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  • 5 Sterne

    8 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 18.09.2019

    Gestrandet

    „Wir wohnen ungefähr zu zehnt in dieser heruntergekommenen Pension am Meer, alle aus verschiedenen Gegenden, und alle warten wir auf etwas.“ (S. 11)
    Nuri und seine Frau Afra sind endlich in Großbritannien angekommen, ihre Flucht hat hoffentlich ein Ende. Nur der Termin bei der Einwanderungsbehörde trennt sie noch von seinem Cousin Mustafa, der vor ihnen angekommen ist. Und dann können sie endlich wieder Bienen züchten – genau so wie in Aleppo.
    Dort beginnt Nuris Geschichte, dort waren sie glücklich. Er als Bienenzüchter, ausgebildet von Mustafa, und Afra, die Liebe seines Lebens, als berühmte Malerin: Sie trug eine ganze Welt in sich ... Afras Seele war so groß wie die Felder und die Wüste und der Himmel und das Meer auf ihren Bildern und genau so geheimnisvoll.“ (S. 25) Sein Sohn Sami hatte die Familie komplett gemacht. Doch Sami wurde durch einen Bombe getötet und Afra ist dabei erblindet. Trotzdem gehen sie nicht sofort, weil Afra die Reste dessen, was mal ihr Haus war, nicht verlassen will.

    „Das Versprechen des Bienenhüters“ ist ein sehr bewegendes Debüt von Christy Lefteri. Man merkt dem Buch an, dass die Autorin ihre Erfahrungen / Erlebnisse aus Athenern Flüchtlingslagern einfließen lässt, in denen sie mehrfach gearbeitet hat. Sie schreibt mit viel Herzblut und rüttelt den Leser auf.
    Ich habe mir nie Gedanken gemacht, wie so eine Flucht funktioniert, was es für die Betroffenen bedeutet. Nuri und Afra haben Glück – sie haben früher gut verdient und genügend Geld für Schleuser, falsche Papiere etc. gespart. Trotzdem müssen sie sich zum einen erst einmal aufraffen und wirklich losgehen und zum anderen dann auch bis zum Ende durchhalten. Sie dürfen nie den Mut verlieren oder ihre Angst siegen lassen. Dabei erleben sie Dinge, die jenseits meiner Vorstellungskraft liegen und mich erschüttert haben.

    Christy Lefteri erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen. Während Nuri und Afra in der Pension auf ihren Termin warten, hat Nuri immer wieder Flashbacks, erinnert sich an die grausamen Details des Krieges, an die abenteuerliche und gefährliche Flucht, an das wochen- bis monatelange Warten bis es zur nächsten Station weitergeht. Da Afra blind ist, muss er sie anziehen, führen und auf sie aufpassen. Diese Belastung wird manchmal so groß, dass er nicht weiß, wie er es weiter ertragen soll. Er kann sie nicht mehr als (seine) Frau ansehen, nicht mehr als nötig anfassen oder berühren – werden sie je wieder zusammenfinden? Doch auch er hat die Flucht nicht unbeschadet überstanden. „Manchmal vermag unser Geist sehr überzeugende Illusionen zu erschaffen, damit wir uns nicht in der Dunkelheit verlieren.“ (S. 345) Halt geben ihm die Mails seinen Cousins und die Hummel ohne Flügel, die im Innenhof der Pension lebt und um die er sich kümmert. „Wo es Bienen gibt, gibt es auch Blumen und wo es Blumen gibt, gibt es Hoffnung und neues Leben.“ (S. 34)

    Nuris und Afras Geschichte hat mich so gefesselt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Man weiß zwar, dass sie am Ende in Großbritannien ankommen, aber durch die Rückblenden und Flashbacks erfährt man immer nur Bruchstücke ihrer Vergangenheit und der Erlebnisse auf der Flucht. Ich war froh, dass die Autorin einige Dinge nur angedeutet und nicht ausgeschrieben hat, sie waren auch so barbarisch genug.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hilal T., 19.09.2019

    Zum Inhalt:
    Nuri Ibrahim ist Bienenhüter und führt ein glückliches Leben mit seiner Familie in Aleppo, als eines Tages der Krieg in Syrien ausbricht. Er verliert seinen kleinen Sohn Sami bei einem Bombenanschlag, seine Frau Afra verliert zudem ihr Augenlicht. Die Bienenstöcke, die Nuri mit seinem Cousin Mustafa mit voller Hingabe und Leidenschaft gehütet hat, werden vollkommen zerstört. Mustafa verliert ebenfalls einen Sohn an den Krieg und flieht nach England, wo er auf Nuri wartet. Doch für Nuri und Afra beginnt eine beschwerliche und gefährliche Reise über die Türkei und Griechenland, bei der sie sowohl äußeren Gefahren stand halten als auch ihre persönlichen Traumata bewältigen müssen. Viel wichtiger ist aber, wieder zu einander zu finden und einen Neubeginn in England zu wagen, denn die Folgen des Krieges haben Spuren bei dem Ehepaar hinterlassen und eine Kluft zwischen ihnen aufgetan, die sich kaum schließen lässt...

    Meine Leseerfahrung:
    Christy Lefteri hat als Freiwillige in einem Geflüchtetenzentrum in Athen gearbeitet, wo sie all den Geschichten Gehör schenkte und darüber schrieb, was sie nicht wieder vergessen konnte. Ihr Debütroman liest sich trotz anspruchsvollem Thema leicht und flüssig. Sie hat den Leidensweg der vom Krieg geflüchteten Menschen sehr authentisch eingefangen und lebensnah dargestellt. Die von ihr geschaffenen Charaktere besitzen Tiefe und sind absolut glaubwürdig. Dabei sind sowohl die Hauptfiguren Nuri und Afra als auch alle Nebencharaktere sehr fesselnd. Denn das Buch widmet sich sehr gekonnt allen Einzelschicksalen und greift ernste Themen auf, die teilweise schockieren und keine leichte Kost sind.

    Erstaunlicherweise greift das Buch bereits zu Beginn vorweg, dass die Eheleute in England angekommen sind. Die Kapitel wechseln sich ab, indem in der Gegenwart erzählt wird und zwischendurch Rückblicke gezeigt werden, bei denen man sich vollkommen in Nuri und Afra hineinversetzen und ihre Flucht aus Syrien miterleben kann.

    Ich hatte absolut keine Vorstellung, wie beschwerlich der Weg eines Flüchtlings aus Syrien eigentlich aussieht. Man verfolgt die Nachrichten und vernimmt die Geschehnisse, insbesondere die Polarisierungen und die Hetzpolitik gegenüber der Flüchtlingswelle. Doch persönlich hatte ich mich noch nicht mit Einzelschicksalen dieser Menschen befasst und auch sonst keinerlei direkten Kontakt zu ihnen gehabt. Ich bin verwundert, wie tief es mich getroffen hat, allein nur darüber zu lesen. Dieser Roman beinhaltet soviel Schmerz und Leid, aber auch Liebe und Hoffnung, so dass man sich auf eine emotionale Achterbahnfahrt begibt. Zudem habe ich bisher in keinem anderen Buch soviel über leidenschaftliche Bienenzucht gelesen, was mich derart fesseln konnte. 

    Fazit:
    Christy Lefteri erzählt vom Krieg, von Geflüchteten, von Tod und Leben, von Ängsten und von Hoffnung. Und sie lässt uns teilhaben an einer Welt, die wir uns in unseren grausamsten Alpträumen nicht ausmalen könnten. Wer von der Geschichte des Bienenhüters nicht tief in seinem Herzen berührt wird, der sollte ernsthaft darüber nachdenken, ob er überhaupt eins besitzt. "Das Versprechen des Bienenhüters" ist definitiv mein persönliches Buchhighlight 2019.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mundolibris, 18.09.2019 bei bewertet

    Der Autorin ist mit „Das Versprechen des Bienenhüters“ ein ebenso beeindruckendes wie auch bedrückendes Werk gelungen. Das Buch ist mehr oder minder die Geschichte der Flucht einer Familie aus Syrien. Aber lest es selbst, denn ich denke, jeder Leser wird dieses Buch anders einordnen.
    Die Geschichte ist auf mehreren Zeitebenen angesiedelt. Zum einen die noch friedliche Zeit in Syrien, die Zeit in Syrien im Krieg und nicht zuletzt die Zeit während der Flucht und der Ankunft im für die Protagonisten gelobten Land.
    Ich gebe zu, dass es anfangs etwas schwierig zu lesen war wegen der vielen Zeitsprünge. Zugegeben habe ich die Zusammenhänge zunächst nicht verstanden, aber nachdem ich das verstanden habe war das Buch wirklich kurzweilig und gut zu lesen.
    Die große Stärke dieses Romans waren für mich die teilweise wirklich tollen Dialoge. Dank dieser Dialoge wuchs in mir auch das Verständnis für einige Entscheidungen der Protagonisten.
    Die Figuren sind fein gezeichnet und wirken fast durch die Bank sehr authentisch.
    Noch besser als die Figuren war für mich die Darstellung der Schauplätze. Diese Beschreibung schaffte es tatsächlich mein Kopfkino in Gang zu bringen, sodass ich bunte und teilweise düstere Bilder in meinem Kopf hatte.
    Ich denke es ist wichtig sich für dieses Buch Zeit zu nehmen und es nicht innerhalb eines Tages wegzulesen. Dafür ist die Story zu wichtig und man sollte der Geschichte wirklich Zeit lassen sich zu entfalten und vor allem sollte man sich zwischen den Zeilen auch die Zeit nehmen um über das gelesene nachzudenken.
    Mich konnte die Autorin mit ihrem Buch wirklich gut unterhalten, insbesondere die Abschnitte als Bienenzüchter im noch friedlichen Syrien konnten mich sehr begeistern.
    Insgesamt komme ich hier auf sehr gute 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    8 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    buchleserin, 03.08.2019

    „Das Versprechen des Bienenhüters“ erzählt von der Flucht des Bienenhüters Nuri und seiner Frau Afra aus Syrien und wie die beiden die beschwerliche Reise nach England antreten. Bei einem Bombenanschlag wird der kleine Sohn Sami getötet und Afra erblindet. Nuri und seine Frau fliehen aus Aleppo, sie wollen nach England zum Cousin Mustafa.
    Die Handlung ist fesselnd geschrieben und diese emotionale Geschichte berührt einen sehr. Nuri und Afra treffen auf gewalttätige und böse Menschen, und auf Schlepper, die mit den Flüchtenden Geld verdienen. Aber sie begegnen auch hilfsbereiten und guten Menschen. Ein langer schwerer Weg liegt vor ihnen, doch sie geben die Hoffnung nicht auf. Diese Reise ist sehr gefährlich und die beiden trauern um ihren kleinen Sohn Sami.
    Eine Geschichte, die einen sehr berührt, sehr mitfühlend und bewegend geschrieben.

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  • 5 Sterne

    Alina H., 11.10.2019 bei bewertet

    Es gibt diese Bücher. Diese bestimmten Bücher bei denen man sich von Anfang an darüber im Klaren ist, dass man sie nicht "mal eben" lesen wird, dass sie einen mitnehmen und erschüttern werden. Dass sie in den Kopf und in das Herz eindringen und eine Wahrheit offenbaren, die man kennt, aber nicht wahrhaben will. Vor der sich jeder unweigerlich verschließt, weil sie zu grausam ist. Zu grausam sich das schlimmste vorzustellen, was aber nicht einmal ausreicht, denn es wird noch grausamer. Wenn man diese Bücher in die Hand nimmt und so ein Buch ist "Das Versprechen des Bienenhüters" dann muss es so fesselnd geschrieben sein, dass man trotz dieser Grausamkeit nicht aufhören will und kann zu lesen. Wie aber macht man das?


    Cristy Lefteri einen einen Weg gefunden. Die Quintessenz die einen weiterlesen lässt.

    Sie heißt Hoffnung.

    Nuri, Sami und Afra Leben in Aleppo, in ihrer Heimat, in Syrien. Ihr Leben wird erschüttern durch den Bürgerkrieg, durch willkürliche Morde, Hass und Gewalt. Doch die kleine Familie will nicht aus ihrer Heimat weg. Nur kann keiner lang die Augen vor Terror verschließen, denn irgendwann findet er einen und zerstört, was einem lieb und teuer ist. Als eine Bombe vor ihrem Haus detoniert, verlieren Afra und Sami ihren Sohn. Als dann auch ihre Familie, Nuris Cousin, der Bienenzüchter und seine Familie, nach England flüchten, bleibt ihnen nichts anderes übrig als ebenfalls nachzukommen.
    Doch meist sind die Dinge leichter gesagt als getan und so begleiten wir das Ehepaar auf seiner beschwerlichen Reise. Der einzige Hoffnungsschimmer die Familie in England und die neuen Bienenstöcke des Cousins.

    Ich konnte das Buch kaum zur Seite legen. Lefteri schreibt poetisch, verschachtelt, leicht geschönt, wo es sein muss, denn vorstellen kann man sich manch eine Situation dennoch gut genug, aber lässt keine Situation aus. Sie erzählt nicht einfach nur Nuris Geschichte, sie lässt den Leser Nuri sein, lässt den Leser alles miterleben, seine Emotionen waren irgendwann meine und wenn ich das Buch zur Seite legte, um durchzuatmen und die Tränen aus den Augen zu wischen, war ich glücklich ich zu sein. So behütet und beschützt. Lefteri lässt zudem die Einwirkungen der Flucht auf die Psyche und ihrer "Unannehmlichkeiten" nicht aus, was ich sehr gut und vor allem gut umgesetzt fand. Die Erlebnisse werden dadurch noch intensiver, die Traumen, die die Betroffenen durch all das erleiden greift Lefteri auf, etwas das auf keinen Fall fehlen darf, da hat sie recht.

    Die Autorin hat einen ganz besonderen Schreib- und Erzählstil, der neben der brillanten Geschichte, die sie zu Papier gebracht hat, das Buch zu einem einzigen Sog entstehen lässt. Das ist beim Lesen sehr beeindruckend gewesen, denn obwohl die Geschichte grausam ist, so kann man einfach nicht aufhören weiterzulesen.

    Dieses Buch möchte ich jedem ans Herz legen, der einen Eindruck davon bekommen möchte, was eine Flucht erklärt, wie es den Flüchtlingen ergeht und dabei auch ihre Motive und ihren Ansporn verstehen möchte. Dieses Buch ist so wichtig. Ich würde es gern jedem schenken, der denkt wir würden von den "Flüchtlingen überrannt werden und sie hätten hier nichts zu suchen!" Das hört man leider immer öfter.

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  • 5 Sterne

    Peggy S., 27.10.2019

    Wie ein Band der Freundschaft und Hoffnung es schafft Leben zu retten.

    Mustafa und Nuri sind Freunde. Beide verbindet die Liebe zu Bienen und deren Zucht. Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges haben die beiden sich dank der Bienenzucht ein kleines Geschäft aufgebaut, in dem die beiden Produkte aus Honig verkaufen. Doch der Krieg ändert alles. Beide müssen mit ansehen wie all ihre Bienenstöcken in Brand gesetzt werden und ihre geliebten Bienen verbrennen. Mustafa macht sich mit seiner Familie auf den Weg nach England, um dem Krieg zu entkommen und am Leben zu bleiben. Nuri und seine Familie zögern lange. Fast zu lange. Erst als ihr Leben massiv bedroht ist machen sie sich auf den beschwerlichen Weg. Auf ihrer Flucht aus dem Krisengebiet begegnen sie weitere Flüchtlinge müssen mit ansehen wie Eltern sich von ihren Kindern trennen, damit wenigstens diese überleben. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn genau jetzt beginnen die Staaten von Europa ihre Grenzen zu schließen. Wie viele andere Flüchtlinge bleiben sie an den unmenschlichsten Orten hängen, sind auf Schleußer angewiesen, die sie weiter bringen. Sie landen in der Hölle Athens, in der Nuri fast seinen Verstand verliert. Während dieser Flucht hält der via email Kontakt zu Mustafa, der es nach England geschafft hat. Nach Wochen finden sie einen Schleußer, der sie nach England schaffen kann, doch Nuri ahnt nicht welch hohen Preis beide dafür bezahlen müssen.

    Die Autorin schafft es mit leisen eindringlichen zugleich wortgewaltigen Bildern, dem Leser die Augen für die Not und das Elend der Flüchtlinge zu öffnen. Mit ihren flüssigen Schreibstil gelingt es der Autorin, den Leser in eine andere Welt zu entführen. Sie zeigt das Schicksal von Flüchtlingen exemplarisch an der Geschichte einer Familie.

    Die Handlung ist geprägt von vielen Rückblenden und einer sehr feinfühligen Erzählweise. Es wird gezeigt was eine Flucht aus einer einst stabilen Persönlichkeit machen kann und wie der Verstand durch die grauenvollen Ereignisse leiden kann ja fast zerstört wird.

    Die Figuren wachsen einen ungemein ans Herz und man verzweifelt mit ihnen. Im gleichen Moment ist man aber auch beeindruckt von ihren unbändigen Willen und der Hoffnung auf ein besseres Leben und der Wiedervereinigung von Freunden und Familien.

    Fazit: Ein unglaublicher Roman, der die Flüchtlingsproblematik aus der Sicht von einer Flüchtlingsfamilie schildert. Und dies so eindrücklich und feinfühlig mit bildgewaltigen Sätzen, die einen nicht kalt lassen. Ein gelungener Roman mit der etwas anderen Sicht. Auch wenn man sich an den Stil erst gewöhnen muss ist der Autorin etwas ganz besonderes gelungen. Daher unbedingt lesen es lohnt sich wirklich.

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  • 5 Sterne

    Martina E., 27.09.2019

    „Das Versprechen des Bienenhüters“ ist der Debütroman von Autorin Christy Lefteri. Nuris Heimat Syrien steht am Abgrund. Die Bedrohung für die Familie wächst. Ihnen bleibt nur die Flucht.

    „Danke an alle, die mir ihre Geschichte erzählt haben, die Geflüchteten, die mir die Augen geöffnet haben. Danke an all die wunderbaren Kinder in Faros, die mir gezeigt haben, was wahrer Mut bedeutet. Ich werde euch nie vergessen.“ (Danksagung Autorin Christy Lefteri am Ende des Buches)

    „Ich fürchte mich vor den Augen meiner Frau. Sie sieht nicht heraus, und niemand kann durch sie hineinschauen.“ Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von Nuri Ibrahim erzählt. Eine Idylle zerbricht. Bald ist nur noch Zerstörung und Gefahr übrig. In seinen Erinnerungen lebt Nuris Heimat Syrien wieder auf. Das zentrale Thema des Romans sind Kriegs-Traumata. Seelische und körperliche Verletzungen, der Verlust von Familienangehörigen, Heimat und Existenz. Nuri quälen Albträume. Er und seine Frau Afra sind sich aufgrund der vielen schlimmen Ereignisse fremd geworden. Sie kennen einander nicht wieder. Jeder trägt sein eigenes Päckchen aus Verlust, Trauer und Schuldgefühlen. Ihr einziger Hoffnungsschimmer sind enge Freunde, die die Flucht geschafft haben. Bienenzüchter Nuri erinnert sich an Zeiten mit Freunden und Familie, Unbeschwertheit und Lebensfreude. Die Bienen waren und sind ihr Rettungsanker. Mit ihnen fließt Poetisches in die Geschichte ein. Ein besonderes Stilmittel ist auch das fehlende Wort am Ende eines Kapitels, das den Titel des nächsten bildet. So entsteht eine ungewöhnliche Verbindung, die dem Roman zusätzliche Intensität verleiht. Nuris Erinnerungen bringen Erschütterndes und Schockierendes zu Tage. Tod und ein ungeklärtes Schicksal liegen ihm auf der Seele. Liebe, Freundschaft und Hoffnung verströmen eine herzergreifende Wärme. Kann es für Nuri und Afra wieder Glück geben? Trotz aller Zweifel und Mutlosigkeit bleibt auch das Fünkchen Hoffnung. Sehr gelungen ist das Bildnis mit der Hummel ohne Flügel, die trotzdem überlebt und die Welt entdeckt. Wie die ganze Geschichte geht auch das Ende sehr nahe und rührt zu Tränen.

    Das Cover fängt die Schönheit eines Landes ein und den Jungen und die Bienen, um die sich alles dreht. Die warmen Farben sind sehr gut gewählt. Auch im Titel steckt ein Zauber. „Das Versprechen des Bienenhüters“ ist ein großartiger, feinsinniger und poetischer Roman zu den Themen „Krieg und Flucht“. Ein Buch, das die Augen öffnet und bescheiden macht.

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  • 5 Sterne

    Stefanie W., 13.08.2019

    Zum Inhalt

    In Syrien herrscht beginnt der Krieg. Nuri und seine Familie leben mittendrin. Nuri und sein Cousin Mustafa sind Bienenzüchter gewesen. Doch Mustafa flieht mit seiner Frau und Tochter nach England. Auch Nuri will vor dem Krieg flüchten. Doch seine Frau Afra kann nicht. Denn sie sah Ihren gemeinsamen Sohn Sami sterben und will ihn keinesfalls allein lassen. Bis Nuri auf Männer trifft die ihn zwingen wollen mit in den Krieg zu ziehen. Erst dort begeben sich die beiden auf den Weg Mustafa und seiner Familie zu folgen.

    Meine Meinung

    Das Versprechen des Bienenhüters erzählt die Geschichte einer Flucht aus dem Krieg in Syrien. Die gefährliche Reise und die emotionalen auf und abs. Man begleitet Nuri und seine Frau Afra die ganze Zeit, dabei gehen die Gefühle von einem selbst mit auf die Tal- und Bergfahrt. Vom Posttraumatischen bis zum Kampf in die Wirklichkeit. Das erkennen, dass man nach solch einer Reise Hilfe braucht und Liebe zum Partner erneut zu erlernen. Das alles begegnet uns in diesem Buch. Ich möchte gar nicht detailliert in die Geschichte gehen, da man das Gefühl beim lesen einfach selbst erleben muss und mit zu viel wissen über dieses Buch könnte das Gefühl verloren gehen.

    Christy Lefteri hat mit Ihrem Buch eine wunderbare Geschichte über das Leben, Liebe und Leid erzählt. So wie viele sie in dieser oder ähnlicher Art erlebt haben. Das die Geschichte so tiefgreifend geworden ist, glaube ich, verdankt sie ihrer Freiwilligen Arbeit in einem Lager für Geflüchtete. Christy Lefteri hat dabei unzählige Geschichten gehört und konnte diese auch nicht mehr vergessen. So zumindest schreibt sie es selbst in ihrem Buch.

    Mit 325 Seiten erschien diesen tolle Buch im August 2019 im Limes Verlag der Verlagsgruppe Randomhouse GmbH. Der Originaltitel des Buches lautet: The Beekeeper of Aleppo. Aus dem englischen wurde das Buch von Bettina Spangler übersetzt.

    Was mir außer der Geschichte besonders gut gefällt, ist das unglaublich toll gestaltete Cover. Dieses ist in Gelb gehalten mit zwei Fliegen drauf und einem Jungen der über die weiten Felder rennt.

    Fazit

    Eine berührende und aufwühlend Geschichte einer aus neuen geflüchteten Familie die viel Leid und Schmerz aushalten musste um am Ziel anzukommen. Ich würde es immer wieder lesen.

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  • 5 Sterne

    Manuela P., 19.08.2019

    Inhalt:
    Nuri ist Bienenhüter in Aleppo,jedoch ist er kein ausgebildeter Imker.
    Seit geraumer Zeit kümmert er sich mit um die Bienen seines Cousins Mustafa.
    Er beschützt sie und sorgt dafür,dass sie gesund und kräftig bleiben.
    Doch dann passiert das schlimmste,was denkbar ist,die Bienenstöcke werden niedergebrannt und der Krieg bricht aus.
    Bei einem Anschlag wird der Sohn von Nuri und seiner Frau Afra getötet,Afra ist blind seitdem.
    Mustafa flieht nach England,doch Nuri bekommt seine Frau nicht dazu zu fliehen,zu groß sind die Erinnerungen an ihren kleinen Sohn Sami.
    Als Afra merkt,dass es niemand mehr gut meint mit ihnen,ist sie bereit mit Nuri zu gehen und eine lange,gefährliche Reise beginnt...

    Meinung:
    Der Schreibstil ist relativ zügig zu lesen,ganz neu für mich waren die Kapitelübergänge.Das letzte Wort des Kapitels ist zugleich das erste des nachfolgenden Kapitels,jedoch auch nur bei jedem zweiten Kapitel.

    Das Cover mit dem Jungen,den beiden Bienen und den dazu passenden Waben ist absolut richtig gewählt worden für dieses Buch.

    Diese Geschichte sorgt beim Leser für eine Achterbahnfahrt der Gefühle,es gibt immer wieder Höhen und Tiefen,die Afra und Nuri zu bewältigen haben.

    Beim Lesen wird einem auch klar,dass man nicht mal eben aus so einem Land fliehen kann,sondern definitiv Hilfe benötigt.
    Auch werden die Schleuser erwähnt,die ja nun auch sehr oft in den Medien vorkommen.

    Sehr gut finde ich,dass nicht nur das Schicksal von Nuri und Afra,sondern auch die anderer Flüchtlinge erwähnt werden,sehr viele gehen nach so einer Flucht einfach zugrunde.

    Außerdem gibt es viele emotionale Emails und Briefe,die einen sehr berühren aber auch nachdenken lassen.

    Alles in allem bekommt hier der Leser eine sehr berührende,emotionale,gefährliche Flucht präsentiert,die jeden Tag genauso irgendwo stattfindet.

    Redensart Seite 26:
    "In dem Menschen,den du kennst,verbirgt sich einer,den du nicht kennst."

    Fazit:
    Sehr ergreifendes Buch,dass einen auch nach dem Lesen nicht gleich wieder los lässt!
    Gänsehaut vorprogrammiert!

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  • 5 Sterne

    Kristall, 08.02.2020

    Syrien, genauer gesagt in Aleppo. Nuri liebt sie abgöttisch und ist fasziniert von ihnen - seine Bienen. Er ist Bienenhüter mit ganzem Stolz doch als der Krieg ausbricht zieht ein dunkle Seite über das Land. Nuris Sohn stirbt und Afra, seine Frau, verliert ihr Augenlicht. Die Flucht hat begonnen und ihre Reise führt ie, trotz der großen unendlichen Trauer um Sami, nach England wo Mustafa, Nuris Cousin auf sie wartet - mit einem Bienenstock im Gepäck. Für Nuri und Afra beginnt ein schwere und harter Weg ihrer Ehe - alles schien verloren und ein Neuanfang ist unausweichlich nur werden beide dafür bereit sein?

    Christy Lefteri hat mit diesem Buch ein richtiges Meisterwerk geschrieben! Dieses Buch hat mich sehr berührt und ich konnte es nur schwer aus der Hand legen. Als Leser dürfen wir sehr genau in die Leben von Nuri und Afra eintauchen. Lefteri zeigt in ihren Figuren sehr viel Gefühl und verpackt das zudem mit perfekten Worten die einem tief ins Herz gehen. Aber auch die negativen Seiten, hier in der Geschichte der Krieg, fangen beim lesen an, regelrecht zu belasten. Ich konnte Afras Trauer und die Not um ihren Sohn sehr gut nachfühlen aber auch Nuri verstehen. Das Symbol der Bienen, dass hier gewählt wurde, wird zum Hoffnungsträger und das wirkt in keinster Weise kitschig oder übertrieben. Lefteri geht mit feinen uns ausgewählten Worten vor und zieht uns Leser in den Bann. Es gab Momente da musste ich das Buchaber auch mal kurz zur Seite legen und alles sacken lassen. Die Geschichte hallt nach... Aber dennoch will man beide Parts verstehen und hofft das die Kluft zwischen Nuri und Afra bald verschwinden wird. Wie gesagt, Lefteri hat eine besondere und sehr lesenswerte Geschichte verfasst, die aktueller nicht sein könnte. Die Zeitenwandel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind ihr gut gelungen! Es werden immer mehr Puzzlteile sichtbar und fügen sich dann später zu einem ganzen zusammen.

    Ich kann dieses Buch nur jeden ans Herz legen! Unbedingt lesen! Deshalb gibt es auch 5 von 5 Sternen von mir!

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  • 5 Sterne

    Lesemone, 30.09.2019

    Die Autorin greift in ihrem Buch das hochaktuelle Thema Flüchtlingskrise auf. Das Buch schildert anhand des Ehepaares Nuri und Afra, was Flüchtlinge auf ihrer Flucht alles ertragen und erleiden müssen. Es schildert, wie gefährlich es ist, sich in die Hände von Schleusern zu begeben, wie es ist mit dem Boot nachts überzusetzen, wie das Leben in einem Flüchtlingscamp aussieht. Die Kapitel sind aus der Sicht von Nuri geschrieben, der sowohl in die Vergangenheit blickt und sehr poetisch von seinem Leben in Syrien erzählt, aber auch in der Gegenwart, als er auf Asyl wartet. Man spürt beim lesen, dass die Autorin sich mit der ernsten Thematik beschäftigt hat und sich auch in Athen mit Flüchtlingen auseinandergesetzt hat, um sich erzählen zu lassen, was sie erlebt haben. Daher fand ich das Geschriebene sehr authentisch erzählt. Zwischendurch blinkt immer wieder die Hoffnung auf und diese wird mit den Bienen des ehemaligen Bienenhüters Nuri verknüpft. Das Buch ist sehr gut geschrieben, nicht auf reißerische Sensationen aus, sondern es schildert sachlich, was fernab vieler Medienberichte momentan um uns herum passiert. Helfen wir doch mit, den geflüchteten Menschen ohne Vorurteile und freundlich zu begegnen, sie haben sich ihr Leben schließlich nicht selbst ausgesucht und sind oftmals traumatisiert durch das Erlebte!

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  • 4 Sterne

    Mundolibris, 18.09.2019

    Der Autorin ist mit „Das Versprechen des Bienenhüters“ ein ebenso beeindruckendes wie auch bedrückendes Werk gelungen. Das Buch ist mehr oder minder die Geschichte der Flucht einer Familie aus Syrien. Aber lest es selbst, denn ich denke, jeder Leser wird dieses Buch anders einordnen.
    Die Geschichte ist auf mehreren Zeitebenen angesiedelt. Zum einen die noch friedliche Zeit in Syrien, die Zeit in Syrien im Krieg und nicht zuletzt die Zeit während der Flucht und der Ankunft im für die Protagonisten gelobten Land.
    Ich gebe zu, dass es anfangs etwas schwierig zu lesen war wegen der vielen Zeitsprünge. Zugegeben habe ich die Zusammenhänge zunächst nicht verstanden, aber nachdem ich das verstanden habe war das Buch wirklich kurzweilig und gut zu lesen.
    Die große Stärke dieses Romans waren für mich die teilweise wirklich tollen Dialoge. Dank dieser Dialoge wuchs in mir auch das Verständnis für einige Entscheidungen der Protagonisten.
    Die Figuren sind fein gezeichnet und wirken fast durch die Bank sehr authentisch.
    Noch besser als die Figuren war für mich die Darstellung der Schauplätze. Diese Beschreibung schaffte es tatsächlich mein Kopfkino in Gang zu bringen, sodass ich bunte und teilweise düstere Bilder in meinem Kopf hatte.
    Ich denke es ist wichtig sich für dieses Buch Zeit zu nehmen und es nicht innerhalb eines Tages wegzulesen. Dafür ist die Story zu wichtig und man sollte der Geschichte wirklich Zeit lassen sich zu entfalten und vor allem sollte man sich zwischen den Zeilen auch die Zeit nehmen um über das gelesene nachzudenken.
    Mich konnte die Autorin mit ihrem Buch wirklich gut unterhalten, insbesondere die Abschnitte als Bienenzüchter im noch friedlichen Syrien konnten mich sehr begeistern.
    Insgesamt komme ich hier auf sehr gute 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    Gelöschter Benutzer, 23.08.2019

    Nuri lebt mit seiner Frau Afra und seinem 7-jährigen Sohn Sami in Aleppo. Dort führt er ein einfaches Leben, ist aber sehr zufrieden als Bienenhüter. Diese Arbeit betreibt er zusammen mit seinem Cousin Mustafa. Eigentlich sollte er das Geschäft seines Vaters übernehmen, aber er entscheidet sich für seine eigene Berufswahl.
    Als in Syrien der Krieg ausbricht wird Sami von einer Bombe getroffen und Afra erblindet. Das Ehepaar begibt sich auf eine Flucht, die sehr schwierig ist. Die Autorin beschreibt sehr einfühlsam, was solch ein grausamer Krieg mit einer einzelnen Familie machen kann. Das Ehepaar ist traumatisiert und zerbricht fast an dem Leid. Sie schildert, was für unterschiedliche Menschen auf der Flucht zusammen kommen und dass man seine Hoffnung nie aufgeben darf. Irgendwo gibt es am Horizont wieder einen kleinen Lichtstrahl und man kämpft für sein Leben.
    Mustafa ist bereits in England und hat dort neue Bienen gezüchtet. Er wartet sehnsüchtig auf seinen Cousin und während der langen Flucht tauschen sie Briefe im Netz aus, sofern Nuri dazu Gelegenheit hat.
    Die Geschichte zeigt Schicksale, die uns sonst verborgen bleiben und klärt auch über einiges auf. Die Autorin hat trotz des schwierigen Themas einen beruhigenden Schreibstil, der sich gut lesen lässt.

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  • 5 Sterne

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    Hella, 11.10.2019

    Es gibt diese Bücher. Diese bestimmten Bücher bei denen man sich von Anfang an darüber im Klaren ist, dass man sie nicht "mal eben" lesen wird, dass sie einen mitnehmen und erschüttern werden. Dass sie in den Kopf und in das Herz eindringen und eine Wahrheit offenbaren, die man kennt, aber nicht wahrhaben will. Vor der sich jeder unweigerlich verschließt, weil sie zu grausam ist. Zu grausam sich das schlimmste vorzustellen, was aber nicht einmal ausreicht, denn es wird noch grausamer. Wenn man diese Bücher in die Hand nimmt und so ein Buch ist "Das Versprechen des Bienenhüters" dann muss es so fesselnd geschrieben sein, dass man trotz dieser Grausamkeit nicht aufhören will und kann zu lesen. Wie aber macht man das?


    Cristy Lefteri einen einen Weg gefunden. Die Quintessenz die einen weiterlesen lässt.

    Sie heißt Hoffnung.

    Nuri, Sami und Afra Leben in Aleppo, in ihrer Heimat, in Syrien. Ihr Leben wird erschüttern durch den Bürgerkrieg, durch willkürliche Morde, Hass und Gewalt. Doch die kleine Familie will nicht aus ihrer Heimat weg. Nur kann keiner lang die Augen vor Terror verschließen, denn irgendwann findet er einen und zerstört, was einem lieb und teuer ist. Als eine Bombe vor ihrem Haus detoniert, verlieren Afra und Sami ihren Sohn. Als dann auch ihre Familie, Nuris Cousin, der Bienenzüchter und seine Familie, nach England flüchten, bleibt ihnen nichts anderes übrig als ebenfalls nachzukommen.
    Doch meist sind die Dinge leichter gesagt als getan und so begleiten wir das Ehepaar auf seiner beschwerlichen Reise. Der einzige Hoffnungsschimmer die Familie in England und die neuen Bienenstöcke des Cousins.

    Ich konnte das Buch kaum zur Seite legen. Lefteri schreibt poetisch, verschachtelt, leicht geschönt, wo es sein muss, denn vorstellen kann man sich manch eine Situation dennoch gut genug, aber lässt keine Situation aus. Sie erzählt nicht einfach nur Nuris Geschichte, sie lässt den Leser Nuri sein, lässt den Leser alles miterleben, seine Emotionen waren irgendwann meine und wenn ich das Buch zur Seite legte, um durchzuatmen und die Tränen aus den Augen zu wischen, war ich glücklich ich zu sein. So behütet und beschützt. Lefteri lässt zudem die Einwirkungen der Flucht auf die Psyche und ihrer "Unannehmlichkeiten" nicht aus, was ich sehr gut und vor allem gut umgesetzt fand. Die Erlebnisse werden dadurch noch intensiver, die Traumen, die die Betroffenen durch all das erleiden greift Lefteri auf, etwas das auf keinen Fall fehlen darf, da hat sie recht.

    Die Autorin hat einen ganz besonderen Schreib- und Erzählstil, der neben der brillanten Geschichte, die sie zu Papier gebracht hat, das Buch zu einem einzigen Sog entstehen lässt. Das ist beim Lesen sehr beeindruckend gewesen, denn obwohl die Geschichte grausam ist, so kann man einfach nicht aufhören weiterzulesen.

    Dieses Buch möchte ich jedem ans Herz legen, der einen Eindruck davon bekommen möchte, was eine Flucht erklärt, wie es den Flüchtlingen ergeht und dabei auch ihre Motive und ihren Ansporn verstehen möchte. Dieses Buch ist so wichtig. Ich würde es gern jedem schenken, der denkt wir würden von den "Flüchtlingen überrannt werden und sie hätten hier nichts zu suchen!" Das hört man leider immer öfter.

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    Lesemone, 30.09.2019 bei bewertet

    Die Autorin greift in ihrem Buch das hochaktuelle Thema Flüchtlingskrise auf. Das Buch schildert anhand des Ehepaares Nuri und Afra, was Flüchtlinge auf ihrer Flucht alles ertragen und erleiden müssen. Es schildert, wie gefährlich es ist, sich in die Hände von Schleusern zu begeben, wie es ist mit dem Boot nachts überzusetzen, wie das Leben in einem Flüchtlingscamp aussieht. Die Kapitel sind aus der Sicht von Nuri geschrieben, der sowohl in die Vergangenheit blickt und sehr poetisch von seinem Leben in Syrien erzählt, aber auch in der Gegenwart, als er auf Asyl wartet. Man spürt beim lesen, dass die Autorin sich mit der ernsten Thematik beschäftigt hat und sich auch in Athen mit Flüchtlingen auseinandergesetzt hat, um sich erzählen zu lassen, was sie erlebt haben. Daher fand ich das Geschriebene sehr authentisch erzählt. Zwischendurch blinkt immer wieder die Hoffnung auf und diese wird mit den Bienen des ehemaligen Bienenhüters Nuri verknüpft. Das Buch ist sehr gut geschrieben, nicht auf reißerische Sensationen aus, sondern es schildert sachlich, was fernab vieler Medienberichte momentan um uns herum passiert. Helfen wir doch mit, den geflüchteten Menschen ohne Vorurteile und freundlich zu begegnen, sie haben sich ihr Leben schließlich nicht selbst ausgesucht und sind oftmals traumatisiert durch das Erlebte!

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    Andreas H., 24.09.2019

    geht unter die Haut

    Das Thema „Flüchtlinge“ ist leider immer noch Bestandteil der täglichen Nachrichten und somit in aller Munde. Hilfsorganisationen fahren unter anderem mit ihren Schiffen durch das Mittelmeer und nehmen hilfsbedürftige Menschen auf. Mit Mühe finden sie einen rettenden Hafen. Viele andere ertrinken während ihrer Flucht vor Angst und Schrecken. Andere fliehen über den Landweg und begeben sich dabei nicht weniger in Lebensgefahr. Wir erfahre wenig über die Schicksale dieser Menschen, warum sie fliehen mussten und was sie bei Ihrer Flucht alles erlebt haben.

    Die 352 Seiten vor mir liegenden Seiten sind in einem festen honiggelben Einband gebunden. Drum herum findet sich die Umschlagseite mit einem ansprechend gestalteten Cover. Das Schriftbild ist übersichtlich und die einzelnen Kapitel sind mit Nummern sortiert. Zwischendurch finden sich gezeichnete Bienen und lockern das Schriftbild auf. Das Buch liegt beim Lesen gut in der Hand. Wer es lieber digital mag, kann sich auch die E-Book Ausgabe zulegen.

    Der Klappentext verspricht nicht zu viel. Die Autorin Christy Lefteri (selbst Tochter zypriotisch Geflüchteter) verbrachte mehrere Monate als freiwillige Helferin in einem griechischen Flüchtlingslager. Dort traf sie auf Menschen, die ihr ihre Geschichten erzählten. Daraus entstand das vor mir liegende Werk.

    Mit ehrlichen, erschreckenden und aufrüttelnden Worten erzählt sie die Geschichte von Nuri, Afra und ihren Sohn Sami. Ein syrisches Ehepaar, welches aus dem eigenen Land fliehen muss, da sie um Leib und Leben fürchten müssen. Ihr glückliches und zufriedenes Leben wird durch Krieg und Verfolgung zu einem Albtraum und sie verlieren nicht nur ihren Sohn, sondern ihre komplette Existenz.

    Die Geschichte wird aus Sicht von Nuri erzählt. Er beschreibt mit poetischer, blumiger Sprache das Leben in Syrien, den Verlust der Heimat, die Flucht und den schwierigen Neubeginn in England. Seine Heimatliebe lässt sich gut nachempfinden. Das Entwurzeln und Zurücklassen von allem was ihnen lieb war und ans Herz gewachsen ist, hat tiefe Wunden hinterlassen. Nuri erzählt aber nicht nur seine Geschichte, sondern auch die Geschichten der Menschen, welche die Beiden unterwegs treffen.

    Leider gelingt es der Autorin nicht, der Geschichte noch mehr „Tiefgang“ zu verleihen. Ich hätte mir mehr „Inhalt“, „Hintergrund“ gewünscht. Gerade die Protagonisten hätten ein wenig mehr Detailtiefe vertragen können. Aber vielleicht ist dies auch den Interviews von Christy Lefteri mit den Menschen aus dem Flüchtlingscamp zurückzuführen. Diese werden zwar ihre Geschichten erzählt, aber sich gegenüber einer Fremden nicht komplett geöffnet haben. Gerade in diesen traumatisierten Zuständen sind die Menschen verschlossener und benötigen viel Zeit mit dem Erlebten zurecht zu kommen.

    Trotz alledem ist es eine bewegende Geschichte, von der ich nun auch gar nicht mehr so viel verraten möchte. Wir reden oft über Flüchtlinge und deren Problematik, aber selten erfahren wir was von ihrem erlebten Schicksal. Jeder von ihnen hat sein „Päckchen“ zu tragen und die Geschichte ist ein gelungener Versuch hinter die „Kulissen“ zu schauen.

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    Kaffeeelse, 31.05.2021

    Ebenso ein wichtiges Buch. Aber wahrscheinlich nach dem überragenden "Dein ist das Reich" an der falschen Stelle. Denn an dieses Buch kommt es natürlich nicht heran. Es wirkt auf mich manchmal zu aufgesetzt. Dieses Buch will viel, was auch vollkommen richtig ist, es müsste aus meinen Augen nur etwas überarbeitet werden, dieses Aufgesetzte sollte verschwinden und auch der unterhaltende Faktor sollte etwas minimiert werden, dieses Buch etwas literarischer und es wäre ebenso ein Knaller wie es "Dein ist das Reich" einer ist. Denn thematisch hat es diese Aufarbeitung wirklich verdient. In diesem Buch geht es um den Krieg, um die Kriegstreiber, es geht um ein Land, was vollkommen zerstört wird und seine Menschen tötet, oder in die Flucht treibt, was eigentlich auch ein Tod auf Raten ist. Es geht um Syrien, es geht um ein Regime, ein Regime, welches die ihm nicht passenden Menschen aus dem Land schmeißt, sie umbringt oder vertreibt und sie gleichzeitig enteignet und damit Heimatlose schafft, die aber niemand will, die aber vorher funktionierende Leben hatten, als Bienenzüchter und in vielen weiteren Berufen. Dieses Buch zeigt, was Traumata bewirken können, dieses Buch zeigt, was eine PTBS, was eine posttraumatische Belastungsstörung ist, was sie auslösen kann. Und dieses Buch lässt ebenso erahnen, was Betroffene für einen Leidensweg haben, wie lange ein Herauskommen aus diesem Grauen dauert, wenn es überhaupt machbar ist. Ich denke nur an die Waisen, die Menschen, die ihre gesamten sozialen Kontakte verloren haben. Wer soll diesen Menschen einen Anker/einen Halt geben? Ein wichtiges Buch!!!

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