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  • 5 Sterne

    Milagro, 29.07.2022

    Als Buch bewertet

    Ein wenig sprachlos und atemlos war ich nach der Lektüre. War das nun tatsächlich die Lebensgeschichte der Autorin? War das fiktiv? Beides kombiniert? Letztlich aber ist es mir dann doch nicht mehr so wichtig, denn diese Geschichte ist faszinierend. Die Beziehungen zwischen den aus völlig unterschiedlichen Kulturkreisen stammenden Familienmitgliedern ist geprägt von einer gewissen Stille: Weder wird zwischen den Eheleuten besonders viel über die eigene Geschichte gesprochen, noch wird eine Annäherung an die Kultur des anderen gesucht. Jeder lebt fremd in der neuen, amerikanischen Kultur. Die Tochter ist dabei das Bindeglied, gleichzeitig ebenso fremd für die Eltern. Manchmal kam es mir so vor als beobachteten die Eltern ihr Kind, ein bisschen von außen. Die gemeinsame Sprache wird vom Vater nicht gut gesprochen, ich fand es bedauerlich, dass der Tochter keine Sprache der Eltern mitgegeben worden ist, was hätte das für eine Vielfalt sein können! So blieb letztlich jeder für sich. Die unterschiedlichen Kapitel stellen jeweils ein Familienmitglied ins Zentrum, sehr spannend fand ich dabei den Vater, dessen chinesische und panamaische Herkunft nicht besonders glücklich erschien, da hätte ich gern mehr erfahren, aber das ging seiner Tochter wohl auch so. Die Geschichte der deutschen Mutter ist deutlicher, sie erschien mir als Person sehr schwierig. Ihr Hadern hinsichtlich einer Rückkehr in ein Land, das sie selbst nicht mehr richtig kennt, ist nachvollziehbar. Ihre Wünsche bleiben auf der Strecke, die Realität hält sie fest in einer Ehe und in einem Land, in dem sie doch nie ankommt. Der Versuch der Tochter, im Ballett Erfüllung zu finden, scheitert. Der Abschnitt über die Liebesgeschichte zwischen der Tochter und dem Einwanderer war ebenso ungewöhnlich wie die vorherigen Kapitel, wenn auch auf gewisse Weise zärtlicher. Auch hier beginnt die Geschichte mit der Sprachlosigkeit, denn der Liebhaber ist Sprachschüler der Tochter. Wieder prallen fremde Welten aufeinander, erneut sehr schön beschrieben und realistisch. Insgesamt sehr lesenswert, eine ungewöhnliche Geschichte.

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  • 5 Sterne

    Cosmea, 03.08.2022

    Als Buch bewertet

    Immigrantenschicksale
    In ihrem im Original schon 1995 erschienenen autobiografisch gefärbten Debütroman erzählt Sigrid Nunez die Geschichte einer Immigrantenfamilie. Der Vater hat chinesische Wurzeln und stammt aus Panama. Während seiner Zeit als Soldat in Deutschland lernt er seine deutsche Frau Christa kennen. Sie wandern in die USA aus und leben in Brooklyn. Die namenlose Ich-Erzählerin widmet ihm den ersten Abschnitt ihres Buches unter dem Titel Chang, denn so hieß er, bis er in den 30ern den spanischen Namen seiner Mutter annahm. Die Erzählerin kannte ihren Vater nicht wirklich, denn er hat immer nur gearbeitet und bis zu seinem Tod nie richtig Englisch gelernt. Im zweiten Abschnitt lernen wir die Mutter kennen, eine hübsche mal fröhliche, mal sehr traurige Frau, die zu unkontrollierbaren Wutanfällen neigte und teilweise recht rabiat mit ihren Töchtern umging. Sie hatte ihr Leben lang Heimweh nach Deutschland, fuhr aber nur noch selten in die Heimat. Sie war unglücklich in ihrer Ehe, ließ sich aber trotzdem nicht scheiden. Im dritten Abschnitt geht es um die Liebe der Protagonistin zum Ballett. Sie nimmt vom 12. Lebensjahr an Ballettstunden, muss aber bald einsehen, dass das du spät ist, um eine Ballerina zu werden. Sie hat große Schmerzen beim Training, besonders bei dem Versuch, den Spitzentanz zu beherrschen. Im vierten Teil geht es um ihre Liebesbeziehung zu dem Russen Vadim aus Odessa, der anfangs Schüler in ihrem Englischkurs ist. Je besser sein Englisch wird, desto mehr erfährt sie aus seiner schlimmen Vergangenheit, so dass er ihr am Ende nur noch Angst macht.
    Nunez beschreibt eindrucksvoll, was Entwurzelung und der Verlust von Heimat und Sprache mit den Menschen machen, welche besondere Verbindung zwischen Liebe und Sprache besteht und welche Macht Familie über unser Leben hat. Mir hat dieser Roman gut gefallen und ich empfehle ihn ohne Einschränkung.

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  • 5 Sterne

    Michael F., 10.08.2022

    Als Buch bewertet

    Spurensuche
    In dem stark autobiografisch geprägten Roman „Eine Feder auf dem Atem Gottes“, der bereits 1995 in Amerika erschienen ist, geht die vor allem in den USA bekannte Schriftstellerin Sigrid Nunez auf biografische Spurensuche. In vier Kapiteln geht sie ihren biografischen Wurzeln nach bis zum Alter von 17 Jahren nach.
    Das erste Kapitel ist dem chinesisch-panamaischen Vater gewidmet, der kaum spricht, aber umso mehr arbeitet. Was sie über ihn weiß, erfährt sie von anderen Personen. Mit ihm selbst hat sie kaum gesprochen.
    Im zweiten Kapitel beschreibt die Ich-Erzählerin ihre Mutter, die mit ihrem Leben unzufrieden ist und keine auf Vertrauen basierende Beziehung zu ihrer Tochter aufbauen kann.
    Das dritte Kapitel hat dem Roman den Titel gegeben. Die Ich-Erzählerin berichtet von ihrem Traum, eine Ballett-Tänzerin zu werden und von dem Scheitern dieses Traumes. Ballett ist für sie auf der einen Seite die Möglichkeit, ihrer Wirklichkeit zu entfliehen. Auf der anderen Seite stellt sie aber auch schonungslos die desillusionierende Wirklichkeit des Balletttrainings dar.
    Im vierten Kapitel geht es um die erste große Liebe der 17-Jährigen. Sie geht eine Beziehung mit einem doppelt so alten, verheirateten Russen aus Odessa ein. Dabei gelingt es ihr, ein für den Leser wirklich nachzuvollziehendes Portrait ihres Geliebten anzufertigen.
    Der Roman ist sprachlich sehr präzise geschrieben und lässt sich dadurch sehr gut lesen.
    Eine Leseempfehlung für alle, die sich dafür interessieren, aus welchen biografischen Gegebenheiten sich eine Persönlichkeit entwickelt.

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  • 5 Sterne

    Niko, 30.07.2022

    Als Buch bewertet

    In "Eine Feder auf dem Atem Gottes" erzählt die Autorin Sigrid Nunez ihre eigene Geschichte. Das Buch ist in vier Teile gegliedert: im ersten Teil kennen wir die Eltern, der Vater und die Mutter, und in den zweiten Teil geht es über ihre Liebe zum Ballett und die Affäre mit Vadim, einem Russen aus Odessa.

    Der chinesisch-panamaischen Vater und die deutsche Mutter haben keine glückliche Familie. Der Vater arbeitet sehr viel, ist sehr viel abwesend und sehr still. Die Mutter ist unglücklich, vermisst Deutschland und findet selbst keinen Platz in ihren neuen Heimat. So wächst die Autorin in New York in einem Sozialwohnungsbau, in einer liebloser Familie, mitten in Streitereien, Drohungen, Armut und sucht ihre eigene Identität.

    Der Schreibstil ist flüssig, klar, mit kurze und sehr prägnanten Sätze und sehr bildhaft. Das Buch liest sich fast wie ein Tagebuch, wo die Autorin ihre Erfahrungen verarbeitet. Mit einem sehr feinen Humor erzählt die Autorin ihre Kindheit, Jugend, Erwachsen werden, die Suche auf einem Platz in ihrer Familie, wo die Eltern selbst keinen richtigen Platz haben, und in der Familie keine Struktur gibt, die Liebe zum Ballett und später die ersten Sex-Erfahrungen - all diese Dinge werden die Autorin sehr stark prägen.

    Das Buch ist sehr einfühlsam geschrieben und hat mich sehr berührt. Es werden Themen angesprochen wie Herkunft, Heimat, Familie, Zugehörigkeit, die Suche nach Identität, Liebe. Definitiv eine klare Weiterempfehlung für alle, die autobiographische Romane mögen.

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  • 5 Sterne

    yellowdog, 19.07.2022

    Als eBook bewertet

    autobiografisch geprägte Literatur

    Die US-amerikanische Autorin Sigrid Nunez hat schon viele bemerkenswerte Bücher geschrieben (z.B. Der Freund, Sempre Susan).
    Daher bin ich froh, dass nun auch ihr erstes Buch von 1995 in Deutsch neu aufgelegt wurde. Es ist ein sehr autobiografisches Buch.

    Darin erzählt Nunez von ihrer Herkunft, von ihren Eltern. Ihr Vater war in Panama geboren und Chinese, ihre Mutter war Deutsche.
    Zusammen gingen sie in die USA. Doch die Herkunft prägt die Familie und ihr Leben in den USA.


    Das erste, relativ kurze Kapitel ist dem Vater gewidmet. Es ist ein Porträt mit Lücken, da der Vater ein schweigsamer, zurückhaltender Mensch war.

    Der zweite Teil gehört der Mutter und aufgrund deren charakterlichen Veranlagung wird das Buch wesentlich lebhafter.

    Immer hat die Mutter eine Sehnsucht nach Deutschland behalten.


    Beide Elternporträts halte ich für überaus ehrlich und von außerordentlich starker Wirkung.


    Dann beschreibt Nunez ihre eigene Kindheit. Da die beiden ersten Teile so stark waren, verblasst dieser Abschnitt im Vergleich ein wenig.

    Im vierten, wieder interessanteren Teil geht es um Vadim, einen russischen Mann, in den Sigrid sich verliebt hat.
    Mit ihm wird eine weitere Immigrationsgeschichte geschrieben.


    Eine Feder auf dem Atem Gottes ist zwar autobiografisch, aber es ist auch ganz klar Literatur und ich bin froh, es gelesen zu haben.

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  • 5 Sterne

    Christine K., 25.07.2022

    Als Buch bewertet

    Schwer einzuordnen

    Dies war mein zweites Buch von Sigrid Nunez. Und genauso wie bei „Was fehlt dir“, fällt es mir auch bei „Eine Feder auf dem Atem Gottes“ schwer, es einzuordnen. Was genau habe ich da eigentlich gelesen? Eine fiktive Geschichte oder doch ein autobiographischer Roman? Ich bin mir nicht sicher, zudem es auch kein Nachwort gibt, welches diese Frage klären würde.

    In Bruchstücken erzählt die Autorin zunächst die Geschichte ihrer Eltern. Gerade diese beiden Kapitel über Chang und Christa (was für eine ungewöhnliche Namenskonstellation) haben mir außerordentlich gut gefallen. Die Sprache war lebendig und bildhaft, die Figuren zum Greifen nah. In der zweiten Hälfte lernen wir dann die junge Sigrid kennen, ihre Träume und Ängste. Auch hier war ich noch ganz gefesselt von diesem ungewöhnlichen Roman. Der vierte Abschnitt hat mich dann leider etwas enttäuscht. Die Liebesgeschichte mit Vadim war nicht ganz so meins.

    Insgesamt war es aber eine tolle Lektüre und für Liebhaber zeitgenössischer Literatur absolut zu empfehlen. Insbesondere dieses „Fremdsein“ in der eigenen Familie ist mir sehr Nahe gegangen. Frau Nunez hat wirklich einen großartigen Erzählstil und ich freue mich schon auf den nächsten Roman von ihr.

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  • 5 Sterne

    brauneye29, 19.07.2022

    Als eBook bewertet

    Zum Inhalt:
    Eine junge Frau blickt auf ihr Leben zurück. Die deutsche Mutter mit ihren Erlebnissen im Nachkriegsdeutschland und ihr permanentes Heimweh nach der Heimat, der chinesisch-panamaische Vater, der immer so still war und den sie eigentlich gar nicht richtig kennt, ihren Wunsch zu tanzen und ihr Affäre mit dem Russen Vadim.
    Das ist so ein Buch, das einem wahrscheinlich entweder super gefällt oder gar nicht. Ich gehöre eindeutig zur ersten Kategorie, wobei ich in keiner Weise erklären kann, warum ich das Buch so mochte. Denn so richtig was passieren tut in dem Buch nichts aber irgendwie war ich total gefesselt und habe das Buch in einem Rutsch gelesen, was beim Umfang des Buches natürlich auch einfach war. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Das Buch ist einerseits sehr schwermütig, hatte für mich aber auch eine gewisse Leichtigkeit.
    Fazit:
    Einfach ein tolles Buch

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  • 5 Sterne

    begine, 19.07.2022

    Als Buch bewertet

    Interessant

    Die amerikanische Schriftstellerin Sigrid Nunez schreibt Gegenwartsliteratur.

    Eine Feder auf dem Atem Gottes spielt in New York in den 50er bis 60er Jahren, in denen die Protagonistin aufwächst.
    Sie hadert mit vielem, der Vater ist ihr zu ruhig und kümmert sich nicht viel.
    Interessant finde ich den Werdegang des Vaters, der es bestimmt nicht leicht hatte. Er ist chinesischer und panamaischer Herkunft. Zur Schule wird er nach Shanghai geschickt.
    Im Krieg lernt er die deutsche Mutter kennen und sie heiraten. Sie übersiedeln nach New York. Die Mutter fühlt sich nie ganz heimisch. Trotz Sehnsucht nach der alten Heimat kehrt sie doch nie dauerhaft zurück.
    Die Situation der Protagonistin hat die Autorin gut erfasst, denn zu der Zeit ging es allen Jugendlichen ähnlich.

    Der Roman liest sich flott und konnte mich gut unterhalten.

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  • 4 Sterne

    Readaholic, 18.07.2022

    Als Buch bewertet

    Eine schwere Bürde
    In ihrem autobiographischen Roman „Eine Feder auf dem Atem Gottes“ gibt uns Sigrid Nunez Einblicke in ihre Kindheit und Jugend in New York. Ihre Eltern lernten sich in Deutschland kennen, ihr Vater ein chinesisch-südamerikanischer Soldat, die Mutter aus Süddeutschland. Eigentlich passen sie überhaupt nicht zusammen, trotzdem heiraten sie und ziehen in die USA.
    Im ersten Kapitel beschreibt die Autorin ihren Vater, der ihr zeitlebens fremd blieb. Er lernte nie richtig Englisch, einer von vielen Gründen, warum die Mutter auf ihn herabsah. Er arbeitete hart, aß alleine, verbrachte seine knapp bemessene freie Zeit so gut wie nie mit der Familie, kurzum, er blieb ein Fremder. Eine Tatsache, die Sigrid Nunez als Erwachsene schmerzt, da der Vater früh starb und sie so nie die Gelegenheit hatte, das Verpasste nachzuholen.
    Die Ehe der Eltern war unglücklich, was für die Kinder sicher eine schwere Bürde darstellt. Die Mutter trauerte noch lange Deutschland und ihrer Jugendliebe nach, die sie regelrecht verklärt. Sigrid wendet sich bald dem Ballett zu und findet darin große Befriedigung, auch wenn sie nicht talentiert genug ist, eine große Ballerina zu werden. Das Kapitel, das den Titel des Buchs trägt und in dem Nunez ihre Faszination mit dem Ballett schildert, hat mich ziemlich befremdet, da ich nicht nachvollziehen kann, wie man freiwillig blutige Zehen und Schmerzen auf sich nimmt, nur um Spitzentanz zu beherrschen und auf der Bühne zu stehen. Den Balletttänzerinnen wird außerdem nahegelegt, so gut wie nichts zu essen, um ihre mädchenhafte Figur zu behalten: institutionalisierte Magersucht. Wahrscheinlich hat sich bis heute nichts daran geändert. Ein für mich sehr verstörendes Kapitel.
    Im letzten Kapitel ihres Buchs beschreibt die Autorin ihre Affaire mit dem russischen Einwanderer Vadim, den sie durch ihre Tätigkeit als Englischlehrerin kennenlernt. Von Anfang an ist klar, dass er verheiratet ist und seine Frau nicht verlassen wird. Es ist eine leidenschaftliche Beziehung zu einem Mann mit äußerst zwielichtiger Vergangenheit, wie sie nach und nach feststellt.
    Nunez erzählt mit schonungsloser Offenheit aus ihrer Jugend, selbst wenn sie dabei nicht immer in einem guten Licht dasteht. Obwohl mich manches in diesem Buch befremdet und sogar abgestoßen hat, fand ich den Roman faszinierend und lesenswert.

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  • 4 Sterne

    ninchenpinchen, 01.08.2022

    Als Buch bewertet

    Von Schocks und Offenbarungen

    Sigrid Nunez ist eine meiner Lieblingsautorinnen, denn „Der Freund“ wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Ebenso, etwas abgeschwächt, „Was fehlt dir“. Hier schreibt sie ihr Debüt, autobiographisch, vom Aufwachsen in New York.

    Der Roman ist in vier Sequenzen unterteilt: Vater, Mutter, Ballett und ihre Liebe (nicht unbedingt die erste!).

    SN ist also ein Mix aus Deutschland, China und Panama. Möglicherweise schreibt sie deshalb so ungewöhnlich und bringt den Leser zum Nachdenken. Das schaffen nur die guten Romane.

    Der Vater, Chang, war nicht jemand, der nicht sprach, sondern jemand, dem niemand zuhörte. (S. 30) Eine traurige Figur mit viel Arbeit, wenig Kontakten nach außen. In der eigenen Familie fand er keine Zuneigung, von der viel jüngeren deutschen Frau schon gar nicht, aber auch nicht von den drei gemeinsamen Töchtern. Es bleibt ein Rätsel, warum diese Frau diesen Mann geheiratet hat.

    Von den zwei Schwestern erzählt SN hier wenig. Dafür spielt das Ballett eine große Rolle. Ich habe noch nie so viel Desillusionierendes über Ballett gelesen. Vom ständigen Hunger und den deformierten Füßen der Frauen. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich das nur Sadisten anschauen. Oder dass die Erfinder und Trainer Freude am Quälen ihrer Schützlinge empfinden.

    Aber für Sigrid bedeutete das Ballett „Teil der Welt zu sein und sich ihr gleichzeitig zu entziehen.“ (S. 125) Diese wunderbare Möglichkeit zur Alltagsflucht bot ihr diese Kunst.

    Dann, zum Schluss, kommt die Liebe und sie ist kompliziert. Erfüllung im herkömmlichen Sinn kann es nie geben, das ist von Anfang an beiden klar. Vadim ist verheiratet und eine Trennung von der Frau kommt nicht in Frage. Hier ist ganz viel Illusion, Schönfärbung und ganz, ganz wenig Realität im Spiel. Aber ist die Liebe nicht immer so?

    Fazit: Sehr lesenswert, wenn man auf kontinuierliche Handlung verzichten kann. Gegen den Strich gebürstet eben. Aufpassen: mit viel Inhalt zwischen den Zeilen. Vier Sterne.

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  • 4 Sterne

    SofieW, 19.07.2022

    Als Buch bewertet

    Aufwachsen, erwachsen und die Suche nach der eigenen Identität

    Die Schriftstellerin Sigrid Numez hat für ihre Bücher schon viele Auszeichungen erhalten und ist ein Name in der Welt des geschriebenen Worts. Mit 'Eine Feder auf dem Atem Gottes' veröffentlichte sie 1995 ihren ersten sehr persönlichen Debütroman, der autobiografisch Einblicke gibt in die Zeit ihres Aufwachsens in New York und sehr fokussiert ihr Augenmerk in vier Abschnitten auf ihren Vater, ihre Mutter, das Ballet und die Affäre mit Vadim, einem verheirateten russischen Einwanderer, richtet. Und dieser in seiner Offenlegung doch auch mutige Roman, er ist nun wieder da, neu aufgelegt und mit seinem melancholischen und berührenden Stil absolut wert, erneut entdeckt zu werden.
    Die Suche, auf die sich die Autorin hier begibt, ist die nach der eigenen Identität. Sie klopft dafür an viele Türen, denn natürlich beginnt alles mit der eigenen Familie, die das Fundament legen sollte für das Heranwachsen, Hersauswachsen hin zu sich selbst. Doch das ist hier anders. Es gibt einen chinesisch-panamaischen Vater, der dieses Leben nicht will und eine deutsche Mutter, die noch weniger damit fertig wird, in diesem Amerika, noch dazu als nur Hausfrau und Mutter, leben zu müssen und deren 'Träume' zurück in Deutschland liegen. Familie existiert nicht, nur Streit und Gewalt erlebt sich hier fort. Und so sucht Numez nach anderen Leidenschaften, die zu Famile werden könnten und das ist in ihrem Fall der Tanz. Und dann ist da noch, als weiteres Mosaiksteinchen, die Affäre. Mit Vadim erlebt sie 'Gefühle', doch mehr kann es nicht sein, denn dieser hat Frau und Kind.
    Ich konnte diesem Buch sehr viel abgewinnen. Man fühlte sich von der Autorin mitgenommen auf ihren ganz eigenen Weg hin zu dem, was sie so sehr vermisst und was man einfach braucht zum Leben, ein starkes Ich, in sich selbst.

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  • 4 Sterne

    SofieW, 18.07.2022

    Als Buch bewertet

    Aufwachsen, erwachsen und die Suche nach der eigenen Identität

    Die Schriftstellerin Sigrid Numez hat für ihre Bücher schon viele Auszeichungen erhalten und ist ein Name in der Welt des geschriebenen Worts. Mit 'Eine Feder auf dem Atem Gottes' veröffentlichte sie 1995 ihren ersten sehr persönlichen Debütroman, der autobiografisch Einblicke gibt in die Zeit ihres Aufwachsens in New York und sehr fokussiert ihr Augenmerk in vier Abschnitten auf ihren Vater, ihre Mutter, das Ballet und die Affäre mit Vadim, einem verheirateten russischen Einwanderer, richtet. Und dieser in seiner Offenlegung doch auch mutige Roman, er ist nun wieder da, neu aufgelegt und mit seinem melancholischen und berührenden Stil absolut wert, erneut entdeckt zu werden.
    Die Suche, auf die sich die Autorin hier begibt, ist die nach der eigenen Identität. Sie klopft dafür an viele Türen, denn natürlich beginnt alles mit der eigenen Familie, die das Fundament legen sollte für das Heranwachsen, Hersauswachsen hin zu sich selbst. Doch das ist hier anders. Es gibt einen chinesisch-panamaischen Vater, der dieses Leben nicht will und eine deutsche Mutter, die noch weniger damit fertig wird, in diesem Amerika, noch dazu als nur Hausfrau und Mutter, leben zu müssen und deren 'Träume' zurück in Deutschland liegen. Familie existiert nicht, nur Streit und Gewalt erlebt sich hier fort. Und so sucht Numez nach anderen Leidenschaften, die zu Famile werden könnten und das ist in ihrem Fall der Tanz. Und dann ist da noch, als weiteres Mosaiksteinchen, die Affäre. Mit Vadim erlebt sie 'Gefühle', doch mehr kann es nicht sein, denn dieser hat Frau und Kind.
    Ich konnte diesem Buch sehr viel abgewinnen. Man fühlte sich von der Autorin mitgenommen auf ihren ganz eigenen Weg hin zu dem, was sie so sehr vermisst und was man einfach braucht zum Leben, ein starkes Ich, in sich selbst.

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  • 4 Sterne

    Alice, 01.08.2022

    Als Buch bewertet

    Sigrid Nunez wächst als Kind eines chinesisch-panamaischen Vaters und einer deutschen Mutter in den 50ern und 60ern in einer Sozialsiedlung in New York auf. Vor diesem Hintergrund ist es keine Überraschung, dass sie sich ihr ganzes Leben auf der Suche nach ihrer Identität befindet. Das tut sie auch in und mit diesem Roman, die Kapitel widmen sich verschiedenen identitätsstiftenden Elementen ihres Lebens: ihren Elternteilen, dem Ballett und einer Beziehung zu einem Einwanderer.

    Wesentlicher Bestandteil der Suche ist immer wieder die Sprache. Die amerikanische Sprache, die ihr Vater nie richtig erlernt hat. Die deutsche Sprache, die ihre Mutter nie komplett aufgegeben hat. So hatte jedes Elternteil sein eigenes sprachliches Universum und obwohl sie zusammenlebten, lebte am Ende jeder für sich allein.
    Die Sprache spielt auch in ihrem Erwachsenenleben eine Rolle, es ist die amerikanische Sprache, die sie Vadim beizubringen versuchte, die russische Sprache, die ihr das Gefühl gab, ihn niemals komplett zu kennen.

    Der Roman lebt von Nunez Offenheit und Ehrlichkeit, die sich auch in ihrer Sprache und ihrem Schreibstil widerspiegeln. Das Kapitel über ihre Liebe zum Ballett, aus dem auch der Titel des Romans entstammt, fand ich etwas schwächer, den letzten Abschnitt über ihre Beziehung zu Vadim dafür umso stärker. Ein tolles Buch, das den Leser an eine außergewöhnliche Lebensgeschichte heranführt!

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  • 4 Sterne

    felidae, 04.09.2022

    Als Buch bewertet

    Blick auf die Vergangenheit
    "Eine Feder auf dem Atem Gottes" ist das autobiographische Werk der erfolgreichen Schrifstellerin Sigrid Nunez.
    Das Cover des Buches ist schlicht in rosa gehalten. Die Figur einer Tänzerin ist darauf abgebildet. Besonders hübsch ist es nicht und nur aufgrund des Covers hätte mich das Buch nicht angesprochen.
    Sigrid Nunez hat den Rückblick auf ihre Vergangenheit in vier Abschnitte unterteilt: so beschreibt sie im ersten Kapitel ihren chinesisch-panamaischen Vater, im zweiten Kapitel ihre deutsche Mutter, im dritten Kapitel ihr Heranwachsen und das vierte Kapitel handelt von ihrer Liebe zu einem Mann.
    Aufgewachsen in New York City, blickt die Autorin auf ihre eigenen Wurzeln zurück.
    Der Leser bekommt einen sehr klaren Blick auf ihr Heranwachsen, das Leben mit ihren Eltern und in wie weit ihre Kindheit sie für ihr späteres Leben geprägt hat.
    Sigrid Nunez Schreibstil ist flüssig, einprägsam und problemlos zu lesen.
    Bis auf ein paar klitzekleine Schwächen hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich würde eine Leseempfehlung aussprechen.

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  • 4 Sterne

    MonaLena, 18.10.2022

    Als Buch bewertet

    Zwischen den Welten
    Eine Feder auf dem Atem Gottes ist mein zweites Buch der Autorin. Es gibt wohl ihre eigene Herkunft und ihren inneren und äusseren Kampf um ihre Identität als Kind zweier Einwanderer aus verschiedenen Kontinenten, wieder.
    Die Mutter eine verbitterte Frau, typisch deutsch der 60er Jahre passt überhaupt nicht in die Sozialsiedlung am Rande von New York. Der Vater ein arbeitswütiger Chinese ist mit der Rolle als Familienvater und Befehlsempfänger der Mutter ebenfalls überfordert. In dieser düsteren Familienkonstellation wird Mädchen groß und flüchtet sich meist in Dinge und Situationen, die ihre Mutter ablehnt und den Vater nicht interessiert.
    Sie versucht sich als Balletttänzerin, scheitert dabei aber an ihrem Körper und findet dann den Weg in eine zufriedenstellende berufliche Zukunft als Teilzeitlehrerin und landet auch in der Liebe nicht unbedingt den Volltreffer.
    Eine eindringliche, manchmal etwas melancholische Lebensgeschichte, die den Leser nicht gerade aufmuntert.
    Trotzdem lesenswert.

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  • 4 Sterne

    XYZ, 01.09.2022

    Als Buch bewertet

    emotional und berührend

    Autorin Sigrid Nunez lässt die Leser in ihrem Debüt "Eine Feder auf dem Atem Gottes" an ihrer eigenen Geschichte teilhaben.
    Eigene Geschichten bzw. reale Geschichten sind immer etwas besonderes und machen es beim Lesen noch intensiver, zumindest für mich.

    Die Kindheit war nicht besonders liebevoll. Sie wächst mit ihren Eltern in einer Sozialwohnung in New York auf. Der chinesisch-panamaischen Vater ist nur am arbeiten und kaum anwesend. Die Mutter ist unglücklich und vermisst ihre Heimat. Ein schwieriges Umfeld für ein Kind - keine leichte Umgebung für die eigene Identitätsfindung.

    Der Schreibstil ist prägnant und klar, und lässt sich sehr flüssig lesen. Man ist wirklich mitten in der Erzählung und wird von diesem doch schwierigen Umfeld berührt - ich finde das Buch sehr emotional geschrieben.

    Mich konnte das Buch überzeugen, daher kann ich auch eine Empfehlung abgeben.

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  • 3 Sterne

    Gisela E., 19.10.2022

    Als Buch bewertet

    Sehr distanziert erzählt

    Eine junge Frau erzählt ihre Geschichte, ausgehend von den Eltern, die so verschieden sind wie ihre Nationalitäten: der Vater mit chinesisch-panamaischen Wurzeln, die Mutter Deutsche. Während der Vater eher still ist und sich kaum zeigt, zehrt die Mutter von ihrem Heimweh in ein Deutschland, das es nach dem Krieg längst nicht mehr gibt. Die junge Frau flüchtet sich in die Welt des Balletts und erlebt die erste Affäre mit Vadim, einem Russen aus Odessa.

    Ein Roman darüber, wie Immigration das Leben nicht nur der beiden Eltern, sondern auch das der nächsten Generation beeinflusst, über Eltern und Kinder und vor allem das Fremdsein in der eigenen Familie, das möchte dieses Buch für den Leser sein. Es könnte ein Roman mit autobiografischen Elementen sein; ob das wirklich so ist, lässt sich vom Buch her nicht wirklich herauslesen. So interessant der Plot ist, der in den verschiedenen Kapiteln den Fokus immer wieder auf neue Aspekte legt, hatte ich doch bis zum Schluss das Gefühl, als Leserin auf Abstand zu bleiben. Zu fremd bleibt mir die Geschichte, zu fremd auch ihre Charaktere, so richtig fassen konnte ich sie nicht. Sollte dieser Eindruck vielleicht sogar Absicht sein, um die Fremdheit der Hauptfigur in ihrem Leben zu zeigen? Das ist zwar gelungen, hinterlässt aber ein seltsames Gefühl der Distanz nach dem Lesen.

    Es gibt sicher Leser, die mehr mit dieser Geschichte anfangen können. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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  • 3 Sterne

    Karola D., 06.07.2022

    Als eBook bewertet

    Heimweh, Immigration, Liebe – viele Rückblicke auf das eigene Leben!
    Wie wächst ihr Vater in Shanghai auf, der die Sprache der chinesischen Mutter nicht spricht? Ihr chinesisch-panamaischer Vater, als amerikanischer Soldat im Nachkriegsdeutschland stationiert mit schlechten Englischkenntnissen trifft auf Christa, die bald mit dem zweiten Mädchen schwanger ist und mit ihm in die USA in eine Sozialbauwohnung zieht. Diese Familie von multiethnischer Herkunft leidet ständig unter Streit, Strafen, Drohungen und Armut, unter einer lieblosen Ehe der Eltern.
    In der Rückbesinnung der Autorin schildert sie etwas zu ausladend ihr unglückliches Leben: der ständig arbeitende, ihr doch zu stiller Vater, ihre sehr dominante Mutter, ihre Teenagerjahre voll von geliebten Ballettstunden, denn Tanzen hilft ihr bei der Flucht aus dem wirklichen Leben. Schließlich folgen ihre ersten Sex-Erfahrungen, frühe Lektion zu den Lebensbedingungen der Frau.
    Der Buchtitel spielt wohl auf die Verbitterung der Mutter an: »Wie in Gottes Namen bin ich nur hierher gekommen?«, fragte sie, den Kopf in die Hände gestützt, wirklich verwundert; als wäre sie wie eine Feder hierher geweht worden.

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  • 3 Sterne

    Laura W., 13.07.2022

    Als Buch bewertet

    Rückblicke

    „Eine Feder auf dem Atem Gottes“, was meint die Autorin des Bestsellers „Der Freund“, Sigrid Nunez nur mit dem Titel ihres neuen Werkes?

    In dem neuen Roman finden sich die großen Punkte und Fragen der Menschheit in vier Kapiteln wieder. An vorderster Stelle natürlich die Frage nach der Identität. Autobiographisch erzählt die amerikanische Schriftstellerin Anekdoten aus ihrer Vergangenheit. Das durchaus schwierige Verhältnis der Eltern, dem chinesisch-panamaischen Vater und der deutschen Mutter und ihren Platz in der Welt, den sie noch nicht gefunden zu haben scheint.

    Vielleicht ist die "Feder auf dem Atem Gottes" ja sogar sie selbst als elegante Balletttänzerin? Man kann nur spekulieren und der eigenen Fantasie hierbei freien Lauf lassen.

    Zu guter Letzt darf der kunstvolle Schreibstil nicht unerwähnt bleiben. Mir persönlich hat es während des Lesens nicht so gut gefallen, aber das ist wohl eher Geschmacksache und auch dieser wird seine Anhänger finden.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 19.07.2022

    Als Buch bewertet

    Vater, Mutter, Tochter
    Nachdem die amerikanische Autorin Sigrid Nunez mit ihren beiden Büchern „Der Freund“ und „ Was fehlt dir“ auch in Deutschland bekannt und erfolgreich wurde, hat sich der Aufbau- Verlag entschieden, ihren bereits 1995 erschienenen Debut- Roman in einer Neu- Übersetzung von Anette Grube herauszugeben.
    Setzt sie sich in den beiden oben erwähnten Büchern v.a. mit dem Tod und mit dem Thema Freundschaft auseinander, so geht sie in „ Wie eine Feder auf dem Atem Gottes“ zurück in ihre Kindheit und Jugend in New York.
    Der Roman gliedert sich in vier Teile.
    Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Vater, einem in Panama geborenen Halbchinesen. Da der Vater ein großer Schweiger war, stammen die wichtigsten Informationen über ihn von ihrer Mutter. Während des Zweiten Weltkriegs kämpfte er in Frankreich und Deutschland und lernte als Besatzungssoldat die 18jährige Christa kennen. Mit Frau und Tochter geht es zurück in die USA. Hier wird er unermüdlich in schlecht verdienenden Jobs arbeiten, um seine Familie durchzubringen. Die Tochter findet keinen Zugang zu dem schweigsamen Mann. Er wird bis an sein Lebensende kaum richtig Englisch sprechen können. Sie liest Pearl S. Bucks Roman „ Die gute Erde“, um so vielleicht mehr über seine chinesische Wurzeln zu erfahren.
    Im zweiten Teil geht es um das problematische Verhältnis zur Mutter. Diese war eine schwierige, ewig unzufriedene Frau. Nie hat sie sich in der neuen Heimat wohlgefühlt, träumte immer von einer Rückkehr nach Deutschland, wohl wissend, dass es das Deutschland ihrer Kindheit und Jugend nicht mehr gab. Die Ehe der Eltern, zwei so ungleicher Menschen, war nicht glücklich. Das spürten natürlich auch die beiden Töchter.
    Mit zwölf Jahren entflieht die Autorin dem erdrückenden Zuhause in die Welt des Balletts. Sie träumt davon, eine Ballerina zu sein. Davon erzählt der dritte Teil des Romans. Obwohl sie die nötige Disziplin und Härte aufbringt, die das Training erfordert, hat sie zu spät damit begonnen , um wirklich erfolgreich in diesem Metier zu werden. Aber auch das Scheitern ist eine wichtige Etappe auf dem Lebensweg. In diesem Kapitel fällt der Satz, der dem Buch den Titel gab. Jede Ballerina wünscht sich, leicht wie eine Feder zu sein, „ eine Feder auf dem Atem Gottes“, ein Zitat Hildegard von Bingens.
    Im letzten Teil schreibt Sigrid Nunez ehrlich und offen über ihre leidenschaftliche Beziehung zu dem russischen Einwanderer Vadim. Er ist Schüler in ihrem Englischkurs für Ausländer und wird bald der Beste in der Klasse . Seine Wildheit und Furchtlosigkeit faszinieren sie, doch er bleibt eine kurze Affäre. Zu unterschiedlich sind das Milieu und die Wertevorstellungen der Beiden; hier die junge, aufstrebende Amerikanerin, da der kleinkriminelle Macho aus Russland.
    Sigrid Nunez greift in ihrem Debut verschiedene Themen auf. Es geht um Identität und Zugehörigkeit, um das Leben zwischen den Kulturen, um Sprache und Sprachlosigkeit.
    Gerade bei ihren Eltern hat die Autorin erlebt, welche Folgen das Fehlen einer gemeinsamen Sprache hat. Eine Kommunikation und damit ein befriedigendes Zusammenleben ist nicht möglich. Vadim dagegen lernt eifrig Englisch, um seine Lehrerin zu verführen. Und ihre privaten Gespräche sind oft eine Weiterführung des Unterrichts.
    In Sigrid Nunez‘ Erstling zeichnet sich schon ab, was in ihren späteren Büchern noch ausgeprägter sein wird. Sie belässt es nicht bei der Schilderung ihrer Erlebnisse, sondern viele Begegnungen und Beobachtungen werden Anlass zur Reflexion. So erlebt sie z.B. ihren Vater bei einem der seltenen Treffen mit anderen Chinesen. Hier zeigt sich der ansonsten stumme Mann als äußerst redselig. Und sie fragt sich später, ob sein Schweigen nicht darin begründet lag, dass ihm niemand zuhören wollte.
    Im dritten Kapitel stellt sie z.B. Überlegungen an zum Thema Schmerzen oder zum Zusammenhang zwischen Ballett und Sexualität.
    Sigrid Nunez schreibt episodenhaft, ihre Sprache ist klar und präzise, der Ton leicht, trotz der melancholischen Grundstimmung. Die Figuren kommen einem nahe, auch wenn man ihre Handlungen nicht immer versteht. Sigrid Nunez nähert sich in diesem Buch, aufrichtig und reflektiert, ihren Eltern und ihrem jüngeren Ich an. Das berührt und lässt Raum für eigene Überlegungen .
    Schon in ihrem Debut zeigt sich das literarische Können der Autorin.
    Ein kluges Buch, das ich gerne gelesen habe und weiterempfehle.

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