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  • 5 Sterne

    7 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Petra K., 08.02.2017

    Das Buch hat mich nachdenklich gestimmt und der Leser wird sicherlich seine Einstellungen zu dem Begriff "Fremd" reflektieren. Auch wer sich als tolerant und weltoffen hält, wird durch dieses Buch mit interessanten Denkanstößen konfrontiert und angeregt eigene Verhaltensmuster wahrzunehmen und zu überdenken.
    Die geschilderten Berichte von in Österreich lebenden Menschen sind nicht nur interessant zu lesen, sondern rütteln auch wach.
    Wie entstehen Gefühle der Angst vor dem Fremden, Wie kommt es, dass "Allteingesessene" Stimmung gegen Fremde machen, ohne selbst direkten Kontakt zu ihnen zu haben, ohne überhaupt mit einem dieser Menschen jemals gesprochen zu haben.
    Interessant auch die geschichtlichen Beispiele der Behandlung von "Ureinwohnern" gegen neu hinzu kommende.
    Das Buch ist keine leichte Kost, die Berichte sind von Akademikern geschrieben und beziehen sich auf Österreich. Das Buch ist wirklich zu empfehlen und gerade in der jetzigen politischen rechts gelagerten Tendenz in Europa wichtig. Zum Schluss ein Zitat aus dem Buch zum Nachdenken : Heute muss sich erklären wer hilft und nicht wer Hilfe verhindert!

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  • 4 Sterne

    4 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    elbeundalster, 21.03.2017

    Die Autorin geht in diesem Buch dem Gefühl des „Fremd sein“ nach und analysiert auf nüchterne Weise, woher die Angst vor dem Unbekannten kommt und wie unterschiedlich Menschen mit diesem Thema umgehen.
    Im ersten Teil des Buches beschreibt die Autorin die Gegenwart und wie die Flüchtlingskrise unsere Gesellschaft prägt. Sie bringt Beispiele von Hass Postings aus den sozialen Netzwerken, die wir alle in ähnlicher Form schon einmal gelesen haben und die mir persönlich wirklich Angst machen.
    Livia Klingl erklärt in klaren und nüchternen Worten, dass uns Dinge nur als bedrohlich erscheinen, weil sie uns nicht vertraut sind. Was der Mensch nicht kennt, ist meistens erst mal negativ. Das kennen wir alle, auch aus dem Alltag.
    Gleichzeitig verdeutlicht sie, welch sicheres und wohlhabendes Leben wir führen und dass Menschen fliehen, weil sie sich dieses Leben wünschen. Sie wünschen sich Freiheit, Demokratie und Sicherheit. Sie sind Menschen, wie wir, mit dem Unterschied, dass uns ihre Sitten, ihre Sprachen und vielleicht ihr Aussehen und Verhalten (noch) nicht vertraut sind.

    Der zweite Teil des Buches besteht aus 21 Portraits von in Österreich lebenden Personen, die ihre Geschichte erzählen. Der Begriff „Fremd“ wird somit ganz unterschiedlich definiert und bringt den Leser dazu, die eigenen Gedanken zu diesem Thema zu reflektieren. Die persönlichen Berichte sind unheimlich interessant und an manchen Stellen auch schwer zu fassen. Ich konnte sie nicht in einem Rutsch durchlesen, sondern musste zwischendurch immer wieder innehalten, um über das Gelesene nachzudenken. Die Portraits sind in einem journalistischen Stil geschrieben.

    Ich bezeichne mich selbst als einen weltoffenen und sehr toleranten Menschen. Dieses Buch hat mir aber auch einen anderen Blickwinkel aufgezeigt und dazu geführt, dass ich bei negativen Kommentaren über „die Fremden in unserem Land“ nicht einfach wütend werde, sondern versuche die Gründe für dieses Verhalten und die Angst zu verstehen. Wie die Autorin auf S. 17 ganz treffend schreibt: „Eine indifferente Stellung zu den Fragen der Flüchtlingskrise ist fast nicht mehr möglich, Grautöne fehlen vollkommen im Diskurs, ebenso wie Fachwissen (...)“.
    Die Diskussion wird auf beiden Seiten sehr einseitig geführt, weshalb die Kluft größer wird und das Verständnis auf beiden Seiten immer mehr schrumpft. Toleranz ist in jeglicher Form wichtig. Ich glaube, dass wir alle nur noch in unserer eigenen Blase leben. Wir hören die Meinung, die wir haben, verfolgen Medien mit dieser Meinung und haben Freunde, die so denken wie wir. Wir wundern uns, warum Trump gewählt wurde, denn wir kennen niemanden, der das getan hätte. Wir glauben nicht, dass es in Deutschland starken Rassismus gibt und dann bin ich schockiert, wenn mir eine schwarze Bekannte erzählt, dass sie als Kind im Bus von älteren Jugendlichen auf den Boden getreten wurde.
    Unser Miteinander, egal in welcher Form, leidet in der heutigen Zeit enorm und der Fremdenhass wird dadurch nur verstärkt. Es kann nicht nur schwarz und weiß geben. Jeder Mensch ist anders. Verallgemeinerungen und Vorurteile bringen uns in keiner Weise nach vorn. Das muss uns allen klarwerden und dort müssen wir ansetzen. Wir müssen uns verstehen. Nicht nur das Unbekannte aus anderen Ländern, sondern auch das Fremde im eigenen Land. Wir müssen lernen, die Angst zu verstehen, denn nur so können wir sie bekämpfen. Ich denke dafür liefert das Buch einen sehr guten Beitrag.

    Ich kann es sehr empfehlen, dass Buch zu lesen. Mir haben die analytische Herangehensweise und das Beleuchten der Thematik aus verschiedenen Perspektiven sehr gefallen. Die Autorin schafft es, nüchtern und doch fesselnd Erklärungen für das Gefühl der Fremdheit zu geben. Der Schreibstil war flüssig zu lesen. Die Portraits zeigten ganz unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Erlebnissen und Meinungen. Dadurch hat sich ein sehr differenziertes Gesamtbild ergeben. Ich persönlich hätte mir aber einen anderen Stil bei den Portraits gewünscht. Die journalistische Beschreibung war für mich an einigen Stellen etwas zu distanziert.

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  • 5 Sterne

    5 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 12.02.2017

    „Nichts ist so fremd, wie das Eigene, das anders tickt als man selbst!“

    Es vergeht leider kein Tag mehr, an dem ich keine unreflektierten und boshaften Hetzparolen in unserer Gesellschaft vernehme. Gerade auch in den „anonymen“ sozialen Medien werden Beschimpfungen von Flüchtlingen immer häufiger und unverfrorener und der Ruf nach der guten alten Zeit immer lauter. Das macht mir zeitweise richtig Angst und ich war deshalb sehr neugierig auf dieses Buch.

    Warum werden Flüchtlinge zum Sündenbock gestempelt für alles, was schiefläuft in diesem Land? In ihrer Analyse greift Livia Klingl die Vorurteile auf, sortiert sie und zeigt: Die Flüchtlingsfrage ist oft nur eine Ausrede, um sich mit den wirklichen Problemen nicht beschäftigen zu müssen, wenn überhaupt war sie höchstens Auslöser dafür, dass in unserer Gesellschaft längst schwelende Konflikte ans Tageslicht treten. Zudem beschäftigt sich mit dem Begriff „Fremd“, den man nicht an der Nationalität ausmachen kann, da er so viel Verschiedenes bedeuten kann.

    Wie sollen die so genannten kleinen Leute erkennen und verstehen, dass nicht die vielen Fremden, sondern andere Einflüsse wie Globalisierung und ihre schwer zu durchschauenden Mechanismen zu viel Unsicherheit führen“, wenn die Politik und die Medien penetrant und permanent auf dem „Flüchtlingsthema“ herumreitet? Ich denke das ist eine wichtige Frage, die sich die Autorin in ihren einleitenden Worten stellt. Teilweise mit einem leicht ironischen Unterton, gibt sie jede Menge Denkanlässe indem sie sich Gedanken zu bösen und guten Fremden, Ländern und Sitten, der Definition von „fremd“, Hasspostings oder auch dem Kulturkampf mit Kleidungsstücken macht. Sushi, obwohl japanisch, ist längst nicht mehr wegzudenken, Touristen stets willkommen, kurbeln sie doch die Wirtschaft an, warum aber sind Menschen, die wir gar nicht kennen, pauschal nicht willkommen?

    Ihre eigenen Gedanken ergänzt die Autorin mit 21, alphabetisch angeordneten Porträts, die zeigen, welch vielfältige Auslegung es von „Fremdheit“ gibt. Die Bandbreite der Befragten erstreckt sich dabei über Flüchtlinge aus den unterschiedlichsten Ländern, Einwanderern aus früheren Jahren, Überlebenden des 2. Weltkrieges, Menschen mit Migrationshintergrund, Ärzte, Journalisten und auch Politikern. Die Menschen erzählen von ihren Traditionen, Beweggründe der Flucht werden dargestellt und auch ihre Probleme, die sie bei der Ankunft und beim Leben im ihnen „fremden“ Land haben, werden nicht ausgelassen. Auffallend ist sicher, dass ein jeder von ihnen den Begriff „fremd“ anders definiert. Aber was für einen Menschen fremd ist, ist schließlich ja auch abhängig von der Sozialisation eines jeden einzelnen.

    „Integrieren muss man sich jeden Tag, nicht nur als Ausländer.“, ohne geht es auch in der Familie und im Freundeskreis nicht. „Zugehörigkeit ist ebenso wie das Fremdheitsgefühl unabhängig von Pass und Geburtsort.“ Fremd kann auch der alteingesessene „Nachbar sein, der andere Werte vertritt und vor anderen Dingen Angst hat.“ Das sind nur zwei der zahlreichen wertvollen Botschaften, die in diesen Interviews zu finden sind.

    Die Autorin war selbst mehr als 20 Jahre lang Kriegs- und Krisenberichterstatterin, ist selbst viel gereist und den Menschen offen und neugierig begegnet, sicher eine wichtige Voraussetzung um sich unvoreingenommen diesem Thema zu widmen. Auch wenn Livia Klingel von Österreich schreibt und Menschen, die dort leben, interviewt hat, denke ich, dass sich dies auch auf die angrenzenden Länder nahezu vollständig übertragen lässt. Ein Riss geht durch die Gesellschaft, die „Flüchtlingsfrage“ spaltet die Bevölkerung in Gutmenschen und jene, die zurück möchten in die „gute, alte Zeit". Ein Trend nach rechts ist in gut wie allen europäischen Ländern auszumachen, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung.

    Ganz besonders gut gefällt mir der lockere, leicht verständliche Sprachstil der Autorin. Zu diesem Buch kann jeder interessierte Leser, ganz unabhängig von der Schulbildung, greifen. Dies ist meiner Meinung nach gerade deshalb so wichtig, weil den so genannten kleinen Leuten, zumindest möglichst vielen von ihnen, die Augen zu öffnen, dass nicht „die Flüchtlinge“ selbst schuld an ihrem Dilemma sind, mit Sicherheit sehr viel bewirken kann.

    Alles in allem kann ich dieses Buch nur wirklich jedem empfehlen und ich würde mir wünschen, dass ihre Botschaft „Ob Menschen mit den Fingern essen, oder Messer und Gabel benutzen, ob das Brot in Fladen- oder Laibform gebacken wird, ob man Gott, Allah, Jahwe oder (…)sagt, unterscheidet uns Menschen weit weniger als der Charakter, die Talente, die geistigen Fähigkeiten und die Herzensbildung!“ bei möglichst vielen ankommt.

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