Merken
Merken
 
 
lieferbar
versandkostenfrei

Bestellnummer: 140576163

Buch (Gebunden) 24.70
Dekorierter Weihnachtsbaum
In den Warenkorb
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
  • 5 Sterne

    4 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Readaholic, 18.05.2022

    Großer Familienroman
    In „Über Carl reden wir morgen“ lernen wir drei Generationen der Familie Brugger kennen. Die Geschichte beginnt Anfang des 19. Jahrhunderts in Putzleinsdorf, einem kleinen Dorf im österreichischen Mühlviertel. Dort übernimmt Anton Brugger die Hofmühle der Familie, während seine Schwester Rosa als Dienstmädchen in die Stadt geht. Sie will der Enge des Dorfs entfliehen und hofft auf eine bessere Zukunft, doch nach einigen Jahren kehrt sie desillusioniert ins Dorf zurück und kümmert sich fortan um die Kinder ihres verwitweten Bruders Anton.
    Jahre später hat Antons Sohn Albert ebenfalls große Pläne. Nachdem er einige Jahre im Ausland war, will er ein Kaufhaus im Dorf eröffnen. Was zunächst vor allem von Vater Anton kritisch beäugt wird, entwickelt sich zu einem großen Erfolg. Auf der Suche nach Warenlieferanten lernt Albert in Wien die Kaufmannstochter Anna kennen und lieben. Anna lässt sich gerne auf die Beziehung ein, dass sie dabei noch andere Gründe hat als Zuneigung zu ihm, kann Albert nicht ahnen. Anna fühlt sich auf Dauer im kleinen Putzleinsdorf nicht sehr wohl und findet keinen Anschluss. Dies ändert sich erst, als eine entfernte Verwandte der Familie, Hedwig, aus Wien zu ihnen kommt. Mit der jungen Frau versteht sie sich gut und für Hedwig ist es das erste Mal im Leben, dass sie ein wirkliches Zuhause hat.
    An dieser Stelle im Buch beginnt es ein bisschen kompliziert zu werden. Immer mehr Namen tauchen auf und die Beziehungen der Personen untereinander waren mir nicht immer klar. Hilfreich war ein Buchzeichen mit Familienstammbaum, doch darin sind nur die allerwichtigsten Familienmitglieder aufgeführt.
    Aus der Ehe zwischen Albert und Anna Brugger gehen vier Kinder hervor, die Zwillinge Carl und Eugen, Gustav und Elisabeth. Carl zieht in den Krieg und erlebt Schreckliches. Sein Zwillingsbruder Eugen wandert in die USA aus, wo er ein erfolgreiches Leben führt. Als ihn die Nachricht erreicht, sein Bruder Carl sei im Krieg gefallen, kehrt er in die alte Heimat zurück. Dort holt ihn die Vergangenheit ein und vieles ist anders als gedacht.
    Interessant ist die Erzählweise des Buchs. Es gibt jede Menge Zeitsprünge und Rückblenden. Ereignisse, die bereits bekannt sind, werden von einer anderen Person erzählt und weiter ausgeführt. Wie bei einem Kaleidoskop fallen die einzelnen Teile an Ort und Stelle und ergeben plötzlich Sinn.
    „Über Carl reden wir morgen“ ist ein faszinierender und gut recherchierter Familienroman, den ich regelrecht verschlungen habe. Mein einziger Kritikpunkt sind die vielen Handlungsstränge und Namen, besonders in den USA. Dort trifft Eugen auf alte Bekannte des Vaters, macht neue Freunde, findet Geschäftspartner und ich wusste oft nicht mehr, wer wer ist. Besonders gut gefallen an dem Roman hat mir der Bezug zu realen Ereignissen. Der Schluss ist offen, da die Geschichte der Familie Brugger in einem zweiten Band weitererzählt wird. Wer epische Familienromane mag, ist hier genau richtig.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kristall, 12.05.2022

    !ein Lesehighlight 2022!



    Klappentext:

    „Fast hat man sich in der Hofmühle damit abgefunden, dass Carl im Krieg gefallen ist, als er im Winter 1918 plötzlich vor der Tür steht. Selbst sein Zwillingsbruder Eugen hätte ihn fast nicht erkannt. Eugen ist nur zu Besuch, er hat in Amerika sein Glück gesucht und vielleicht sogar gefunden. Wird er es mit Carl teilen? Lässt sich Glück überhaupt teilen? Judith W. Taschler hat einen großen Familienroman geschrieben. Über drei Generationen verfolgen wir gebannt das Schicksal der Familie Brugger, deren Leben in der Mühle vor allem die Frauen prägen. Das einfühlsame Porträt eines Dorfes, ein Buch über Abschiede und die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, über den Krieg und die unstillbare Sehnsucht nach vergangenem Glück.“



    Ja, diese Geschichte war ein Leseknaller der ganz großen Sorte, anders kann ich es nicht ausdrücken. Taschlers Figuren, egal ob real oder fiktiv, werden von ihr so detailliert zeichnet und erhalten so viel Leben anhand von Worten eingehaucht, dass man von diesem Roman einfach nur gefesselt ist. Ihre Worte wählt sie mit Bedacht, ihr Ausdruck ist der Gegend und er Zeit angepasst und ihre Zeitensprünge mögen zwar zu Beginn den Leser verwirren, ergeben aber immer schneller und deutlicher ein großes Puzzle welches sich gekonnt dadurch zusammen setzt und den Lesefluss inklusive Neugier beim Leser festhält. Sie streift immer mal wieder von einer Person zur anderen und von einer Zeit zur anderen - man muss hier genau lesen und darf nichts vergessen! Ein wenig (eigener) Anspruch gehört hier dazu und das schätze ich sehr. Zudem streut sie gekonnt Dinge zwischen den Zeilen ein und gibt dem Leser somit Raum für eigene Gedanken. Ihre geschriebenen Bilder, ihre Dorfwelt die sie hier beschreibt, erwacht vor dem Leserauge zum Leben. Die Zeiten waren andere und genau darüber lernen wir auch hier wie es wirklich war. Vieles wird den Leser erstaunen, so einiges weiß man, aber eben doch nicht alles. Das Leben auf dem Land ist und war mehr als hart und zeichnet sich in den Seelen der Figuren deutlich wieder. Die eine geht ihren Weg in der Stadt, der andere wandert aus aber im Herzen sind sie immer noch mit ihrer Heimat verbunden, tief verwurzelt. In dieser Geschichte gibt es Freud und Leid, Liebe und Missgunst aber alles auf einem sehr anspruchsvollen und glaubhaftem Niveau. Taschler braucht keinen Kitsch, sie nutzt die Realität für ihre Erzählung und die bietet genug Material, da braucht es keine sinnlosen Übertreibungen. Und dann ist da noch der Titel der Geschichte. Wird er dem Buch gerecht? Ja, wird er. Irgendwann reden wir endlich über Carl und ich kann Ihnen nur sagen: machen sie sich auf etwas gefasst. Nein, es wird nicht effekthascherisch von mir beschrieben was da passieren wird, aber anders kann ich es nicht ausdrücken. Carl überrascht den Leser und wir werden bis zum Schluss sehr zuverlässig durch diese Geschichte geführt. Alles hat hier seinen festen Stand und seine Bedeutung, alles ist hier rund. Jede Figur hat seine Berechtigung hier erwähnt zu werden und seine eigene Geschichte zu erzählen. Das war wirklich eine große Kunst von Autorin Judith W. Taschler eine Geschichte so zu verpacken, den Leser so zu führen und uns zudem noch ein „Geschenk“ zu machen: in dem Buch befindet sich ein Lesezeichen welches mehr als hilfreich ist und wirklich gut genutzt werden wird. Darauf befindet sich der Stammbaum der Familie und hilft über so manche Zeitensprünge hinweg.

    Mein Fazit: eine grandiose Geschichte, welche bestens erzählt wurde: 5 von 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung von mir!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Buecherseele79, 27.05.2022

    Anton und Rosa Brugger wachsen auf dem Land, in eher ärmlichen Verhältnissen, auf. Während Rosa nach Wien geht, übernimmt ihr Bruder Anton die Mühle, heiratet und bekommt Kinder. Albert erbt die Mühle und baut sein Anwesen und Geschäftsidee noch weiter aus. Dies ist ein Familienroman über drei Generationen und zerrüttet durch die Geschehnisse des ersten Weltkrieges.

    "Als er die schmalen Pfade zur Stellung hochging, fühlte er sich hilflos und elend. Lasst und doch alle die Waffen niederlegen und nach Hause gehen, dachte er." (Seite 257)

    Ich weiß gar nicht was ich zuerst über diesen Roman über drei Generationen schreiben soll. Ich bin mit ganz anderen Erwartungen und Spannung an dieses Buch herangetreten und trotzdem hat es mich begeistert, mitgezogen und staunen lassen.

    Man muss dieses Buch auf jeden Fall sehr sorgfältig lesen und vor allem sehr aufmerksam. Es geht um die Familie Brugger und drei Generationen, eine davon erlebt die Zustände des ersten Weltkrieges direkt und dieser beeinflusst die ganze Generation.

    Der Schreibstil ist brilliant. Nimmt er einen doch an die Hand und führt einen durch Familienereignisse die schön und traurig, bewegend und schockierend sind. Das harte und einfache Leben als Müller wird sehr deutlich erklärt und bildhaft dargestellt.

    Zurückgeworfen in ein anderes Jahrhundert erleben wir den Aufbau der Familie. Aber auch, was ein Leben zu dieser Zeit bedeutete, für Mann und Frau. Die gesellschaftlichen Regeln und Etiketten, die Gefahren in einfachen Dingen.

    Dieses Buch wird vorwärts gelesen und rückwärts verstanden, das habe ich hier gelernt. Die ersten zwei Mal war ich noch verwirrt, dachte ich doch ich hätte etwas überlesen oder falsch verstanden, aber dem ist nicht so. Beim dritten Mal ist man dann auf die Auflösung gespannt, die auch kommt, aber nicht unbedingt im nächsten Satz.

    Die Kapitel sind unterteilt, in immer zwei Personen. In diesen Kapiteln erhalten sie ihren Hauptpart, der Rest wird um sie herum auf - oder weitergebaut. Es besteht, wie im wahren Leben, immer eine stetige Veränderung.

    Augenmerk der Autorin liegt auf den weiblichen Protagonistinnen. Das hat mir persönlich sehr zugesagt, tragen sie doch genug Verantwortung und müssen sich um soviel mehr kümmern und sorgen.

    Die Schrecken des ersten Weltkrieges schleichen sich langsam heran, treffen dann mit voller Wucht und werden zur Zerreißprobe für den Leser und Familie Brugger. Überhaupt sind die geschichtlichen Fakten unglaublich interessant eingebunden und wer etwas von dem Geschichtsverlauf versteht wird hier sehr gut unterhalten.

    Das Ende lässt mich jetzt einfach auf mehr hoffen. Denn so darf mich die Autorin nicht stehen lassen! Ein Generationen Roman der mich schlichtweg gepackt und begeistert hat.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    lisbethsalander, 25.05.2022

    Ein Familienroman nicht nur über Carl
    Zugegebenermaßen hatte ich sehr große Erwartungen an das neuste Werk aus der Feder von Judith W. Taschler, und ich kann gleich sagen, ich wurde nicht enttäuscht! Die Geschichte der Müllersfamilie Brugger, die uns die Autorin hier erzählt, entwickelt sich über mehrere Generationen, und obwohl es keinen immens großen Spannungsbogen gibt, nimmt einen die Handlung in verschiedenen Strängen derart gefangen, dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen möchte. Zwar ist Sohn Carl namensgebend für das Buch, doch auch alle anderen Familienmitglieder bekommen alle ihren eigenen Teil, jeder wird extrem detailliert und einfühlsam beschrieben, so dass man sich alle Figuren bildlich vorstellen kann. Jedes Familienmitglied macht seine Entwicklung durch, die wir als Leser quasi hautnah miterleben. Wir starten zu Beginn des 19. Jahrhundert und landen letztendlich beim Ende des Ersten Weltkrieges. Das Leben auf dem Land ist hart und entbehrungsreich, das ist nicht für jeden etwas. Der eine zieht in die Stadt, der andere sucht sein Glück in Amerika, und doch bleibt immer die Heimat, der Ursprung des Ganzen, die Herkunft, die familiären Verflechtungen im Fokus, das hat mir wahnsinnig gut gefallen! Das Ganze schildert Judith W. Taschler in einem unaufgeregten und doch sogartigen Schreibstil, der den Leser mitten hinein ins Geschehen nimmt. Für mich war das ganz großes Kino und bekommt eine absolute Leseempfehlung! Das in meinen Augen quasi offene Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    katrin k., 12.05.2022

    Bei der Lektüre dieses Buch stellte sich für mich klar eine Frage: Wie wollen wir leben? Und wie leben wir? Heute verzweifeln wir eher an der schier unendlichen Auswahl und den Möglichkeiten, die sich einem bieten. Die Familien damals im Mühlviertel des 19. Jahrhunderts hatten weniger Wahl und dennoch den Drang das Beste aus ihrem Leben zu machen. Harte Arbeit prägte die Familie über Generationen und feste Rollenbilder, in die sich jeder einzufügen hatte. Die Frauen bekamen Kinder und konnten glücklich sein, wenn sie dies überlebten. Sie sorgten für Haus, Kinder und Mann. Der Mann war der Ernährer der Familie, das Oberhaupt. Die Familie, die uns Judith W. Taschler hier in ihrem Buch vorstellt, ist fest eingebunden in die Traditionen und Weisen des ländlichen Lebens. Und dennoch erkennen wir deutlich die Kraft und Naivität der jungen Generation, die nach Glück und Freiheit strebt. Die Geschichte hat einen unglaublichen Sog und hat mich von der ersten Seite an total gefesselt. Wir lernen einzelne Familienmitglieder sehr genau kennen. Alle Charaktere sind geprägt von ihrer Einzigartigkeit, alle machen eine Entwicklung durch. Und die Geschichten, die sie erzählen, sind überraschend, originell und geistreich. Die Frage vom Anfang bleibt und wird auch weitere Generationen beschäftigen. Denn mit jedem neuen Leben wird auch wieder diese Frage geboren.
    Für mich war es ein Buch zum „Nächte durchlesen“, eines von dem ich auch morgen noch reden werde, dass uns ein Stück mitnimmt und fragend zurücklässt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    tinstamp, 08.06.2022

    4 1/2 Sterne
    Der Roman ist eine komplexe Geschichte über drei Genererationen. Eine große Hilfe ist zu Beginn das Lesezeichen mit dem Familienstammbaum, welcher jedoch nicht vollständig ist. Auf den titelgebenden Carl müssen wir außerdem eine Weile warten.

    Die Geschichte beginnt nicht, wie man anhand des Klappentextes vermutet 1918, sondern bereits 1828 mit Anton Brugger und seiner Schwester Rosa. Im oberösterreichischen Mühlviertel übernimmt Anton die Getreidemühle seines Vaters, während Rosa lieber vom Land in die Stadt ziehen möchte. Als sie eines Tages eine Frau anspricht, die Dienstmädchen für reiche Herrschaften in Wien sucht, nimmt sie das Angebot an. Anton vermisst Rosa und heiratet spät. Erst nach einem schweren Schicksalsschlag bittet er seine Schwester zurück auf den Hof zu kommen, um für ihre Nichten und Neffen zu sorgen.
    Sohn Albert erweitertet den Familienbetrieb und baut zusätzlich ein Warenhaus, welches den Mühlviertlern mehr Möglichkeiten bringen soll und bald floriert. Er ist ein sehr aufgeschlossener Mann und findet in Wien seine zukünftige Frau, die von den Dorfbewohnern skeptisch beäugt wird und nur schwer Anschluss findet. Albrecht und Anna bekommen vier Kinder: Die Zwillingsbrüder Carl und Eugen, Gustav und die Nachzüglerin Elisabeth. Während Eugen später nach Amerika auswandert, müssen Carl und Gustav in den Krieg ziehen....

    Zu Beginn empfand ich den Schreibstil etwas distanziert, aber eindringlich. Im Vergleich zu den beiden anderen Romanen, die ich bereits von der Autorin gelesen habe, war ich etwas überrascht und diese Erzählweise nicht wirklich gewohnt. Doch mit der Zeit verflog dieses Gefühl und ich war mitten in der Geschichte um die Familie Brugger. Die Handlung wird sehr detailliert beschrieben. Judith W. Taschler springt zwischen den Zeitebenen hin- und her. Einige Begebenheiten werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass einige Vorkommnisse dadurch aus einem anderen Blickwinkel gesehen werden können. Als Leser erhält man daher einen sehr guten Einblick in einige Geschehnisse und in die Charaktere der Figuren. Diese sind wunderbar gezeichnet und haben Tiefe. Man lebt mit ihnen mit und schließt einige davon ganz besonders ins Herz.

    Durch die lange Zeitspanne und die vielen unterschiedlichen Personen ist der Roman sehr abwechslungsreich. Die Autorin vermittelt einen sehr guten Einblick in das damalige harte Leben auf dem Land, die Rolle der Frau, sowie die langsamen Veränderungen in der Gesellschaft. Neben dem kargen Arbeitsleben am Land gibt es auch Einblicke ins Stadtleben der damaligen Zeit, wo Dienstboten teilweise wie Sklaven behandelt und von der gehobenen Schicht drangsaliert und missbraucht wurden.
    Weitere Themen sind Auswanderung und natürlich der bereits im Klappentext angekündigte Erste Weltkrieg. Die Kriegsschilderungen an der österreichisch/italienischen Grenze sind erschütternd und bleiben im Gedächtnis haften.

    Im Gegensatz dazu hat man die wunderbaren Beschreibungen der Landschaft des Mühlviertels vor Augen und erlebt das Dorflebens hautnah mit. In dieser Geschichte gibt es Freud und Leid, Liebe und Missgunst, aber alles auf einem sehr anspruchsvollen und glaubhaftem Niveau.

    Dieser Roman sollte weder nebenher noch parallel gelesen werden, denn er erfordert Konzentration. Das Ende blieb leider ziemlich offen. Ich hoffe es wird eine Fortsetzung geben, auf die man nicht allzu lange warten muss, denn ich möchte sehr gerne noch mehr über die Familie Brugger erfahren.

    Noch ein Wort zum Cover. Ich finde es hebt sich vom Einerlei historischer Romane/Familienromae richtig ab und ist absolut gelungen. Für mich passt es perfekt zu dieser nicht alltäglichen Geschichte, die sich nicht in ein Schema pressen lässt.

    Fazit:
    Ein etwas anderer historischer Familienroman über 100 Jahre und drei Generationen, der Konzentration erfordert. Ein mitreißendes und komplexes Familienepos...einzig das offene Ende war nicht ganz meins.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    SofieW, 22.05.2022

    Ein mitreißendes Familienepos über drei Generationen hinweg

    Die Brugger-Familie, sie betreibt eine Hofmühle in einem kleinen Dorf, irgendwo im Österreichischen, schon seit langer Zeit. Carl, der Namesgeber dieses Familienepos, er steht für die jüngste Generation in dieser Geschichte. Aber es ist sein Großvater Anton, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Anfang macht. Er hat die Mühle gerade übergeben bekommen und setzt so die Brugger Tradition fort. Seine Schwester Rosa hingegen sucht ihr Glück als Hausangestellte in der Stadt. Sie träumt von Freiheit und bekommt schlechte Behandlung und Demütigung, bis hin zum Missbrauch. Als Antons Frau stirbt, kehrt sie, von ihrem Bruder zur Hilfe gerufen, in die Enge ihres Heimatdorfes zurück und kümmert sich fortan um die nächste Brugger-Generation, Antons nun mutterlosen Kinder. Und das Leben geht weiter. Irgendwann übernimmt der Sohn Albert die Familienmühle und startet zudem den Versuch, ein Kaufhaus in dem kleinen Ort zu etablieren, was auch, trotz Zweifel aus der eigenen Familie, gelingt. Als seine Frau wählt er Anna, eine Zugereiste aus der Stadt, für die das Dazugehören zu einer in mehr wie einer Hinsicht schwierigen Angelegenheit wird. Und dann sind wir endlich angekommen, bei Carl, über den dann wirklich noch viel zu sagen ist, morgen. Er bildet zusammen mit seinem Zwillingsbruder Eugen, der später nach Amerika auswandert und den Geschwistern Gustav und Elisabeth die nächste Generation der Bruggers.
    Wenn man diesen Stammbaum vor Augen hat, kann man sich vorstellen, welcher Berg an Geschichten, eingebetet in die tatsächliche Geschichte zu der jeweiligen Zeit, hier auf die Leser wartet. Dramatisch ist schon ein sehr präsenter Begriff, über alle Generationen hinweg. Hier nehmen Schicksale ihren Lauf. Personen handeln und die Geheimnisse dahinter, man erfährt erst sehr viel später das Warum. Und das ist nicht ohne. Was gerade gegen Ende dieses, doch wahrscheinlich auf Fortsetzung angelegten Buches ans Licht kommt, das kann einem schon ein wenig den Atem nehmen, so dass man sich am liebsten wegdrehen würde. Aber das funktioniert natürlich nicht, denn dieses so packend geschriebene Werk, auch literarisch sehr vorzeigbar, es umgibt jede einzelne Person mit einer solchen Präsenz und einer Intensität der Gefühle, dass es unmöglich ist, sich dem zu entziehen. Und dazu kommt, die Autorin, sie wertet nicht über ihre Protagonisten. Sie erzählt einfach, wie es ist, die Zeit, die Menschen, das Leben.
    Ein tolles Buch, das alles hat, was es braucht, um zu Recht herausgehoben zu werden aus dem 'Alltäglichen'. Und das nicht ganz abgeschlossene Ende, es ist als Einladung zu verstehen, auch einer Fortsetzung wieder die Tür zu öffenen. Ich bin auf jeden Fall erneut dabei.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Sabine W., 19.06.2022

    Mühlviertler Familienepos
    Der Roman erzählt das Schicksal der Familie Brugger und gibt einen Einblick über ihr Leben im Lauf von drei Generationen. Im Winter 1918 steht Carl plötzlich vor der Hofmühle, obwohl er im Krieg gefallen sein soll. Selbst sein Zwillingsbruder Eugen, der aus Amerika zu Besuch gekommen ist, erkennt ihn kaum wieder. Eugen hat in den USA sein Glück gemacht. Wird im Mühlviertel auch für Carl ein glückliches Leben möglich?
    Das Cover ist sehr ruhig gehalten und wirkt mit seiner Landschaft und dem Gebäude im Hintergrund fast idyllisch. Allein die Spinnweben, die einen Großteil des Vordergrunds einnehmen, stechen hervor. Sie überdecken das Feld und verweisen gleichzeitig auf die verwebten Zusammenhänge der Geschichte. Das Bild spiegelt sich auch auf dem Lesezeichen wider, das aufgeklappt einen kleinen Überblick über den Familienstammbaum der Bruggers gibt. Der Roman besteht aus fünf Teilen, die jeweils zwei der handelnden Personen als Überschrift tragen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, der Schreibstil ist beschreibend.
    Bereits der Einstieg ins Buch ist von ruhigen, aber auch gefühlvollen Beschreibungen geprägt. Man findet sich sofort in die Geschichte ein. Die große Stärke der Autorin liegt in diesem Roman in ihrem schleifenförmigen Erzählen. Kaum meint man, das Schicksal bestimmter Personen sei nun abgeschlossen, greift sie es im nächsten Abschnitt aus einer anderen Sichtweise wieder auf. Szenen werden dabei öfter wiederholt, ohne aber jemals langweilig zu wirken. Im Gegenteil, je mehr man im Nachhinein über gewisse Vorkommnisse erfährt, desto klarer und interessanter werden die Zusammenhänge.
    Die Charaktere sind lebensnah und detailliert beschrieben. Einige findet man auf Anhieb sympathisch, andere rufen ein gegenteiliges Gefühl hervor. Im Lauf des Buches, hervorgerufen durch eine Art Rückwärtserzählen, kann diese Sicht sich aber durchaus ändern. Geschichtliche Zusammenhänge und die Lebensumstände der Vergangenheit werden wie nebenbei in die Geschichte eingearbeitet, ohne lehrbuchmäßig zu klingen.
    Insgesamt handelt es sich um ein sehr lesenswertes Buch, mit Verwicklungen und Missverständnissen, die eben zum Leben gehören. Dennoch ist die Geschichte durchgehend spannend und fesselnd gehalten. Obwohl der Roman in sich abgeschlossen ist, lässt er doch auf eine Fortsetzung der Familiengeschichte hoffen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Normanfips, 12.05.2022 bei bewertet

    Gelungener Familienroman

    Judith W. Taschler hat mit „Über Carl reden wir morgen“ einen sehr schönen Familienroman geschrieben. In dem Buch wird die Geschichte der Familie Brugger aus dem Mühlviertel erzählt. Beginnend in den Anfangsjahren des 19. Jahrhunderts bis nach dem ersten Weltkrieg erfahren wir in alternierenden Erzählperspektiven über das Leben, Leiden und Lieben dieser Familie.
    Die Autorin schreibt sehr schön, sie ist in der Tat eine Geschichtenerzählerin und konnte mir die Menschen, die Szenerien und auch die historischen Hintergründe großartig nahe bringen.
    Besonders gefallen hat mir das geschickte Verweben der einzelnen Handlungsstränge. Wie ein Kaleidoskop, das sich langsam zusammensetzt.
    Der Roman ist gut recherchiert und die Figuren sind detailliert herausgearbeitet. Am beeindruckendsten fand ich die Szenen im Krieg, die haben bei mir noch nachgeklungen.
    Bei all dem Lob, habe ich auch noch Kritikpunkte. Ab der Hälfte des Romans wurden es mir zu viele Figuren, die alle ihre Geschichte bekamen, aber in meinen Augen nicht zum Fortgang der Handlung beigetragen haben. Also das unstimmige Verhältnis zwischen der Wichtigkeit der Figur und ihrer Ausschmückung hat den Roman etwas zerfasert.
    Und leider hadere ich auch mit dem Schluss. Er ist für mich nicht ganz stimmig und hat am Ende ein nicht so gutes Gefühl hinterlassen.
    Aufgrund des Klappentextes ging ich davon aus, das Carl mehr im Vordergrund steht und finde daher die Beschreibung etwas irreführend.
    Insgesamt aber ein lesenswertes Buch. Ich werde auf jeden Fall noch weitere Bücher der Autorin lesen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Normanfips, 12.05.2022

    Gelungener Familienroman

    Judith W. Taschler hat mit „Über Carl reden wir morgen“ einen sehr schönen Familienroman geschrieben. In dem Buch wird die Geschichte der Familie Brugger aus dem Mühlviertel erzählt. Beginnend in den Anfangsjahren des 19. Jahrhunderts bis nach dem ersten Weltkrieg erfahren wir in alternierenden Erzählperspektiven über das Leben, Leiden und Lieben dieser Familie.
    Die Autorin schreibt sehr schön, sie ist in der Tat eine Geschichtenerzählerin und konnte mir die Menschen, die Szenerien und auch die historischen Hintergründe großartig nahe bringen.
    Besonders gefallen hat mir das geschickte Verweben der einzelnen Handlungsstränge. Wie ein Kaleidoskop, das sich langsam zusammensetzt.
    Der Roman ist gut recherchiert und die Figuren sind detailliert herausgearbeitet. Am beeindruckendsten fand ich die Szenen im Krieg, die haben bei mir noch nachgeklungen.
    Bei all dem Lob, habe ich auch noch Kritikpunkte. Ab der Hälfte des Romans wurden es mir zu viele Figuren, die alle ihre Geschichte bekamen, aber in meinen Augen nicht zum Fortgang der Handlung beigetragen haben. Also das unstimmige Verhältnis zwischen der Wichtigkeit der Figur und ihrer Ausschmückung hat den Roman etwas zerfasert.
    Und leider hadere ich auch mit dem Schluss. Er ist für mich nicht ganz stimmig und hat am Ende ein nicht so gutes Gefühl hinterlassen.
    Aufgrund des Klappentextes ging ich davon aus, das Carl mehr im Vordergrund steht und finde daher die Beschreibung etwas irreführend.
    Insgesamt aber ein lesenswertes Buch. Ich werde auf jeden Fall noch weitere Bücher der Autorin lesen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lena, 15.05.2022

    Der Klappentext stellt zwar allein auf Carl Brugger ab, tatsächlich ist "Über Carl reden wir morgen" jedoch eine Familiengeschichte über drei Generationen, die bereits im Jahr 1828 beginnt und den Fokus zunächst auf Carls Großvater Anton und Schwester Rosa legt. In Putzleinsdorf, einem kleinen Ort im österreichischen Mühlviertel, übernimmt Anton die Hofmühle seines Vaters, während es Rosa in die Stadt zieht. Dort wird sie als Hausangestellte ähnlich schlecht behandelt wie Mägde und Knechte auf dem Land und so kehrt sie nach einigen Jahren auf Bitten ihres Bruders wieder in die Heimat zurück und kümmert sich um Nichten und Neffen.
    Antons Sohn Albert erweitert den Familienbetreib um ein Ladengeschäft und bekommt mit Anna, die er in Wien kennenlernte und die von den Dorfbewohnern argwöhnisch als Städterin mit zweifelhaftem Ruf betrachtet wird, vier Kinder, unter anderem Carl, der wie viele andere im Großen Krieg im österreichisch-italienischem Grenzgebiet kämpfen muss. Während sein Bruder Eugen rechtzeitig nach Amerika ausgewandert, stirbt Carls Zwillingsbruder als Arzt im Krieg. Carl kehrt 1918 unerwartet aus dem Krieg zurück, wo Eugen gerade auf Heimatbesuch ist.

    Dem Roman liegt ein hilfreiches Lesezeichen mit dem Familienstammbaum der Bruggers/ Eders teil, denn schon bald sind so viele Personen in die Familiengeschichte involviert, dass es eine Herausforderung ist, den Überblick zu behalten.
    Die Perspektiven wechseln häufig, zudem gibt es eine Reihe von Zeitsprüngen und Rückblenden in die Vergangenheit. Auf diese Weise werden so manche Ereignisse wiederholt und aus der Perspektive einer anderen Person vertieft, so dass Wissenslücken geschlossen werden und sich die einzelnen Puzzlestücke der Familiengeschichte für den schlüssig zusammensetzen.
    Aufgrund des Zeitrahmens - drei Generationen in ungefähr 100 Jahren - wirkt der Roman zumal episodenartig, die Ereignisse, die eine Person bewegen, sind eher lose mit den der anderen verbunden.
    Die Familiengeschichte gibt Einblicke in das harte Leben auf dem Land im 19. und frühen 20. Jahrhundert, schildert alle Höhen und Tiefen des Familienlebens mit Geburten und Todesfällen, Eifersucht und Liebe, Streitigkeiten, Enttäuschungen und der Sehnsucht nach mehr. Reale historische Ereignisse, wie der Untergang der Elbe 1895 und der Erste Weltkrieg, werden geschickt mit der Geschichte der Bruggers verbunden, die von der eigenen Familiengeschichte der Autorin inspiriert ist.

    Durch die lange Zeitspanne und die vielen ganz unterschiedlichen Personen ist der Roman sehr abwechslungsreich. Er handelt nicht nur in dem Dorf im Mühlviertel, wo nichts lange geheimbleiben kann, sondern auch in Amerika, wo es gleich mehrere Aufenthaltsorte von Ost bis West gibt. Weiterhin bewegt er durch die zahlreichen tragischen Ereignisse, die vielen Ungerechtigkeiten, mit denen die Personen zu kämpfen haben und fesselt mit dem spannenden Ausblick darauf, was die Rückkehr Carls für die Familie Brugger bedeutet.
    Es ist eine Familiengeschichte über die Vergänglichkeit des Glücks, die voraussichtlich in einem zweiten Band fortgesetzt wird.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein