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  • 5 Sterne

    5 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 08.09.2017

    Es muss nicht alles immer einen Sinn haben, das Leben, der Weg selbst ist das Ziel!

    Was haben ein cordhosentragender, mit Hornbrille ausgestatteter Lehrer namens Bunzl, daher schon prädestiniert um von Schülern fertig gemacht zu werden, und ein langer schlaksiger Kerl an der Supermarktkasse, der vor lauter Schreibblockade in seiner Pause weder ein Wort von seinem neuen Bestseller geschrieben noch etwas gegessen hat und daher wenig später ohnmächtig auf den Scanner klatscht, gemeinsam? Auf den ersten Blick so gut wie nichts, aber bei genauerer Betrachtung doch eine Menge, nämlich - Probleme und Sorgen am Hals, keinen Ausweg in Sicht und die Tatsache, dass sie sich auf der Talbrücke am Stadtrand exakt zur gleichen Zeit in den Tod stürzen wollen. Eigentlich fehlt nur noch loslassen. Aber dann legt zum Glück die charmante Unternehmensberaterin der besonderen Art beim Vorbeifahren die Bremse ein und kann die beiden mit den Worten „Wenn Sie jetzt springen, bin ich für den Rest meines Lebens zu neunundneunzigprozentiger Sicherheit traumatisiert“ davon abhalten, die Landschaft unter der Brücke zu verschandeln. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und Tom und Rüdiger beschließen daher in fünf Tagen ein gemeinsames Date am gleichen Ort. Bis dahin soll das Ganze noch einmal gründlich überdacht werden. Ausgestattet mit einer Liste, was ihrer Meinung nach lebenswertes Leben ausmacht, soll die Zeit genutzt werden, um zu erproben, ob es sich nicht doch auch für sie lohnt weiterzumachen.

    „fiel der Länge nach hin, mit dem Gesicht zuerst, die Brille bremste nur unzureichend, tja wäre er ein Wildschwein gewesen, es wäre wahrscheinlich einer der schöneren Momente des Tages gewesen…“. In diesem Roman sind zwei Männer sicherlich der Länge nach auf den Boden geklatscht. Aber wie heißt es so schön, hinfallen darf man, solange man danach wieder aufsteht. Wird dies auch Tom und Rüdiger gelingen? Beide leiden unter Depressionen, funktionieren nur noch automatisch, empfinden schon so lange nichts mehr und sind jetzt gezwungen nach einer Lösung zu suchen, was wirklich toll dargestellt wird. Tief deprimierte Phasen „Wie ein Lemming, dem man das Rückgrat entfernt hat“ wechseln sich ab mit kurzfristig aufflackernder Zuversicht um dann nach einem emotionslos eingesteckten Tiefschlag wieder der Krise zu verfallen. Kleine Fortschritte, zahlreiche Rückschläge und die Frage, lohnt sich auch ihr Leben am Ende wieder, haben mich ans Buch gefesselt. Es wird mit Klischees aufgeräumt, so sieht man einem Menschen auf der Straße eben seine Depression nicht an und es kann jeden treffen. Ich würde mir wünschen, dass das Buch dazu beiträgt, das Thema in unserer Gesellschaft weit weniger zu tabuisieren.

    „Ein Leben ohne Spaß, ist wie ein Buch ohne Staben“, so sehe ich das auch und Sven Strickers „Mensch Rüdiger“ hat mir trotz der deutlichen Depressionen seiner beiden Hauptprotagonisten richtig viel Spaß bereitet, und das meiner Meinung nach nicht auf Kosten depressiver Menschen, sondern für sie. Zahlreiche situativ witzige Szenen und klasse gezeichnete Nebendarsteller sind nur zwei Beispiele für seine vielfach eingesetzten Mittel.

    Ich bin absoluter Fan des Schreibstils dieses Autors. Es finden sich unheimlich viele nüchterne Beobachtungen, die unterschwelligen Witz in sich tragen, der mich schmunzeln lässt und genau meinem Gusto entspricht. „Sobald sie ihm über den Kopf wuchsen, was spätestens in der achten Klasse der Fall war, tanzten sie ihm darauf herum.", Kommentar zum Kaffee, "zu dunkel war er, schmeckte folgerichtig bitter“, oder „Tom war ziemlich schlank, aber fast zwei Meter groß und damit tendenziell unhandlich.", sind nur drei wenige Beispiele dafür. Unheimlich gut gefällt mir auch, dass scheinbar nebenbei und daher äußerst gelungen eingearbeitet, so viele Alltagsprobleme und Alltagssituationen einen kleinen Seitenhieb mit bekommen, bei der Paybackkarte angefangen, über Bio und Fair Trade zum Sonderangebot, "Chihuahua mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom" oder Notaufnahmen, bis hin zu Umweltsündern, die eine Autobatterie einfach im Wald entsorgen, gibt es hier zahlreiche Stellen, die mich denken ließen, ja ganz genau so ist es. Äußerst gelungen finde ich auch seine originellen und häufigen Vergleiche wie „Das ist ja so, als wollten Sie einen Vegetarier zum Fleischessen überreden und sperren ihn aus dem Grund in eine Legebatterie von Wiesenhof“ oder „so verblüffend wie Gänseblümchen im Tiefschnee.“ Ganz sicher finden sich natürlich auch überzeichnete Szenen, aber ich denke gerade damit macht er seine Leser aufmerksam und transportiert die Dinge und Tatsachen dahinter besonders wirkungsvoll.

    Ich konnte mir Rüdiger so richtig gut vorstellen. Vierzig, Lehrer ist definitiv der falsche Beruf für einen Mann mit Hornbrille und Cordhose im Dutzend gekauft und ohne Selbstbewusstsein. Dass seine Frau den gutmütigen Kerl so mies hintergeht, hätte er wirklich nicht auch noch verdient. Mir ist er mit seiner Art richtig ans Herz gewachsen während der Geschichte. Auch Tom war mir super sympathisch und er hat sein Herz mit Sicherheit am rechten Fleck, auch wenn er das nicht so wirklich zeigen kann. Beide sind mit ihrer Verzweiflung äußerst authentisch dargestellt. Mein Highlight unter den zahlreichen, originell und äußerst gelungen gezeichneten Nebendarstellern ist Heiner, der in seinem Wohnmobil illegal am Campingplatz haust und nicht nur sein containertes Broccolisüppchen teilt und mich so ganz oft gerührt hat, sondern auch mit seinen trockenen Sprüchen einfach unheimlich oft zum Lachen und Schmunzeln gebracht hat. Marie muss ich auch noch erwähnen, ohne zu viel zu verraten, aber sie mich nicht nur einmal gelungen aufs Glatteis gelegt.

    Alles in allem volle Begeisterung für „Mensch Rüdiger“ und eine Leseempfehlung mit fünf Sternchen.

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  • 4 Sterne

    Jasmin D., 20.09.2017

    Kennen wir nicht alle mindestens einen komischen Typen, der uns auch ohne nähere Betrachtung wie ein absoluter Verlierer vorkommt? Mit wie vielen Leuten hat man täglich Kontakt und erinnert sich Tage später noch an das Gesicht? Es gibt einfach Menschen, die in der Menge untergehen.
    Nun, eigentlich ist das die Masse, wir alle sind irgendwo austauschbar. Die meisten von uns gehören zu den namen- und gesichtslosen Menschen, wie Rüdiger und Tom. Beide atmen und sind im Hier und Jetzt ohne dabei zu leben. Rüdiger hasst seinen Job als Lehrer, die Schüler nehmen ihn nicht ernst. Seinen Kindern ist er kein guter Vater, auch wenn er beide liebt, schenkt er ihnen kaum Aufmerksamkeit. Soziale Kontakte hat er über seine Familie und die Schule hinaus keine, dass etwas in seiner Ehe und in seinem Leben gewaltig schiefläuft bemerkt er pünktlich zu seinem 40. Geburtstag.
    Tom hatte eine schwierige Kindheit, dass entschuldigt heute ja schon einiges. Er bekommt sein Leben einfach nicht auf die Reihe. Die Schuld dafür, sucht er gerne bei anderen. Auch er geht einem Job nach den er nicht mag, Freunde sind Mangelware und die seit Jahren regelmäßig besuchte Selbsthilfegruppe bringt ihn auch nicht weiter.
    Was passiert nun, wenn die beiden zu Depressionen neigenden Typen aufeinander treffen? Minus und Minus ergibt doch eigentlich Plus, oder?
    Ganz so einfach ist es leider nicht. Wär ja auch schade, dann wäre die Geschichte schnell und gradlinig erzählt.
    In der ersten Hälfte des Buchs habe ich mich etwas schwer getan, in die Geschichte reinzukommen.
    Die zweite Hälfte gefiel mir schon besser, war ereignisreicher und spannender. Der dritte Teil hat mich dann gänzlich überzeugt. Mit einer Pointe nach der anderen, vielen lustigen und auch tiefergehenden Konversationen konnte der Autor mich wirklich für die Geschichte und deren Verlauf begeistern. Am Ende merkt man nur noch wenig von der depressiven Grundstimmung am Anfang, die Charaktere sind gut ausgearbeitet und man fühlt wirklich mit ihnen.
    Es gibt unzählige lustige Momente und ich konnte wirklich viel lachen. Auch wenn ich jetzt keine Expertin für Depressionen bin, hat es mir ein Stückchen die Augen geöffnet. Vielleicht sollten wir dem vermeintlichen Verlierer von nebenan, mal eine Chance geben. Vielleicht braucht er/sie oder wir nur einen Schubs. Vielleicht haben wir dann auch das Glück, so tolle Begegnungen erleben zu dürfen wie Rüdiger und Tom.
    Von mir eine klare Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

    Gelöschter Benutzer, 15.09.2017

    Mensch Rüdiger ist eine Tragikomödie vom feinsten. Sehr skurril und schräg mit viel Wortspiel und Humor.

    Rüdiger ist ein unglücklicher Lehrer der bei den Schülern einfach nicht mehr durchkommt und schon lange aufgegeben hat. Sein Beruf ist ihm zur Qual geworden und jeder Tag eine Plage. Als er an seinem 40. Geburtstag erfährt, dass seine Frau seit vier Jahren eine Affäre hat und alle das wissen ausser ihm, ist es genug für den kleinen unscheinbaren Mann. Er beschliesst seinem Leben ein Ende zu setzen und will sich von einer Brücke stürzen.

    Doch mit diesem Gedanken steht er nicht alleine da, denn auch Tom hat sich just zur selben Zeit dazu entschlossen von der Brücke zu springen, loszulassen und sein Leben zu beenden.

    Als gescheiterter Schriftsteller mit Schreibblockade und Kindheitstraume , kann er seinem Dasein nichts mehr abgewinnen, jetzt da er sogar seinen Job an der Kasse verloren hat und bald mittellos dasteht.

    Als die Beiden so nebeneinander vor dem Abgrund stehen , beginnen sie zu philosophieren und werden im letzten Moment von einer fremden Frau von ihrem Vorhaben abgehalten.

    Sie trennen sich und beschliessen, sich in fünf Tagen wieder auf der Brücke zu treffen, sollte bis dahin nicht etwas Entscheidendes geschehen, dass ihrem Leben Sinn gibt.

    In den nächsten Tagen überschlagen sich die Ereignisse und beide laufen völlig neben der Bahn , was sich gar nicht mal so schlecht anfühlt. Auch wird ihnen klar, dass sie nicht allein mit dem Leben kämpfen und hadern und eigentlich in bester Gesellschaft sind.

    Man darf dieses Buch auf gar keinen Fall zu ernst nehmen , denn man muss auch mal loslassen können und das Leben locker sehn.

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