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  • 5 Sterne

    24 von 35 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja P., 13.03.2018

    Verloren und wiedergefunden

    „...ich dachte immer, wir wären eine glückliche Familie, stattdessen gibt es lauter Geheimnisse.“ (S. 299)
    Theresa versteht die Welt nicht mehr, als sie ein Haus von ihrer Schwester Marlene erbt, die angeblich schon 1971, vor Theresas Geburt, bei einem Segelunfall ums Leben kam. Ihre ältere Schwester Charlotte ist genau so überrascht wie sie. Und dann macht auch noch ihre Mutter Elisabeth, die an Demenz erkrankt im Heim lebt, eine sehr überraschende Aussage: „Schweig. ... Marlene hat schon immer Ärger gemacht. Dem mussten wir einen Riegel vorschieben, sonst wäre die Familie zerbrochen.“ (S. 19).

    Anja Baumheier erzählt in ihrem sehr bedrückenden Debüt die Geschichte der Familie Groen über 80 Jahre, die sehr eng mit der Historie der DDR verbunden ist.

    1946 landet Johannes nach seiner Flucht aus Schlesien allein in Rostock. Er ist 18 Jahre alt und hat keine Familie mehr. In der Umsiedlervermittlung lernt er Elisabeth, seine spätere Frau kennen, im Barackenlager den Russen Kolja. Kolja wirbt ihn für die FDJ an, wird, obwohl nur wenig älter, eine Art Ersatzvater und ihn fast sein ganzes Leben begleiten, protegieren und auch immer wieder auch für seine Zwecke einspannen.
    Nach der Hochzeit denkt Johannes, er hat es geschafft, alles erreicht, was er immer wollte – eine eigene Familie, ein Zuhause, eine Arbeit bei der Kripo, die ihm Spaß macht. Er kann das neue Land DDR nach seinen Wünschen und Vorstellungen mitgestalten. Doch Kolja, sein Chef, will mehr, höher hinaus, und wirbt ihn 1953 für die Staatssicherheit an. Zum ersten Mal ignoriert Johannes Elisabeths Wünsche und sie ziehen nach Berlin. Dort hat er noch weniger Zeit für die Familie, sie entgleitet ihm immer mehr. Charlotte, die erstgeborene Tochter, geht wie ihr Vater im Sozialismus voll auf, aber Marlene, die zweitgeborene, kann sich nicht unterordnen. Sie hat ihren eigenen Kopf, sieht die Fehler im System DDR und begehrt dagegen auf. Die Situation eskaliert, als Marlene mit ihrem Freund in den Westen fliehen will ...

    Ich bin, wie die Autorin, in Dresden geboren und aufgewachsen. Es ist ihr es gelungen, ein erschreckend authentisches und reales Bild der DDR zu dieser Zeit zu zeichnen. Ich kann mich an den Druck in der Schule, immer ja das Richtige tun und sagen zu müssen, gut erinnern. Nicht wenige Passagen haben mir Schauer über den Rücken gejagt.
    Anja Baumheier erzählt schonungslos, wie die Familie und die DDR langsam zerbrechen, während Freunden und Kollegen weiter „heile Welt“ vorgespielt wird. Für Johannes kommt zuerst seine Arbeit, sein Land. Elisabeth muss immer mehr zurückstecken und verliebt sich in einen anderen Mann, aber sie entscheidet sich für Johannes und bleibt, auch wenn sie seine politischen Ansichten schon lange nicht mehr teilt. Das böse Erwachen kommt mit dem Fluchtversuch von Marlene. Theresa ist der Kitt für die zerrüttete Ehe, erfährt durch die Erbschaft davon und fällt ins Bodenlose.

    „Kranichland“ ist für die Mitglieder der Familie Groen ein Land der Freiheit und Sehnsüchte – für die einen verkörpert dies die DDR, für die anderen die BRD.
    Das Buch ist keine typische Familiensaga, nichts für schwache Nerven. Dazu ist es zu brutal, zu ehrlich, zu nah an der Realität. Obwohl ich relativ früh Vermutungen hatte, wie die Verhältnisse der Protagonisten untereinander waren, blieb es bis zuletzt spannend. Ich hatte großes Mitleid mit den Groen-Schwestern und ihrem unglaublichen Schicksal. Aber so war es damals eben auch ...

    Ich kann mir vorstellen, dass das Buch seine Leser sehr polarisieren wird. 5 Sterne und meine unbedingte Leseempfehlung für dieses außergewöhnliche Buch #gegendasvergessen.

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  • 5 Sterne

    18 von 27 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    HK., 23.03.2018

    Damals wie Heute ~ Das Schokoladenmädchen ~


    “Kranichland” ist das beeindruckend starke Debüt , der Autorin Anja Baumheier, die in der DDR aufgewachsen ist und in Dresden ihre Kindheit verbracht hat .
    Der Roman erzählt die bewegende Geschichte von Charlotte , ihren Schwestern Marlene , Theresa, sowie den Eltern Johannes und Elisabeth Groen , mit allen Verwandten und Bekannten .
    Wir begleiten die Familie Groen über fast 80 Jahre Deutsche Zeitgeschichte und mehrere Generationen hinweg, stellvertretend für die vielen Menschen die in der DDR gelebt haben und die das immer strenger werdende sozialistische Regime Jahrzehntelang ausgehalten haben .
    Der Leser erlebt die Entstehung der DDR , den Mauerfall/die Wende , bis hin zur heutigen Zeit .
    Anja Baumheier verzichtet bewusst auf auf ausschweifende, klischeehafte Erzählungen der Zustände im sozialistischen Staat . Sie besticht vielmehr mit beeindruckend starken Worten und sensibel gewählten , authentischen Protagonisten , die ihre Geschichte mit sehr viel Feingefühl und Nonchalant im ständigen Perspektivenwechsel über all die Jahre hinweg erzählen .
    Ein berührendes Leseerlebnis , das durch seine bewegende Familiengeschichte und den einfühlsamen Schreibstil der Autorin sofort gefangen nimmt und nicht mehr loslässt. Innerhalb weniger Seiten ist man mitten drin im “Kranichland” , an der Seite von Johannes , Elisabeth und den anderen Bewohnern , deren Schicksale hier so fesselnd erzählt werden .
    Anja Baumheier hat mich mit ihrem Roman Debüt begeistert und meine Erwartungen an die Geschichte von “Kranichland” zu Hundert Prozent erfüllt .

    Sehr gerne vergebe ich für den tollen Roman

    5 Sterne

    sowie eine ganz klare Leseempfehlung für alle die gerne in Romanen mit historischem Zeitgeschehen abtauchen .

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lena, 20.04.2018

    Damals:
    Johannes Groen stammt aus Schlesien und musste während des Zweiten Weltkrieges, nachdem sich seine depressive Mutter getötet hatte, allein fliehen. Als 18-Jähriger befindet er sich 1946 in einem Auffanglager in Rostock, wo er Kolja kennenlernt, der sich wie ein Vater um ihn kümmert. Er kann ihn für die FDJ begeistern und wird später sein Chef im Ministerium für Staatssicherheit. Johannes verliebt sich in die gleichaltrige Krankenschwester Elisabeth und 1950 kommt die Tochter Charlotte zur Welt. Johannes verbringt immer mehr Zeit bei der Arbeit, kann dem Druck seines Chefs, dem er so viel zu verdanken hat, nicht standhalten und zwingt die Familie gegen Elisabeths Willen, nach Berlin zu ziehen. Sie findet sofort eine Anstellung als Krankenschwester in der Charité und lernt dort den Arzt Dr. Anton Michalski kennen, für den sie, vernachlässigt von Johannes, bald mehr empfindet.

    Heute:
    Theresa Matusiak erfährt von einem Notar, dass sie ein Haus in Rostock geerbt hat. Ihre Schwester Marlene, die sie nie gekannt hat, da sie angeblich bei einem Seeunfall in den 70er-Jahren ums Leben gekommen ist, hat ihr das Haus ihrer Großmutter vermacht. Theresas Mutter ist dement in einem Pflegeheim in Berlin und kann das Testament nicht erklären.

    So beginnt die Geschichte der Familie Groen, die abwechselnd das Damals von 1936 bis 2000 und das Heute im Jahr 2012 erzählt. Es ist eine dramatische Familiensaga, die über weite Teile in der DDR spielt, deren diktatorisches System eine Mitschuld an den Schicksalsschlägen der Familie hat.
    Während Johannes und Charlotte an den Sozialismus geglaubt haben und dem Staat treu ergeben waren, hinterfragt die jüngere Marlene die Gegebenheiten und verliebt sich dabei in den Widerständler Wieland Ostermeyer, der sie zur Flucht in den Westen überredet. Die Flucht wird zum Auslöser einer Geschichte voller Geheimnisse, die über Jahrzehnte hinweg unter Verschluss gehalten werden, aber die nachfolgenden Generationen prägen werden. Erst 2012 können Charlotte und Theresa ihre Familiengeschichte aufdröseln, nachdem sie durch Marlenes Erbe auf das Lügengebilde ihrer Eltern aufmerksam geworden sind.

    Der Roman beschreibt sehr anschaulich die Verhältnisse in der DDR, über eingeschränkte Freiheiten, Nahrungsknappheit, Bau und Fall der Mauer bis zur alltäglichen Bespitzelung am Beispiel der rund 80-jährigen Geschichte der Familie Groen. Auch wenn man als Leser durch die Rückblenden in die Vergangenheit manches schneller für sich aufschlüsseln kann, als die Schwestern selbst, ist der Roman fesselnd geschrieben. Durch die trotz mancher Fehlentscheidungen sympathischen Charaktere, fühlt man sich jedem einzelnen nahe.

    "Kranichland" ist eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit Deutschlands und eine berührende Familiengeschichte, die authentisch und empathisch erzählt ist.

    "Kranichland" steht symbolisch für Freiheit und für den Ort, der am besten für eine ist.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marakkaram, 04.09.2018

    Einen Fehler durch eine Lüge zu verdecken, heisst, einen Flecken durch ein Loch zu ersetzen.

    Als Johannes Groen nach dem Krieg aus Schlesien fliehen muss, findet er in Rostock eine neue Heimat und in Elisabeth die Liebe seines Lebens. Gemeinsam ziehen sie nach Ost-Berlin und bekommen 2 Töchter. Doch Johannes arbeitet fieberhaft am Aufbau des Sozialismus mit und merkt dabei gar nicht, wie ihm seine Familie entgleitet. Elisabeth betrügt ihn und seine Jüngste rebelliert offen gegen die DDR. Als sie mit ihrem Freund in den Westen abhauen will, muss Johannes eine folgenschwere Entscheidung treffen, deren Auswirkungen die Familie noch Jahrzehnte verfolgen....

    ~ * ~ * ~ *

    Ein Roman, der erst auf den zweiten Blick (und Empfehlung) mein Interesse geweckt hat - der mich dafür aber umso positiver überrascht hat. Ich weiss auch gar nicht mehr, warum ich eine ziemlich trockene, sehr politisch ausgerichtete Geschichte erwartet hatte. Selbstverständlich spielt Politik eine wichtige Rolle, aber in erster Linie ist es eine Familiengeschichte. Und die ist großartig erzählt.

    Es geht um Liebe, Selbstbetrug, Verzweiflung und Verrat - das Leben in der DDR, die Stasi und die Entscheidungen, die jeder Mensch in jeder Sekunde seines Lebens trifft.

    Ich muss zugeben, selten war deutsche Geschichte spannender und interessanter eingebettet als in "Kranichland". Ich habe nebenbei und mit Lesegenuss sehr viel über die damalige Zeit erfahren.

    Die Charaktere von Anja Baumheier sind so unheimlich authentisch, dass man das Gefühl hat, exakt so könnte es sich zugetragen haben. Und was mir dabei auch sehr gefallen hat, es gibt in dieser Familienkonstellation kein Gut und wirklich Böse, denn die Autorin schildert so lebendig und menschlich, dass man das Handeln nachvollziehen kann, auch wenn man selber vielleicht einiges anders gemacht hätte.

    Ein mehr als gelungenes Debut!

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  • 4 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilofee, 20.03.2018

    Eine packende Familiengeschichte.
    Die Groen Schwestern wachsen im Ost-Berlin
    der 60iger Jahre auf. Charlotte brennt für den
    Sozialismus und Marlene, die künstlerisch begabte,
    verliebt sich in einen Pfarrerssohn.
    Als das junge Paar beschließt, in den Westen zu fliehen,
    trifft Marlenes Vater eine weitreichende Entscheidung.

    Kranichland erzählt das bewegende Schicksal einer Familie
    über einen Zeitraum von fast 80 Jahren.
    Der Roman spielt auf mehreren Zeitebenen und springt immer wieder
    in die Vergangenheit zurück.
    Hier werden historische Fakten mit dem Schicksal einer Familien verwoben.
    Ein tolles Buch über die politische Lage Deutschlands, das durch den
    wunderbaren Schreibstil der Autorin zum Erlebnis wird.
    Die Charaktere und Ihre Entwicklungen sind wunderbar beschrieben
    und man kann sich sehr gut mit ihnen Identifizieren.
    Nicht nur die politische Seite ist sehr interessant,
    sondern auch die Lebensumstände.
    Entscheidungen können einen ein ganzes Leben lang verfolgen.
    Wer ein bisschen mehr über diese Zeit wissen möchte, für den ist dieses Buch ein muss.
    Eine Leseempfehlung!

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