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  • 5 Sterne

    12 von 22 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gertie G., 03.08.2020

    Autor Ulrich Brunner hat den charismatischen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky einige Jahrzehnte lang begleitet. Zuerst als Journalist der Parteizeitung „Arbeiterzeitung (AZ)“ und später als Redakteur des Österr. Rundfunk.

    Er schreibt über seine persönlichen Erfahrungen und Begegnungen mit dem Kanzler. Manchmal fließen auch andere Wortmeldungen ein.

    Brunner spannt den Bogen von der Kindheit Kreiskys bis hin zu seinem Tod und dessen Auswirkungen auf die österr. Sozialdemokratie. Es scheint, als wäre Kreiskys Leben eine Aneinanderreihung von Kränkungen. Der Antisemitismus der Nazi-Zeit macht(e) auch vor der SPÖ nicht Halt. Und so dauert es nach seinem Exil (1938-1950) in Schweden eine geraume Zeit bis Brunos Kreisky wieder in seiner eigenen Partei Fuß fassen kann. Mit Innenminister Oskar Helmer („Ich wäre dafür, dass man die Sache in die Länge zieht.“ - die Entschädigungen an die überlebenden Juden nämlich) hat Kreisky einen besonderen Gegner in der eigenen Partei.

    Dass Bruno Kreisky über keine der üblichen Seilschaften verfügt und eher ein Einzelkämpfer ist, ist manchen Parteikollegen ein Dorn im Auge. Dennoch, der Erfolg gibt im Recht! In vielen Ländern Europas wie in Deutschland mit Willy Brandt und Schweden mit Olaf Palme siegen die Sozialdemokraten. Beide werden zu Freunden und arbeiten gemeinsam am „Nord-Süd-Dialog“.

    Für Österreich hat Kreisky einen noch nie dagewesenen Modernisierungsschub vorbereitet: Heiratsbeihilfe, Gratisschulbuch und Schülerfreifahrt erleichtern den Menschen das Leben. Er schafft ein modernes Familien- und Eherecht, das das bisherige aus 1811 stammende ablöst. Er verkürzt den Wehrdienst („Sechs Monate sind genug“). Die Justizreform von Justizminister Christian Broda ist zwar stellenweise umstritten, wird aber durchgezogen.

    Kreisky ist ein „Menschenfänger“, der Wähler aus den Teichen der anderen Parteien fischt. Er lädt diese Wähler ein „ein Stück des Weges mit ihm zu gehen“. Dreimal (1971, 1975 und 1979) erhält er die absolute Mehrheit.

    Neben seinen Reformen und klugen politischen Schachzügen spart Ulrich Brunner Kreiskys negative Seiten nicht aus, z. B.: Seine Ich-Bezogenheit, die im Laufe seines Lebens immer ausgeprägter wurde. Seine Konflikte mit Hannes Androsch oder mit Simon Wiesenthal, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Nazi-Kriegsverbrecher aufzuspüren und vor Gericht zu bringen. Hier hat Kreisky, auf Wiesenthals Kritik, mind. vier SPÖ-Minister seien Mitglieder der NSDAP gewesen, überzogen reagiert.

    Bruno Kreisky setzt wenige Handlungen ohne Kalkül. Er ist Vollblutpolitiker und 24 Stunden im Amt. Da seine Telefonnummer im öffentliche Telefonverzeichnis steht, wird er immer wieder von Hilfe suchenden Bürgern angerufen. Kreisky ist sehr belesen, denn in der Haft 1935/36 hat er jedes Buch verschlungen, dessen er habhaft werden konnte. Sein Lieblingswerk „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil.

    Ulrich Brunner ist jener Journalist, zu dem Kreisky gesagt hat „Lernen’s Geschichte, Herr Reporter“ (siehe S. 123 - 130).

    Seine Nachfolge hat Kreisky leider nicht in der üblichen Eloquenz geregelt. "...Kreisky hatte seine Partei nicht auf die Zeit nach ihm vorbereitet. Wahrscheinlich liegt darin auch eine historische Gesetzmäßigkeit..." (S. 247). Unterrichtsminister Fred Sinowatz wird Bundeskanzler und Parteivorsitzender. Die SPÖ geht mit der FPÖ unter Norbert Steger eine rot-blaue Koalition ein, die Kreisky noch selbst eingefädelt hat. An seinen Nachfolgern lässt Bruno Kreisky kein gutes Haar.

    Der Niedergang der Sozialdemokratie (auch in anderen Teilen Europas) ist nicht mehr aufzuhalten. Die heutige Zerrissenheit der Partei, die sich langsam einer Kleinpartei nähert, musste Bruno Kreisky nicht mehr erleben. Kreisky stirbt am 29. Juli 1990.

    Fazit:

    Ein faszinierendes Porträt eines Ausnahmepolitikers, der seinesgleichen sucht. Gerne gebe ich hierfür eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Wolfgang H., 11.09.2020

    Verifizierter Kommentar

    Als nun 63 jähriger erinnere ich mich beim Lesen des Buches gerne zurück an diese Zeit. Das Buch "Lernens Geschichte, Herr Reporter" ist sehr empfehlenswert.

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  • 5 Sterne

    5 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Peter K., 18.08.2020

    Ein aufschlussreiches und sehr gut geschriebenes Buch über einen großen Staatsmann

    Zwei Sozialisten. Der eine, Autor Ulrich Brunner, begann bei den sozialistischen Studenten und wurde ein erfolgreicher Journalist, der andere, ebenfalls von Jugend an mit den Sozialisten verbunden, wurde einer erfolgreichsten Politiker der Nachkriegszeit. Beide kannten einander und Brunner berichtet in diesem Buch über seine Begegnungen mit Kreisky, seine Lebensgeschichte und allerlei sonstige Geschichten.

    Brunner beginnt mit seinem eigenen journalistischen Weg bei der „Arbeiter-Zeitung“. Dann schildert er die Gefängniszeit von Kreisky 1935 und von dessen schwieriger Rückkehr nach Kriegsende in die österreichische Politik. „Kreisky am Weg ins Kanzleramt“ gibt aber auch ausgezeichnete Einblicke in politische Grabenkämpfe innerhalb der Sozialistischen Partei und das damalige politische Umfeld.

    Dann kommt Brunner auf seine Kernkompetenz: Kreisky und die Journalisten. Dabei gibt es unterhaltsame wie ernste Beiträge, dass Kreisky ein Meister der präzisen Unschärfe war (Zitat Kreisky, ob er nach einer Niederlage der Zwentendorf-Abstimmung zurücktreten werde: „Ich werde sicher nicht sagen, dass ich sicher nicht zurücktreten werde!“), über das Pressefoyer und von jenem, in dem der dem Buch seinen Titel gebende Satz Kreiskys „Lernen S‘ Geschichte, Herr Reporter“ fiel.

    Und über einige weitere Facetten des Politikers schreibt Brunner: Kreisky, der Unbeherrschte, der rastlose Politiker, Kreisky und ORF-Intendant Gerd Bacher. Auch über den Fall Karl Schranz, dem die Teilnahme an den Olympischen Spielen verweigert worden war und die Rolle Kreiskys dabei, ist ein Thema von Brunner.

    Im Abschnitt Kreisky und die Macht geht es u. a. um die Rivalität mit Broda und um Androsch, den er eigentlich als Kronprinz gedacht hatte. Brunner schreibt über Kreisky und die Fristenlösung, die Frauenbewegung und die Schulden in der Ära Kreisky. Wie Kreisky zum Judentum stand, seine Angst vor dem Antisemitismus, die Wiesental-Affäre, über seinen Humor und seine jüdische Identität berichtet Brunner im vorletzten Abschnitt. Im letzten Kapitel beschreibt er das Ende der Ära Kreisky, über das sogenannte Mallorca-Paket, den schwerkranken und narzisstischen Kreisky und seinem Ende.

    Nachdem Brunner von Jugend an mit der sozialistischen Partei verbunden war, trat er 2007 nach 50 Jahren aus der Partei aus und schildert im Epilog ausführlich seine Gründe dafür. Postskriptum, Bibliografie, Personenregister, Zeittafel und Bildnachweis finden sich am Ende des Buches.

    Brunner hat bewusst, wie er schreibt, die außerordentlichen Verdienste Kreiskys in der Außenpolitik in diesem Buch weggelassen und schildert den innenpolitischen Kreisky und sein Verhältnis zu den Medien. Es gibt ein interessantes und informatives Bild dieses großen Staatsmannes, der Österreich in ein neues Zeitalter geführt hatte und dessen soziale Verbesserungen noch heute vorhanden sind. Ich finde, dass es ein sehr lesenswertes Buch ist, auch wenn jemand sich politisch nicht besonders interessiert.

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