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  • 5 Sterne

    27 von 36 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Wedma _., 17.02.2017

    „Pontifex“ von Volker Reinhardt ist ein opulentes Werk von 928 Seiten mit 109 schwarz-weiß Abbildungen und 4 Karten, das das Leben und Wirken der Päpste von Petrus bis Franziskus beschreibt.
    Die äußere Gestaltung des Buches passt prima zum Inhalt: Ein 5 cm dickes Foliant, fester Einband, einfarbig in dunkel bordeaux gehalten. Auf dem Umschlag sieht man das Porträt von Papst Innozenz X, gemalt von Diego Vélazquez. Ein Lesebändchen, in der Farbe des Einbands, ist auch dabei.
    Man hat gute Menge Text pro Seite. Die Schriftgröße hätte gerne etwas größer ausfallen können.
    Aufbau: Nach einer 10-Seitigen Einleitung folgen 14 Kapitel, je ca. 40-60 S., darin wird jeder Papst und sein Wirken auf ca. 3-13 Seiten beschrieben. Anschließend gibt es Karten auf 5 S., Liste der Päpste und Gegenpäpste auf 5 S., Literaturhinweise 3 S., Bildnachweis 2 S., Personenregister 15 S., Bibliographie 23 S., dabei sind viele Quellen außer Deutsch, auf Englisch und Italienisch. Jedes Kapitel hat Fotos, die z.B. Portraits der Päpste, ehemalige Papstpaläste, Fresken und andere Kunstwerke zeigen. Darunter gibt es Kurztexte, die diese Bilder erklären.
    Die Päpste und ihr Wirken sind chronologisch aufbereitet, von 309/310 im ersten Kapitel bis zu unserer Zeit. Einige Beispiele: Kapitel 11. „Nepotenherrlichkeit und barocke Prachtentfaltung“ beschreibt auf 46 Seiten 6 Päpste von „Paul V. bis Clemens X. (1605-1676)“, darin: „Verflechtung und Ängstlichkeit: Paul V.“ (S. 603-612); „Aktives Intermezzo: Gregor XV.“ (S. 612-618); „Der Kosmos der Barberini: Urban VIII.“ (S. 618-630); „Die ‚Päpstin‘ und ihre Skandale: Innozenz X.“ (S. 630-640); „Den Sonnenkönig im Nacken: Alexander VII.“ (S. 640-649); „Maß und Maßlosigkeit: Clemens IX., Clemens X.“ (S. 649-654). Kapitel 14: „Schwankende Haltungen zur Gegenwart. Von Benedikt XV. bis Franziskus I. (1949 bis heute)“ behandelt auf 51 Seiten 7 Päpste, darin: „Zwischen den Fronten: Benedict XV.“ (S.821-826); „Mussolinis Papst: Pius XI.“ (S. 826-836); „Der letzte Papst im alten Stil: Pius XII.“ (S. 836-846); „Aufbruch in die Gegenwart: Johannes XXIII.“ (S. 846-851); „Das Konzil und die Folgen: Paul VI., Johannes Paul I.“ (S. 851-860); „Polen in Rom: Johannes Paul II.“ (S. 860-866); „Disziplin und Fürsorge: Benedikt XVI., Franziskus I.“ (S. 866-872). Kapitel 13, S. 743-812: „Selbstabschließung und Sackgasse. Von Pius VII. bis Pius X. (1800-1914); Kapitel 12, S. 655-737: „Wider den Geist der Zeit. Von Innozenz XI. bis Pius VI. (1676-1799), etc.
    In der Einleitung beschreibt Volker Reinhardt zunächst das Amt eines Papstes, seine wichtigsten Funktionen und sagt anschließend: „Keine andere Institution der Geschichte hat ihre eigene Geschichte so oft und so kreativ neu erfunden und einen so umfassenden und häufigen Gestaltwandel erlebt wie das Papstum.“ S. 20. Gleich im ersten Kapitel, „Das Petrus-Problem“ räumt er mit manchen Mythen auf, z.B. ob Petrus unter dem Petersdom in Rom begraben liegt, ob er, als Fischers Sohn, der erste Bischof von Rom wurde, etc.
    Zu seiner Vorgehensweise schreibt der Autor: „Als wissenschaftliche Darstellung der Papstgeschichte behandelt das vorliegende Buch alle Fragen des Glaubens als reine Ideen und Vorstellungen… Auch wer mit der Geschichte der Päpste höhere, transzendente Wahrheiten verknüpft, sollte an dieser Beschränkung keinen Anstoß nehmen: Als Wissenschaft vom Menschen ist die Geschichte im Sinne Voltaires die Summe menschlicher Erfahrungen…“S. 19.
    Ein weiterer Moment, auf den der Autor hinweist, ist, dass es hier um die öffentlichen Profile der Päpste geht, da der privat-menschliche Aspekt kaum greifbar ist. Alles, was ein Kardinal macht, ist öffentlich und somit Gegenstand der Inszenierung. „Die Kurie ist früh eine höfische Gesellschaft, in der die Akteure Masken tragen. Der Historiker kann diese Inszenierungen beschreiben und deuten… in das „Wesen“, das „Ich“, das dahintersteht, hat er jedoch kaum je Einblick.“ S. 21.
    Allerdings wird das Werk dem selbst aufgestellten Anspruch: „Die vorliegende Geschichte will ein ganzheitliches Profil der Päpste und ihrer Pontifikate bieten. Dazu gehört eine Bestandaufnahme ihrer Tätigkeiten in den Hauptfeldern der Kirchenherrschaft, der moralisch-politischen Aufsicht über die christlichen Herrscher, der Machausübung in Rom und dem übrigen Kirchenstaat, des Nepotismus sowie der Mediennutzung und Propaganda im weitesten Sinne.“ S. 21, nicht in allen Kapiteln vollauf gerecht. Das ist z.T. aus der Anzahl der in Anspruch genommenen Seiten sichtbar. Gerade die Moderne wurde eher sparsam behandelt: Benedikt XVI. wurde auf 3,5 Seiten und Franziskus I auf 3 Seiten recht knapp beschrieben. Obwohl der Text recht dicht ist, was ein enormes Wissen auf dem Gebiet voraussetzt, in einer sachlichen und aussagekräftigen Sprache, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Wirken bestimmter Päpste auf nur paar Seiten für die Laien zugänglich darzulegen eine sehr ehrgeizige wie kaum erfüllbare Aufgabe darstellt. Bei manchen Kapiteln bekam ich den Eindruck, dass man mehr Wissen auf dem Gebiet mitbringen müsste, um voll in den Genuss dieser Ausführungen zu kommen. Manchmal bleibt man mit offenen Fragen zurück und liebäugelt mit weiterführender Literatur.

    Fazit: Ein Werk, in dem sichtbar Jahre intensiver Arbeit wie Recherche, Aufbereitung, Analyse, etc. stecken, dass das Wirken der Päpste von Petrus bis Franziskus I. aus der Sicht eines objektiv und oft kritisch schildernden Historikers darlegt. Anspruchsvoll und lesenswert.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Peter O., 06.04.2018

    Schnelle Lieferung, jedoch in zwei Lieferungen. Artikel ohne Beanstandung!

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  • 5 Sterne

    2 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sigrid K., 16.07.2017 bei bewertet

    Ein Meisterwerk

    In Volker Reinhardts großartigem Werk „Pontifex“ über die Geschichte der Päpste wird ein Bogen über den Ursprung des Papsttums bis zum heutigen Status der katholischen Kirche gespannt. Auf über 900 Seiten findet man hier viele Personen, die neben den Päpsten eine Rolle spielten und ihren Einfluss auf die Kirche – auf welche Art und Weise auch immer - geltend machten (z.B. Medici, Borgias, Martin Luther).

    Bereits zu Beginn verweist der Autor auf die (selbst auferlegte) Funktion des Papstes, als Vermittler zwischen Gott und Mensch, als Interpret von Bibelstellen, als Machtinstanz im weltpolitischen Kontext. Reinhardt stellt das „Petrus-Problem“ in den Fokus und weist darauf hin, dass viele Glaubensgrundsätze historisch und wissenschaftlich nicht belegbar sind (natürlich wird in der Kirchengeschichte dieser Passus anders dargestellt und ist dort auch belegbar). War er nun der erste Bischof von Rom? Liegt er unter dem Petersdom begraben oder ganz woanders? Vieles wird vom Autor hinterfragt und plausible Recherchen geben hier einleuchtende Antworten.

    Trotz des ausgiebigen Umfangs des Buches (über 900 Seiten) sind die einzelnen Kapitel überschaubar und zusätzlich noch in kleinere Abschnitte unterteilt. Von den ersten Machtkämpfen, über die „Konstantinische Wende“ und das doppelte Primat, die Diskrepanzen zwischen Rom und Konstaninopel – immer mit den jeweiligen Vertretern, die die jeweiligen Epochen begleiteten.

    Als weiteres Kapitel sei der Zeitabschnitt „Am langen Arm von Byzanz“ erwähnt, der Aufbruch gen Westen mit diversen Kämpfen und Intrigen bis hin zur radikalen Kirchenreform unter Gregor VII, die Hegemoniekämpfe, den Kampf gegen Barbarossa, die Ketzerbekämpfung und staufische Umklammerung. Immer begleitet vom Kampf um die Vormachtstellung der Kirche, die Regeln/Gesetze werden den jeweiligen Päpsten angepasst und je nach Gegebenheit oder Bedarf verändert.

    Als komplett neue Denkrichtung wurde während der Renaissance-Zeit die Begeisterung der Kirche für Kunst und Kultur entwickelt, begleitet von Türkenkrieg, der Machtstellung der Borgias und dem genießerischen Leo X. Immer wieder faszinierend zu lesen, wie sich die Reformen erst entwickelten und dann wieder mit Rückschritten aufwarteten. Über die barocke Prachtentfaltung zieht sich die Geschichte über Napoleons Papst (Pius VII) bis ins Mittelalter und letztendlich in die jüngere Geschichte der Päpste, wie die allseits bekannten Namen Johannes Paul II, Benedikt XVI und Franziskus I.

    Auf vielen Abbildungen, Karten, Grafiken erkennt man die enorme Recherchenarbeit des Autors. Der Schreibstil selbst ist zwar sachlich, doch sehr leicht verständlich. Durch das ausführliche Literaturverzeichnis ist es ein leichtes, sich einzelnen Personen bzw. Pontifikaten vertiefend zu widmen. Trotz dem enormen Umfang des Werkes wäre es für den Autor ein unmögliches Unterfangen, die einzelnen Päpste ausführlich und umfassend darzustellen. Was ihm auf alle Fälle gelungen ist, ist die enge Verbindung zwischen Politik und Kirche, die unterschiedlichen Machtebenen sowie die historischen Vernetzungen zu hinterfragen.

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