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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara T., 21.05.2022

    Als eBook bewertet

    Bewegende Geschichte unserer Zeit

    Dilek und Tekin können die Nacht des Putsches im Juli 2016 nicht vergessen. Trotz der Niederlage wollen sie Widerstand leisten und weiterkämpfen. Aber seitdem leben sie in Angst und Unsicherheit. Bis Dilek heimlich nach Deutschland fliegt, und sogar ihr Freund Tekin sie nicht mehr erreichen kann. Auch Kangal1210, die vor dem Putsch in einer online Frauenaktion dem Staatspräsidenten den Rücken gezeigt hat, ist plötzlich verstummt. Man findet online keine Infos mehr über sie.

    In ihrem Debüt-Roman schreibt Anna Yeliz Schentke über jungen Menschen türkischer Abstammung, die in verschiedenen Welten leben. Je nachdem ob sie in der Türkei oder in Deutschland wohnen, vertreten sie unterschiedliche politischen und kulturellen Ansichten.
    Während die Clique um Dilek und Tekin in Istanbul ständig wachsam bleiben muss, genießt Ayla, Dileks Cousine, ihr Leben mit ihren Eltern in Frankfurt. Sie erlaubt sich sogar die Verlobung mit ihrem türkischen Freund aufzulösen und geht unbeschwert mit ihrer Freundin in die Disco.
    Ayla weiß nicht wem sie glauben sollte. Ist es wahr, was ihre Cousine Dilek erzählt oder hat ihre Freundin Melek recht? Es gibt Misstrauen auf beiden Seiten, denn auch Dilek fühlt sich bei ihrer Cousine unsicher. Wem kann sie trauen? Wer sagt die Wahrheit? Und Tekin, Dileks Freund sagt: „Die Luft, die wir atmen, ist schwer vom Misstrauen, das sich über die Jahre in ihr festgesetzt hat.“ (20)

    Zugehörigkeit, Freundschaft, Sicherheit und Vertrauen sind wichtige Themen dieses Romans. In einem schnörkellosen, neutralen Stil erzählt die Autorin diese aktuelle Geschichte, die berührt und zum Nachdenken bewegt.
    Es ist eine Geschichte, die man unbedingt lesen muss!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 09.03.2022 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Schauplätze des kurzen Romans sind Istanbul und Frankfurt.
    In der Türkei ist das Leben nach dem Putschversuch für die Oppositionellen gefährlich geworden. Verhaftungen drohen schon bei nur der Äußerung von Kritik.

    Anna Yeliz Schentke schafft für ihren Debütroman drei Erzähler, die sich kapitelweise abwechseln.
    Es sind die Türkin Dilek, die sich im Internet Kangal nennt und die Türkei verlässt, dann ihr Freund Tekin, der in Istanbul bleibt und schließlich Dileks Cousine Ayla, die in Frankfurt lebt.

    Es ist der Autorin gelungen, ihren Figuren individuelle Stimmen zu geben.
    Während bei Dilek ihre durch die politische Sitaution entstandene Getriebenheit spürbar ist, sind in den Tekin Passagen sogar fast poetische Stellen in den Beschreibungen Istanbuls.
    Ayla hingegen hat als deutsche Türkin das Problem den Erwartungen ihrer konservativen Eltern nicht gerecht zu werden. Sie realisiert ihren Traum zu studieren und hat sich von ihrem Verlobten Yusuf getrennt, da er sie geschlagen hatte.

    Die Kapitel sind kurz, dadurch wird der Roman umso dichter.
    Ein bezwingend geschriebener Debütroman, der voll überzeugt.

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michaela E., 05.10.2022

    Als Buch bewertet

    Dilek ist nach Deutschland geflüchtet, doch sie weiß noch nicht genau, ob sie bleiben möchte. Auch hier fühlt sie sich nicht sicher.

    Seit dem Putsch 2016 müssen Systemkritiker um ihre Freiheit fürchten. Ihre Möglichkeiten sind stark begrenzt. Doch Dilek und ihre Freunde lassen sich den Mund nicht verbieten. Als Kangal1210 veröffentlicht sich ihren Widerstand im Internet. Doch eine unterschwellige Bedrohung ist immer zu spüren und immer mehr Menschen verschwinden hinter den Mauern aus Stein.

    Eine Freundin wurde bereits verhaftet, ein weitere Freund wartet auf seinen Prozess. Dilek hat Angst und haut ab.

    Doch auch in Deutschland kann sie sich nicht sicher fühlen, denn 63% der Türken hier haben für ein System gestimmt, in dem sie ganz bestimmt nicht leben möchten!

    In kurzen Kapiteln erzählt uns Dilek ihre Geschichte, ihre Ängste und Sorgen, aber auch ihre Vergangenheit. Es kommen außerdem ihre Cousine und ihre Lebensgefährte zu Wort, die alle einen anderen Blick auf die Situation haben.

    Die Autorin spielt mit den Zweifeln der Protagonist*innen und der Leser*innen. Wer ist im Recht, wer reagiert über und wer nimmt die Realität nicht wahr? Wem können wir glauben?

    Die unterschwellige Bedrohung ist in jeder Zeile zu spüren. Als Leserin wird mir da Ausmaß der Tragödie noch viel stärker bewusst und ich fühle mich mit Dilek auf der Flucht.

    Für mich ist es kaum vorstellbar, seiner freien Meinung beraubt zu sein. Ich finde, Anna Yelitz Schentke hat hier ein wichtiges Buch geschrieben, dass uns zeigt, dass dieser Konflikt auch vor unserer Haustüre lauert.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Eva K., 27.03.2022 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Ein Leben im Ausnahmezustand, mit all seinen Folgen für zwischenmenschliche Beziehungen, steht im Mittelpunkt von "Kangal" von Anna Yeliz Schentke. Für Dilek und ihren Freund Tekin, ein junges Paar aus Istanbul. ist mit dem Ausnahmezustand in der Türkei plötzlich alles anders. Nicht nur, dass alte Treffpunkte in Cafés und Bars plötzlich immer weniger werden, auch das Misstrauen und die Angst angesichts von Verhaftungen, Terrorgesetzen und Denunziationen zerstört den Zusammenhalt in der Clique der jungen Leute, die die Entwicklung in ihrer Heimat kritisch sehen.

    Dilek hat sich unter ihrem Pseudonym Kangal in sozialen Medien geäußert, selbst enge Freunde wissen nicht, wer sich hinter diesem Namen verbirgt. Doch nun ist die Lebensgefährtin einer Freundin verhaftet worden. Sind die Sicherheitsbehörden ihr schon auf der Spur? steigert sie sich in etwas hinein? Zu Beginn des Buches ist Dilek am Flughafen, bangt an der Passkontrolle, ob man sie ausreisen lässt nach Frankfurt, wo ihre Cousine Ayla lebt.

    Als Kinder waren sich Dilek und Ayla nahe, geradezu unzertrennlich, bis ein Zerwürfnis zwischen ihren Müttern auch sie trennte. Zögernd nimmt Dilek Kontakt zu Ayla auf. Die Sehnsucht, die enge Verbindung von einst wieder aufleben zu lassen, liegt im Widerstreit mit der Angst, ob sie Ayla trauen kann. Schließlich war es auch die türkische Diaspora in Deutschland, die Erdogan zu Wahlsiegen verholfen hatte, sind die deutschen Türken häufig deutlich konservativer als ihre Landsleute gerade im säkular geprägten Istanbul.

    Tatsächlich ist Ayla eine der Deutschländerinnen, die die Türkei durch eine rosarote Brille sieht - das Meer, das Wetter, die Mentalität der Leute - alles besser, heiterer, freundlicher als in Deutschland. Dass sie selbst stets als Touristin kommt, ignoriert Ayla: Auf sozialen Medien postet sie Bilder vom Meer, nicht vom Hotel-Swimming pool. Sie will eben doch keine Touristin sein.

    Von Überwachungsmethoden, Spitzel-Apps und den Sicherheitsgesetzen weiß Ayla nichts, will auch nichts davon wissen. Ihre Probleme sind ganz andere als Dileks, etwa das Studium, das sie heimlich und gegen den Willen ihres Vaters aufgenommen hat. Dass auf Bemerkungen über den Präsidenten eine mehrjährige Haftstrafe drohen kann, will sie nicht glauben. Hat Dilek vielleicht doch etwas Schlimmes getan?

    Dilek wiederum kann auch in Deutschland dem Dilemma nicht entkommen. Soll sie ein Leben im Exil wählen oder hat sie sich in etwas hineingesteigert und es wurde kein Material gegen sie zusammengetragen? Hat sie mit ihrer Ausreise nach Deutschland womöglich erst Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, droht ihr bei einer Rückkehr die Festnahme? Und was bedeutet das für ihre Beziehung zu Tekin, der den Standpunkt vertritt, es könnten doch nicht alle dem Land den Rücken kehren?

    Es gibt keine einfachen Antworten in "Kangal", sondern verschiedene Sichtweisen und Überlegungen. Welche die "richtige" ist, muss die Leser*in selbst entscheiden, so wie auch der Schluss keine Deutungshoheit hat, sondern offen bleibt. Nachdenklich machender Lesestoff, der nicht nur durch die Situation in der Türkei, sondern die Einschränkungen von Meinungsfreiheit in allen autoritären Staaten von trauriger Aktualität ist.

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  • 5 Sterne

    Miss.mesmerized, 12.03.2022

    Als Buch bewertet

    Kangal - wie der starke bissige Hirtenhund, das ist das Pseudonym, unter dem Dilek online zu finden ist. Unter diesem schreibt sie, was man in der Türkei seit 2016 nicht mehr öffentlich sagen kann, weil sonst Gefängnis oder Schlimmeres droht. Doch nach Befragungen und Verhaftungen in ihrem Bekanntenkreis wird die Luft dünner, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis man sie identifiziert. Dilek beschließt zu fliehen, weiht nicht einmal ihren Freund ein. In Deutschland hofft sie in Sicherheit zu sein, nur zu ihrer Cousine Ayla traut sie sich Kontakt aufzunehmen, denn bevor ihre Mütter sich im Streit entzweiten, waren sie unzertrennbare Verbündete, fast wie Schwestern, obwohl sie in zwei verschiedenen Ländern aufwuchsen.

    Anna Yeliz Schentke greift in ihrem Debütroman ein aktuelles Thema auf. Dass sich die Lage nach dem Putschversuch für alle, die nicht auf Linie des Präsidenten sind, dramatisch verschlechtert hat, ist weitgehend bekannt. „Kangal“ schildert eindrücklich die Angst, die vor allem junge, nach Freiheit strebende Menschen begleitet, und die Schwierigkeit, ihren Landsleuten hier in Deutschland die Situation begreiflich zu machen, während diese im zweiwöchigen Sommerurlaub an den Stränden das Dasein genießen und nichts von den alltäglichen Repressalien des Mannes erfahren, dem sie aus der Ferne zujubeln.

    Dileks Angst wird in der Geschichte zunehmend greifbarer. Quasi minütlich könnte sie entlarvt und ihr Pass gesperrt werden. Was genau sie online gepostet hat, bleibt dabei im Dunkeln, spielt aber auch keine Rolle in einem Staat, wo es Rechte und Rechtsstaatlichkeit nur noch auf dem Papier zu geben scheint. Auch in der Ferne kann sie sich nicht von der Angst befreien und fürchtet bei jedem Türken, dass dieser zum Verräter werden und sie auffliegen lassen könnte.

    Ihre Cousine kennt die Türkei nur als Urlaubsland, hat natürlich die Nachrichten verfolgt, kann sich aber kaum vorstellen, dass Dilek sich ernsthaft in Gefahr befindet. An ihrer Figur wird das zweite große Thema des Romans angerissen: wie konservativ ist die türkische Gemeinschaft hierzulande, können sich gerade junge Frauen überhaupt frei entfalten und wie kommt es, dass viele der sogenannten Gastarbeiter sich trotz anderer Pläne ihr Leben letztlich in Deutschland eingerichtet und die Rückkehrpläne aufgegeben haben. Vor allem für Frauen scheinen sich die großen Versprechungen und Erwartungen nicht erfüllt zu haben – Grund genug, diese auch den Töchtern vorzuenthalten?

    Ein kurzer Einblick in das türkische Leben dort wie hier, in dem sich vieles im Schatten oder Verborgenen abspielt, sei es wegen der gesellschaftlichen oder familiären Normen oder wegen staatlicher Drohung, die auch aus der Ferne wirkt. Interessant fand ich dabei, dass Dilek weitaus moderner und aufgeklärter wirkte als Ayla, die sich letztlich doch dem familiären Korsett fügt und nur sehr begrenzt ihre eigenen Vorstellungen von einem Leben verfolgt.

    Das Ungesagte, Verschwiegene nimmt einen wichtigen Platz mit ganz unterschiedlichen Funktionen ein. In der Türkei bietet dies Schutz vor der staatlichen Gewalt, in der Familie von Dilek und Ayla steht es zwischen ihnen, die Mädchen wissen nicht, was zwischen den Müttern gesagt und vorgefallen war und trauen sich nach Jahren auch kaum die Frage danach zu stellen, sondern beginnen selbst zu schweigen. So wird das Schweigen von einer auf die nächste Generation übertragen, ohne dass diese wüsste, warum.

    Ein interessanter Roman, der viel zu schnell endet, denn die Geschichte der beiden jungen Frauen ist für mich noch nicht zu Ende erzählt, zu viel Potenzial steckt noch in Anna Yeliz Schentkes Figuren.

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  • 4 Sterne

    Patricia W., 10.03.2022

    Als Buch bewertet

    Kangal - das ist Dilek. Online nennt sie sich so und sie lässt ihren Freund Tekin in Istanbul zurück. Was in der Türkei passiert und welche Veränderungen der gescheiterte Putschversuch im Juli 2016 hervorrief, ist für sie nicht ok. Es ist nicht ok, dass Journalist:innen und alle, die sich kritisch gegen die Regierung äußern, mundtot gemacht und verhaftet werden. Jahre später setzt sie sich in den Flieger und flüchtet nach Deutschland zu ihrer Cousine Ayla. Sie ist ganz schön mutig und beinahe furchtlos. Ob sie irgendwann zurück in die Türkei kann? Wird sie Tekin je wieder sehen? Wie wird Ayla auf sie reagieren? Kann sie ihr gegenüber offen sein? Während Tekin natürlich Fragen ausgesetzt ist, wo Dilek ist und ob alles in Ordnung ist, nähern sich in Frankfurt Ayla und Dilek vorsichtig wieder an. Als Kinder haben sie oft zusammen gespielt, waren wie Geschwister. Doch es ist viel Zeit vergangen und die Politik spaltet die Menschen sowohl hier als auch zuhause in der Türkei.

    Anna Yeliz Schentke erzählt nüchtern die Geschichte von Kangal und ihrer Umgebung. Sie kratzt an der Oberfläche. Über vieles wird nicht gerne gesprochen. Wie ein roter Faden zieht sich das „Nicht darüber reden.“ durch jede Seite. Als könnte man beim falschen Wort verraten und gemeldet werden. Die Türkei steht eben nicht nur für Clubhotels und herzliche und gastfreundliche Landsfrauen und Landsmänner, sondern auch für eine politische Richtung, die keinen Widerstand, kein kritisches Beäugen duldet. Diese kurze Geschichte übte ihren ganz eigenen Reiz auf mich aus und fesselte mich. Immer wieder keimte in mir leise Hoffnung auf, bitte erzähl mir mehr! Was mir jedoch fehlte, war mehr Tiefe und das Unerzählte zwischen den Zeilen, das ich gerne gelesen hätte als nur erahnt. Wir erhalten verschiedene Einblicke und Sichtweisen. Kangal zu lesen ist wie Dias schauen. Ein kurzer Lichtblick, eine kurze Momentaufnahme. Schärfe und Unklarheiten. Nur nicht zu viel, nur nicht etwas Falsches sagen oder tun.

    Wie sehr die Figuren einander brauchen und sich nahe stehen, ist oft gar nicht so leicht auszumachen. Eindrucksvoll wie nah und gekonnt Anna Yeliz Schentke den Unmut und das Aufbegehren über die Unterdrückung in ihrem Debüt darstellt. Letztendlich ist das Unerzählte, die fehlende Tiefe, genau das, was diese Geschichte ausmacht. Lest es und macht euch selbst ein Bild davon.

    >„Was bedeutet Freiheit?“, hatte ich Elif gefragt. Ich war fünf, lag schon im Bett, Zähne geputzt, fertig zum Schlafen. „Stell dir vor, du bist ein Vogel und fliegst den ganzen Tag durch die Welt und singst deine Lieder. Und du weißt, es gibt andere Vögel, die in Käfigen leben, es gibt Menschen, die sperren die Vögel darin ein. Aber du hast noch nicht einmal Angst vor dem Käfig, weil du weißt, du kannst höher fliegen, als ihre Arme greifen können. Von oben siehst du, was als Nächstes kommt.“

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  • 4 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bookslove1511, 01.06.2022

    Als Buch bewertet

    Sehr mutige Story

    Kangal: Der in Anatolien/Türkei verbreiteter Herdenschutzhund. Wachsam, Ausgeglichen, Selbstbewusst, treu und ohne jegliche Aggressivität. Doch wenn es um Schutz von seiner Herde geht, kann er sehr bedrohlich sein.
    Kangal1210: Deckname von einer jungen Türkin. Engagiert, Entschlossen, Zielbewusst, Mutig. Wenn es um hart auf hart kommt, beinahe furchtlos. Beinahe..

    Schon seit Jahren spüren Dilek, ihr Freund Tekin und deren Freunde die Veränderungen in der Türkei. Nach dem Putschversuch in 2016 war es dann endgültig vorbei mit der Meinungsfreiheit. Wer gegen die Regierung kritisch äußert, kriegt seine Strafe. Dilek ist Kangal1210. Kangal1210 ist eine oppositionelle und aktiv auf dem verbotenen Sozialnetzwerken. Als ihre lesbische Freundin ins Gefängnis landet, fürchtet Dilek um ihr Leben. Sie steigt in das erst beste Flugzeug und flüchtet nach Deutschland. In Frankfurt besucht sie ihre Cousine Ayla, die früher wie ihre Schwester war. Doch die Zeiten, die beiden jede Sommerferien zusammen gebracht haben, sind vorbei und wenn noch der Politik dazwischen kommt, gehen nicht nur Meinungen auseinander...

    Unerschrocken, manchmal knallhart, doch überwiegend nüchtern und zynisch erzählt Schentke über die jungen Türken, die in der heutigen Türkei und in Deutschland leben. Wenn man als türkeistämmige Mensch im Ausland dortigen Ereignisse folgt, versteht man alles nicht so recht. Man achtet zwar schon was und mit wem man redet, aber die Auswirkung ist halt nicht wirklich wie in der Türkei. Mir ist die Thematik bekannt, daher kann ich es auch eins beurteilen, und zwar: Die Autorin trifft hier den exakten Ton von einige türkische Bürger*innen sowohl im Inland und Ausland erleben. Doch meine Meinung nach konnte die Autorin aus diesem Thema mehr herausholen. Denn das Buch hat gerade mal 200 Seiten und die Kapitel sind zu kurz, um aus drei Perspektiven erzählten Story gefühlsvoll hineintauchen zu können. Mir hat hier die Tiefe gefehlt. Nichtsdestotrotz... es ist eine sehr mutige Geschichte, besonders für diejenigen, die diese Thematik nicht kennen, sehr interessant und Meinungsbildend sein kann.

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hornita, 12.09.2022

    Als Buch bewertet

    Neuer Blickwinkel;
    Für mich als Deutsche hat das Buch eine neue Sichtweise auf die Türkei aufgemacht. Die Zerrissenheit zwischen Tradition und Moderne, das spannungsgeladene Leben hier lebender Türken wird sehr gut beschrieben. Die Situation in der Türkei und das Nichtwissen, wem man vertrauen kann, hat mich sehr an die deutsch-deutsche Geschichte erinnert. Die Erzählweise mit den wechselnden Perspektiven hat mir gut gefallen. Dennoch wirkt die Erzählweise etwas roh und unfertig, weil manche Dinge nicht ausgesprochen oder erklärt werden und einige türkische Wörter vorkommen, die ich nicht verstanden habe und die auch nicht erläutert wurden. Das Ende ist ziemlich abrupt und ich hätte mir insgesamt mehr Länge und mehr Rahmen gewünscht. Insgesamt ein sehr interessantes Buch.

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