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  • 5 Sterne

    16 von 22 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 13.12.2018

    Als Buch bewertet

    Ja, und auch dieses Buch möchte ich wieder als ein Jahreshighlight bezeichnen. Erstaunlich, jetzt das dritte in Folge. Ich bin hin und weg. Ein Wahnsinnsteil. So ein Wahnsinnssog. Diese intensive und den Leser so tief treffende Art des Umsetzens. Ich verstehe auch diese verschiedenen Arten dieses Buch zu sehen und zu bewerten. Entweder du liebst es, oder du kannst absolut nichts damit anfangen. Ich gehöre zu denen, die dieses hypnotisierende Werk lieben.

    Jetzt muss ich leider eine S P O I L E R Warnung aussprechen. Um dieses umfassende Werk, und das bei den wenigen Seiten, in meinen Augen korrekt zu beschreiben, muss ich leider einiges verraten.

    Zum Inhalt: Am Beispiel einer jungen Frau und ihrem verstörenden und sehr betroffen machenden Leidensweg sehen wir was Traumata in frühen Jahren bewirken können. Yong-Hye und ihre Geschwister müssen einen zur Gewalt, psychisch und physisch, neigenden Vater ertragen. Darunter leiden besonders die Schwestern Yong-Hye und In-Hye. Yong-Ho, der Bruder, kann die Gewalt, die er zu Hause erlebt, gewaltausübend an anderen ausleben. Den Schwestern ist diese Möglichkeit nicht gegeben. Schon in jungen Jahren hat Yong-Hye suizidale Gedanken, die sich durch ihre medizinische Nichtbehandlung natürlich manifestieren. Als sie dann Chong heiratet um der Hölle zu hause zu entkommen, wird es nicht besser. Chong ist ein gefühlskalter und egoistischer Mann und durch die Kälte zu Hause fängt sie irgendwann an eigenartige Träume zu haben und sehr wenig zu schlafen. Letzteres bewirkt dann ein Zunehmen der Symptome und es entwickeln sich Wahnvorstellungen. Durch die eigenartigen und wahnhaften Träume beeinflusst, entschließt sich Yong-Hye kein Fleisch und keine sonstigen tierischen Produkte mehr zu essen. Bei einem Familientreffen endet alles in einem Fiasko und für Yong-Hye in einem ersten Psychiatrieaufenthalt. Nach der Entlassung aus der Psychiatrie und der Trennung von ihrem Mann lebt Yong-Hye erstmal wieder auf, bleibt aber seltsam und trifft auf den anderen Exzentriker der Familie, ihren Schwager, den Künstler. Beide nähern sich an und haben ein seltsames und gleichzeitig wunderschönes Intermezzo, sehr sinnliche Bilder von mit Blumen bemalten Körpern. Aber auch dem kurzen Aufblühen ist kein gutes Ende beschieden und das Drama geht weiter.

    Einerseits ist das Buch für mich eine Beschreibung, wie ein in jungen Jahren erlebtes Trauma einen Menschen verändern/krankmachen kann, andererseits ist es für mich ebenso eine Kritik an einem patriarchalen System, in dem Frauen einfach nur zu funktionieren haben. Auch das Thema Selbstbestimmung spielt eine große Rolle, obwohl ich das differenziert sehe, man sollte sich fragen ob diese Gedanken aus gesunden Köpfen kommen. Wenn ein psychisch Gesunder Dinge für sich entscheidet, dann ist das so, psychisch Erkrankten aber sollte geholfen werden wieder klarer zu denken.

    Eine in drei Erzählsträngen gehaltene und von drei Personen (Chong, der Ehemann/der Schwager/die Schwester In-Hye) erzählte Geschichte, die in einfachen Worten einen sehr starken Sog erzeugt. Eine interessante Autorin, die man sich definitiv merken muss.

    Bitte unbedingt Lesen.

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  • 5 Sterne

    21 von 35 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 01.09.2016

    Als Buch bewertet

    „Ein seltsam verstörendes, hypnotisierendes Buch“, damit wird „Die Vegetarierin“ beworben und ganz genau so habe ich dieses Buch empfunden. Selten ist es mir so schwer meinen Leseeindruck in Worte zu fassen.

    Es beginnt damit, dass ein Ehemann seine Frau beschreibt, von der er sich weder angezogen, noch abgestoßen fühlte, und deshalb keinen Grund sah, sie nicht zu heiraten. Sie war die ideale, zwar leidenschaftslose, aber pflichtbewusste Ehefrau, die über seine Unzulänglichkeiten hinwegsah und für die man sich nicht bemühen musste. Allerdings nur bis zu dem Tag an dem sie morgens nach einem Traum alle tierischen Produkte in der Wohnung entsorgt und beschließt, kein Fleisch mehr zu essen.

    Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die Yeong-Hyes Entwicklung jeweils aus einer anderen Perspektive erzählen.

    Im ersten Teil kommt der Ehemann zu Wort. Seine abschätzige Betrachtungsweise hat mir teilweise wirklich die Luft zum Atmen genommen. Von Liebe zu seiner Ehefrau ist nichts zu spüren und dies steigert sich noch in eine Art Abscheu, nachdem seine Schimpftriaden keinen Erfolg zeigen. Er versucht Yeong-Hyes Familie zu mobilisieren. Hier war ich bei manchen Szenen regelrecht geschockt darüber, wie viel Brutalität in einer Familie herrschen kann, ganz besonders beim Familienvater. Auch wenn dies ein stückweit vielleicht auch an den strengen soziale Normen, die in Südkorea herrschen, liegen mag, wo auch der Vegetarismus als anarchistisch und rebellisch gilt, hat mich das mehr als sprachlos gemacht. Zwischendurch sind düstere, brutale und teils auch eklige Traumsequenzen und Erinnerungen aus der Sicht Yeong-Hyes eingestreut, die so brutal sie sein mögen, regelrecht zu fesseln vermögen.

    Der zweite Teil wird aus der Perspektive des Schwagers von Yeong-Hye erzählt. Dieser Teil hat mir am wenigsten gut gefallen, da er relativ sexlastig ist, was nicht so mein Ding ist. Aber während ich andere Bücher zur Seite legen würde, wäre das bei diesem Buch nie eine Option gewesen. Die Besessenheit des Schwagers von Yeong-Hye, die sich aus einem Hirngespinst um ihren Mongolenfleck entwickelt, hat mich selbst diese Seiten gebannt lesen lassen.

    Im dritten Teil berichtet die Autorin aus Sicht der vier Jahre älteren Schwester Kim-In-Hye. Trotz der Besessenheit ihres Ehemannes und dem damit einhergehenden Ehebruch, ist sie die letzte Familienangehörige, die nicht mit ihr bricht. Von Sorge und Schuldgefühlen getrieben berichtet sie vom letzten Aufenthalt ihrer Schwester in der Psychiatrie, in der die Essensverweigerung und auch der Wunsch, einem mit der Erde verschmolzenen Baum zu werden, ins Unermessliche steigert.

    Das ist ein grober Überblick über den Inhalt, aber in diesem Roman schwingt so viel mehr mit, dass dieser ihm in keiner Weise gerecht wird. Es ist eine Geschichte der Rebellion, der Verweigerung und zwar nicht nur von tierischen Produkten. In einer Gesellschaft wie Korea, hat jeder einzelne wie ein Rädchen im Getriebe zu funktionieren. Eine Ehefrau hat ihrem Ehemann das Leben bequem zu machen, dem Vater wird Respekt gezollt und Widerworte haben keinen Platz. Wo kann man ansetzten, um diese Regeln einzuhalten und trotzdem Widerstand zu leisten, eigentlich doch nur an sich selbst. Essensverweigerung bis ins Extreme oder auch Zurschaustellung der weiblichen Brust als einziger Weg sich bemerkbar zu machen, um sich von anderen abzugrenzen? Ich weiß es nicht, es könnte genauso gut ein Kindheitstrauma sein, bei dem gewalttätigen Vater, oder auch ein Ausbruchsversuch aus einer völlig gefühlskalten Ehe. Hier gibt es in diesem Buch keine Antwort, die muss sich jeder Leser selbst suchen, wenn er eine für sich braucht. Drastisch ist, egal warum, auf jeden Fall die Schilderung ihres Weges, der bis zur völligen Selbstauflösung führt. Das kann niemanden kalt lassen.

    Der Schreibstil ist einfach und locker, leicht zu lesen. Man kann regelrecht durch die Seiten fliegen. Hier wird klar, nüchtern und ohne große Emotionen erzählt, allerdings derart eindringlich, dass dies bei mir als Leser eine Vielzahl an Emotionen ausgelöst hat. Ich war schockiert, sprachlos und verwirrt. Einzelne Szenen haben mich regelrecht abgestoßen, einiges konnte ich nicht nachvollziehen, vieles dafür umso besser verstehen. Das Buch hat bei mir eine Achterbahnfahrt der Gefühle ausgelöst und wird auch sicher noch eine Weile nachklingen.

    Wenn ich behaupten würde, mir hat jede Seite, jedes Wort in diesem Buch gefallen, das wäre gelogen. Vor allem mit den sexuellen Begierden im zweiten Teil war ich nicht ganz so glücklich, aber ich war von der ersten Seite bis zur letzten Seite derart gefesselt, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen hätte wollen. 4,5 Sterne, die ich auf 5 aufrunde, weil es mich derart in seinen Bann gezogen hat.

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  • 2 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    StMoonlight, 20.01.2017

    Als Buch bewertet

    ~ Cover ~
    Auf den ersten Blick sieht der Betrachter hier vermutlich nur jede Menge Blumen. Schöne Orchideen, um genau zu sein. Doch betrachtet man es einmal genauer, so sind Körperteile zu erkennen: Hier ein Auge, dort eine Hand und sogar ein Fleischstück hat sich im Bukett versteckt. Die Körperteile und besonders das Fleischstück machen Sinn, wenn man an den Titel des Buches denkt. Die Blumen erschließen sich, wenn man das Buch gelesen hat. Passend ist das Cover daher. Leider finde ich dennoch keinen Gefallen daran, denn das Gebilde sieht sehr künstlich aus. Mitten in der Collage ist sogar das Metallgestänge zu erkennen. Gute Idee, aber schlecht umgesetzt. Schade.
    Wird der Schutzumschlag entfernt, so hält der Leser ein schlichtes braunes  Buch in der Hand. Lediglich der Titel, der Name der Autorin und das Verlagslogo sind am Buchrücken zu sehen. Mir gefällt es ist wesentlich besser. Es ist irgendwie edel.

    ~ Inhalt / Meinung ~
    Ein wirklicher Roman ist es nicht, eher drei Kurzgeschichten. Das ist leider nicht sehr gut umgesetzt, da jede Geschichte von einer anderen Person erzählt wird. Es dauert immer einige Seiten, bevor ich verstand wer denn nun erzählt.
    Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass sich alles um die junge Yong-Hye dreht. Eines Nachts hat sie einen Traum. Danach beschließt sie auf tierische Produkte zu verzichten. Sehr zum Leidwesen ihres Mannes und der restlichen Familie, denn rigoros entsorgt sie Fleisch, Fisch, Eier, Milch und auch ihre Lederkleidung. – Und hier findet sich schon ein Fehler im Titel, denn damit ist die junge Frau keine Vegetarierin, sondern sogar Veganerin.
    Als erstes lernt der Leser Yong Hye und ihren Mann Chong kennen. Hier ist der Weg zur Wandlung sehr gut, bildlich und emotionsgeladen, beschrieben. Die junge Frau kämpft mit jeder Menge Vorurteilen und vor allen Dingen mit dem Unverständnis der anderen Menschen. – Da ich selbst Vegetarierin bin, weiß ich, dass es diese Situationen, so grotesk sie auch scheinen, leider Realität sind. Allesesser sagen zwar immer: „Jeder soll essen was er will. Die ganze Diskutiererei der Vegetarier nerven einfach nur.“ Und doch sind es immer genau diese Personen, die am Essenstisch anfangen zu diskutieren – ohne dass der Pflanzenesser auch nur ein Wort gesagt hat. – Die junge Frau in diesem Roman beschließt daraufhin sich mit ihrer ganz eigenen Technik zu wehren: Sie isst gar nichts mehr, nur noch Sonne nimmt sie in sich auf. An dieser Stelle bekommt die Geschichte einen esoterischen Touch, hat doch auch die Lichtnahrung nicht wirklich etwas mit dem Vegetarismus zu tun.
    Auch der Schwager erzählt aus seiner Sicht. Anfangs sehr emotionslos und monoton, dann stetig steigert bis zu, Höhepunkt. – Im wahrsten Sinne des Wortes, denn er scheint nur eines im Kopf zu haben: Sex. Die Seiten triefen förmlich vor sexuellen Anzüglichkeiten und nackten Körper. Leider ist es nur bedingt erotisch dargestellt und gleicht teils eher einem Softporno. Einfach nicht passend zum Grundthema des Romans.
    Das Ende ist wenig überraschend und besteht größtenteils aus Rückblicken und Aufständen der Protagonistin – aber auch davon, den eigenen Willen zu behalten.

    ~°~ Fazit ~°~
    Leider ein doch verwirrendes Buch, welches äußerst vielversprechend startet und dann rapide Abfällt. Mit dem Titel und dem Thema, dass der Leser sich verspricht, hat es leider nicht wirklich viel zu tun. Für mich eine derbe Enttäuschung …

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  • 4 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Janine B., 18.03.2019

    Als Buch bewertet

    Wenn ich den Inhalt lediglich mit einem Wort beschreiben müsste, dann definitiv mit 'verstörend'. Wie man aus der Buchbeschreibung ja bereits herauslesen kann, geht es hierin um die Protagonistin Yeong-hye, die aufgrund eines Traumes urplötzlich aufhört, Fleisch zu essen und darüber hinaus auch kein weiteres tierisches Produkt mehr anrührt. An und für sich ist dieser Umstand jetzt erst mal nicht beunruhigend, aber Yeong-hye wirkt auf den Leser von Anfang an schon irgendwie eigenartig, wenig fassbar oder durchschaubar und sehr zurückhaltend/passiv. Klar, eine gewisse Unscheinbarkeit haftet ihr auch an, aber diese stand für mich nicht wirklich im Vordergrund. Dass sich in ihrem Inneren deswegen umso mehr Essenzielles abspielt, war mir gleich bewusst, genauso wie die Tatsache, dass genau das wohl früher oder später aus ihr herausbrechen wird ...

    ~ Das Leben ist schon seltsam. Egal, was passiert, selbst nach einem schrecklichen Ereignis isst man, trinkt man, geht auf die Toilette, wäscht sich. Kurz, das Leben geht weiter. ~
    (S. 175)

    Geschrieben ist das Buch NICHT aus der Sicht von Yeong-hye (ist klar, sonst hätte man die wahren Motive für ihr Verhalten wahrscheinlich erfahren), sondern zuerst aus der Sicht ihres Ehemannes, im nächsten Teil aus der Perspektive ihres Schwagers und im letzten Abschnitt ist ihre Schwester die Hauptfigur. Alle beschreiben mehr oder weniger, neben ihrem eigenen Innenleben und das, was sie beschäftigt, wie sie Yeong-hye im Laufe der Zeit wahrgenommen und was sie alles Merkwürdiges mit ihr erlebt haben. - Und das ist manchmal wahrlich unheimlich gewesen. Yeong-hye begann damit, kein tierisches Produkt mehr zu essen (man erfährt aus ihrem Mund nie wirklich, warum sie das tut) und endet damit, dass sie gar nichts mehr isst und schlussendlich den Leuten versucht begreiflich zu machen, sie sei eine Pflanze und brauche nichts weiter als Sonnenlicht und hin und wieder ein Schlückchen Wasser. Die Folge davon ist, dass sie logischerweise körperlich immer mehr verschwindet.
    Für mich war es ziemlich unheimlich, mir Yeong-hye vorzustellen. In meinem Kopf hatte ich das Bild einer völlig teilnahmslosen Frau ohne Emotionen, die kaum noch spricht und sich in der Sonne andauernd entblößt, weil sie denkt, sie sei ein Gewächs, das dringened Sonne benötigt. Manch einer würde sich an dieser Stelle denken: Ein Fall für die Psychiatrie! Letztlich wurde sie dort auch (von ihrer wenig einfühlsamen Familie) eingewiesen.

    Tatsächlich blieb Yeong-hye (mir) bis zum Schluss ein undurchschaubares, sonderbares Wesen. Ich wusste nicht, ob sie all das alles echt glaubt und wirklich verrückt geworden ist, oder ob ihr Umfeld sie einfach nur falsch verstanden hat (auch ich). Sie ist im Grunde nämlich eigentlich eine arme, wenig respektierte Frau, die man nur gebogen und verbogen hat. Vielleicht wollte sie mit ihrem ganz bewusst gespielten, absichtlichen Verhalten genau daraus ausbrechen und endlich frei sein? Dass sie gelitten hat, hat man gemerkt, aber sie hat sich bis zu ihrer Entscheidung, kein Fleisch mehr zu essen, niemals jemandem widersetzt. Mit ihren merkwürdigen Anwandlungen hat man sie, die ewig unscheinbare Frau, endlich auch mal wahrgenommen. Yeong-hye ist unzufrieden und wird unterdrückt. Sich selbst nicht mehr als menschliches Wesen zu sehen, unter die Pflanzen zu gehen und so nach und nach zu verhungern, sah sie möglicherweise als Befreiungsschlag ... Aber das sind nur meine Gedanken dazu. Was uns die Autorin damit genau vermitteln wollte, weiß ich nicht.

    Das offene Ende lässt mich zwar etwas ratlos zurück, aber empfehlen kann ich das Buch auf alle Fälle ... Das Kopfkino funktioniert hier nämlich einfach grandios und zusätzlich kann man beim Lesen durchgehend miträtseln, es ist also kein Buch nur zum Abschalten, sondern vor allem auch zum Mitdenken.

    Wer es schon gelesen hat oder bald lesen wird: würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Sicht der Dinge zu Yeong-hye und ihrem Verhalten in einem Kommentar mitteilt. Vielleicht verstehe ich die Botschaft von Han Kang dann besser!?

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  • 4 Sterne

    Pink Anemone, 28.04.2017

    Als Buch bewertet

    »Bevor meine Frau zur Vegetarierin wurde, hielt ich sie für nichts Besonderes. Bei unserer ersten Begegnung fand ich sie nicht einmal attraktiv. Mittelgroß, ein Topfschnitt, irgendwo zwischen kurz und lang, gelbliche unreine Haut, Schlupflider und dominante Wangenknochen. So fühlte ich mich weder von ihr angezogen noch abgestoßen und sah daher keinen Grund, sie nicht zu heiraten.«
    Yeong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht beflissen seinem Bürojob nach und hegt keinerlei Ambitionen. Sie ist eine zwar leidenschaftslose, aber pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird jäh gefährdet, als Yeong-Hye beschließt, sich fortan ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt entfernt. »Ich hatte einen Traum«, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt der Vegetarismus als subversiv. Doch damit nicht genug. Bald nimmt Yeong-Hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmaße an. Sie, die niemals gerne einen BH getragen hat, fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet....(Klappentext)

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    Der Titel des Buches ist nicht ganz korrekt und sollte eigentlich "Die Veganerin" heißen, denn Yong-Hye beschließt von einem Tag auf den anderen keinerlei tierischen Produkte mehr zu essen. Der Grund - sie hatte einen Traum.

    Im ersten Teil wird dies aus der Sicht ihres Mannes erzählt und das auf erschreckende kalte Art und Weise. Im Grunde sorgt er sich nur welche Auswirkungen das Ganze auf ihn hat. Yong-Hye kommt nur selten zu Wort, dafür sind diese, in Kursivschrift gehaltenen Passagen, umso gewaltiger und verstörender. Dadurch wird klar, dass der Schmerz viel tiefer sitzt, bereits in ihrer Kindheit begann zu reifen und sie nun knapp vor dem Abgrund steht. Es ist eine Rebellion ihrerseits gegen die Welt und gegen sich selbst, die sich in einer krankhaften Obsession manifestiert.

    Der zweite Teil des Buches wird aus der Sicht ihres Schwagers Han-Kang erzählt, einem erfolglosen Videokünstler und ebenfalls Gefangener seiner selbst. Auch er hegt eine geheime Obsession. Er fühlt sich vom Mongolenfleck seiner Schwägerin sexuell angezogen und diese Leidenschaft scheint Überhand zu nehmen und lässt ihn alles andere vergessen, bis er dieser Leidenschaft nachgibt und seine Schwägerin Yong-Hye dadurch in den Abgrund reißt.

    Der dritte Teil wird aus der Perspektive von In-Hye erzählt, der Schwester von Yong-Hye und Gattin Han-Kang's.
    Der physiche und psychische Zustand von Yong-Hye hat sich mittlerweile stark verschlechtert und sie wurde in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. In-Hye steht weiterhin zu ihr, besucht sie regelmässig und versucht ihr Bestes ihre Schwester in die reale Welt zurückzuholen. Der Leidensweg ihrer Schwester lässt In-Hye über ihr eigenes Leben nachdenken, sowie über ihren eigenen Wunsch vor Allem flüchten zu wollen. Auch hier wird klar, dass sie eine Gefangene ihrer selbst ist.

    Dieses Buch ist keineswegs leicht zu lesen, behandelt es doch Themen wie Magersucht, krankhafte Obsessionen, welche Auswirkungen diese auf die Mitmenschen haben und zwar mit all den Gefühlen wie Schuld und Ohnmacht. Es erzählt wie einem Gefühle in den Abgrund reißen können und sich in verstörenden Handlungen äußern, welche nur für den Betroffenen selbst als logisch erscheinen, sowie vom Wunsch verschwinden, bzw. etwas anderes sein zu wollen.

    Die Autorin bedient sich hierbei einer flüssigen, aber sehr ungeschönten Sprache und lässt den Leser direkt in die Abgründe einer kranken Seele blicken. Dies ist mitunter verstörend, provozierend und vor allem heftig.
    Ebenso wird die Hilflosigkeit von Betroffenen, sei es von den Erkankten selbst, als auch die der Außenstehenden, thematisiert.
    Obwohl dieses Buch auch Einblicke in die koreanische Lebensweise gibt, könnte diese Geschichte ebenso in Europa angesiedelt sein.
    Betrachte man nur die vielen Patienten/Innen auf Psychosomatischen Krankenstationen.

    Fazit:
    Obwohl dieses Buch teilweise verstörend, provozierend und abgründig ist, übte es doch einen merkwürdigen Sog auf mich aus (oder etwa gerade deshalb?).
    Man blickt hier hinter die Fassade einer kranken Seele und das auf eine sehr heftige und ungeschönte Weise.
    Das Buch ist zwar aus literarischer Sicht vielleicht nicht ungewöhnlich, aber vom psychologischem Standpunkt aus betrachtet einfach top.

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  • 5 Sterne

    Manfred F., 21.11.2020

    Als Buch bewertet

    Han Kangs kleines Büchlein mit 250 Seiten und den Maßen 19,2/11,6/1,8 cm kann ich nicht jedem/jeder/ Leser/in empfehlen. Sollten Sie sich in psychiatrischer Behandlung befinden, lassen sie die Hände von dem Büchlein, es ist literarischer Sprengstoff.

    Aus drei Perspektiven wird das Leben einer jungen Frau, der Südkoreanerin Yong-Hye erzählt. Es bräuchte keinen direkten Bezug auf die gesellschaftlichen Verhältnisse Südkoreas, erschütternd ist die Erzählung allemal: ein unscheinbarer Mann sucht sich so nebenbei unscheinbaren, von allen übersehende Ehefrau. Eine solche Ehe muss gut verlaufen: Nach fünf Jahren Ehe: Da es keine Liebesheirat gewesen war, konnte es ihnen auch nicht passieren, dass ihre Leidenschaft abkühlte und sie in Gleichgültigkeit und Langeweile versinken. Doch Yong-Hye hat einen Traum, für ihren Ehemann und ihre gesamte Verwandtschaft beginnt der Alptraum. Yong-Hye isst keine fleischlichen Produkte mehr. Ist das Nichtragen des BHs eine versteckte Botschaft Yong-Hyes?

    Aus der Fessel der Ehe befreit wird Yong-Hye zum Objekt sexuellen Begierde ihres Schwagers, mit Vorliebe für florales Bodypainting, bis seine Frau die Männer mit den Zwangsjacken kommen lässt. Seine Frau hat für seine künstlerischen Ambitionen einfach kein Verständnis.

    Der dritte Teil spielt in der Psychiatrie, ein "apokalyptischen" Kapitel. Besucherin die Schwester. Die emotionale Wucht der Ereignisse ist in einfachen Text verpackt, das macht das Büchlein umso mehr betroffen.

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Wolfhound, 05.04.2023

    Als Buch bewertet

    Sehr verwirrendes Buch, das mich auf der einen Seite absolut fasziniert und auf der anderen Seite total abgestoßen hat.

    Dieser Roman beschreibt auf besondere Art und Weise, wie man in Südkorea mit dort besonderen, hier ganz alltäglichen, Überzeugungen umgeht.

    In drei Teile aufgeteilt wird uns im ersten Teil das Leben unserer Protagonistin und das Familiengefüge näher gebracht. Sie beschließt aufgrund eines Traumes von einem Tag auf den anderen Vegetarierin zu werden, was die Familie und allen voran ihr Ehemann mehr schlecht als recht aufnimmt. Es wird ständig auf ihr rumgehackt und so gezeigt, welchen Stellenwert diese Art der Ernährung in Südkorea hat und auch, wie schwer es eigentlich dort ist vegetarisch zu kochen/essen. Im zweiten Teil kommt dann der Schwager hinzu, der sich auf besondere Art und Weise mit seiner vegetarischen Schwägerin auseinander setzt, welche ich so gar nicht nachvollziehen kann. Im letzten Teil erzählt dann die Schwester wie sie das veränderte Leben wahr nimmt und auch was der Traum und die vegetarische Ernährung mit ihrer Schwester gemacht haben.

    Ich muss sagen, dass der Roman mir einiges abverlangt hat und gerade der Mittelteil mit dem Schwager für mich schwierig zu fassen war. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Buch mich sogar fast verloren.

    Ich fand es interessant zu lesen, dass in Südkorea Vegetarismus anscheinend als Krankheit angesehen wird, eine Abnormität, die man nicht so einfach akzeptieren kann. Gleichzeitig hat mich die Begründung oder eben die nicht vorhandene Begründung für den Wandel absolut nicht überzeugt und das Verständnis für die Protagonistin schwinden lassen.

    Ein schwieriges Buch, das mich dennoch absolut gepackt hat und auch immer noch in mir nachhallt.

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