungen ausdrückte, auch die eine oder andere Situation. Man wusste stets um was es geht, hatte aber nie das Gefühl, sich in "dem anderen" Neapel zu befinden.

    Sicher kann man die Zeit in der Jugend anders und weniger emotional-chaotisch erlebt haben, aber gerade, weil mich vieles sehr an die eigene Jugend erinnerte, ging mir das Buch, die Art wie es geschrieben ist, einfach unter die Haut. Die Ich-Perspektive war ein weiterer Grund dafür sowie die dargestellten Gedankengänge. Es ist eine Zeit, die unser Leben mitunter prägt und das nicht immer im Guten. Wer weiß was aus Giovanna wurde? Vielleicht ist sie heute eine angesehene Frau und liebende Mutter. Vielleicht ist sie das aber auch nicht. Man weiß es nicht und gerade dieser Aspekt gefällt mir ebenfalls. Der Leser kann die Geschichte selbst zu Ende denken, denn so vieles bleibt noch offen.

    Fazit:

    Eine Geschichte, die mir unter die Haut ging, die mich mitfühlen lies und nachhallt. Sie ist nicht perfekt, aber das waren die wohl die Wenigsten in ihrer Jugendzeit.

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  • 3 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lia48, 01.09.2020

    INHALT:
    Giovanna ist 13 und momentan in der Schule schlechter geworden. Mit ihren kultivierten, der Mittelschicht angehörenden Eltern gerät sie immer wieder aneinander. Ihr Körper verändert sich und sie beginnt sich für Jungs zu interessieren.
    In dieser sensiblen Phase muss sie mitanhören, wie ihr Vater sie mit Tante Vittoria vergleicht. Giovanna kennt die Familie des Vaters nicht persönlich, doch Tante Vittoria war in der Familie schon immer der Inbegriff von Boshaftigkeit und Hässlichkeit in Person! Schwer getroffen, das von ihren Eltern zu hören, beginnt sie mit ihrem Aussehen zu hadern („Mich im Spiegel zu betrachten, wurde sogar zu einer Manie. Ich wollte erkennen, ob meine Tante wirklich in meinem Körper aufschien (...)“).
    Letztendlich gibt es für sie nur noch einen Weg: Sie muss die Tante persönlich kennenlernen. In Neapel kultiviert und im Wohlstand aufgewachsen, begibt sie sich nun in einen bildungsferneren, ärmeren und vulgären Teil der Stadt, um die Familie ihres Vaters kennenzulernen.
    Doch plötzlich kommen Steine ins Rollen und Giovanna weiß nicht mehr, wem sie noch vertrauen kann. Und was ist damals zwischen ihrem Vater und dessen Schwester geschehen?


    MEINUNG:
    Es war mein erstes Buch von Elena Ferrante. Und ich wollte es so gerne mögen. Doch es lässt mich zwiegespalten zurück…

    Die ersten Seiten habe ich mich sehr schwer getan und musste mehrere Anläufe starten. Ich konnte einfach keinen Zugang zur Geschichte finden, welche zudem etwas langatmig anfing. Immer wieder stolperte ich über lange Schachtelsätze, wodurch ich viele Zeilen mehrmals lesen musste und ehrlich gesagt, abends mehrmals dabei eingeschlafen bin.
    Doch dann, nach etwa 100 Seiten konnte ich mich nach und nach tatsächlich doch noch mit dem Schreibstil anfreunden. Plötzlich mochte ich ihn sogar richtig gerne und zwischendurch konnte ich das Buch gar nicht mehr zur Seite legen. Was wieder einmal zeigt, dass es sich lohnen kann, dranzubleiben!

    Giovanna erfährt durch ihre Tante Vittoria ein ganz anderes Umfeld, als sie es bisher kannte. Weniger kultiviert und vulgärer. Das fasziniert sie und doch gerät sie durch die angespannten Familienverhältnisse in eine Art Loyalitätskonflikt: Wem soll sie Glauben schenken? Wem kann sie noch vertrauen?
    Trotzdem weiß die Heranwachsende, was sie möchte. Als Protagonistin fand ich sie daher sehr taff und interessant und auch manche ihrer Entwicklungen habe ich gerne verfolgt.
    Neben ihr wirkte besonders die raue und dennoch liebenswerte Figur der Tante Vittoria sehr authentisch.
    Insgesamt ist der Autorin die Zeichnung der weiblichen Figuren sehr gut gelungen, durch welche die Handlung für mich mit der Zeit immer lebendiger wurde.
    Spannend fand ich auch die Beziehungsgeflechte zwischen den Figuren, vor allem in Bezug auf Giovanna, die in der Pubertät steckt, weshalb hier Chaos vorprogrammiert ist.

    An der Männerwelt lässt Elena Ferrante in diesem Buch kaum ein gutes Haar. Hier wollen die meisten immer nur „das Eine“ und nichts anders, wodurch sie sich durch die Frauen stets manipulieren lassen oder diese betrügen – das war mir alles etwas zu platt.
    Auch Giovanna macht ihre ersten Erfahrungen mit Jungs. Gegen Ende fand ich ihr Handeln diesbezüglich manchmal nicht mehr ganz nachvollziehbar.
    Insgesamt war mir der Fokus auf diesen Themen etwas zu groß und ich mag es eher weniger vulgär, wodurch das Buch leider nicht so richtig meinem Beuteschema entsprach.

    FAZIT: Ein Buch rund um das Erwachsenwerden, welches mich zwiegespalten zurücklässt. Die Beziehungsgeflechte und die weiblichen Figuren fand ich toll und lebendig gezeichnet. Aber 100 Seiten sind viele, um einen Zugang zur Geschichte zu finden. Und ich mag es weniger vulgär. Daher empfand ich mich nicht als die richtige Person für dieses Buch. Trotzdem konnte ich zwischendurch nachvollziehen, warum es die ein oder anderen Ferrante-Liebhaber gibt.

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  • 5 Sterne

    18 von 30 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anna625, 29.08.2020

    Giovanna ist 13 als sie entdecken muss, dass die Welt keineswegs so ist, wie sie immer dachte, und dass Menschen fehlbar sind. Ausgelöst durch die Aussage ihres Vaters, Giovanna werde immer mehr wie dessen Schwester Vittoria, beginnt Giovannas Entwicklung von einem Kind zur jungen Erwachsenen. Um zu erfahren, was an der Sache mit Vittoria dran ist, stellt Giovanna den Kontakt zu ihr her, den die Eltern schon vor vielen Jahren abgebrochen haben. Und stellt fest, wie sehr sie diese andere, unbehütetere Welt fasziniert. Merkt, dass auch Vittorias Sicht der Dinge durchaus ihre Berechtigung hat und muss langsam aber sicher erkennen und akzeptieren, dass weder ihre Eltern, noch sie selbst, noch sonst irgendein Mensch perfekt ist und dass jeder seine persönlichen Abgründe hat.

    So wendet Giovanna sich langsam aber sicher immer mehr ab von ihrer behüteten Kindheit und einem Leben zu, in dem sie lernt, unabhängig von anderen Entscheidungen zu treffen, in dem sie sich selbst einen Weg erarbeitet, den Alltag zu bestreiten. Im Mittelpunkt steht dabei der Konflikt innerhalb der Familie, alte Streitigkeiten zwischen Vater und Tante, aber auch die Beziehung der Eltern zu Eltern der besten Kindheitsfreundinnen Giovannas. Und sie lernt: bei allem, was die Erwachsenen tun, tun sie vor allem eines: Sie lügen. Sie manipulieren sowohl die Wahrheit als auch andere Menschen, um ihre Ziele zu erreichen, um möglichst gut dazustehen. Immer weiter dringt Giovanna in dieses schier endlose Geflecht aus Lügen und Halbwahrheiten ein, tauscht die oberflächliche Sicht eines unerfahren Kindes gegen die ruhige, abschätzende einer jungen Frau. Dabei dreht sich nach wie vor alles um den Auslöser ihres Wandels - die Möglichkeit, dass sie zu einer zweiten Vittoria wird, dass sie deren Aussehen annimmt, dürr und hässlich wird, und dass sie sich ihr auch innerlich immer weiter annähert. Dieser Gedanke erschreckt sie zutiefst und fasziniert sie zugleich, sodass die Beziehung zu Tante Vittoria ein Wechselspiel ist aus äußerster Ablehnung einerseits und dem sehnlichen Wunsch nach Anerkennung andererseits.



    Erzählt wird in der ersten Person aus Sicht Giovannas, und mit ihr wurde der Geschichte eine wirklich interessante Protagonistin zuteil. Denn Giovanna berichtet dem Leser offen und ehrlich von ihren Gedanken, schreckt nicht davor zurück, auch ihre eigenen Ängste, ihre manchmal zweifelhaften und schlechten Entscheidungen zu offenbaren. Giovanna beschönigt dem Leser gegenüber nichts, am wenigsten sich selbst, und damit ist ihr eine Eigenschaft gegeben, die den Menschen um sie herum fehlt. Elena Ferrante legt es nicht darauf an, mit Giovanna eine sympathische Protagonistin zu schaffen, und genau darum geht es ja - Giovanna ist ehrlich, und sie steht damit permanent im absoluten Kontrast zur gesamten Welt des Erwachsenseins, die bis in ihre Grundfesten auf Lügen basiert.

    Giovanna hat eine sehr interessant und vielschichtig beschriebene Persönlichkeit und es ist spannend, sie bei ihrer Entwicklung zu beobachten und sie auf dem Weg durch die Pubertät zu begleiten. Sie macht sich viele Gedanken über sich selbst, ihre Rolle im Leben, ihre Beziehungen zu Eltern, Freunden, Verwandten. Sie sammelt erste Erfahrungen darin, sich in ihrem weiterentwickelnden Körper zurechtzufinden und erlangt gleichzeitig die Fähigkeit, andere Menschen zu duchschauen und die Motive ihres Handelns zu ergründen. Denn auch über andere Menschen denkt sie sehr viel nach und lernt dadurch, sich selbst von den anderen zu unterscheiden, sich zu einem Individuum, einer eigenen Persönlichkeit zu entwickeln.

    Etwas an Giovannas Art hat mich beim Lesen sehr fasziniert und so sehr gepackt, dass ich immer weiter hätte lesen können. Mitanzuschauen, wie das kleine, angepasste Mädchen beginnt, sich gegen die ihr von Eltern und Bekannten aufgezwungene Ordnung, den ihr aufgezwungenen Lebensstil überhaupt, zu erheben, um seinen eigenen Weg zu gehen, hat mir sehr gut gefallen. Vor allem auch, da dieser Weg definitv alles andere als gerade verläuft, er gleicht mehr einem verschlungenen, halb zugewucherten Pfad, den Giovanna bezwingen muss, um die Reise ins Erwachsenenleben zu bewältigen. Doch man spürt beim Lesen, wie sehr sie an dieser schwierigen Aufgabe, an Fehlern und Irrtümern wächst und nach und nach ihre Kindheit abstreift, um sich zu einer selbstbestimmten Person zu entwickeln.

    Der Schreibstil Elena Ferrantes hat mir gut gefallen und einen angenehmen Lesefluss ermöglicht, und ich hatte auch nie das Gefühl, dass ich mich zum Weiterlesen motivieren muss. Eher im Gegenteil, ich hatte sehr angenehme Lesestunden und fand es schade, als ich gemerkt habe, dass sich das Buch schon dem Ende zuneigt. Alles in allem bin ich begeistert von diesem Buch und kann es nur wärmstens weiterempfehlen!

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Andrea T., 28.11.2020

    Es ist nicht leicht erwachsen zu werden

    Giovanna ist ein junges pubertierendes Mädchen aus der Mittelklasseschicht Neapels. Musterschülerin, eine behütete Kindheit – die Eltern gebildete Intellektuelle, die durch ihr Auftreten Autorität ausstrahlen und eine Vorbildfunktion darstellen. Kurzum: die idealen Eltern, die scheinbar alles perfekt machen und sich für Giovanna ein perfektes, erfülltes Leben wünschen. Bis zu dem Moment, in dem Giovanna aufhört das kleine Mädchen zu sein und zu einer jungen Frau heranreift und dadurch in Konflikt mit ihren Eltern gerät. Was erschütternd ist, dass ihr eigener Vater sie eines Tags mit seiner verhassten Schwester Vittoria vergleicht, der hässlichen Schwester, die aus dem vulgären, einfachen Neapel stammt. Eine Welt, die Giovannas Vater gerne vergessen möchte. Giovannas scheinbar perfekte Welt fängt an zu bröckeln….
    Endlich dürfen wir wieder in die Welt von Elena Ferrantes Neapel eintauchen, das sich vor allem durch die Menschen auszeichnet. Ich mag Ferrantes Geschichten, die mir die Menschen aus der Unter- und Mittelschicht Neapels so authentisch und nah vermitteln, als würde man sie persönlich kennen. Und obwohl die Geschichten meist auf den ersten Blick für mich keine epischen Romane zu sein scheinen. So taucht man auf den zweiten Blick ein in diese Stadt, nimmt die Gerüche wahr, die unterschiedlichen sozialen Gegensätze, das Temperament der Menschen… vor allem deren Leben.
    Heldin dieses Romans ist Giovanna, die uns von der ersten Seite an in ihre Welt mitnimmt und uns an ihren Gedanken und Beobachtungen teilhaben lässt. Wir erleben hautnah als Leser mit, wie Giovanna aus ihrer scheinbar wunderbaren Welt durch eine unachtsame Bemerkung ihres Vaters herausgerissen wird. Wir erleben ihre Sichtweise durch den Spiegel einer heranwachsenden jungen Frau, die konsequenterweise zwischen ihren Gefühlen hin und her gerissen ist. Trotz des Widerstands ihrer Eltern versucht sie die verhasste Schwester ihres Vaters, Vittoria, kennen zu lernen. Jene Schwester, die aus dem Teil Neapels stammt, den Giovannas Vater vehement leugnet und hinter sich lassen möchte. Giovanna taucht ein in die ihr unbekannte Welt, die ihr immer vertrauter und bald näher als die eigenen Eltern erscheint. Und so werden Vittoria und ihre Bekannten bald Giovannas neue Familie, wenn man das so sagen darf. Ich möchte fast sagen, dass diese beiden Welten, die frühere perfekte Welt ihrer Eltern und die Realität in Vittorias Leben ein Sinnbild für die Zerrissenheit von Giovanna ist. Denn auch sie ist unsicher, trotzig und versucht ihre Grenzen auszutesten, zu provozieren und – wie könnte es anders sein, verliebt sich.
    Für mich ist Ferrantes Geschichte eine wunderbar ernste, vielseitige Geschichte des Erwachsenwerdens. Und zwar nicht nur körperlich. Für mich wacht Giovanna aus einer idealtypischen Welt auf, die ihre Eltern um sie geschaffen hatten. Es ist fast schon ironisch, dass es genau die Eltern sind, die diese Welt zerstören. Giovanna lernt immer mehr hinter die Fassade des Lebens ihrer Eltern zu blicken, hinterfragt deren Leben, Beziehungen und Einstellungen und merkt bald, dass diese nicht so perfekt sind, wie es immer den Anschein hatte. Manchmal erkennt man sich ein stückweit selbst in Giovanna wieder. Und vielleicht macht das genau den Zauber ist. Denn Giovanna ist auf ihre Art sehr nahbar und authentisch.
    Ich finde, Ferrante hat eine sehr wunderbare nüchterne Art zu schreiben. Ich hatte bei der vierteiligen Saga um Lila und Lelu noch meine Schwierigkeiten mit dem Sprach- und Schreibstil. Hier liest sich für mich die Geschichte aus Sicht von Giovanna von Anfang an flüssig, aber auch sehr unaufgeregt und berührend. Für mich gelingt es der Autorin wunderbar, die Gefühle der jungen Giovanna und deren Verwirrtheit in Worte zu fassen.
    Mein Fazit: Für mich ein wunderbar tragisch-herzliches Stück über das Erwachsenenwerden und der Frage nach, dem „Wer bin ich, wenn die scheinbar perfekte Welt meiner Eltern auseinanderbricht“.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherwelt1967, 02.09.2020

    Bestsellerautorin Elena Ferrante hat mit ihrem neuen Buch einen wunderbaren Roman über das Erwachsenwerden geschrieben.
    Im Mittelpunkt steht Protagonistin Giovanna, die in den Neunzigern im wohlhabenden Teil von Neapel aufwächst. Sie ist die wohlerzogene Tochter eines Lehrerehepaares. Ihr Vater ist zum Bildungsbürgertum aufgestiegen, verächtlich blickt er auf seine unkultivierte Schwester, die den Absprung aus dem Armenviertel nicht geschafft hat.
    Giovanna trifft sich jedoch mit ihrer Tante und lernt durch sie ein völlig anderes Leben kennen. Sie stößt auf Familiengeheimnisse, die ihr Vertrauen erschüttern. Der Roman spricht die typischen Themen eines Coming-of-Age-Romans wie etwa Identitäts- oder Wahrheitssuche oder die Heucheleien der Eltern an. Ferrante erzählt gekonnt auf hohem Niveau, ihre Figuren sind lebendig und authentisch.
    Ihr ist ein unterhaltsames Buch gelungen, das jedoch nicht ganz so packend wie die Neapolitanische Saga ist.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lesebiene, 02.09.2020 bei bewertet

    Meine Meinung:
    Dies ist mein erstes Buch der Autorin und ich war restlos begeistert und voller Bewunderung für eine einzigartig talentierte Autorin. Denn wie es die Autorin schafft den Charaktere der jungen Giovanna zu erschaffen, die sich inmitten des Erwachsenwerdens befindet und dabei eben einen sehr kuriosen und verwirrenden Charakter zu erschaffen, der all die Schwierigkeiten, aber auch die Schönheit der Jugend widerspiegelt. Dabei sind diese Szenen so intensiv und wunderbar geschrieben, dass man dieses Buch auf allen ca 410 Seiten genießt und lieben lernt. Das besondere an diesem Buch sind alle Charaktere, die einzigartig sind und widerspiegeln, wie schwer es ist erwachsen zu sein und wie seltsam, aber liebenswert Familie sein kann.

    Die Atmosphäre des Buches und der Schreibstil der Autorin sind zum Niederknien und in meinen Augen einer der besten Stile, die ich je lesen durfte.

    Mein Fazit:
    Ein großartiger Roman, der mich sehr bewegen konnte, aber auch durch den Schreibstil der Autorin zu etwas einmalig schönem wurde!!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leserattenmama, 27.09.2020

    Erwachsen werden in Neapel - zwischen gut und schlecht; arm und reich

    Einzelkind Giovanna ist 13 Jahre alt, als sie zufällig hört, wie ihr Vater ihr eine zunehmende Ähnlichkeit zu seiner hässlichen und boshaften Schwester Vittoria attestiert. Dies stellt ein einschneidendes Erlebnis für sie dar - fühlte sie sich doch bisher vergöttert von ihrem Vater, der wiederum den Kontakt zu seiner Schwester vor langer Zeit abgebrochen hat. Welche Ähnlichkeit von ihr, der intelligenten und fleißig lernenden Schülerin im Akademikerhaushalt, und ihrer Tante, die in einer ärmeren Gegend Neapel wohnt, meint er? Charakterlich oder optisch? Sie entscheidet sich, ihre Tante kennenzulernen und rüttelt damit die Familie nach und nach durcheinander...
    Wer wie ich die Neapolitanische Saga gelesen hat, wird sich schnell wieder im Neapel Elena Ferrantes einfinden - besonders in der ärmeren Gegend, in der vor allem Dialekt gesprochen wird. Die Charaktere sind alle komplex und kaum in einseitig gut oder böse zu unterteilen - jeder Mensch scheint so seine Fehler zu haben, wenn man länger hinschaut... in dieser Umgebung erlebt Giovanna die Wandlungen der Pubertät; sie sucht ihre Rolle in dieser lügenhaften Welt und vor allem auch die Liebe... doch wer eignet sich hier als Vorbild?! So sucht sie sich ihren eigenen Weg....
    Wie auch in den anderen Büchern der anonymen Autorin und deren Übersetzung von Karin Krieger ist der Schreibstil unverkennbar und unvergleichlich - sprachgewaltig und mit langen verschachtelten Sätzen ein anspruchsvolles Lesevergnügen! Auch wenn es hier manchmal etwas unter die Gürtellinie geht - dies ist nun mal ein nicht unwesentlicher Teil des Themenkomplexes, der Teenager beschäftigt-, so hat dieses Buch mich doch wieder in seinen Bann gezogen und ich bleibe im #ferrantefever 😊

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anni B., 31.08.2020

    Erwachsen werden ist nicht schwer, erwachsen sein dagegen sehr


    Die erste der Reihe der Autorin habe ich sehr gern verfolgt, und als ich mit diesem Roman begann, fühlte es sich ähnlich an. Der Schauplatz ist wieder Neapel und es geht um die Abgründe im Menschen. Ja, so in etwa kann man es ganz gut umschreiben.

    Die dreizehnjährige Giovanna ist eine gute Schülerin. Doch als sie eines Tages hört, dass ihre Eltern denken, sie werde immer häßlicher, nimmt sie sich das sehr zu Herzen und ihre Erfolge in der Schule leiden enorm.
    Konflikte sind vorprogrammiert und es zieht das Mädchen immer öfter in einen Teil Neapels, der ganz anders ist, als der gut situierte Teil in dem sie mit ihren Eltern wohnt. Es ist fast so, als ob es Himmel und Hölle gibt in dieser Stadt, so grundsätzlich verschieden geht es zu.
    Das Mädchen wird durch diesen Umstand enorm verunsichert, bekommt obendrein mit, dass die Welt der Erwachsenen von Lügen geprägt wird. Wie soll man sich in dieser Welt zurecht finden?

    Die Autorin hat ein gutes Gespür für Emotionen und verleiht ihren Charakteren, hier insbesondere Giovanna, die nötige Tiefe. Sie vermittelt dem Leser das Dilemma in dem das Mädchen steckt, so intensiv und glaubhaft, dass die Kulisse Neapels und deren Schauplätze fast in den Hintergrund rücken. Ist es Zuviel, dass die Autorin sich dieser Stadt immer wieder annimmt, oder kennt sie sie so gut?
    Fakt ist, dass mich dieser Roman wieder überzeugen konnte und ich mich auf weitere Bücher freue.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Quincyliest, 30.09.2020

    Im Mittelpunkt des neuen Romans von Bestsellerautorin Elena Ferrante steht Giovanna, ein dreizehnjähriges Mädchen aus einer bildungsbürgerlichen Familie, das in den neunziger Jahren in Neapel aufwächst.
    Der Leser wird mit den typischen Problemen Heranwachsender konfrontiert und erfährt darüberhinaus aber auch, wie tief im Denken die Zugehörigkeit zu bestimmten Klassen bzw. Schichten verwurzelt ist. Giovanna sucht die Nähe zu ihrer vom Vater verhassten Tante, die aus einem ärmlichen Stadtteil stammt und den Aufstieg anders als ihr Bruder nicht geschafft hat. Bei diesen Begegnungen offenbart sich so manches wohlgehütete Geheimnis.
    Großartig werden von Ferrante die Charaktere gezeichnet, lebendig und realistisch erscheinen die Figuren, hierin zeigt sich die große Stärke der Autorin. Auf hohem Niveau wird die Geschichte erzählt und doch hatte sie für mich nicht die gleiche Sogwirkung wie die Neapolitanische Saga, dennoch beschert einem das Buch äußerst vergnügliche Lesestunden.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    coffee2go, 04.10.2020

    Meine Meinung zum Buch:
    In diesem Roman begleiten wir die zu Beginn 13jährige Giovanna durch ihre Teenagerjahre bis zur Entwicklung ihrer eigenen Persönlichkeit. Die Autorin beschreibt auf sehr anschauliche Weise die diversen italienischen Schauplätze, besonders Neapel, sodass man den Eindruck hat, mitten im Geschehen dabei zu sein, auch wenn man noch nie in Neapel war.
    Sehr gut gefallen mir die unterschiedlichen Charaktere mit ihren unterschiedlichsten Weltvorstellungen, mit denen die junge Giovanna in Kontakt ist und die auf sie einwirken. Zu Beginn hält Giovanna noch alles für richtig, was ihre Eltern, vor allem ihr Vater, meint und vorgibt, aber mit der Zeit bekommt sie auch zusätzliche Einflüsse von anderen Personen und lernt deren Sichtweisen kennen. Als LeserIn kann man sehr gut mitverfolgen, wie Giovanna sich entwickelt, wie sie rebelliert und wie sie am Ende ihre eigene Persönlichkeit entwickelt. Sie macht ihre eigenen Erfahrungen, positive, wie negative und versucht sich von der gängigen Norm zu distanzieren. Ein interessanter Aspekt ist auch der Blick auf ihre eigenen Eltern und Verwandten, zuerst noch die kindliche Vergötterung und am Ende Ablehnung und Durchschauen der Lügen- und Liebeskonstrukte.
    Die sprachliche Ausdrucksweise ist teilweise poetisch, teilweise sehr vulgär und zeigt ebenfalls den Kontrast und das Wechselbad der Gefühle der heranwachsenden Giovanna dar.

    Mein Fazit:
    Elene Ferrante ist wieder einmal ein sehr ausdrucksstarker und kontrastreicher Roman gelungen. Ich freue mich auf viele weitere!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge W., 02.11.2020 bei bewertet

    Und wieder einmal Neapel. Diese blöden Erwachsenen - in ihrem neuen Neapelroman schlüpft Elena Ferrante in die Rolle eines Teenagers, der an seinen Eltern verzweifelt. Nicht immer ganz überzeugend. Elena Ferrante ist nicht die erste Vertreterin ihrer Zunft, die Neapel ein literarisches Denkmal gesetzt hat - aber sicherlich die erfolgreichste. Es ist ein Roman, der das Erwachsenwerden einer Schülerin mit ihrer Stadt und ihrem ganzen Land in nahezu genialer Weise verknüpft. In "Das lügenhafte Leben der Erwachsenen" führt die Autorin ihre Leser wieder in die drittgrößte Stadt Italiens, aber diesmal ins Neapel der Besserverdiener. Ging es in ihren früheren Romanen in die schäbigen Elendsquartiere Neapels, so ist nun die Oberstadt am Vomero-Hügel der Schauplatz - wo die Besserverdiener leben und von wo man einen postkartenwürdigen Ausblick auf den Vesuv und die prächtige Bucht von Neapel har. Die Hauptfigur, die Schülerin Giovanna, zu Beginn der Handlung 1992 ist sie 13 Jahre alt. Sie muß lernen, zwischen Schein und Sein zu unterscheiden. Also, was ging in der Welt der Erwachsenen vor, im Kopf von höchst vernünftigen Menschen, in ihren ideenbeladenen Körpern, fragt sich Giovanna. Erst entdeckt sie, dass es da eine Tante und noch mehr Verwandtschaft in der Unterstadt gibt, von denen sie gar nichts wusste. Ihr Vater, Gymnasiallehrer und stadtbekannter Intellektueller, will mit denen da unten nichts zu schaffen haben. Dann kommt heraus, dass der Vater die Mutter schon seit vielen Jahren betrügt, und zwar mit der Frau seines besten Freundes und Mutter von Giovannas Freundinnen Angela und Ida. Verunsichert macht sich Giovanna auf die Suche nach der Herkunft ihres Vaters, der aus einem fremden Neapel stammt, einem leidenschaftlichen und vulgären Neapel. Dort treibt sie sich herum und trifft auf eine Welt voller verstörender Geheimnisse. Als sie bei einem Abendessen bemerkt, wie ein Freund der Familie unterm Esstisch zärtlich die Füße ihrer Mutter streift, ist sie vollends erschüttert. Die Eltern trennen sich. Giovanna, bis dahin eine Musterschülerin mit Faible für klassische Literatur, lässt in der Schule stark nach und interessiert sich bald mehr für Jungs als für Bücher.
    Freundschaft und Familienzwist, Liebe und Verrat, Vergangenheit, die sich nicht verdrängen lassen will, finden die Leser auch im neuen Roman wieder. Und einmal mehr ist Neapel selbst eine der Protagonistinnen. Gegen den Willen der Eltern besucht Giovanna die Tante Vittoria, steigt ab aus den lichten Höhen des Rione Alto und lernt, wie in Neapel topographische Höhe und soziale Schicht zusammenhängen. Die Assoziation verlogene Reiche oben und herzensgute Arme unten wirkt allerdings manchmal etwas klischeehaft. Die Handlung plätschert ohne große Höhepunkte dahin, der Lesesog mag sich nicht recht einstellen. Die Schilderungen von Sexualität sind derb und nicht unbedingt gelungen. Nach der Lektüre dieses neuen Romans bleibt der Eindruck, dass die Autorin eine 1944 geborene Ich-Erzählerin authentischer darstellen kann als einen 1979 geborenen Teenager. Nichts desto trotz, "Das lügenhafte Leben der Erwachsenen" ist so fesselnd wie Ferrantes außergewöhnliche Romane. Mit einem veritablen Spannungsbogen erzählt ist dieses Buch erschütternd und unbequem - und gerade deshalb so gut! Wer sich gerne in Abgründe ziehen lässt und Dramatik liebt, ist hier sehr gut beraten! Lesen!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge W., 02.11.2020

    Und wieder einmal Neapel. Diese blöden Erwachsenen - in ihrem neuen Neapelroman schlüpft Elena Ferrante in die Rolle eines Teenagers, der an seinen Eltern verzweifelt. Nicht immer ganz überzeugend. Elena Ferrante ist nicht die erste Vertreterin ihrer Zunft, die Neapel ein literarisches Denkmal gesetzt hat - aber sicherlich die erfolgreichste. Es ist ein Roman, der das Erwachsenwerden einer Schülerin mit ihrer Stadt und ihrem ganzen Land in nahezu genialer Weise verknüpft. In "Das lügenhafte Leben der Erwachsenen" führt die Autorin ihre Leser wieder in die drittgrößte Stadt Italiens, aber diesmal ins Neapel der Besserverdiener. Ging es in ihren früheren Romanen in die schäbigen Elendsquartiere Neapels, so ist nun die Oberstadt am Vomero-Hügel der Schauplatz - wo die Besserverdiener leben und von wo man einen postkartenwürdigen Ausblick auf den Vesuv und die prächtige Bucht von Neapel har. Die Hauptfigur, die Schülerin Giovanna, zu Beginn der Handlung 1992 ist sie 13 Jahre alt. Sie muß lernen, zwischen Schein und Sein zu unterscheiden. Also, was ging in der Welt der Erwachsenen vor, im Kopf von höchst vernünftigen Menschen, in ihren ideenbeladenen Körpern, fragt sich Giovanna. Erst entdeckt sie, dass es da eine Tante und noch mehr Verwandtschaft in der Unterstadt gibt, von denen sie gar nichts wusste. Ihr Vater, Gymnasiallehrer und stadtbekannter Intellektueller, will mit denen da unten nichts zu schaffen haben. Dann kommt heraus, dass der Vater die Mutter schon seit vielen Jahren betrügt, und zwar mit der Frau seines besten Freundes und Mutter von Giovannas Freundinnen Angela und Ida. Verunsichert macht sich Giovanna auf die Suche nach der Herkunft ihres Vaters, der aus einem fremden Neapel stammt, einem leidenschaftlichen und vulgären Neapel. Dort treibt sie sich herum und trifft auf eine Welt voller verstörender Geheimnisse. Als sie bei einem Abendessen bemerkt, wie ein Freund der Familie unterm Esstisch zärtlich die Füße ihrer Mutter streift, ist sie vollends erschüttert. Die Eltern trennen sich. Giovanna, bis dahin eine Musterschülerin mit Faible für klassische Literatur, lässt in der Schule stark nach und interessiert sich bald mehr für Jungs als für Bücher.
    Freundschaft und Familienzwist, Liebe und Verrat, Vergangenheit, die sich nicht verdrängen lassen will, finden die Leser auch im neuen Roman wieder. Und einmal mehr ist Neapel selbst eine der Protagonistinnen. Gegen den Willen der Eltern besucht Giovanna die Tante Vittoria, steigt ab aus den lichten Höhen des Rione Alto und lernt, wie in Neapel topographische Höhe und soziale Schicht zusammenhängen. Die Assoziation verlogene Reiche oben und herzensgute Arme unten wirkt allerdings manchmal etwas klischeehaft. Die Handlung plätschert ohne große Höhepunkte dahin, der Lesesog mag sich nicht recht einstellen. Die Schilderungen von Sexualität sind derb und nicht unbedingt gelungen. Nach der Lektüre dieses neuen Romans bleibt der Eindruck, dass die Autorin eine 1944 geborene Ich-Erzählerin authentischer darstellen kann als einen 1979 geborenen Teenager. Nichts desto trotz, "Das lügenhafte Leben der Erwachsenen" ist so fesselnd wie Ferrantes außergewöhnliche Romane. Mit einem veritablen Spannungsbogen erzählt ist dieses Buch erschütternd und unbequem - und gerade deshalb so gut! Wer sich gerne in Abgründe ziehen lässt und Dramatik liebt, ist hier sehr gut beraten! Lesen!

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    Elke O., 17.09.2020

    Schroffer Abschied von einer wohlbehüteten Kindheit
    Im Alter von 13 Jahren ist Giovanna regelrecht schockiert, als sie ein Gespräch ihrer Eltern belauscht und ihren Vater sagen hört, dass sie hässlich sei. Er verweist darauf, dass sie immer mehr seiner Schwester Vittoria ähnelt, zu der die Familie jeden Kontakt meidet. Ausgelöst durch diese Beurteilung durch ihren Vater möchte Giovanna mehr erfahren über die Familie ihres Vaters und Tante Vittoria kennenlernen. Dort erfährt sie vieles, was ihren Vater, den sie immer als loyal und zuverlässig erlebt hat, im Ansehen sinken lässt. Für Giovanna bricht ihre heile Welt, in der sie bislang wohlbehütet gelebt hat, zusammen, denn nach und nach kommen immer mehr Ungereimtheiten und Lügen ans Licht. Sie erkennt, dass ihr Vater aus tiefen sozialen Schichten stammt und in einem verkommenen Haus in Neapels Problemviertel aufgewachsen ist, womit er nun nichts mehr zu tun haben will.
    Giovanna ist regelrecht fasziniert von ihrer vulgären Tante und weitere Treffen folgen. Nachdem sie gemerkt hat, dass ihre Eltern nicht ehrlich zu ihr waren, hat sie keine Hemmungen mehr, ebenfalls zu lügen, vor allem ihre Eltern sind die Opfer. Die Tochter fängt an, ihre Eltern zu hinterfragen, und auf der Suche nach weiteren Unstimmigkeiten, spioniert sie ihnen nach und stellt fest, dass ihre Mutter mit einem Freund der Familie eine Affäre hat.
    Wem kann sie denn noch trauen? Wer belügt sie nicht? Wer spielt ihr nichts vor? Eine sehr belastende Erfahrung im Leben eines Teenagers. Ganz spontan muss der Leser zurückdenken an seine eigenen Begegnungen mit Unwahrheiten und Manipulationen und wann diese Erkenntnis einsetzte. Ich bekam dadurch viele Impulse zur Reflektion über mein Leben.
    Diese Coming-of-Age Geschichte zeigt uns die Zerrissenheit der heranwachsenden Giovanna in den so turbulenten Phasen der Pubertät. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Elternhaus und dem neuen Bösen, das sie nun kennt. Die Autorin bleibt hier nicht an der Oberfläche, sondern beleuchtet bis in tiefste emotionale Schichten die Persönlichkeit Giovannas und auch anderer Charaktere im Buch. Mich hat dies sehr beeindruckt, denn so wurden die einzelnen Szenen sehr atmosphärisch und ergreifend.
    Ebenso ist die menschliche Einsamkeit ein zentrales Thema. Nachdem das Mädchen ihren Eltern, die ihre Zuflucht, ihre Helfer, ihre Beschützer waren, nicht mehr traut, muss sie sich umorientieren. Aber ist ihre beste Freundin nicht auch eine Intrigantin? Das Misstrauen überwiegt. Giovanna flieht sogar in die Religion, obwohl sie an keinen Gott glaubt.
    Auch die meisten anderen Charaktere sind sehr komplex und beachtenswert.
    Sehr unrealistisch fand ich indes die Szene gegen Ende, als Giovanna nun endlich zur Frau werden will.
    Insgesamt hat mich das Buch sehr beeindruckt, mich zum Nachdenken angeregt und bleibende Gefühle hinterlassen. Eine eindeutige Empfehlung für Leser mit Vorliebe für tiefgründige Literatur.

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    Michael B., 27.09.2020

    Lesegenuss!!!
    Eigentlich eine recht unspektakuläre Geschichte, die Elena Ferrante in ihrem neuen Roman erzählt - eine Geschichte, die wir alle kennen - die Geschichte vom Erwachsenwerden. Die dreizehnjährige Giovanna, Neapel in den 90-ern (wobei diese Zeit eine eher untergeordnete Rolle spielt), einem gutbürgerlichen Elternhaus entstammend. Als Leser*in dürfen wir Giovanna bei ihrem Erwachsenwerden begleiten - und das besondere ist, Ferrantes Geschichte ist weit mehr als nur ein 'coming of age' - es geht um Bildungsunterschiede, um Familienkonflikte und vor allem um die Suche nach der eigenen Identität. Giovannas Schlüsselerlebnis zu beginn ist, wie sie zufällig mitbekommt, dass ihr Vater sie mit seiner Schwester, Giovannas Tante vergleicht, die er als hässlich bezeichnet. Dies erlebt Giovanna als eine extreme Kränkung ihres Selbstwertgefühls und ist im Folgenden bemüht, ihre Tante Valleria kennenzulernen, nicht nur um für sich die Frage zu beantworten, ob sie selbst tatsächlich hässlich sei, sondern vor allem auf der Suche nach der eigenen Identität. Mit diesem Vorhaben reift Giovanna heran zu einer jungen Frau, entwickelt Sehnsüchte nach einem anderen Leben (idealisiert den um Jahre älteren Intellektuellen Roberto), findet am Ende aber zurück zu einem bescheidenen Anfang für ihr Erwachsensein, indem ihre geheime Liebe zu Roberto sich nicht erfüllt, aber der Anlass ist, sich in all ihrer Sehnsucht von dem 'einfach gestrickten' Rosario entjungfern zu lassen und so das Ende der Kindheit einzuläuten.
    Elena Ferrante ist eine großartige Geschichtenerzählerin - fast schon egal, was sie erzählt - es ist reinste Poesie. Selten ist es jemandem gelungen die Irrungen und Wirrungen dieser Lebensphase derart differenziert, einfühlsam und auch gleichzeitig nüchtern zu erzählen.
    "Wir beide sind nunmal so, bei schönen Gedanken werden wir schön, aber bei schlechten werden wir hässlich, die müssen wir uns aus dem Kopf schlagen."
    Und der zentrale Satz des Buches lautet vielleicht "Ich muss wissen, wer ich wirklich bin und was für ein Mensch ich werden kann."
    Unbedingt lesen!!!

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    Claudia B., 02.09.2020 bei bewertet

    Inhalt:
    Giovanna ist ein junges Mädchen auf dem Weg zur Frau und eigentlich ist sie glücklich, bis eines Tages eine Aussage ihr Leben verändern soll. Denn als ihr Vater sie als das hässliche Ebenbild ihrer verstoßenen Tante bezeichnet, manifestiert sich in Giovanna eine Suche nach Schönheit und Hässlichkeit und doch führt sie diese Reise an so viel mehr Orte, als gedacht. Denn als sie ihre verlorenen familiären Wurzel aufzugreifen versucht, stößt sie auf viele Geheimnisse und einen unendlich verwirrenden Spagat des Erwachsenseins und des Erwachsenwerdens. Doch ist Erwachsensein immer mit einem lügenhaften Leben verbunden und wer Giovanna und wer wird sie sein??

    Meine Meinung:
    Dies ist mein zweites Buch der italienischen Autorin Elena Ferrante und mit diesem Roman hat sie definitiv ein literarisches Meisterwerk erschaffen!

    Wie es die Autorin schafft das Leben eines jungen Mädchens auf dem Weg zur Frau zu beschreiben, mit all den Verletzlichkeiten und Schwierigkeiten und dem tiefen Bedürfnis nach Zuneigung und Akzeptanz, das habe ich selten in einer solch glaubwürdigen Perfektion lesen dürfen. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund beschönigt nichts, sondern zeigt klar auf, wie aus Verletzlichkeit Wut werden kann und aus einer gedankenlosen Aussage ein Leben negativ bestimmt werden kann.

    Doch nicht nur das, Ferrante begibt sich in eine Milieustudie zwischen Arm und Reich, dem Trugschluss der vermeintlichen Bildung und dem Wissen über das Leben und dem Schein dieser Oberflächlichkeit: Hinter dem doch immer die gleichen Lügen und dunkle Momente lauern.

    Dabei besticht sie durch großartige Charaktere, die ebenso glaubhaft, wie ungewöhnlich eigensinnig und gerade dadurch so bestechend großartig und einzigartig werden, dass man diese als Leser wohl nie ganz vergessen werden. Dabei wird durch den literarisch perfekt anmutenden Schreibstil eine ebenso starke Verletzlichkeit, wie Lebendigkeit gegenüber dem Leben aufgezeigt, dass man dieses Buch mit einer Bereicherung verlässt.

    Mein Fazit:
    Eines der besten Bücher des Jahres, das man einfach erlebt haben muss!!

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    S.I., 27.09.2020 bei bewertet

    Erwachsen werden in Neapel - zwischen gut und schlecht; arm und reich

    Einzelkind Giovanna ist 13 Jahre alt, als sie zufällig hört, wie ihr Vater ihr eine zunehmende Ähnlichkeit zu seiner hässlichen und boshaften Schwester Vittoria attestiert. Dies stellt ein einschneidendes Erlebnis für sie dar - fühlte sie sich doch bisher vergöttert von ihrem Vater, der wiederum den Kontakt zu seiner Schwester vor langer Zeit abgebrochen hat. Welche Ähnlichkeit von ihr, der intelligenten und fleißig lernenden Schülerin im Akademikerhaushalt, und ihrer Tante, die in einer ärmeren Gegend Neapel wohnt, meint er? Charakterlich oder optisch? Sie entscheidet sich, ihre Tante kennenzulernen und rüttelt damit die Familie nach und nach durcheinander...
    Wer wie ich die Neapolitanische Saga gelesen hat, wird sich schnell wieder im Neapel Elena Ferrantes einfinden - besonders in der ärmeren Gegend, in der vor allem Dialekt gesprochen wird. Die Charaktere sind alle komplex und kaum in einseitig gut oder böse zu unterteilen - jeder Mensch scheint so seine Fehler zu haben, wenn man länger hinschaut... in dieser Umgebung erlebt Giovanna die Wandlungen der Pubertät; sie sucht ihre Rolle in dieser lügenhaften Welt und vor allem auch die Liebe... doch wer eignet sich hier als Vorbild?! So sucht sie sich ihren eigenen Weg....
    Wie auch in den anderen Büchern der anonymen Autorin und deren Übersetzung von Karin Krieger ist der Schreibstil unverkennbar und unvergleichlich - sprachgewaltig und mit langen verschachtelten Sätzen ein anspruchsvolles Lesevergnügen! Auch wenn es hier manchmal etwas unter die Gürtellinie geht - dies ist nun mal ein nicht unwesentlicher Teil des Themenkomplexes, der Teenager beschäftigt-, so hat dieses Buch mich doch wieder in seinen Bann gezogen und ich bleibe im #ferrantefever 😊

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    Miriam G., 23.09.2020

    Der Weg zum Erwachsenwerden
    Als die 13-jährige Giovanna ihren Vater dabei belauscht, wie dieser sie mit der gehassten Tante Vittoria vergleicht, ist sie am Boden zerstört. Doch kurz darauf beschließt sie, dass die diese Tante, zu der ihre Familie keinen Kontakt hat, kennenlernen möchte. Doch das Kennenlernen und die spätere Beziehung entwickeln sich ganz anders als sich das Giovanna vorgestellt hat. Zwischen ihr und der Tante entsteht eine merkwürdige Freundschaft, die Giovannas Weg ins Erwachsenwerden sehr prägt und ihre wohlbehütete Welt auf den Kopf stellt.
    Giovanna ist eine recht eigenwillige Person, die mir als Leserin nicht unbedingt sympathisch war. Allerdings fand ich sie mit ihren Gedanken und Gefühlsschwankungen sehr realistisch gezeichnet, sodass ich mich gut in sie hereinversetzen konnte. Was mich nicht völlig gestört hat, mit dennoch stark aufgefallen ist: Ein bisschen scheint es so, als wäre Giovanna eine gemischte Version von Lila und Elena aus der Neapolitanischen Saga. Das ist etwas schade, da mir viele Gedankenstränge dadurch bereits bekannt vorkamen und mich manchmal etwas gelangweilt haben.
    Wie immer schafft es Elena Ferrante mich nach nur wenige Seiten in die Welt von Neapel einzusaugen und mir das Gefühl zu vermitteln, ich wäre dabei. Das rechne ich der Autorin sehr an und ist wahrscheinlich auch mit der Grund für ihren großen Erfolg. Die Story an sich ist nicht sonderlich spannend oder außergewöhnlich: Die Probleme eine pubertierenden Teenies, Familienprobleme, finanzielle Unterschiede – davon haben wir vermutlich alle schon oft gelesen. Doch dank der unheimlich lebensnahen Sprache und der dichten Atmosphäre habe ich das Buch sehr gerne gelesen.

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