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  • 5 Sterne

    27 von 41 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 29.08.2019

    Gestreifte Fluchthelfer

    Ich interessiere mich sehr für historische Romane und Sachbücher aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, zudem war mein Papa Hobbyimker, deshalb hat mich die Beschreibung sofort angesprochen und ich wurde nicht enttäuscht.

    Der Autor hat in seinem Roman tatsächlich gefundene Aufzeichnungen eines Imkers, der im Zweiten Weltkrieg Menschen zur Flucht verholfen hat, gefunden und hier zu einem bewegenden Roman verarbeitet. Diesen bekommt man als Leser in Form von Tagebucheinträgen geboten, die im Januar 1944 beginnen und nach Kriegende enden. Egidius Arimond, ein ehemaliger Gymnasiallehrer, der unter Epilepsie leidet und deshalb keinen Frontdienst leisten muss, ist leidenschaftlicher Imker. Dass er von Jupp (so nennt er Hitler) und dessen Politik noch nie etwas gehalten hat, muss wohl einer Fluchthelferorganisation zu Ohren gekommen sein und deshalb haben sie zu ihm Kontakt aufgenommen. Seither bringt er jüdische Flüchtlinge aus der Eifel in präparierten Bienenstöcken über die Grenze nach Belgien. Ein gut ausgeklügelter Plan macht es möglich, denn sollte sein Fuhrwerk auf dem Nachttransport kontrolliert werden, schwärmen die Bienen und bedecken den Körper der Flüchtlinge, da er auf deren Kleidung Lockenwickler mit Königinnen befestigt.

    Als Leser erfährt man, wie er seine Informationen erhält, dass er niemanden kennt, wie die Rettungstransporte organisiert werden und ablaufen und ist bei vier bewegenden Transporten, die nicht alle glücken, mit dabei. Außerdem darf man sich mit ihm stundenlang in der Bibliothek, wo er auch seine Kassiber erhält, den Aufzeichnungen seines Vorfahren, des Benediktinermönchs Ambrosius aus dem 15. Jahrhundert, widmen und diese mit ihm aus dem Lateinischen übersetzen. Zudem erlebt man mit ihm, wie sich das Kriegsgeschehen in Kall und im Umland im letzten Kriegsjahr entwickelt. Während er anfangs noch relativ gelassen Kampfflieger über sich hinwegziehen, ab und an ein Flugzeug abstürzen sieht, wird die Stadt zunehmend voll mit Landsern, Gewalt und auch die Verwundeten bleiben nicht aus, als die Bomben auch dort landen, bevor der Krieg beendet werden kann.

    „…dabei sollten zwei lange Stahlnadeln hinter meinen Augäpfeln ins Gehirn eingeführt und die kranken, für die Anfälle verantwortlichen Nervenfasern durchtrennt werden.“ Auch seine Epilepsie ist immer wieder Thema, was mich bewegt und gefesselt hat. Seine Mutter, die ihn vor einer solchen Behandlung rettet, wie gern er Kinder hätte, diesen Traum aber durch die Zwangssterilisation ad acta legen muss, dass er als Epileptiker nicht in einer Euthanasieanstalt „vernichtet“ worden ist, weil sein Bruder Alfons ein hochdekorierter Kampfpilot ist und wie schwierig es wird Medikamente zu erhalten, die seine Anfälle in Zaum halten könnten, sind nur einige Beispiele, die bewegen.

    Nicht ganz so viel konnte ich mit seinen Frauengeschichten anfangen, denn Egidius Arimond ist ein Schwerenöter, und hat Beziehungen zu allerhand Frauen, Kellnerin Maria und auch Charlotte, die Frau des NSDAP-Kreisleiters, sind nur zwei davon. Aber darauf weißt ja der Klappentext schon hin, deshalb darf das wohl auch nicht kritisiert werden.

    Wieder ausgezeichnet gefallen hat mir hingegen der tolle Einblick in die Tätigkeiten eines Imkers, die Vorgänge in einem Stock und auch zahlreiche intensive Betrachtungen der Insekten. Durch die Hobbyimkerei meines Vaters und auch dem einen anderen Bienenbuch war mir einiges über deren Lebensweise bekannt, doch tatsächlich auch einiges neu. So habe ich z.B. bis dato nicht gewusst, wie sich ein Bienenvolk dem Eindringen einer Wanderratte erwehrt, „mit Stichen gelähmt und dann durch die Bewegungen ihrer Flügelchen eine solche Hitze erzeugt, dass sie innerlich verbrannt ist. Anschließend haben sie den Eindringling mir ihrem Harz so kunstvoll einbalsamiert, dass er nun aussieht wie die Mumie eines Pharaos.“. Super interessant fand ich auch, dass man durch die Übersetzungen zusätzlich erfährt was im Mittelalter bereits über die Zucht bekannt war, da war das Wissen um die Mumifizierung im Übrigen auch schon bekannt.

    Erwähnen möchte ich auch noch die dreizehn Skizzen von Kampfflugzeugen, die jeweils mit genauer Bezeichnung und Angaben zu Besatzung, Antrieb, Bewaffnung und Bombenlast versehen sind. Auch hier hat der Autor wirklich äußerst genau recherchiert. Anzumerken hier vielleicht auch die umfangreichen Literaturtipps im Anhang.

    „Als ich nach der Entwarnung durch die Straßen gehe, klaffen überall Bombentrichter, ganze Häuserreihen sind verschwunden. Tote liegen, nur mit ihre Unterwäsche bekleidet, auf den Straßen, Häuser brennen und stürzen in sich zusammen, die heißen ätzenden Dämpfe des Sprengstoffs verstopfen mir die Nase.“ Der Stil der Einträge mutet stellenweise nüchtern, betrachtend und distanziert an, ist es vielleicht sogar, was aber auch zum Protagonisten passt, „Es wird viel erzählt, ich benutze lieber, meine Ohren als meine Zunge.“ Trotzdem gelingt es dem Autor beim Lesen Betroffenheit zu erzeugen. Allein schon durch die schrecklichen Dinge, die geschildert werden, aber auch durch Sätze wie „Ständig habe ich Angst, bald nicht mehr Herr meiner Sinne zu sein, Dinge zu sagen, die mit verraten könnten.“, die durchaus bewegt mitfühlen lassen wie z.B. bei seinen Fieberträumen, die ihn am Ende des Krieges aufgrund der fehlenden Medikamente immer mehr plagen. Richtig gut haben mir auch die vielen detaillierten Beschreibungen der Landschaft und der Bienen gefallen. Zahlreiche Formulierungen konnte ich mir richtiggehend auf der Zunge zergehen lassen. Die Beschreibung, „…runder Kopf erinnert an eine Futterrübe, die kleinen, versoffenen Mausaugen wie Löcher darin, überall mit wirren Wurzelhärchen, die Knorpelohren, die vom Alkohol glühenden Wangen,“ eines Einwohners, der täglich am Tresen sitzt, ist nur ein Beispiel dafür. Gut gemacht fand ich auch, wie er bei den Bienen einerseits die heile Welt feststellt, „Der Lärm der Angriffe scheint den Bienen nichts auszumachen; sie leben in einer anderen, wie es scheint friedlicheren Welt, sie interessiert der Krieg nicht.“, aber andererseits auch Beobachtungen wie beim Auffinden von unzähligen toten Drohnen vor dem Stock „nur selten kommt es vor, dass welche den Winter im Stock überleben. Sie sind für den Staat nur noch Schmarotzer.“, also Formulierungen parat hat, die durchaus auf das Terrorregime der NSDAP übertragbar wären.

    „ Die Zeit des Krieges ist für ihn abgeschlossen; er redet nicht mehr über sie, und es scheint, als hätte er für ihn nie stattgefunden.“, ist ein Kommentar in der Dorfkneipe Ende Mai 1945. Dass die Schrecken und Verbrechen des Zweiten Weltkriegs nie vergessen werden, dafür sorgt der Autor mit einem bewegend, fesselnden und super interessanten Roman, der von mir auf jeden Fall noch fünf Sterne bekommt.

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dajobama, 25.10.2019

    Winterbienen – Norbert Scheuer

    Shortlist Deutscher Buchpreis 2019

    "Der Lärm der Angriffe scheint den Bienen nichts auszumachen; sie leben in einer anderen, wie es scheint, friedlichen Welt, sie interessiert der Krieg nicht." Seite 192

    Januar 1944, über der Eifel sind britische und amerikanische Bomber unterwegs. Zwar muss Egidius wegen seiner Epilepsie nicht an die Front, trotzdem ist er in diesen Zeiten gerade deshalb in Lebensgefahr. Zusätzlich bringt er sich auch noch durch seine Tätigkeit als Fluchthelfer jüdischer Flüchtlinge über die Grenze nach Belgien in große Gefahr.
    Ist der Krieg in dem kleinen Ort anfangs eher als Hintergrundrauschen wahrnehmbar, lässt er sich bald nicht mehr verdrängen. Die Lage für Egidius spitzt sich zu, auch weil der zu allem Überfluss ein Verhältnis mit der Ehegattin des Kreisleiters eingeht.

    Geschrieben ist dieses Buch in Tagebuchform, mit angenehm kurzen Abschnitten und umfasst etwas mehr als ein Jahr, von Januar 1944 bis Frühjahr 1945.

    Dieser Roman fällt durch seinen extrem angenehmen und ruhigen Schreibstil auf. Wie schön, wenn ein Autor in einer klaren, schnörkellosen Sprache seine Geschichte erzählen kann, ohne zu glauben, irgendetwas Neues, provozierend Innovatives mit Sprache anstellen zu müssen. Scheuer schreibt auf den ersten Blick eher nüchtern und transportiert doch so viele Emotionen zwischen den Zeilen.

    Egidius führt ein recht einsames Leben und beschäftigt sich viel mit seiner Bienenzucht. Diese haben eine beruhigende Wirkung auf ihn, sind seine Rückzugszone. Generell wünscht er sich häufig einfach weg.
    "In der Nacht träume ich, meine Bienen hätten mich gewärmt, hätten mich ganz umhüllt, und ich wäre ein Teil von ihnen geworden." Seite 198

    Gerade die Bienen dienen als Grundlage für viele Metaphern und Kontraste die menschliche Gesellschaft betreffend. Das Summen der Bienen wird dem Brummen der Kriegsflugzeuge gegenübergestellt. Frieden gegen Krieg.
    "Aber Bienen sind nicht aggressiv, sie würden niemals andere Völker erobern und sie unterjochen; sie sind friedfertig, wenn sie sich nicht angegriffen fühlen." Seite 19

    Dass immer ein melancholischer Grundton mit dabei ist, ist kein Wunder angesichts der Umstände, in denen Egidius sich befindet, bzw. in die er sich selbst bringt. Das Kriegsgeschehen nimmt spürbar zu, es wird immer schwieriger, Medikamente zu bekommen. Die Stimmung wird bedrohlich, dieses Werk liest sich spannend wie ein Krimi.

    Wie man im Anhang erfährt, beruht die Geschichte von Egidius auf wahren Begebenheiten. Ein entfernter Verwandter des Autors.
    Ein wirklich verdienter Platz auf der Shortlist, ich hätte diesem Buch den Preis gegönnt!

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 25.08.2019 bei bewertet

    Der Roman ist sprachlich außerordentlich fein gestaltet. Es gibt genaue landschaftliche und situative Beschreibungen. Jeder Satz ist ausgearbeitet und doch ist das ganz im Fluss! Ein Fest für die Leser, die Literatur lieben.

    Erzähler ist Egidius Arimond, ein ehemaliger Lehrer, der jetzt Bienenzüchter in der Eifel ist und gelegentlich verfolgte Juden über die Grenze bringt. Aufgrund seiner Epilepsie befindet er sich in einer isolierten Grenzsituation. Er wurde deswegen auch nicht in den Krieg eingezogen und ist somit einer der wenigen Männer mittleren Alters, die in der Umgebung noch da ist. Er ruht sehr in sich selbst, doch die Angst, dass die Krankheit schlimmer wird oder er keine Medikamente mehr bekommt ist ebenfalls da. Je mehr sich die Kriegszeit dem Ende nähert, desto chaotischer wird es.

    Zwischendurch gibt es Abschnitte aus Fragmenten eines seines Vorfahren, eines Mönches aus dem 15.Jahrhundert, dessen Texte Egidius aus dem Latein übersetzt. Das sind interessante Passagen..

    Norbert Scheuer hat eine metaphernreiche, bildmächtige Sprache, die sich aber gleichzeitig erstaunlich zurücknimmt und von Lakonie bestimmt ist. Sehr überzeugend!

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buecherseele79, 28.11.2019

    Egidius Arimond lebt in der Eifel, es sind die letzten Monate des zweiten Weltkrieges, auch wenn dies noch keiner weiß.
    Egidius hat Epilepsie, ist kriegsuntauglich und manchen im Dorf ein Dorn im Auge.
    Doch er liebt das einfache Leben, die ein oder andere Frau, aber die große Liebe sind seine Bienenstöcke.
    Mit ihnen schmuggelt er auch Flüchtlinge, meist Juden, über die Grenze.. und eigentlich möchte Egidius nur in Frieden leben, seinen Bruder Alfons wieder bei sich wissen...
    Was für ein facettenreiches und doch so bewegendes, berührendes Buch.
    Der Titel hätte im Allgemeinen nicht besser gewählt werden können, ein kleines Highlight noch für das Jahr 2019.

    Der Autor, in seinem Nachwort, erwähnt wie es zu dieser Geschichte gekommen ist, alleine dies ist bewegend, interessant und rundet die Geschichte komplett ab.
    Doch schon der Schreibstil nimmt einen sofort ein, man merkt die Liebe zum Detail an den Gedanken von Egidius, aber auch die Zeichnungen und kleinen Erklärungen zu den verschiedenen Bombern/Flugzeugen sind interessant und fügen sich in das Gesamtbild sehr gut ein, hier merkt man auch die Liebe zum Bruder von Egidius, Alfons.

    In der Geschichte erlebt man zwei Zeitepochen, einmal die von Egidius, dann die von Ambrosius Arimond, der in ein Benediktinerkloster lebte, dort Bienen züchtete und wie sein Weg ihn zum Kloster führte, und warum er wieder austrat.

    Egidius ist ein Unikat, man hat ihn als Person nicht wirklich vor Augen, er bleibt ein bisschen hüllenlos und doch ist er unheimlich interessant.
    Durch seine Epilepsie ist er womöglich auch ein bisschen verschroben, etwas unbekümmerter, manchmal mag er gefühllos wirken, aber trotzdem hat er, für mich, das Herz am richtigen Fleck und ich glaube dass seine manchmal andere Sicht auf die Dinge ihm viele Sachen erleichtern.

    Seine Liebe und Hingabe zu den Bienen, wie er sich um sich kümmert, Vergleiche zwischen Bienen und der menschlichen Gesellschaft zieht, das hat mich sehr berührt, bewegt und der Autor hat ein Händchen dies sehr bildhaft und natürlich an den Leser heranzutragen, man lernt hier noch unheimlich viel über das Leben der Bienen.

    Diese Liebe zu den kleinen Honigsammlern macht die Geschichte manchmal etwas erträglicher, weicher, schöner, denn Egidius wird im Dorf meist gemieden, er kann nicht in den Krieg, ist kriegsuntauglich, auch als Lehrer darf er nicht mehr arbeiten und die Ablehnung wird ihm von vielen Menschen entgegengebracht.
    Auch, trotz dem kleinen Dorf, ist es schwer sich selbst zu versorgen, der Krieg und somit auch die Angriffe von Flugzeugen nehmen zu, die Dorfgemeinschaft ist zerrüttet und man kann eigentlich keinem mehr trauen.
    Und für Egidius kommt noch erschwerend hinzu dass er Medikamente benötigt die ihm der Apotheker aber nicht geben möchte, durch seine Erkrankung lebt Egidius eigentlich in ständiger Gefahr.

    Durch die Aufzeichnungen von seinem Vorfahren Ambrosius möchte Egidius mehr über die Bienen, die Aufzucht und den Werdegang der Familie erfahren, auch hier sehr authentisch und gut umgesetzt.

    Durch seine Bienen kann Egidius ohne Probleme reisen, wer ihn ausgesucht hat um Flüchtlinge über die Grenze zu bringen kann er nicht sagen, will er auch gar nicht, es soll alles geheim bleiben und Egidius versucht zu helfen, auch wenn ihn das oft anstrengt, manchmal nervt und eine große Gefahr auf ihn ausübt.

    Egidius steht für viele Menschen, die den Krieg daheim miterleben mussten, gerade als Mann ist man eher geachtet weil man als faul und unnütz gilt.
    Krankheiten erschwerten das damalige Leben ungemein, hier musste man ständig aufpassen nicht doch gemeldet und verschleppt zu werden, unnützes Leben hatte keinen Platz in der Gesellschaft.

    Der Protagonist mag anders wirken, aber dennoch hat der Autor ein sehr erschreckend gutes und vor allem bewegendes Bild über die letzten Atemzüge des zweiten Weltkrieges geschrieben, mit einem kranken Protagonisten der versucht zu helfen, zu lieben, zu leben, zu überleben.

    Ich kann für dieses Buch nur eine klare Leseempfehlung aussprechen!

    Ich danke dem C.H.Beck Verlag für das Rezensionsexemplar.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    petra w., 22.10.2019

    Die Bienen als bessere Gesellschafter
    Diese Tagebuchform verführt zu mehr lesen, denn die kurzen Kapitel vermitteln eins geht noch, dann machst du was anderes.Gleichzeitig kann man leichter über das Gelesene nachdenken denn es sind nicht zuviel Informationen auf einmal
    Die Mischung aus dem Tagesgeschehen vom 1944 und den Textfragmenten aus dem Kloster machen es interessant,obwohl es ein ruhiges Buch ist, trotz des Krieges und die Angst wegen der Epilepsie ermordet zu werden. Gleichzeitig erfährt man vom Ich-Erzähler viele Einzelheiten über die Bienenzucht und das Verhalten der Tiere. Tatsachen die anscheinend so alt wie die Menschheit sind.
    Eine Randnotiz ist für mich persönlich dass mir die Bienen sympathisch geworden sind obwohl ich eine sehr starke Allergie gegen Insektenstiche habe und daher viel Angst vor stechenden Insekten.G.
    Solche Bücher gibt es viel zu selten. Es nimmt den Leser mit in eine andere Umgebung mit anderen Menschen die aber trotzdem nicht fremd sind.
    Es beschreibt eine grauenhafte Zeit ohne erhobenen Zeigefinger oder brutale Einzelheiten. Die Beschreibung des Alltäglichen reicht aus.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xirxe, 09.07.2020 bei bewertet

    Was für ein schönes Buch, das von einer entsetzlichen Zeit erzählt. Es ist das letzte Kriegsjahr des II. Weltkriegs und in der Eifel ist es bisher vergleichsweise ruhig geblieben. Egidius, der aufgrund seiner Epilepsie nicht eingezogen wurde und dank des Einflusses seines Bruders der Euthanasie entging, kümmert sich nach seiner Entlassung als Lehrer um seine Bienenvölker und um manche zurückgelassene Frau. Hin und wieder bringt er Juden über die Grenze, um sich so Geld für seine Medikamente zu verdienen, doch mit dem Vorrücken der Alliierten wird es immer gefährlicher.
    Es ist eigentlich ein gemächliches Buch, wenn sich der kriegerische Hintergrund nicht immer wieder in den meist friedlichen und beschaulichen Tagebucheinträgen des Egidius in den Vordergrund drängen würde. Hauptthema seiner Einträge ist die Beobachtung und Pflege sowie Entwicklung seiner Bienen, denen er sich eng verbunden fühlt. Seine restliche freie Zeit widmet er der Übersetzung alter Dokumente seines Vorfahren Ambrosius aus dem Latein und den Frauen, denen er zugetan ist. Es wirkt, als wäre er ein glücklicher Mensch, wenn nicht stets aufs Neue das Grauen des Krieges in Erscheinung treten würde.
    An Handlung gibt es nicht viel zu berichten, denn die Tage verlaufen recht gleichförmig. Doch wie der Autor dieses Wenige erzählt, ist so voller Zuneigung und Aufmerksamkeit, dass man beim Lesen unweigerlich eine grosse Sympathie zu Bienen und Ambrosius entwickelt und die Entsetzlichkeit des Krieges im Gegensatz dazu noch stärker wirkt.
    Ein schönes und trauriges Buch über das Leben, die Liebe und die Sinnlosigkeit des Krieges.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    M., 29.10.2019 bei bewertet

    Atmosphärischer Antikriegsroman

    Eifelregion 1944. Kleines Bergarbeiterstädtchen an der Urft.
    Egidius ist Epileptiker. In Jugendjahren wurde er zwangssterilisiert und ist knapp einer Lobotomie entkommen. Offiziell als Schmarotzer und Volksschädling abgestempelt. Seit vielen Jahren anfallsfrei, kann er bislang seine Erkrankung recht gut geheim halten. Aus dem Kriegsdienst wurde er ausgemustert. Nach dem Tod seines Vaters kehrte er in die Heimat zurück, unterrichtete am Gymnasium Latein, wurde jedoch aufgrund seiner Gesinnung aus dem Schuldienst vorzeitig entlassen. Hin und wieder betreut er noch Nachhilfeschüler. Vorrangig kümmert er sich nun um seine 80 Bienenvölker und seine Hauswirtschaft. Regelmäßig besucht er zudem die Bibliothek. Dort entziffert er zum einen alte Handschriften des Benediktinermönches Ambrosius, einem im 15. Jahrhundert lebenden Vorfahren, der ebenfalls Bienen züchtete und ein bewegtes Leben führte.
    Zum anderen empfängt Egidius hier kleine Nachrichten, aufgrund derer er Juden über die Grenze nach Belgien schmuggelt. Mittlerweile jedoch nicht mehr so oft, da die allgemeine Situation schwieriger wird. Alliierte nahen und deutsche Soldaten werden im Ort stationiert. Doch Egidius benötigt dringend das Geld für die notwendigen Medikamente, welche seine Erkrankung in Schach halten.

    Der Roman besteht aus Egidius Tagebuchaufzeichnungen sowie einigen Übersetzungen von Ambrosius`Schriften. Er liest sich fesselnd und ist in einer Sprache verfasst, die wunderbar Stimmungen, Eindrücke oder auch Landschaften wiedergeben kann. Der Roman ist reich an Symbolik und Metaphorik. So erfährt man wie nebenbei auch einiges über Bienen und Flugzeuge. Für mich war es manchmal etwas zu viel, zu überladen, zu überdeutlich wird auf die Katastrophe hingesteuert. Anfangs noch beschaulich und fast gemütlich, wendet sich die Stimmung schnell ins Bedrohliche. So ahnt man schon nach der Hälfte, dass es für Egidius nicht gut ausgehen kann. Aber das ist natürlich auch kein Wunder. Kaum jemand übersteht den Krieg unbeschadet und die Folgen wirken, auch nach Kriegsende, langfristig. Der letzte Twist war daher zwar überraschend, für mich jedoch unnötig.

    Egidius ist nach einer realen Person gezeichnet. So verwundert es letztendlich nicht, wenn einiges in seinem Charakter, seinem Denken und inneren Konflikten nur angedeutet bleibt. Ein Mann, der innerlich zerrissen, sich müht, einen Platz im Leben zu finden, als Einzelgänger nicht an die Liebe glaubt und doch immer wieder Frauengeschichten am Laufen hat. Geschützt vom Ruf seines Bruders, der hochdekoriert bei der Luftwaffe dient.
    Als grossartig empfand ich die Schilderungen seiner epileptischen Anfälle und das Nahebringen dieser Erkrankung im Ganzen.

    Alles in allem ein interessanter Hauptprotagonist und vor allem ein sehr solider Antikriegsroman, der die Schrecken des Krieges deutlich zeigt. Er berührt, beeindruckt, rüttelt auf und verstört. Und regt zum Nachdenken über die verschiedenen Optionen menschlichen Verhaltens an.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    M., 29.10.2019

    Atmosphärischer Antikriegsroman

    Eifelregion 1944. Kleines Bergarbeiterstädtchen an der Urft.
    Egidius ist Epileptiker. In Jugendjahren wurde er zwangssterilisiert und ist knapp einer Lobotomie entkommen. Offiziell als Schmarotzer und Volksschädling abgestempelt. Seit vielen Jahren anfallsfrei, kann er bislang seine Erkrankung recht gut geheim halten. Aus dem Kriegsdienst wurde er ausgemustert. Nach dem Tod seines Vaters kehrte er in die Heimat zurück, unterrichtete am Gymnasium Latein, wurde jedoch aufgrund seiner Gesinnung aus dem Schuldienst vorzeitig entlassen. Hin und wieder betreut er noch Nachhilfeschüler. Vorrangig kümmert er sich nun um seine 80 Bienenvölker und seine Hauswirtschaft. Regelmäßig besucht er zudem die Bibliothek. Dort entziffert er zum einen alte Handschriften des Benediktinermönches Ambrosius, einem im 15. Jahrhundert lebenden Vorfahren, der ebenfalls Bienen züchtete und ein bewegtes Leben führte.
    Zum anderen empfängt Egidius hier kleine Nachrichten, aufgrund derer er Juden über die Grenze nach Belgien schmuggelt. Mittlerweile jedoch nicht mehr so oft, da die allgemeine Situation schwieriger wird. Alliierte nahen und deutsche Soldaten werden im Ort stationiert. Doch Egidius benötigt dringend das Geld für die notwendigen Medikamente, welche seine Erkrankung in Schach halten.

    Der Roman besteht aus Egidius Tagebuchaufzeichnungen sowie einigen Übersetzungen von Ambrosius`Schriften. Er liest sich fesselnd und ist in einer Sprache verfasst, die wunderbar Stimmungen, Eindrücke oder auch Landschaften wiedergeben kann. Der Roman ist reich an Symbolik und Metaphorik. So erfährt man wie nebenbei auch einiges über Bienen und Flugzeuge. Für mich war es manchmal etwas zu viel, zu überladen, zu überdeutlich wird auf die Katastrophe hingesteuert. Anfangs noch beschaulich und fast gemütlich, wendet sich die Stimmung schnell ins Bedrohliche. So ahnt man schon nach der Hälfte, dass es für Egidius nicht gut ausgehen kann. Aber das ist natürlich auch kein Wunder. Kaum jemand übersteht den Krieg unbeschadet und die Folgen wirken, auch nach Kriegsende, langfristig. Der letzte Twist war daher zwar überraschend, für mich jedoch unnötig.

    Egidius ist nach einer realen Person gezeichnet. So verwundert es letztendlich nicht, wenn einiges in seinem Charakter, seinem Denken und inneren Konflikten nur angedeutet bleibt. Ein Mann, der innerlich zerrissen, sich müht, einen Platz im Leben zu finden, als Einzelgänger nicht an die Liebe glaubt und doch immer wieder Frauengeschichten am Laufen hat. Geschützt vom Ruf seines Bruders, der hochdekoriert bei der Luftwaffe dient.
    Als grossartig empfand ich die Schilderungen seiner epileptischen Anfälle und das Nahebringen dieser Erkrankung im Ganzen.

    Alles in allem ein interessanter Hauptprotagonist und vor allem ein sehr solider Antikriegsroman, der die Schrecken des Krieges deutlich zeigt. Er berührt, beeindruckt, rüttelt auf und verstört. Und regt zum Nachdenken über die verschiedenen Optionen menschlichen Verhaltens an.

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  • 5 Sterne

    3 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 25.08.2019

    Der Roman ist sprachlich außerordentlich fein gestaltet. Es gibt genaue landschaftliche und situative Beschreibungen. Jeder Satz ist ausgearbeitet und doch ist das ganz im Fluss! Ein Fest für die Leser, die Literatur lieben.

    Erzähler ist Egidius Arimond, ein ehemaliger Lehrer, der jetzt Bienenzüchter in der Eifel ist und gelegentlich verfolgte Juden über die Grenze bringt. Aufgrund seiner Epilepsie befindet er sich in einer isolierten Grenzsituation. Er wurde deswegen auch nicht in den Krieg eingezogen und ist somit einer der wenigen Männer mittleren Alters, die in der Umgebung noch da ist. Er ruht sehr in sich selbst, doch die Angst, dass die Krankheit schlimmer wird oder er keine Medikamente mehr bekommt ist ebenfalls da. Je mehr sich die Kriegszeit dem Ende nähert, desto chaotischer wird es.

    Zwischendurch gibt es Abschnitte aus Fragmenten eines seines Vorfahren, eines Mönches aus dem 15.Jahrhundert, dessen Texte Egidius aus dem Latein übersetzt. Das sind interessante Passagen..

    Norbert Scheuer hat eine metaphernreiche, bildmächtige Sprache, die sich aber gleichzeitig erstaunlich zurücknimmt und von Lakonie bestimmt ist. Sehr überzeugend!

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