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    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 18.09.2020

    Sternenprinzessin

    „Manchmal fühlt es sich so an, als hätten sie mich aus dem Nest geschubst, weil ich ja ohnehin fliegen kann, damit sie es für Theo bequemer ausbauen können.“ (S. 35) Marie ist im letzten Schuljahr und müsste sich eigentlich auf ihre Abi-Prüfungen vorbereiten, Pläne für die Zukunft schmieden, mit ihren Freunden feiern und das Leben genießen. Stattdessen dreht sich seit einem Jahr alles um ihren jüngeren Bruder Theo, dem damals etwas Schlimmes passiert ist und der seither von seinen Ängsten beherrscht wird. Ihre Eltern fragen nie, wie es ihr in der Schule ergangen ist oder was es Neues gibt. Alle Gespräche drehen sich um Theo. Und jedes Mal sagen Theo und Marie, dass alles in Ordnung ist, verschweigen, dass er von einem Mitschüler gemobbt wird. „Das Schlimme ist, dass es mir inzwischen so leichtfällt, die einstudierten Lügen abzuspulen, dass sie sich an manchen Tagen sogar fast wie die Wahrheit anfühlen.“ (S. 162)
    Doch dann kommt ein Neuer in ihre Klasse, Samuel. Schon an seinem ersten Tag greift er an, als Theo drangsaliert wird. Die drei freunden sich an, in Samuels Gegenwart fühlt sich Theo etwas mutiger, macht kleine Fortschritte. „Weil ich bei ihm das Gefühl habe, ich könnte wieder ich sein.“ (S. 166) Und irgendwann ist da plötzlich mehr zwischen Marie und Samuel. „Er berührt meinen Ellenbogen mit seinem und jagt eine Fliegerstaffel an Schmetterlingen durch meinen Körper, die wilde Flugmanöver inklusive Loopings für den Ernstfall proben.“ (S. 65) Aber Samuels Vergangenheit birgt ein fatales Geheimnis …

    In Adriana Popescus neuem Roman geht es darum, wie nach einem traumatischen Vorfall nicht nur das eigentliche Opfer, sondern das Leben von dessen ganzer Familie beeinträchtigt ist. „Seine schlaflosen Nächte sind schon längst zu unseren geworden, seine Probleme zu meinen und meine eigenen werden von Tag zu Tag kleiner … bis ich sie eines Tages gar nicht mehr erkennen kann.“ (S. 138)

    Theo kann und will die Erwartungen seiner Eltern nicht länger erfüllen, die genau wie er selbst jeden Tag hoffen, dass es ihm endlich besser geht und er in die Normalität zurückfindet. Doch weder die Therapie noch Medikamente schlagen an. Sein ganzes Leben wird durch Ängste bestimmt und er fragt sich immer öfter, ob sich so ein Leben überhaupt noch lohnt.
    Marie weiß davon und ist immer für ihn da. Sie fühlt sich schuldig, als sie sich verliebt. Hat sie überhaupt das Recht auf ein eigenes Leben, auf ein kleines bisschen Glück, während sich Theo immer mehr von der Welt zurückzieht?! „Wie um alles in der Welt soll ich jetzt plötzlich wieder zum Mittelpunkt meines Lebens werden?“ (S. 84)
    Auch Samuel will neu anfangen, niemand soll von seiner Vergangenheit erfahren: „Das Gute ist an der neuen Schule ist, dass mich dort niemand kennt und ich noch mal bei null anfangen kann.“ (S. 46) Doch so ganz kann er nicht von seinen alten Freunden und seinem alten Leben lassen. Wird ihm das zum Verhängnis?

    „Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln“ ist wieder ein extrem emotionales Buch mit Grenzerfahrung, dass mich gefesselt und an meine eigene Schulzeit erinnert hat. Es gibt wohl kaum jemanden, der in diesem Lebensabschnitt nicht mit dem Thema Mobbing konfrontiert wird bzw. wurde, ob als Opfer, Täter oder (stiller) Zuschauer. Ich habe mit Theo, Marie und Samuel mitgelitten und mitgefiebert, konnte Theos Mitschüler verstehen, die nicht eingegriffen haben, wenn er wieder gequält wurde – besser er als sie. Und ich war unendlich froh, dass wenigstens Marie und Samuel nicht tatenlos zugesehen, sondern Zivilcourage und Mitgefühl bewiesen haben.

    Adriana Popescue hat die Geschichte sehr geschickt konstruiert. Sie gibt dem Leser immer wieder kleine Hinweise auf die Vergangenheit ihrer Protagonisten, hält deren Geheimnisse aber so lange wie möglich zurück und die Spannung damit aufrecht. Trotz des traurigen Hintergrundes verbreitet sie Hoffnung, zeigt auf, dass man sich unbedingt Hilfe holen und annehmen soll und nichts dafür kann, wenn man zum Opfer geworden ist.

    „Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln“ ist wieder ein echtes Highlight und Herzensbuch für mich und sollte genau wie „Das Gegenteil von Hasen“ als Pflichtlektüre an Schulen gelesen werden.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Der Medienblogger, 17.09.2020

    Die Münchner Autorin Adriana Popescu bereitete mir mit ihren letzten zwei Erscheinungen aus der jugendlichen Belletristik einige unter die Haut gehende Lesemomente. Ihr Erfolgsrezept: vielschichtige Charaktere und ihre Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und den inneren Kämpfen. Diesen Monat erscheint ihr neuestes Werk "Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln" im cbt-Verlag.

    Samuel, Marie und Theo: So heißen die drei Hauptfiguren des vorliegenden Romans. Jede von ihnen besitzt persönliche Probleme, Hoffnungen und Ängste, mit denen sie sich auseinandersetzen. Das macht sie besonders authentisch und greifbar, denn die Sorgen und die daraus resultierende Verletzlichkeit sind jederzeit nachvollziehbar. Wer bin ich; was ist meine Position im Leben; wie wird es durch meine Entscheidungen beeinflusst; wie soll ich weitermachen, wenn tief in mir etwas verletzt wurde – all das sind Fragen, die zum Alltag der jungen Generation dazugehören und die den Leser*innen große Identifikationsfläche bieten.

    Die Kapitel sind kurz, der Schreibstil von der ersten Seite an mitreißend: Adriana Popescu weiß genau, wie sie ihr Lesepublikum in den Bann schlagen kann. Sie ermöglicht jederzeit einen Perspektivwechsel und somit den steten Einblick in die innere Handlung der Protagonisten. Somit fühlte ich mich rasch in die Geschichte involviert und konnte mich gut mit dem Figurenensemble sympathisieren.

    Zudem hält die Autorin den Leser*innen geschickt Hintergrundinformationen vor, um sie am Ball zu behalten und die Aufmerksamkeit auf sich zu richten: Das wirkt, man*frau möchte das Buch überhaupt nicht mehr loslassen, ehe man hinter die Geheimnisse der Figuren gekommen ist. Im weiteren Verlauf wird die Bedeutsamkeit von Entscheidungen deutlich, die oftmals den Menschen und sein Umfeld langfristig prägen. Die vielen Orts- und Personenwechsel machen die Handlung zusätzlich kurzweilig.


    Durch genau beobachtete Details verdeutlicht Popescu in ihrem neu erschienenen Roman die Liebe und Fürsorglichkeit unter den einzelnen Figuren. Die drei Hauptfiguren machen einen großen inneren Prozess durch, dessen Verlauf oft sehr glaubwürdig erscheint. Es gibt starke Fortschritte, ja, aber auch viel Scheitern, viele Rückfälle und resignierende Momente. Für mich stach Theo trotz seines geistig instabilen Zustands durch seine bewundernswerte Selbstreflektion heraus: Ihm sei bewusst, dass sich seine Familie manchmal wie Sisyphos fühlen muss, wenn sich seine Panikattacken mal wieder, zu oft wiederholten.

    Genau hier gerät die Handlung jedoch teilweise in eine spannungsarme Flaute: Sie dreht sich einige Male zu oft im Kreis und bremst somit das Erzähltempo aus. Ja, diese Repititivität kann auch stilistisch das eigene Scheitern darstellen. Dann hätte ich mir aber gewünscht, dass die Autorin etwas aus der üblichen Struktur ausbricht und auch mal den recht vorhersehbaren Pfad überraschend verlässt. Viele Entwicklungen und Verbindungen sind dann doch zu berechenbar: Fünfzig bis hundert Seiten weniger hätten dem Buch gut getan.

    Letztendlich kann ich euch das Buch trotz der Schwächen im letzten Drittel uneingeschränkt ans Herz legen: "Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln" ist ein warmherziges Plädoyer für menschlichen Zusammenhalt und Rücksichtnahme. Es ist okay, Fehler zu begehen, Hilfe zu brauchen und zu scheitern – und mit genau dieser inspirierenden Botschaft legitimiert Adriana Popescu mit erzählerischer Leichtigkeit die persönliche Unvollkommenheit. Wichtig ist es, sich mitzuteilen, um nicht von der Schwere der eigenen Sorgen erdrückt zu werden.



    «Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln»
    zeigt einfühlsam, dass es okay ist, sich Hilfe zu holen und nicht weiter weiß. Dass es auch okay ist, mal falsche Entscheidungen zu treffen. Eine sehr inspirirerende Lektüre!

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