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  • 5 Sterne

    13 von 18 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    petra w., 09.09.2020

    Als Buch bewertet

    Wie ist die Augsburger Puppenkiste entstanden? Warum ist ein bekannter Schauspieler auf einmal Puppenspieler geworden? Was sagen uns die Märchen und Geschichten der Puppenkiste?
    Der Autor hat auf alles eine Antwort. Zum Teil ist es ein biographischer Roman, dann wieder eine fantastische Geschichte oder ein Versuch die Menschen in der dunkelsten Zeit darzustellen.
    Zum einen erzählt dieser Roman die Geschichte einer meiner liebsten Kindheitserinnerungen, zum anderen ist es die Geschichte über Menschen die alles verloren haben und trotzdem oder vielleicht darum den Willen hatten, anderen wieder Mut zu machen.,
    Die Menschen die beschrieben werden sind sehr unscharf gezeichnet, mit wenigen Worten und Handlungen entstehen ganze Lebensläufe, das Diffuse an den Figuren macht sie für mich als Leser spannender, ich kann für mich die Lücken füllen, dem Ganzen meinen persönlichen Touch verleihen.
    Ich hatte das Gefühl der Autor vergleicht uns Menschen mit seinen Marionetten, als ob wir auch an langen Fäden von größeren nicht sichtbaren Mächten geführt. Wie zum Beispiel: Ehrgeiz, Neid oder Liebe. Ganz selten reißt so ein Faden und die Marionette ist defekt, man kann sie flicken aber ist sie wieder genauso?
    Vor allem der unsichtbare Herzfaden ist wichtig. Es sind für mich die Gedanken die uns dazu bringen die Figur zu bewegen, ihr eine Stimme zu verleihen, die Gedanken die wir weiter geben wollen an die Zuschauer, Gefühle vermitteln um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, jedenfalls für diesen Augenblick.

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  • 5 Sterne

    12 von 19 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martina W., 13.09.2020

    Als eBook bewertet

    Was für ein wunderschönes Buch!!
    Zum einen haben mich die märchenhaften Elemente und die zauberhaften Zeichnungen zurück in meine Kindheit geführt, zum anderen war die Geschichte der Puppenkiste und ihrer Schöpfer ein Stück Zeitgeschichte.
    Beides war spannend verknüpft, so dass ich kaum mit dem Lesen aufhören konnte.
    Viele der Figuren habe ich neu kennen gelernt, weil ich nicht alles im Fernsehen gesehen habe, aber die Namen waren mir natürlich bekannt – wie wohl jedem Menschen in diesem Land, der in den 60er und 70er Jahren Kind war. Nun weiß ich mehr über das Leben, vor allem Hatüs, und so erklären sich viele Hintergründe der Marionetten, z.B. dass viele der Puppen Waisenkinder waren und liebevolle Aufnahme fanden, allen voran mein Liebling Jim Knopf.
    Auch die Szene, in der Hatü Michael Ende trifft, ist berührend.
    Dieses Buch war wirklich ein Leseerlebnis, das kann ich nur empfehlen!

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Johann B., 14.09.2020

    Als Buch bewertet

    Mit „Herzfaden“ schrieb Thomas Hettche ein Buch über Marionetten, die etliche Generationen zum Lachen und Weinen brachten. Es ist die Geschichte der „Augsburger Puppenkiste“ und deren Gründer, der Familie Öhmichen. Alles begann während des Zweiten Weltkrieges und selbst als die erste Bühne mit ihren Figuren während einer Bombennacht verbrannte, ließen sich die Beteiligten nicht beirren. Sie schnitzten und werkelten neue Figuren, die ihre Geschichten erzählten. Und das war auch gut so. Besonders nach dem Krieg suchten Menschen nach Trost und Zerstreuung. Und als dann das Fernsehen an die Familie herantrat, konnten viele Kinder an jedem Sonntag ihre Freunde von der Puppenkiste sehen.

    Als ich meinem Mann erzählte, was ich gerade lese, sprudelte es aus ihm heraus. Sämtliche Figuren nannte er und ich war erstaunt. Wer mit über 60 noch genau weiß, wie die Figuren seiner Lieblingssendung hießen, der hat gute Filme gesehen. Walter Öhmichen sah an der Front, wie seine Marionetten begeistern konnten. Selbst hart gesottene Kämpfer hatten Tränen in den Augen. Sie konnten für einige Minuten das Blut und die vielen Toten vergessen.

    Ein „Herzfaden“ ist der wichtigste Faden einer Marionette. Er geht direkt zum Herzen des Zuschauers, so dachte Öhmichen. Aber nicht nur die Augsburger Puppenkiste spielt in dem Roman eine Rolle. Auch das Verschwinden von Freunden und deren Familien, weil sie Juden waren, wird aus Kindersicht erzählt. Die Dichter, deren Bücher verbrannt wurden, weil ihre Kunst als „entartet“ galt oder das Wegschauen, wenn mal wieder Transporte in Lager gingen.

    Herr Öhmichen war Landesleiter der Reichstheaterkammer und man tat sich mit der Entnazifizierung schwer. Die Augsburger Puppenkiste war für ihn und die Familie zunächst die einzige Möglichkeit, nach der Währungsreform Geld zu verdienen. Trotz etlicher Rückschläge standen sie zusammen, da sie von der Idee überzeugt waren. Die Tochter Hatü (Hannelore Marschall) war Puppenschnitzerin und fertigte 6000 Marionetten an. Und als dann am 21.01.1953 im NWDR mit „Peter und der Wolf“ das erste Stück der Puppenkiste auf Sendung ging, war sie traurig. Sie vermisste die Nähe zum Publikum, gewöhnte sich aber schnell daran.

    Sehr schön fand ich auch die Zeichnungen, welche das Buch schmücken. Sie stammen von Matthias Beckmann und Vorlage dafür waren die Puppen der Augsburger Puppenkiste. Mir gefiel das Buch ausgesprochen gut und ich werde es mit Sicherheit noch häufiger Lesen. Zumal die Hauptpersonen sowohl Großeltern als auch Enkel immer noch begeistern können. Fünf Sterne plus und mein Tipp für morgen, dass „Herzfaden“ auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2020 steht.

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  • 5 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katrin E., 10.09.2020

    Als eBook bewertet

    Fantastisch

    Wir lesen in diesem Roman die Geschichte der Augsburger Puppenkiste.
    Fast jeder kennt sie, doch wie ist sie eigentlich entstanden? Ich selbst habe mir darüber nie Gedanken gemacht und war daher umso gespannter auf diesen Roman.
    Es ist die Geschichte eines einmaligen Theaters und der Familie, die es gegründet und berühmt gemacht hat. Sie beginnt im 2. Weltkrieg und geht bis zum heutigen Tage.

    Ich habe mich in dem Buch regelrecht gefangen gefühlt - auf eine positive Art und Weise. Auch wenn der Inhalt bzw. die Ereignisse, aufgrund der Zeit des zweiten Weltkrieges, nicht immer so leicht und schön erscheint, ist das gesamte Buch doch eine ganz tolle Leseerfahrung. Zudem bekommt man noch viele interessante Fakten zu der Entstehung und dem Verlauf rund um die Puppenkiste mit.

    Es ist definitiv ein Buch das ich zu einem späteren Zeitpunkt erneut lesen werde.

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  • 5 Sterne

    6 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mareike K., 10.11.2020

    Als Buch bewertet

    Inhalt:

    Ein zwölfjähriges Mädchen besucht mit ihrem Vater eine Vorstellung der Augsburger Puppenkiste, obwohl sie sich selbst eigentlich schon viel zu alt für so einen "Kinderkram" fühlt. Doch dann gelangt sie nach der Vorstellung durch eine geheime Tür auf den Dachboden und trifft dort auf die Marionetten des Theaters. Und auf Hannelore, genannt Hatü, Mitbegründerin der Augsburger Puppenkiste, die viele der Figuren selbst geschnitzt hat. Hatü erzählt dem Mädchen ihre Geschichte, die gleichzeitig die Entstehungsgeschichte der Augsburger Puppenkiste ist. Angefangen während des zweiten Weltkrieges, als Hatüs Vater Walter Oehmichen in Gefangenschaft einen Puppenschnitzer kennenlernt. Nach seiner Rückkehr beginnt er gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Töchtern Ulla und Hatü, ein Marionettentheater aufzubauen, dass sich fortan immer größerer Beliebtheit erfreut.

    Meine Meinung

    Die Augsburger Puppenkiste - welches Kind kennt sie nicht? Ich bin - wie viele Generationen vor und nach mir - mit den Geschichten um Kater Mikesch, Urmel, Lukas, der Lokomotivführer, und Co und deren Verfilmungen mit den Marionetten der Augsburger Puppenkiste aufgewachsen. Schon allein deshalb musste ich dieses Buch unbedingt lesen, um mehr zu erfahren über die Entstehung des Theaters sowie über die Frau, die deren Geschichte und Marionetten geprägt hat: Hannelore Oehmichen, später Marschall, genannt Hatü.

    Die Geschichte der Augsburger Puppenkiste wird als Geschichte in der Geschichte erzählt. Dem Autor gelingt es, Realität und Fiktion perfekt miteinander zu verknüpfen. Die heutige Rahmenhandlung - von dem Mädchen, das sich auf den Dachboden der Augsburger Puppenkiste verirrt und auf Hatü und ihre Marionetten trifft - bildet einen schönen Rahmen. Dort auf diesem Dachboden erzählt Hatü dem Mädchen ihre Geschichte und damit auch die der Augsburger Puppenkiste, was im Buch in Form von Rückblicken, die aus Hatüs Sicht geschildert werden, dargestellt wird.

    Da die Geschichte der Augsburger Puppenkiste eng verwoben ist mit der Zeitgeschichte, spielen auch ernsthafte, traurige Themen, wie der zweite Weltkrieg, die Judenverfolgung oder der Wiederaufbau und die Besatzungszeit nach Kriegsende, eine Rolle im Roman. Gleichzeitig erzählt das Buch eine Geschichte voller Fantasie und Kreativität, über Familie, Freundschaft und Liebe und das Kind, das - egal wie alt - in jedem von uns schlummert.

    Auch optisch macht das Buch etwas her - sowohl von außen als auch innen. Die beiden Zeitebenen sind durch die Schriftfarbe voneinander abgegrenzt - die Gegenwart ist rot, die Vergangenheit blau - sodass man sich als Leser trotz Zeitwechsel sehr gut zurecht findet. Darüber hinaus in die Geschichte mit Illustrationen versehen, die das Buch zu einem Leseerlebnis werden lassen.

    Hannelore Oehmichen, später Marschall, war eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Ihre Begeisterung für Märchen, Marionetten und das Puppentheater ist auf beinahe jeder Seite des Romans zu spüren. Trotz aller Rückschläge und Schwierigkeiten haben sie und ihre Familie etwas wundervolles erschaffen, das noch heute weiterlebt und jeden Tag aufs neue Jung und Alt ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

    Fazit:

    Ein wundervolles Buch über die Geschichte der Augsburger Puppenkiste, das Kindheitserinnerungen weckt. Interessant, voller historischer und biografischer Fakten und spannend erzählt, nimmt der Roman den Leser mit auf eine märchenhafte Reise.

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  • 5 Sterne

    Tauriel, 24.09.2020

    Als eBook bewertet

    Eine Insel mit zwei Bergen

    Ich liebe die Augsburger Puppenkiste mit ihren faszinierenden Figuren.
    Ich musste dieses Buch unbedingt lesen und ich wurde nicht enttäuscht .
    Allein schon das Cover mit der skizzierten Emma ist mir direkt ins Auge gefallen und andere Marionetten begegnen mir später auf diese Weise auch im Buch.
    Die Skizzen im Buch stammen von Matthias Beckmanns,nach originalen Vorlagen.
    Der Autor zeichnet ein klares Bild von der Entstehungsgeschichte des Augsburger Puppentheaters nach.
    Die Protagonistin,ein
    12 -jähriges Mädchen hat überhaupt keine Lust mit ihrem Vater ein Puppenspiel anzugucken . Bei nächster Gelegenheit macht sie sich auf die Suche,um der Langeweile zu entgehen.Als sie eine verborgene Tür mit einer Wendeltreppe entdeckt , macht sie sich neugierig auf den Weg nach oben zum Dachboden.Trotz der Dunkelheit erkennt sie nach und nach im Mondschein die mir bekannten und unbekannten Figuren,die die Augsburger Puppenkiste bereichern .Und mittendrin,trifft sie auf Hannelore Marschall,Hatü genannt,die Tochter von
    Walter Oehmichen,dem geistigen Vater der Augsburger Puppenkiste.
    Als Mit- Erschafferin dieser außergewöhnlichen Puppen ,fängt Hatü an zu erzählen.Hatü breitet die Entstehungsgeschichte dieses
    außergewöhnlichen Theater
    aus.
    Inmitten dieser Szenerie beschreibt der Autor anschaulich , mal fiktiv,mal realitätsnah ,eine Geschichte . Ihm gelingt hier , ohne Probleme den Spagat zwischen Fantasy und realer Erzählung .
    Im Verlauf erkenne ich viele Verknüpfungspunkte ,die diese Geschichte zusätzlich interessant macht.
    Die Kapitel sind mal in roter Schrift,was das Mädchen an fantastischen erlebt und mal in blauer Schrift gehalten,was Hatü aus ihren Erinnerungen erzählt.
    Dadurch lässt der Autor die deutsche Geschichte mit all ihren Facetten lebendig werden.
    Das Zitat von Walter Oehmichen : „Der Herzfaden, ist der wichtigste Faden einer Marionette. Er macht uns glauben, sie sei lebendig, denn er ist am Herzen der Zuschauer festgemacht“ ist nicht nur der Buchtitel,sondern zieht sich wie ein roter Faden durchs Buch.
    Auch ich werde durch diesen Faden ans Buch gefesselt und bekomme die Entstehungsgeschichte von der Augsburger Puppenkiste hautnah mit. Ich habe das Gefühl,das ich zum Teil dieser Geschichte werde,da die „Helden“ darin, keine Unbekannten für mich sind.
    Hatü lässt mich einen Blick hinter die Kulissen gewähren, und bekomme so einen Eindruck,wie Marionetten-Theater funktioniert.
    Dem Autor ist ein schönes Porträt von der Puppenschnitzerin Hatü gelungen und hat ihr und der Augsburger Puppenkiste ein würdiges Denkmal gesetzt.
    Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und kann es nur empfehlen.
    Fazit:
    Ein Buch ,das fesselt und ein Stück deutsche Geschichte in sich trägt .

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  • 4 Sterne

    Elke S., 24.10.2020

    Als eBook bewertet

    Hommage an Augsburg und seine Puppenkiste

    »Der wichtigste Faden einer Marionette. Nicht sie wird mit ihm geführt, sondern mit ihm führt sie uns. Der Herzfaden einer Marionette macht uns glauben, sie sei lebendig, denn er ist am Herzen der Zuschauer festgemacht.«

    Wer hat ihn nicht vor Augen, den süßen Lukas den Lokomotivführer oder Urmel aus dem Eis, zwei Figuren, die für mich ganz fest mit der Augsburger Puppenkiste verbunden sind. Die Entstehungsgeschichte dieser zu erfahren, hat mich sofort angelockt und die Lobeshymnen auf das Buch haben ihr übriges getan, dass ich unbedingt lesen wollte, allerdings bin ich vielleicht aufgrund dessen mit etwas zu großen Erwartungen ran gegangen.

    Mehr als genervt ist das zwölfjährige Mädchen, das zu ihrem Leidwesen das Wochenende bei ihrem Vater verbringen muss, „Was fiel dem Vater ein, dachte es wütend: Puppentheater war Kinderkram.“, beschließt daher einfach wegzulaufen und landet so nach einer Vorstellung der Augsburger Puppenkiste durch eine verborgene Tür auf einem märchenhaften Dachboden. Dort ist sie plötzlich umringt von unzähligen Marionetten, die zum Leben erwacht sind und eine wunderschönen Frau, riesengroß, in einem altmodischen Damenkostüm, scheint das Sagen zu haben. Hatü ist ihr Name, Rauchen ihr Markenzeichen und für sie gilt, »Du hast recht, Rauchen ist ungesund. Aber zu meiner Zeit hat man es eben getan.« »Zu Ihrer Zeit? Was meinen Sie damit?« »Ja Herzchen, was denkst du denn? Ich bin doch schon lange tot!“. Obwohl sie alle Fäden in der Hand hält, scheint ihr der Kasper Angst einflößen zu können. Was hat es mit dem auf sich? Dem Geheimnis will das Mädchen mithilfe von Prinzessin Li Si, Lukas und einigen anderen auf die Spur kommen.

    »Er guckt wirklich ein bisschen finster. Wollen wir ihn freundlicher machen?« Bevor Hatü etwas erwidern kann, hat der Vater den Kopf des Kasperls in der Hand wie einen Apfel, in der andern das Schnitzmesser,…“ ganz spannend gemacht finde ich das Rätsel um den Kasper, das natürlich auch beim Leser Neugierde schürt, und vor allem auch die Auflösung konnte mich durchaus berühren.

    Richtig gut hat mir auch gefallen, dass man hier die interessante Entstehungsgeschichte der Augsburger Puppenkiste erfährt, da Hatü sie dem Mädchen erzählt. „Der Vater lässt das Gerippe am Spielkreuz über die vollgestellte Werkbank stapfen, als wäre es eine Ruinenlandschaft, klappernd geht das Gebiss dabei auf und zu und die Fingerknöchelchen der Hände tasten durch die Luft. Dann aber fällt alles in sich zusammen und der Tod liegt, scheinbar nichts als ein Knochenhaufen, inmitten des Gerümpels.“ Nachdem der Vater aus dem Krieg zwei Marionetten mit nach Hause gebracht hat, hebt sich im Wohnzimmer Oehmichen im November 1942 zum ersten Mal der Vorhang des Puppenschreins und „Hänsel und Gretel“ erwachen zum Leben. Verschiedene Vorführungen in der Kriegszeit, ein erstes kleines Theaterchen, das in der Bombennacht am 25. Februar 1944 verbrennt, Wiederbeginn aus dem Nichts, die Augsburger Puppenkiste, der Weg zum Film, all davon erfährt man hier.

    Gekonnt verwebt der Autor Thomas Hettche auch die innere Familien- und Entstehungsgeschichte der Puppenkiste mit den äußeren Zeitumständen. Man erfährt vom knarzenden Urwaldheini, Hatüs stramm linientreuen Lehrer, der widerständigen Stimmung zu Hause, wo man in der BBC, dem „Feindsender“, Thomas Mann hört oder auch von der Marionette Melchior, die zum Rassenproblem wird. Nach dem Krieg ist die Devise, »Wir müssen die Herzen der Jugend erreichen, die von den Nazis verdorben wurden. Und die Fäden, mit denen wir sie wieder an Kultur anknüpfen, das sind die Fäden meiner Marionetten.« , immer wieder ist aber auch die leise Kritik zu spüren, die der Autor oft pointiert und gekonnt unterbringt. Da heißt es dann schon mal „Theo Kratzert, der jetzt bei den Amerikanern arbeitet, […] Ungewohnt sah er aus in seinem blauen Overall neben dem weiß gestrichenen Kontrollhäuschen mit den amerikanischen Flaggen und den Wachsoldaten. Hatü musste daran denken, wie stolz er immer in seiner HJ-Uniform herumgelaufen war“, es wird eine Ina Seidel bei einem Empfang kritisch kommentiert, oder auch vom Film „Nacht und Nebel“ ist die Rede. Da mir Augsburg wohlbekannt ist, hat mir auch unheimlich gut gefallen, dass man dort viel auf den Straßen unterwegs sein darf und so nicht nur von den Zerstörungen im Krieg, sondern auch von den schönen Ecken lesen darf.

    Als Leser bekommt man hier auch zahlreiche Märchen im Märchen erzählt. Man darf so z.B. Hänsel und Gretel, den kleinen Prinz, den bösen Wolf und einige andere noch einmal in der von der Familie aufgeführten Version lesen. Dabei lebten bei mir zahlreiche Kindheitserinnerungen auf, aber die wären vielleicht auch entstanden, wenn die Märchen eine kürzere Erwähnung gefunden hätten, hier ist bei mir an der einen oder anderen Stelle durchaus eine kleine Länge entstanden.

    Der Schreibstil des Autors ist super anschaulich, ich hatte das Gefühl mit dem Mädl geschrumpft auf dem Dachboden zu sein und die Marionetten mit Leben erfüllt um mich zu haben und auch in der Vergangenheit habe ich alles wie in einem Film erlebt. Das hat mir unheimlich gut gefallen. Nicht ganz so glücklich war ich mit den für mein Empfinden harten Brüchen zwischen vielen Kapiteln. Ich musste mich stellenweise immer erst ein wenig zurechtfinden. Etwas erleichtert hätte das sicher der Druck in zwei Farben, im Buch wird wohl Vergangenheit und Gegenwart durch verschiedene gekennzeichnet.

    Ich hatte das ebook, die Version für den kindle. Bei meinem Paperwhite, der nur Schwarz-Weiß kennt, war ich mit der blassen Schrift, die sich aus der farbigen im Original scheinbar ergibt, nicht ganz so glücklich. Deshalb gibt es hier auf jeden Fall eine Empfehlung für ein Printexemplar, auch schon wegen der tollen Zeichnungen der Marionetten, die man hier zwischen den Kapiteln bekommt. Auf dem Tablet in Farbe gelesen, mag es anders sein.

    Alles in allem genügt es bei mir für fünf begeisterte Sterne leider nicht ganz, da bin ich vielleicht aber auch mit zu hohen Voraussetzungen rangegangen und die schlecht lesbare Schrift hat das Vergnügen eben auch geschmälert. Aber sehr gute vier und eine Leseempfehlung sind ja auch nicht zu verachten.

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  • 5 Sterne

    Elke H., 06.10.2020

    Als Buch bewertet

    Die erste Fernsehserie, die ich in meiner Kindheit atemlos verfolgt habe, war Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer. Ich durfte es bei einer Freundin anschauen, weil wir damals noch kein Fernsehgerät hatten, und ich erinnere mich, dass wir beide angespannt verfolgt haben, was da auf dem Bildschirm geschah. Augenblicke, die uns in unbekannte Welten mitnahmen, uns verzauberten. Die eine magische Verbindung zwischen der Marionette und dem Zuschauer schufen. Es war der Faden, der mitten unser Herz führte, vergessen ließ, dass Jim Knopf nur eine Holzpuppe war.

    Hettches „Herzfaden“ wagt den Spagat zwischen einem Blick zurück in die jüngere Vergangenheit Deutschlands und einer Gegenwart, die einem phantastischen Roman entstammen könnte, verbunden mit der Geschichte der Familie Oehmichen. Bindeglied ist ein Mädchen, das nach einer Vorstellung eine unscheinbare Tür im Foyer öffnet und sich auf dem Dachboden, quasi hinter den Kulissen wiederfindet. Und dort sind nicht nur alle Marionetten der Puppenbühne lebendig sondern auch ihre Schöpferin, Hannelore (Hatü) Oehmichen, die bis zu ihrem Tod das Werk ihres Vaters fortgesetzt hat.

    Hatü erzählt dem Mädchen von ihrer Kindheit, von der Angst während der Bombennächte, von der Deportation der Juden, von der Nachkriegszeit, in der die alten Nazis wieder Schlüsselpositionen besetzen, aber auch von einer Generation, die von den Erlebnissen in Krieg und Alltag traumatisiert ist. Und sie erzählt von den Anfängen der Augsburger Puppenkiste, von ihrem Vater Walter, dessen Anliegen es war, genau diese Menschen zu trösten, zu heilen, ihnen wieder Hoffnung zu geben. Ihre Herzen zu erreichen, und sei es auch nur mit Marionetten.

    Thomas Hettches „Herzfaden“ ist ein würdiger Kandidat für den Deutschen Buchpreis 2020. Meine Daumen sind gedrückt!

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  • 4 Sterne

    begine, 24.09.2020 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Märchenhaft
    Der Schriftsteller Thomas Hettche hat mit
    „Herzfaden“
    mit poetischem Stil, über die Anfänge der Augsburger Puppenkiste geschrieben.
    Er lässt die Vergangenheit lebendig werden.
    Wie in einem Märchen entdeckt ein 12jähriges Mädchen die Marionetten. Sie trifft die Tochter des Theaterdirektor, die ihr alles von damals erzählt.
    Man wird an die eigene Kindheit erinnert, die Marionetten werden wieder lebendig.
    Wir erfahren viel über das Marionettenspiel und über die Herstellung der Puppen.

    Der Roman ist eine romantische Hommage an die Illusion. Er ist märchenhaft und zauberhaft, mit ernstem Hintergrund.
    Es ist eine Erinnerung an die Familie Oemichen, die Gründer der Augsburger Puppenkiste.
    Der Roman unterhält gut.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    https://lieslos.blog/, 03.10.2020

    Als Buch bewertet

    Dieser Roman war für mich ein „Muss“, weil ich vom letzten Roman des Autors, „Pfaueninsel“ dermaßen begeistert war.

    In „Herzfaden“ geht es wieder um eine historische Geschichte, die aber dieses Mal in Augsburg spielt und von der berühmten Augsburger Puppenkiste und ihren Anfängen handelt.
    Wer kennt ihn nicht, den „Urmel aus dem Eis“?
    Ich habe ihn unzählige Male im Fernsehen verfolgt und mit meinen Kindern war ich nicht nur einmal in der Puppenkiste.

    Das ist also der zweite Grund, warum mich die Geschichte um Walter Oehmichen, einen Schauspieler des Augsburger Stadttheaters, und um seine Tochter, die Puppenschnitzerin Hatü Oehmichen, die als junges Mädchen zusammen mit ihren Freunden in den Trümmern Augsburgs nach dem Krieg die Puppenkiste gründete, interessiert und in seinen Bann gezogen hat.

    Was mir besonders gut gefallen hat, war, dass Hatü Oehmichen selbst es ist, die ihre Geschichte einem zwölfjährigen Mädchen erzählt, das nach einer Vorstellung der Puppenkiste ganz im Stil bekannter Märchen durch eine Tür auf den Dachboden gelangt, wo sie von verschiedenen Marionetten und Hatü begrüßt wird.

    Der Beginn dieses gegenwärtigen Erzählstrangs ist sehr märchenhaft, aber auf dem Dachboden herrscht nicht nur heile Welt.
    Auch im zweiten Erzählstrang, in dem es um die Geschichte der Puppenkiste geht, die gar nicht ohne die grauenhafte Geschichte der Nazizeit erzählbar ist, wechseln sich bezaubernde und düstere Momente ab.
    Dem Autor gelingt es bravourös, diese beiden Geschichten miteinander zu verweben.

    Hatü zu begleiten, wie sie im Krieg aufwächst, ihre ersten Puppen schnitzt und sich zum ersten Mal verliebt, macht großen Spaß. Sie glaubt an ihren Traum und schafft den Durchbruch. Chapeau!

    Der 288-seitige Roman ist in einfacher und poetischer Sprache geschrieben und spielt auf verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen, die sich peu à peu aufeinander zubewegen und schließlich raffiniert ineinander übergehen.

    Die gleichermaßen berührende, bewegende, wie zauberhafte Geschichte ist zu keinem Zeitpunkt kitschig oder seicht. Sie hat mich fasziniert, gefesselt und begeistert.

    Aber nicht nur die Geschichte selbst, sondern auch WIE der Roman von Thomas Hettche komponiert wurde, macht es überaus lohnenswert, zum Buch zu greifen.

    Es ist eine Wertschätzung der Frau, die felsenfest an ihren Traum geglaubt und leidenschaftlich und mit Herz ihr Ziel verfolgt hat und es ist eine Hommage an Holzpuppen, denen der Puppenspieler und die Puppenkiste Leben einhaucht.

    Nicht umsonst heißt der Roman „Herzfaden“.
    Es geht um den emotionalen Faden zwischen Marionette und Zuschauer... um den Draht, den sie zueinander bekommen.

    Unbedingt lesen! Ein Highligt!

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