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  • 4 Sterne

    Sarah H., 29.06.2023

    Als Buch bewertet

    Liv lebt ein beschauliches Leben mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Oslo.
    Alles scheint perfekt, wären da nicht ihre Ängste und Erinnerungen an eine Tat, die sie immer wieder einholen und ihr gewisse Handlungsweisen aufzwingen.
    Vor Jahren wurde sie vergewaltigt, schweigt beharrlich, versucht das Geschehene zu vergessen und zu verdrängen, bis sich durch die Ankunft einer neuen Patientin, in dem Pflegeheim, in dem sie arbeitet, die Bilder und Eindrücke wieder aufdrängen.
    -
    Heidi Furres Buch ist intensiv. Es schildert eindrücklich das Leben nach dem Erleben von sexueller Gewalt.

    „𝘕𝘪𝘦𝘮𝘢𝘯𝘥 𝘣𝘭𝘦𝘪𝘣𝘵 𝘯𝘢𝘤𝘩 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘳 𝘝𝘦𝘳𝘨𝘦𝘸𝘢𝘭𝘵𝘪𝘨𝘶𝘯𝘨 𝘭𝘪𝘦𝘨𝘦𝘯. 𝘕𝘪𝘦𝘮𝘢𝘯𝘥. 𝘈𝘭𝘭𝘦 𝘴𝘵𝘦𝘩𝘦𝘯 𝘢𝘶𝘧. 𝘕𝘪𝘦𝘮𝘢𝘯𝘥 𝘩𝘰̈𝘳𝘵 𝘥𝘢𝘯𝘢𝘤𝘩 𝘢𝘶𝘧, 𝘔𝘦𝘯𝘴𝘤𝘩 𝘻𝘶 𝘴𝘦𝘪𝘯.“ (𝘚. 88)

    Und doch geht man als Mensch verändert aus einer solchen Tat heraus. Genau darum geht es in dem Erzählten. Es steht nicht die Tat, sondern das Erleben, das Weitermachen, der Versuch der Verdrängung und Verarbeitung im Vordergrund.
    Furre zeigt auf, dass Verdrängung nicht funktioniert, zumindest nicht auf Dauer. Sie thematisiert viele Gefühle die Überlebende durchmachen. Scham, Selbstzweifel, Wut, Ekel sind nur ein paar Emotionen, die auftreten. Aber auch Gedankengänge, allen voran die Auseinandersetzungen bzgl. der Kinder, fand ich sehr eingängig. Die Frage, wie man einen Sohn erzieht, damit er nicht zum Täter wird… Die Frage, was man tun kann, um seine Tochter zu schützen…
    Ohnmacht spielt eine große Rolle, die nüchterne Feststellung, dass man nirgends sicher ist, dass es jede Frau treffen kann.

    „𝘋𝘢𝘴𝘴 𝘪𝘤𝘩 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘥𝘪𝘦 𝘌𝘪𝘯𝘻𝘪𝘨𝘦 𝘣𝘪𝘯. 𝘋𝘢𝘴𝘴 𝘦𝘴 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘮𝘰̈𝘨𝘭𝘪𝘤𝘩 𝘪𝘴𝘵, 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘢𝘯 𝘖𝘳𝘵𝘦𝘯 𝘢𝘶𝘧𝘻𝘶𝘩𝘢𝘭𝘵𝘦𝘯, 𝘢𝘯 𝘥𝘦𝘯𝘦𝘯 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘮 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵𝘴 𝘱𝘢𝘴𝘴𝘪𝘦𝘳𝘦𝘯 𝘬𝘢𝘯𝘯.“ (𝘚. 7)

    Liv, als Protagonistin, ist mir ein wenig fremd geblieben. Sie verfällt regelrecht in einen Kauf- und Schönheitswahn, um das Geschehene zu kompensieren. Ein Verhalten, dass ich zwar in Verbindung mit den Ereignissen durchaus nachvollziehen kann, welches mir persönlich aber absolut fremd ist.

    „𝘋𝘢𝘴 𝘪𝘴𝘵 𝘦𝘪𝘯 𝘝𝘦𝘳𝘴𝘶𝘤𝘩, 𝘒𝘰𝘯𝘵𝘳𝘰𝘭𝘭𝘦 𝘻𝘶 𝘶̈𝘣𝘦𝘳𝘯𝘦𝘩𝘮𝘦𝘯. 𝘋𝘢𝘴 𝘌𝘬𝘭𝘪𝘨𝘦 𝘷𝘰𝘯 𝘮𝘪𝘳 𝘧𝘦𝘳𝘯𝘻𝘶𝘩𝘢𝘭𝘵𝘦𝘯, 𝘪𝘴𝘵 𝘯𝘪𝘦 𝘦𝘯𝘥𝘦𝘯 𝘸𝘰𝘭𝘭𝘦𝘯𝘥𝘦 𝘊𝘢𝘳𝘦-𝘈𝘳𝘣𝘦𝘪𝘵.“ (𝘚. 24)

    Damit wird klar, dass die Tat nie wirklich weg ist. Es zeigt sich in Kleinigkeiten, wie dem Telefonat mit dem Ehemann, wenn sie auf dem Nachhauseweg ist und in großen Dingen, wie der Wahl der Lage des Hauses (kurzer Weg zu Bushaltestelle, kein Wald). Es dringt ins Leben ein… ein In-Schach-halten erfordert permanente Anstrengung.
    -
    Das Buch ist ein Befreiungsschlag, es ist ein Appell dafür, das Schweigen zu brechen, es ist die Aufforderung, die Augen zu öffnen.
    Mit der, in weiten Teilen fast sachlichen Schreibweise, lässt sich die Geschichte gut lesen und schafft genug Abstand, damit man nicht daran zerbricht.
    Von mir gibts eine große Empfehlung für diesen Roman.

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  • 5 Sterne

    books, 26.02.2023

    Als Buch bewertet

    Das Buch „Macht“ von Heidi Furre ist vom Norwegischen in die deutsche Sprache übersetzt worden und behandelt das Leben der Pflegerin Liv mit Haus, Mann und zwei Kindern. Von außen betrachtet erscheint ihr Leben zunächst erfüllt und idylllisch. Das Innenleben von Liv sieht aber anders aus. Sie wurde in ihrer Studienzeit vergewaltigt. Dieses einschneidende Erlebnis und seine Nachwirkungen lassen sie nicht los. Sie scheint die Vergewaltigung vor ihrem Umfeld, aber auch vor sich selbst verstecken zu wollen.
    Das Thema ist definitiv nicht einfach zu verdauen, was bereits aus den ersten Seiten ersichtlich wird. Der Aufbau des Buches erfolgt eher weniger in Kapiteln, sondern beschreibt Momente und Situationen aus dem Alltag. Es sind unverhofft aufkommende Gedanken oder Gefahren, die Liv immer wieder an das traumatische Geschehen zurückversetzen.

    Heidi Furre hat sich einem sehr wichtigen und sensiblem Thema gewidmet und auf authentischer Art und Weise die Perspektive einer Betroffenen geschildert.

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  • 5 Sterne

    brauneye29, 15.02.2023

    Als Buch bewertet

    Zum Inhalt:
    Liv führt mit Mann und Kindern das scheinbar perfekte Leben. Doch sie trägt ein Erlebnis mit sich von dem nicht mal ihr Mann weiß. Sie wurde vor Jahren vergewaltigt und dieses Ereignis beeinflusst noch heute ihr Leben. Bei vielen Gelegenheiten hat sie einfach Angst, aber sie will ihr Trauma verarbeiten, sie will nicht mehr Opfer sein. Als sie bei der Arbeit auf die Schwester eines Vergewaltigers trifft, muss sie ganz neu lernen mit dem Trauma umzugehen.
    Meine Meinung:
    Das Buch ist überwältigend, denn der Umgang mit einer erlebten Vergewaltigung ist in dieser Deutlichkeit selten Thema in Büchern. Ich fand das Buch ungeheuer stark geschrieben, es ist wortgewaltig und berührend und sehr intensiv. Ich bin über das Buch auch dem Thema näher gekommen, musste auch viel darüber nachdenken, wie ich wohl selbst damit umgehen würde. Schwierige Thematik.
    Fazit:
    Sehr berührend

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  • 5 Sterne

    Quincyliest, 25.01.2023

    Als Buch bewertet

    Die norwegische Autorin Heidi Furre hat einen fesselnden und ergreifenden Roman geschrieben, in dem eine junge, moderne Frau im Mittelpunkt der Handlung steht. Liv hat einen erfolgreichen Mann, zwei Kinder, die sie liebt und ein hübsches Heim. Doch die perfekte Fassade täuscht, in der psychischen Verfassung von Liv offenbaren sich tiefe Abgründe, denn sie wurde vor Jahren Opfer einer Vergewaltigung. Es ist genau diese Opferrolle, die sie nicht annehmen kann und will. Ihre Gedanken kreisen ständig und überall um das erlebte Trauma. Sie sucht nach Schuld, auch bei sich, hinterfragt sich selbst immer wieder.
    Heidi Furre erzählt kurzweilig, ihre Gedanken sind klug, scharfsinnig und mitunter auch bissig.
    "Macht" wurde 2021 von der Organisation NORLA empfohlen und dies völlig zu Recht. Es ist ein wunderbares Buch, dem ich viele Leser wünsche.

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  • 5 Sterne

    David D., 06.02.2023

    Als Buch bewertet

    Ein Thema, das leider viele Menschen und vor allem Frauen beschäftigt, und ein Schreibstil, der bewegt und aufwühlt - das ist der Roman „Macht“ der norwegischen Autorin Heidi Furre. Es wurden schon viele Bücher zum Thema sexualisierte Gewalt geschrieben, die aber zumeist die Tat an sich in den Mittelpunkt stellen und nicht wie in diesem Fall, die Leidtragende selbst und ihr Seelenleben. Genau das macht aus diesem Roman etwas Besonderes, berührt den Leser und lädt ihn ein, hinter die Fassade der Hauptperson zu blicken. „Macht“ ist der Titel des Buches und „Macht“ hat die Tat an sich über die Psyche und das weitere Leben der Betroffenen. Heidi Furre zeichnet ein eindrucksvolles Bild der Schattenseiten vieler betroffener Frauen, die diese schrecklichen Geschehnisse zu großen Teilen mit sich selbst ausmachen. Von mir gibt es fünf Sterne.

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  • 4 Sterne

    murphy12, 14.02.2023

    Als Buch bewertet

    Lerne Dir selbst zu vergeben

    Es ist schwer dieses Buch zu beschreiben. Ich konnte es nur in kürzeren Abschnitten lesen. Dabei ist es gut geschrieben. Satzbau und Wortwahl gefallen mir. Der Inhalt des Buches hat mich zum Nachdenken, Reflektieren und Nachempfinden gebracht. Ich habe das ganze juristisch „geprüft“ und versucht unvoreingenommen zu bleiben. Es ist ein Buch, das mich noch einige Zeit gedanklich begleiten wird.
    Es beginnt intensiv mit einem Übergriff auf eine Nachbarin. Das Hauptthema des Buches und der Hauptfigur Liv ist Vergewaltigung. Es werden viele Opfer benannt und kennen gelernt. Auch die Liv ist eine Betroffene. Die Geschichte wird in Rückblenden, Fragmenten, Erinnerungen und Episoden in der Gegenwart geschrieben. Es ist dennoch gut verständlich und ich konnte mich stets problemlos in den verschiedenen Zeitebenen zurecht finden. Die Vergewaltigung wird nicht beim Namen genannt- es ist der Vorfall- jedenfalls überwiegend. Liv hatte ihren Vorfall nie zur Anzeige gebracht. Nach einem Gespräch in einer Beratungsstelle hatte sie bedenken, ob ihre Vorwürfe juristisch durchdringen können und hat es auf sich beruhen lassen. Nun 15 Jahre später sind die Vergewaltigung und ihre Auswirkungen für sie jedoch immer noch allgegenwärtig. Diese Beschreibung hat mich stark beeindruckt und auch betroffen gemacht. An vielen Stellen wurde sehr deutlich, dass Liv mit sich und ihren Entscheidungen immer noch hadert. Sie überlegt, was sie anders oder besser hätte machen sollen, gibt sich selbst die Schuld und versucht ihre Schmerzen zu leugnen und zu verdrängen.
    Auch wenn ich ihr Vorgehen und ihre Sichtweise nicht immer teile, konnte ich ihre Zerrissenheit und das Spannungsgeflecht in dem sie lebt und aus dem sie zeitweise ausbrechen möchte, gut nachempfinden. Gut fand ich auch, dass keinerlei Vergewaltigungsszenen dargestellt wurden. Darauf kommt es letztlich hier nicht an.
    Es ist kein Roman für zwischendurch, sondern eine Reise mit der Hoffnung, dass es für Liv und allgemein besser werden möge.
    Es ist gelungen, jedoch hat mir das letzte Quäntchen gefehlt.

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  • 4 Sterne

    Gisela E., 12.05.2023

    Als Buch bewertet

    Ein langer, schwieriger Weg

    Liv ist Pflegerin, Mitte dreißig und Mutter zweier Kinder. Sie liebt ihre Familie, und scheinbar führt sie ein perfektes Familienleben. Doch sie hat ein Geheimnis: Vor Jahren wurde sie vergewaltigt. Auch ihr Mann weiß nichts davon. Die Geschehnisse von damals überschatten auch heute noch ihr Leben, sei es beim Gang zum Zahnarzt oder beim Nachhauseweg nach einem langen Arbeitstag. Liv will sich nicht in der Opferrolle verkriechen. Doch als eine neue Patientin ins Pflegeheim einzieht, brechen die Erinnerungen wieder über sie herein: Der Bruder der Patientin wurde vor Jahren wegen einer Vergewaltigung angeklagt.

    Der Täter kann oft nicht belangt werden, das Opfer einer Vergewaltigung erhält jedoch lebenslänglich: Livs Beispiel zeigt dies sehr anschaulich. Nichts kann die Tat von damals rückgängig machen. Auch wenn sie sich selbst nicht in die Opferrolle zwingen lassen will, wenn sie die Macht über ihr Leben zurückerhalten will – es ist ein langer, schwieriger Weg, den sie dafür gehen muss. Die Autorin Heidi Furre erzählt Livs Geschichte mit einem Cocktail an Gedanken und Emotionen wie Wut und Zweifel. Das macht das Lesen immer wieder schwierig, denn als Leser taucht man tief in Livs Gedanken ein. Auch wenn Liv immer wieder der Meinung ist, die Macht über ihr Leben zu haben, stellt ihre Erzählung das immer wieder in Frage. Nein, es ist kein einfacher Prozess, durch den Liv durch muss. Immer wieder aber fragte ich mich, warum sie sich nicht die Hilfe holt, die sie braucht. Hier ist in meinen Augen ein starker Kritikpunkt an der Geschichte, denn so wirklich deutlich wird mir nicht, wie Liv sich ihr Leben zurückerobern will ohne jede Hilfe von außen.

    Das Buch ist nicht einfach zu lesen, es bleiben noch viele Gedanken zu Liv und all den Frauen, die wie Liv „lebenslänglich“ erhalten haben. Wegen dem Thema möchte ich es dennoch unbedingt weiter empfehlen und vergebe 4 von 5 Sternen.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bookfeminist, 03.03.2023

    Als Buch bewertet

    TW: sexualisierte Gewalt, Vergewaltigung

    Macht ist ein wichtiges, schonungsloses, schmerzhaftes, bestärkendes und gleichzeitig sehr aufwühlendes Buch.

    Die Hauptprotagonistin ist Liv. Wir lernen Liv kennen, als sie ein scheinbar perfektes Leben mit Mitte 30 führt. Sie hat keine Geldsorgen, einen Ehemann, der sie über alles liebt, Kinder, die sie liebt und ein großes Haus. Auch in ihrem Job ist Liv zufrieden. Sie arbeitet als Pflegerin und findet darin ihre Erfüllung. Was also könnte jetzt noch kommen?

    Tief in Liv arbeitet es. Ein Ereignis, das vor mehr als 15 Jahren stattgefunden hat, belastet sie immer noch. Was sicherlich keine Überraschung ist, denn Liv hat mit den Folgen einer Vergewaltigung zu kämpfen. Ihr perfektes Leben soll den Schein nach außen wahren. Außer ihrer besten Freundin weiß niemand von der Vergewaltigung. Ihre Rolle als Mutter lässt das Geschehene wieder hochkommen. In alltäglichen Situation wird sie immer wieder an die Tat erinnert. Heidi Furre zeigt sehr deutlich auf, welche Auswirkungen eine Vergewaltigung auch Jahrzehnte nach dem Erlebnis im Leben der Person haben kann.

    Sehr anschaulich, authentisch und ohne große Distanz beschreibt Heidi Furre das Innenleben von Liv und stellt so die Protagonistin und nicht die geschehene Tat in den Vordergrund und verleiht Liv eine Stimme. Der Schreibstil der Autorin regt sehr zum Nachdenken an. Trotz der schweren Thematik geht eine Sogwirkung vom Buch aus und ich habe es an einem Tag gelesen. Gleichzeitig bin ich wütend und traurig, denn jede zehnte Frau kann genau das erleben, was Liv erlebt hat. Für mich war das Buch ein neuer literarischer Zugang zum Themenkomplex der Vergewaltigung.

    Ein sehr intensives Buch, das den Ton für ein solch wichtiges Thema genau trifft. Klare Leseempfehlung für alle, die sich näher mit der Thematik auseinandersetzen möchten und können.

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  • 4 Sterne

    Lilly W., 05.02.2023

    Als Buch bewertet

    Eine von zehn. So beschreibt sich die Erzählerin in Heidi Furres neuem Roman "Macht". Als eine von zehn Frauen, die im Laufe ihres Lebens eine Vergewaltigung erfahren. Doch der Roman stellt nicht die Tat an sich ins Zentrum, vielmehr geht es darum, was diese mit der jungen Frau macht.

    Die Erzählerin ist eine junge Frau, das traumatische Erlebnis liegt schon einige Jahre zurück, mittlerweile ist sie verheiratet, Mutter von zwei Kindern, arbeitet als Pflegerin, ist glücklich. Doch der Alltag reißt sie immer wieder rein in Erinnerungen, die ihr Körper abgespeichert hat, sie lassen sich nicht regulieren, nicht abstellen, sie sind ein Teil von ihr. Die erfahrene Vergewaltigung steht hier unter der Überschrift des Romans: Macht. Welche Macht hat der "Vorfall" (so sagt sie), noch heute über sie? Wenn sie nachts nach Hause geht, wenn sie zum Zahnarzt muss, wenn sie unangenehme Kleidung trägt, wenn sie bestimmte Geräusche hört, Gerüche wahrnimmt? In ihrer Partnerschaft und Kindererziehung? Wie kann sie Kontrolle bewahren, was bewahrt sie vor der Ohnmacht, wo hat sie Macht über den Täter?

    Heidi Furre schreibt sprachlich clean und wirkungsmächtig. Sie zeigt eindrücklich die Rollen, in die man von anderen gedrängt wird und diejenigen, in die man sich manchmal gern zurückzieht. Sie zeigt (mehr als dass sie analysiert), Strategien um Sicherheit, Selbstwert und Stabilität zu erhalten. Konsum, Kosmetik, die Tabletten in Griffnähe - das alles kann mehr bedeuten als nur den schönen Schein. Und doch ist es am Ende die Kunst, der die Schlüsselrolle zukommt. Ein Ende, das mir persönlich zu plötzlich und zu konstruiert war, zu sehr an "Eat, pray, love" erinnert und dennoch spannende Fragen aufwirft, nach dem Reden über die Tat, dem Anklagen, dem Sich-Ermächtigen und Raum einnehmen, auch durch die Kunst.

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  • 4 Sterne

    Jule, 26.02.2023

    Als Buch bewertet

    Intensiv und aufwühlend

    „Er ist so unbedeutend. Er ist nur diese eine Nacht. So, wie auch ich für ihn unbedeutend war.“

    Mit diesen oder ähnlichen Worten versucht die Hauptprotagonisten Liv die Mach über ihr Leben zurück zu gewinnen. Sie will ihrem Vergewaltiger keine Macht über ihr Leben einräumen.
    Doch schnell wird deutlich, dass dies alles andere als einfach ist, denn auch Jahre nach der Vergewaltigung lebt Liv mit täglichen Ängsten und wird immer wieder mit dem Thema konfrontiert.
    Sei es wenn sie nachts im Dunkeln nach Hause geht oder auf der Arbeit, wenn der Bruder einer Patientin, der vor Jahren der Vergewaltigung bezichtigt wurde, ihr auf dem Flur begegnet.

    Heidi Furre schildert in ihrem Roman „Macht“ auf sehr deutliche und intensive Weise, wie es ist vergewaltigt worden zu sein und wie es das Leben beeinflussen kann.
    Durch den authentischen Schreibstil und die geschilderten Situationen wird dem Leser die Möglichkeit gegeben mit Liv zu fühlen und ihre Gedankenwelt besser zu verstehen.
    Hierbei wird deutlich, dass es nicht um die Tat an sich geht, sondern um das Leben danach.
    Viele der gelesenen Situationen klingen noch lange nach und lassen den Leser nicht so schnell los.
    Allerdings gab es zwischendurch immer wieder Passagen, an denen ich nicht mitkam und kurz verwirrt war, sodass der Lesefluss gestoppt wurde.
    Dies ist aber nur ein kleiner Punkt in einem Roman, der so viel mehr ist.
    Heidi Furre zeigt, dass über dieses Thema gesprochen werden muss und wie schwer es für Menschen wie Liv ist die Macht über das Leben zurück zu erlangen.
    Denn es gibt genug Menschen auf dieser Welt, die das Gleiche wie Liv durchmachen müssen.

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  • 4 Sterne

    Mary Jane, 31.03.2023

    Als Buch bewertet

    Das Cover ist anders. unscheinbar, wirft Fragen auf und ist dennoch ausdrucksstark. Dieses Zarte Rosa gepaart mit den spitzen Kannten der Scherben, ließ mich an etwas feministisches denken. An eine Geschichte in diesem Buch, die sich um eine Frau handeln muss.

    Mit dem Titel "Macht" konnte ich erst nicht so viel anfangen. Es lässt viel Raum für Interpretationen. Wenn man dann das Buch liest, wird einiges klar!

    Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Die kurzen Sätze verdeutlichen die Kraft, die in jedem Wort eines Satzes stecken. Beim Lesen geht es schlag auf schlag. Es wird nicht langweilig, das Buch hatte ich zügig durch und es hallte noch lange, lange nach!

    In dem Buch geht es um Liv, die etwas schlimmes erlebt hat und darüber erzählt, wie sie damit umgeht. Sie beschreibt ihre täglichen Wege, Alltagssituationen und die Gedanken die sie dazu begleiten. Liv lässt sich nicht so einfach unter kriegen, weder von ihrem Trauma, noch von Ungerechtigkeiten. Sie geht möglichst "normal", durchs Leben, lässt sich nichts anmerken und arrangiert sich mit dem, was vorgefallen ist. Keiner hat Macht über sie, nur sie selbst. Nicht einmal der Täter, denn das lässt sie nicht zu! Lange behält sie ihren Schicksalsschlag für sich, erzählt es nicht einmal ihrem Mann. Nicht weil sie sich schämt, sondern ganz intuitiv.

    Eine gute Erzählung, mit einer wichtigen Message dahinter! Eine klare Empfehlung von mir!

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  • 4 Sterne

    Fornika, 26.03.2023

    Als Buch bewertet

    Vor Jahren ist Liv etwas passiert; selbst das Wort Vergewaltigung denkt sie nur zögerlich, schweigt den Vorfall tot. Doch als an ihrem Arbeitsort ein mutmaßlicher Täter regelmäßig ein und aus geht, droht die mühevoll errichtete Fassade zu bröckeln.
    Liv hat sich eine Fassade der Äußerlichkeiten, der Normalität aufgebaut. Ihr Trauma lauert immer im Hinterkopf, doch sie kämpft dagegen an, will die Opferrolle weit von sich weisen. Kleinigkeiten können sie aus dem Tritt bringen, doch trotzdem wissen nur wenige Bescheid, noch nicht einmal ihr Mann. Welche Kraft dazu nötig ist, das liest man immer wieder aus ihren Schilderungen heraus, aber trotz allem ist Liv eine starke Frau. Man kommt bei der Lektüre mehr als einmal ins Grübeln, nicht zuletzt, weil die Autorin auch immer wieder diese Zahl anbringt: 1 von 10 Frauen (in Norwegen, die deutsche Statistik kenne ich leider nicht). Eine erschreckende Zahl. Furres Geschichte liest sich soghaft und zwingend, Gedankensprünge und Richtungswechsel zeigen Livs Anspannung, sodass die Handlung immer aufgeladen und rastlos wirkt, auch wenn der generelle Ton eigentlich recht kühl wirkt. Macht ist schon allein thematisch kein leichtes Buch, trotzdem habe ich es gerne gelesen.

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  • 4 Sterne

    Burkhard B., 26.01.2023

    Als Buch bewertet

    Zuerst ist mir die schöne altrosa Farbe des Covers ins Auge gefallen und erst auf dem zweiten Blick habe ich die Scherben darin erkannt.
    Liv ist Mitte dreißig , lebt und arbeitet als Krankenschwester In Oslo und hat einen Ehemann, Terje, und zwei Kinder, Rosa und Johannes. Vor fünfzehn Jahren wurde sie von einem Mann vergewaltigt. Von diesem Vorfall hat sie jedoch niemanden, auch ihrem Mann nicht, etwas erzählt.
    Diese Buch zeigt deutlich: Sprache ist Macht. Sprache kann das Unsichtbare hervorheben, sichtbar machen, wo vorher nur Dunkelheit war. Heidi Furre hat eine schöne und zum Nachdenken anregende Sprache, die beschreibt, wie sich eine Vergewaltigung um jeden Preis in ein Leben einschleicht. Sie ist eine Wunde, die nie verheilt.
    Sie beschreibt eindringlich,wie die Vergewaltigung das gesamte Leben der Hauptfigur von Tag zu Tag durchdringt.
    "Macht" ist Heidi Furres vierter Roman. Ich habe bisher keinen anderen gelesen, werde das aber bestimmt nachholen, denn dieses Buch macht nachdenklich und wird noch länger nachhallen.

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  • 4 Sterne

    Petra W., 25.01.2023

    Als Buch bewertet

    Bereits beim Betrachten des Buchcovers mit den gewaltigen Scherben kann man als Leser erahnen, dass es in dem Buch um etwas geht, was nicht mehr rückgängig oder repariert werden kann.
    Die Autorin lässt uns in ihrem Buch an den Gedanken von Liv teilhaben.
    Eine Frau Mitte dreißig mit einem scheinbar perfektem Leben. Sie arbeitet als Pflegerin, ist verheiratet, hat zwei Kinder, einen sympathischen Ehemann und lebt in einem Einfamilienhaus in Oslo.
    Die Tatsache, dass Liv vor Jahren vergewaltigt worden ist, weiß nicht mal ihr Ehemann. Sie will für andere nicht als Opfer dastehen. Als im Pflegeheim eine neue Patientin eingeliefert wird, deren Bruder, ein relativ bekannter Schauspieler, vor Jahren wegen einer Vergewaltigung angeklagt wurde, bröckelt ihre mühsam aufgebaute Fassade. Sie sucht halt bei ihrer Freundin Frances Hierbei wird die Künstlerin Niki de Saint Phalle, die als Kind von ihrem Vater mehrere Jahre sexuell missbraucht wurde, zu einem Vorbild für sie.

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  • 4 Sterne

    yellowdog, 20.02.2023

    Als Buch bewertet

    Der Vorfall

    Macht, ist im Original unter dem Titel Magta 2021 im Norwegischen erschienen.
    Der Roman zeigt eine Frau im Ausnahmezustand, der jedoch schon jahrelang anhält. Liv wurde als Studentin vergewaltigt. Das lässt sie auch jetzt als verheiratete Frau und Mutter nicht los. Ihre ständige Überlegung: Jeder zehnter Frau ist das passiert.
    Manisch zählt sie die Frauen in ihrer Umgebung ab.
    Erst spät im Buch wird der Vorfall genauer betrachtet.
    Es wird darüber reflektiert, wo die Macht liegt, wo man sie abgibt oder wieder findet. Liv will kein Opfer sein, aber der Vorfall bestimmt ihr Leben. Es ist eine Wunde, die ständig neue Formen annimmt.Kann Liv wieder eine normales Leben führen?
    Die Stärke der Norwegischen Autorin Heidi Furre ist, dass sie eine Sprache für Livs Zustand findet. Sprachlich gibt es so einige besondere Sätze. Es ist ein dichter Text, streckenweise unbequem, aber mit Atmosphäre.

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  • 4 Sterne

    Kathrin M., 25.01.2023

    Als Buch bewertet

    Der Titel "Macht" und das Cover, das Scherben zeigt, sind bezeichnende Hinweise auf das, was einen im Buch erwartet.
    In einer experimentellen und sehr fesselnden Erzählweise berichtet die Autorin, Heidi Furre, aus der Perspektive einer Frau, die sexualisierte Gewalt erlebt hat. Das Narrativ, das überwiegend aus Gedanken der Protagonistin zu bestehen scheint, ist eindringlich, authentisch und sehr bewegend.
    Es stellt die Frau und nicht die Tat oder gar den Täter in den Mittelpunkt und vermag somit perfekt zu verdeutlichen, dass eine solche Tat nie nur eine Momentaufnahme ist, sondern sich das Leben danach massiv und in nahezu allen Aspekten radikal ändert.
    Heidi Furre skizziert empathisch die mannigfaltigen Gefühlen und die innere Zerrissenheit Livs und schafft ein echtes Verständnis für die Auswirkungen einer solch grausamen Tat.

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fredhel, 15.03.2023

    Als eBook bewertet

    Hier geht es um Liv, die äußerlich sicher und zufrieden in Oslo mit Ehemann und zwei Kindern lebt. Was aber außer dem Leser und Livs bester Freundin Frances niemand weiß: Liv ist in ihrer Jugend vergewaltigt worden. Seitdem ist ihr Leben ein anderes geworden, alles ist von der Tat überschattet. Man erhält Einblick in eine Gedankenwelt, die alles mit dem Missbrauch verknüpft. Man lernt eine Frau kennen, die Situationen in gefährlich und ungefährlich unterteilt; die versucht, in Menschen Opfer oder Täter zu erkennen; die sich zwar vehement gegen die Opferrolle zur Wehr setzt, aber deren Gedanken doch viel zu oft um das Vergangene kreisen. Als Leser bleibt man leider immer sehr distanziert zur Hauptperson, weil diese selbst ihre Welt nur aus der Distanz betrachtet. Sie lebt nicht wirklich, sondern das Leben findet um sie herum statt.
    Dieser Roman hilft, sich in die Gedankenwelt eines Opfers (denn Liv ist nun mal ein Opfer, auch wenn sie keins sein will) hineinzuversetzen. Wahrscheinlich ist es ein Kunstgriff der Autorin, die Tat nur vage anzudeuten, aber mir fehlt es an Fakten:
    Liv ist angetrunken ohne Zwang dem Täter in die Wohnung gefolgt. Sie hat keine Erinnerung mehr daran, ob sie *NEIN* gesagt, oder nur gedacht hat.
    Aber was geschah unmittelbar davor? Worüber haben sich die beiden unterhalten, war der Täter ebenfalls alkoholisiert, hat man sich geküsst? Wurde körperliche Gewalt angewendet?
    Vor allem, wenn sie nicht hörbar *NEIN* gesagt hat, wie ist dann die Gesamtsituation zu bewerten?
    Aufgrund dieser Fragen fällt es mir schwer, den detaillierten Gedankengängen adäquat zu folgen und ich kann das Buch auch nicht uneingeschränkt empfehlen.
    Ich würde Liv wünschen, dass sie ihren Weg in die Freiheit findet, denn sie ist eine tolle, sympathische Frau, die es nicht verdient hat, wegen einer einzigen schrecklichen Stunde sich ihr Leben lang klein zu fühlen.

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  • 3 Sterne

    Katharina D., 02.02.2023

    Als Buch bewertet

    Heidi Furre hat ein Buch geschrieben, das nicht dem reinen Lesevergnügen dient, dazu ist das Thema zu verstörend und zu präsent.
    Die Macht sich eines anderen Menschen zu bemächtigen, gewaltsam in ihn einzudringen, ist eine furchtbare Macht, die keinem Menschen gegeben sein sollte. Ein nur einmaliges Ausüben dieser Macht, kann ein ganzes langes Leben zerstören.

    Liv ist mittleren Alters, lebt mit ihrer Familie in ihrem Heim in Norwegen. Sie beschreibt ihr tägliches Leben zuhause, auf ihren Wegen und ihrer Arbeit in einem Pflegeheim.
    Mit scharfem Blick analysiert und reflektiert sie ihre detaillierten Beobachtungen, präzise sieht sie die menschlichen Stärken und Schwächen, ihr Tun und Trachten.
    Verfolgt wird sie von dem Unfreiwilligen, dem Ekligen, so nennt sie es, die Vergewaltigung. Alles was sie gerne tat, wurde durch sie verdorben, alle Leichtigkeit ist dahin. "Denn es ist allgegenwärtig, das was ich suche zu vergessen."
    "Ich wurde von einem Werwolf gebissen, der Biss geht nicht weg, egal was ich tue, es ist irreversibel", sagt sie.
    Ihr ist eine Vergewaltigung widerfahren, von der man von außen betrachtet nicht genau weiß, ob es eine war. Liv weiß nicht, ob sie nein dazu gesagt, oder nur gedacht hat, groß gewehrt hat sie sich auch nicht, sie hat es über sich ergehen lassen. Seit dem vergiftet dieses Geschehen ihr Leben.
    Wird sie Heilung und Vergessen finden?

    Das Cover des Buches hat hohen Symbolcharakter, zerbrochenes Porzellan in rosa, rosarot sind die Träume der Mädchen, der Unschuld, zerbrochen, nicht mehr zu heilen.
    Kintsugi ist die japanische Kunst, Kostbares, das zerbrochen ist zu veredeln, etwas noch schöneres daraus zu gestalten.
    Ob das nach einer Vergewaltigung möglich ist?

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  • 3 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gelinde R., 25.01.2023

    Als Buch bewertet

    Macht, von Heidi Furre

    Cover:
    Das zerbrochene Geschirr zeigt, dass hier unwiderruflich etwas kaputt gegangen ist.
    Die (alt)rosarote Farbe gefällt mir nicht so gut.
    Das HC selber ist schwarz mit weißem Aufdruck am Buchrücken, das gefällt mir wiederum gut.

    Inhalt und meine Meinung:
    Hier geht es um eine Frau, Liv, die vor Jahren vergewaltigt wurde.
    Sie ist stark, hat alles verdrängt, hat sich im Leben eingerichtet, sie ist Pflegerin und führt nach außen hin ein perfektes Leben.
    Doch dann kommt ein Einschnitt in ihrem Leben.
    Eine neue Patientin kommt auf ihre Station, deren Bruder ging als potentieller Vergewaltiger durch die Medien.
    Nun wird Livs Leben wieder durcheinander gewirbelt.
    In jeder Kleinigkeit, ganz willkürlich kommen ihr die Ereignisse von früher wieder in den Sinn, und es zeigt sich dass alles in unzähligen Dingen des Alltags präsent bleibt.
    Es wird deutlich dass das Ereignis von früher sie nicht mehr los lässt. Mit der Vergewaltigung ist sie eine andere geworden.

    Vieles kann ich nachvollziehen und verstehen, einiges aber (natürlich) auch nicht.
    Das Ganze ist relativ ruhig und recht abstrakt geschrieben. Es bleibt eine Distanz, teilweise finde ich es sehr emotionslos berichtet. Einfach nur verschiedene Tagesabläufe protokolliert.
    Das Buch konnte mich, trotz des schweren und traurigen Themas nicht berühren.
    Das Ende des Buches sagt mir dann gar nichts und ich finde es zu abrupt.

    Autorin:
    HEIDI FURRE, geboren 1985, hat bereits mehrere Romane veröffentlicht. Sie arbeitet als Fotografin und lebt in Oslo.

    Mein Fazit:
    Ein wichtiges, sehr ernstes Thema. Die Umsetzung hat mir aber nicht sio gut gefallen.
    Von mir 3 Sterne.

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  • 3 Sterne

    karoberi, 19.04.2023

    Als Buch bewertet

    In Norwegen wird statistisch gesehen jede 10. Frau vergewaltigt.

    Liv lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Oslo. Sie hat einen Job, wohnt in einem hübschen Häuschen und könnte glücklich sein. Doch kaum einer weiß, dass sie vor 15 Jahren vergewaltigt wurde und seitdem damit körperlich und seelisch zu kämpfen hat. Es gibt gute Tage, und weniger gute. Doch sie lässt sich selten was anmerken. Sie lebt hinter einer Maske.

    "Hätte ich es verhindern können? Die Antwort lautet immer ja. Ja, ich hätte es verhindern können." (S.69)

    Solche Gedanken wie Liv sie hat, sind natürlich falsch, doch als Vergewaltigungsopfer fragt man sich das danach ein Leben lang. Auf jeden Fall ist es ein schweres Thema, welches viele Jahre nach der Tat aus Sicht des Opfers erzählt wird. Doch so richtig erzählt Liv auch wieder nicht. Die Handlung ist eher sprunghaft. Sowohl von den Zeiträumen als auch vom Inhalt her. Mir ist es schwer gefallen, einen sinnvollen Kontext zu finden. Liv erzählt von ihrer Zerrissenheit, aber auch von ihrer Arbeit, ihrem Alltag sowie sehr detailliert von ihrem Sohn. Die Beziehung zu ihrem Mann Terje ist mir leider etwas zu knapp ausgefallen. Dafür erfährt man als Leser:in, in welchen Situationen sie die Angst überkommt, sie wie gelähmt reagiert und vieles oftmals nur mit Tabletten zu überstehen ist.

    Einerseits ist es eine traurige Geschichte, andererseits hat sie für andere Opfer mit Sicherheit eine aufmunternde bzw. bessere Bedeutung, nämlich nicht allein dazustehen, dafür verstanden zu werden. Trotzdem hätte ich mir im Verlaufe des Buches eine positivere Einstellung und ein glücklicheres Ende für Liv gewünscht.

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