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  • 2 Sterne

    11 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Plush, 04.03.2018

    Inhalt:

    „Wiesenstein“ von Hans Pleschinski behandelt die letzten Lebensjahre des deutschen Dramatikers, Schriftstellers und Nobelpreisträgers Gerhart Hauptmann. Dieser möchte seinen Lebensabend auf „Wiesenstein“, seiner Villa in Schlesien, verbringen und reist während des 2. Weltkrieges (1945) dorthin zurück um mit eigenem Masseur, Zofe, Butler, Gärtner, Köchin und Sekretärin sein luxuriöses Leben bis zum Ende weiterzuführen.


    Meine Meinung:

    Wie der Inhalt schon andeutet, ist dieses Buch keine leichte Kost, allein schon thematisch. Wir stecken mitten im Ende des zweiten Weltkrieges und Pleschinski schafft es, die Schrecken des Krieges sehr intensiv und dabei ohne künstlich erzeugte Dramatik zu vermitteln. In dieser Hinsicht konnte das Werk mich wirklich überzeugen.

    Es gab aber leider viel mehr Abschnitte, die das Lesen nicht so einfach machten. Das Buch braucht permanente Aufmerksamkeit. Der Schreibstil Pleschinskis ist sehr wortgewaltig, dadurch aber auch oft langatmig und anstrengend. Es ist, als müsste man sich Seite für Seite erarbeiten, ein richtiger Lesefluss kommt nie auf.

    Oft ist die Geschichte mehr historisches Sachbuch als Roman und es werden immer wieder große Teile von Hauptmanns Werken zitiert. Dieser Eindruck spricht natürlich sehr für die umfangreichen Recherchen, die Pleschinski für dieses Werk unternommen hat. Das wird auch im Epilog noch einmal bestätigt. Trotzdem macht es das Lesen mühsam.

    Hinzu kommt, dass Hauptmann und seine Werke mir von Anfang an leider einfach nur unsympathisch waren und das wurde mit jeder weiteren Information und jedem weiteren Auszug aus seinen Werken immer schlimmer. Wie er gemeinsam mit seiner Frau als Opportunist durchs Leben ging und sein Fähnchen immer nach dem Wind drehte, auch und gerade während des Nationalsozialismus, das war manchmal schon schwer zu lesen und ich empfand bei der Lektüre oft Wut.

    Aus diesem Grund weiß ich gar nicht so recht, wem ich dieses Buch ruhigen Gewissens empfehlen würde. Hauptmann-Liebhabern wohl nicht, denn denen würde man wahrscheinlich die Faszination für diesen Mann vergrätzen.


    Fazit:

    Mich konnte das Buch nicht begeistern, es war mir zu viel Kampf und zu wenig Lesegenuss. Immerhin habe ich gelernt, dass ich Gerhart Hauptmann weder als Künstler noch als Person schätze.

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  • 3 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Martin S., 24.03.2018

    Gerhart Hauptmann und seine Werke

    Der 2. Weltkrieg liegt in den letzten Zügen während der Nobelpreis-träger für Literatur aus einem Sanatorium im zerbombten Dresden fliehen muss. Mit seiner kleinen Gefolgschaft macht er sich auf den beschwerlichen Weg zu seiner alten Heimat. Es zieht ihn und seine Frau Margarete in das heimische Anwesen Wiesenstein, welches in Schlesien liegt. Ein Gebiet, in dem die russischen Kräfte kurz davor stehen die Widerstandslinien zu durchbrechen. Ist es richtig, in einer schweren Zeit, in der die Angst und Ungewissheit herrscht, den heimatlichen Gefühlen zu folgen?


    Hans Pleschinski widmet sich in "Wiesenstein" dem Leben und Werken des berühmten Dramatikers und Schriftstellers Gerhart Hauptmann. Er berichtet über die letzten dramatischen Monate im Leben des Nobelpreisträgers, in denen er sein heimatliches Anwesen aufsucht und vor Ort sein Leben und seine Werke Revue passieren lässt. Der Autor bedient sich in seinem Buch einem sehr anspruchs-vollen und schwer zugängigen Schreibstil. Sicherlich ein geeignetes Stilmittel, um einem herausragenden Schriftsteller gerecht zu werden. Dies führte bei mir allerdings durchaus zu einigen Längen im Buch, die mein Durchhaltevermögen mehrfach auf die Probe stellten. Die hervorragende Beschreibung der bedrückenden und ängstlichen Atmosphäre der damaligen Zeit und der geschickte und wohldosierte Einbezug vieler Werke Hauptmanns ließen mich aber immer wieder aufmerken und weiterlesen. Spannend war die schwierige Nachkriegszeit, in der die Angst umging. Bei vielen Protagonisten fand ein Rückblick im Umgang mit der dunklen Zeit der deutschen Geschichte statt, Leider wurde mir nicht wirklich klar, wie Gerhart Hauptmann, der auch im Nationalsozialismus große Beachtung und Verehrung erfuhr, mit seiner eigenen Schuldfrage ins Gericht ging. Das Verhalten von ihm und seiner Frau war sicherlich geprägt von der ruhmreichen Zeit seines Lebens, so dass er in meinen Augen wenig Sympathiepunkte sammeln konnte.


    Das Buch "Wiesenstein" ist aus meiner Sicht eine schwierige und herausfordernde Lektüre, deren Tragweite mir wahrscheinlich zum Teil verschlossen blieb. Wer sich ernsthaft und ausführlich dem großen Dramatiker und seinen Werken widmen möchte, sei dieses Buch ans Herz gelegt. Für mich gab es zu viele Längen und Wiederholungen, so dass der Funke bei mir niemals so ganz überspringen konnte. Meine Bewertung fällt daher mit drei von fünf Punkten rein subjektiv eher ein wenig niedriger aus.

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  • 4 Sterne

    7 von 16 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bibliomarie, 20.02.2018

    Haus Wiesenstein ist Gerhart Hauptmanns Refugium im schlesischen Agnetendorf. Vom ihm selbst auf der Höhe seines Ruhmes geplant und gebaut steht es wie eine Trutzburg mit Turm und Erkern da und war immer seine Heimat und sein Rückzugsort.


    1945 nähert sich der Krieg seinem Ende. Hauptmann weilt nach einer schweren Erkrankung zur Erholung in einem Sanatorium in Dresden und muss die schrecklichen Bombennächte miterleben. Geschwächt gelingt ihm und seiner Frau Margarete mit viel Unterstützung der Behörden die Reise nach Agnetendorf. Dort verbringen sie die letzten Monate in fast unwirklich scheinender Umgebung. Während die Welt um sie herum in Krieg, Chaos und Vertreibung versinkt, bleibt das Leben auf Wiesenstein davon fast unberührt. Es gibt ausreichend Dienstpersonal, ja es wird sogar immer mehr, denn das Haus bietet Schutz vor den anrückenden Russen. Hauptmann weiß, dass sein Werk in Russland geschätzt wird, hat er doch mit seinen frühen Werken auf soziale Missstände aufmerksam gemacht und es gibt sogar einen Briefwechsel mit Maxim Gorki, der nun als Schutzbrief dienen soll. Gleichzeitig gibt es aber auch ein Exemplar von „Mein Kampf“, dass Hauptmann mit vielen, durchaus wohlwollenden Anmerkungen versehen hat und das nun vom Archivar zusammen mit vielen Dokumenten und Manuskripten in Sicherheit gebracht werden soll. Auch das zeigt die Ambivalenz dieses Mannes.


    Hans Pleschinski hat die letzten Lebensmonate Hauptmanns in einem Roman beschrieben, der sich auf vielen Ebenen dem Menschen Hauptmann annähert. War er ein Anhänger der Naziideologie oder hat er sich nur angepasst, um sein Land nicht verlassen zu müssen? Suchte er die Nähe zu den Nazigrößen oder wurde er nur benutzt? Jedenfalls verhalf ihm die Bewunderung Hitlers zu einem Sonderstatus, den er gern nutzte. Jeder Leser kann sich selbst ein Urteil bilden, denn der greise Dichter versucht sich selbst Antwort darauf zu geben. Er will zusammen mit seiner Sekretärin seine alten Dramen und Epen überarbeiten und dieser Kunstgriff ermöglicht es Pleschinski, in Hauptmanns Werken nach seiner Haltung zu suchen.
    Ich konnte mit diesen Werkauszügen nicht sehr viel anfangen. Seine Dramen werden sicher lebendig bleiben, aber mit seinen Versepen wurde ich überhaupt nicht warm. Die Sprache klang mir nur schwülstig.


    Sehr gut gefallen hat mir die Beschreibung der letzten Monate in Schlesien. Die Menschen, die auf der Flucht waren, die Nachbarn, die vertrieben wurden und nur mit einem Handkarren ihre Heimat verlassen, diese Bilder machen die Schrecken eines Krieges greifbar. Auch die Schicksale der Hausgenossen des Meisters, wie Sekretärin, Masseur, Krankenschwester und viele andere, haben die Geschichte immer wieder geerdet.


    Letztendlich habe ich diesen umfangreichen Roman gern gelesen, auch wenn er mich immer wieder herausforderte und bei den längeren Auszügen aus den Versepen auch bis an den Rand meiner Geduld brachte. Pleschinskis Stil gefällt mir, aber manchmal hatte ich doch das Gefühl, dass Szenen zu breit angelegt waren, Situationen immer wieder in neuer Perspektive geschildert wurden, der Roman auf der Stelle verharrt. Mich wird er jedenfalls nicht dazu inspirieren, mich mit Hauptmanns Werken zu beschäftigen.

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