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  • 3 Sterne

    carola1475, 16.04.2022

    Als Buch bewertet

    Hoffnung auf ein gutes Ende

    Die alleinerziehende junge Mutter Tiff arbeitet von zu Hause aus im Akkord: online erledigt sie schlecht bezahlte monotone Klick- und auch Video- Überwachungsjobs für die Plattform Automa. Tiff leidet an einer Angststörung, sie kann nur unter Schwierigkeiten das Haus verlassen, macht sich Vorwürfe wegen ihres Sohns, dem sie kaum etwas bieten kann und der natürlich ebenfalls unter ihren psychischen Problemen leidet, und sie ist einsam.

    Unterstützung und Beistand erfährt sie von zwei Wohnungsnachbarn und da gibt es noch die beiden Chatpartner, Kollegen, mit denen sie sich im Geheimen austauscht. Sie musste einen Verschwiegenheitsklausel unterschreiben, denn ihre Arbeit wird den Kunden als Überwachungsleistung einer KI verkauft.

    Es gibt einen zweiten Handlungsstrang um die verwitwete Stella und einen Freund, den sie jahrzehntelang nicht gesehen hat, beide haben ebenfalls Erfahrung mit prekären Arbeitsverhältnissen.

    Das Verschwinden eines Obdachlosen, der oft auf einem der Überwachungsvideos zu sehen war, bedeutet eine Unterbrechung der monotonen Bildschirmarbeit und wird für Tiff zum Anlass, sich aktiv um die Aufklärung dieses Verschwindens zu bemühen. Ihr unbedingter Wunsch, dass „diese Geschichte gut ausgeht“, erscheint wie ein Gegengewicht zu den furchtbaren Bildern, die sie in ihrem vorigen Onlinejob moderiert hat und die ihre Angststörung verursacht haben. Das Internet wird für Tiff auch zur Möglichkeit, etwas in Gang zu setzen und die Geschichte des Obdachlosen mit Hilfe ihrer befreundeten Nachbarn und Kollegen aufzuklären.

    Berit Glanz schildert die Lebenssituation der jungen Mutter glaubwürdig, berührend und authentisch und beleuchtet die monotone, anstrengende Tätigkeit der „clickworker“, die allein, auf sich gestellt und nicht abgesichert, schlecht bezahlte Arbeit leisten. Die Erzählung ist latent spannend, weiß Tiff (und damit auch der Leser) doch nie, was auf den Bildern oder in den Videos zu sehen sein wird. Der Handlungsstrang um Stella und ihren Freund nimmt für mich jedoch zu viel Platz ein, obwohl es Parallelen im Leben der beiden Frauen gibt und die beiden Erzählebenen schließlich zusammengeführt werden.
    Der Schreibstil ist flüssig und lebendig, sehr angenehm zu lesen, die Kapitel sind kurz und werden durch Chatprotokolle ergänzt.
    Der Klappentext ist irreführend, denn er deutet eine Entwicklung an, die nicht eintritt, weshalb ich einen halben Stern abziehe. Ich hatte auf Grund des Verlagstextes eine andere Geschichte erwartet. Am Schluss bleibt offen, wie es für Tiff weitergeht, aber das Buch endet in einer hoffnungsvollen Stimmung.

    Ich vergebe 3,5 Sterne.

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  • 4 Sterne

    Miss.mesmerized, 30.03.2022

    Als eBook bewertet

    Panikattacken fesseln die junge Mutter Tiff an ihre Wohnung. Schon der Weg zum Kindergarten ihres Sohnes Leon ist oftmals eine Herausforderung, an arbeiten außerhalb des geschützten Raums ist gar nicht zu denken. Glücklicherweise findet sie auf der Internetplattform Automa immer wieder Aufträge, die zwar schlecht bezahlt sind, aber von Zuhause aus erledigt werden können. Oftmals muss sie Bilder verschlagworten, mehr und mehr jedoch sieht sie sich Überwachungskameras an und notiert, wenn dort etwas passiert. Mit ihren Kollegen, die sie nur unter ihren Pseudonymen kennt, tauscht sie sich über die Videos aus, manche Menschen und Szenerien dort tauchen immer wieder auf und scheinen fast wie alte Bekannte zu sein. Bis plötzlich ein Mann verschwunden ist.

    Berit Glanz greift in ihrem zweiten Roman „Automaton“ gleich mehrere aktuelle Gesellschaftsthemen auf. Zum einen ist ihre Protagonistin durch ihre Psyche stark in ihrem Leben und ihren Möglichkeiten eingeschränkt, was jedoch außer ihrem unmittelbaren Nachfeld niemanden zu interessieren scheint. Zum anderen prekär bezahlte Arbeit und die Reichweite des Internets in den normalen Alltag der Menschen. Eine Geschichte, die sich am Rand unserer Gesellschaft abspielt und diesen sichtbar macht.

    Tiffs Situation ist in jeder Hinsicht schwierig. Die finanziellen Probleme, mit denen die alleinerziehende Mutter zu kämpfen hat, und die dem Wunsch gegenüberstehen, dem Sohn auch etwas zu bieten, was durch die Panikattacken zudem erschwert wird. Auch wenn sie glaubt, Leon eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen zu können, wird doch immer wieder klar, dass der Junge trotz seines Alters sehr wohl spürt, wie die Lage seiner Mutter ist und seine Bedürfnisse zurückstellt. Ein Schicksal, dass Leon mit vielen Kindern teilt, die von klein auf Verzicht kennen und ihre Eltern nicht noch mehr belasten wollen durch eigene Wünsche.

    Die online Jobs, die Tiff übernimmt, scheinen zunächst zur Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz zu dienen. Sie sind von Monotonie geprägt, doch die Menschen hinter den Bildschirmen lassen sich nicht auf automatische Reaktionen reduzieren, sondern werden umso humaner, als sie den Verdacht eines Verbrechens hegen. Die globale Vernetzung wird plötzlich zur Chance, vom heimischen Computer aus etwas zu bewegen und sich des mechanischen Daseins zu entledigen.

    Berit Glanz spielt geschickt mit der Ambivalenz zwischen stupiden Arbeitsabläufen und einförmigem Alltag und dem Wunsch nach Ausbruch und einem lebenswerten Leben. Im Hinterhof kann Tiff plötzlich etwas gestalten, während sie gleichzeitig an Wohnung und Computer gefesselt ist. Äußere und innere Freiheit konkurrieren im Roman und lösen bisweilen scheinbare Widersprüche auf.

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  • 4 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Vanessa G., 27.04.2022

    Als Buch bewertet

    Worum geht’s?

    Tiff hat eine Angststörung und kann deshalb ihre Wohnung kaum verlassen. Um für sich und ihren kleinen Sohn wenigstens etwas Geld zu verdienen, arbeitet sie bei „Automa“. Sie ist ein „Autobot“ und erledigt von Zuhause, meist langweilige, PC-arbeiten. Beispielsweise muss Tiff Bildern eine kurze Beschreibung zuordnen, Gedichte bewerten oder endlose Überwachungsvideos von Firmengeländen ansehen. Wobei der letzte Job von der Bezahlung her recht lukrativ ist. Bis Tiff in den Videos etwas beobachtet, dass sie stutzig macht.

    Stella hat in ihrer Jugend auf einer Marihuana-Plantage gearbeitet und dort viele interessante Leute kennengelernt. Viele Jahre später kümmert sie sich in einer Suppenküche um Obdachlose. Dort trifft sie auch einen alten Bekannten von den Plantagen wieder. Bei Stella scheint alles in Ordnung zu sein, bis sie einen Anruf erhält, der sie in Sorge versetzt…


    Besondere Kapitelbenennung

    Vermutlich ist das größte Rätsel dieses Buches die Kapitelbenennung. Denn Tiffs Kapitel haben allesamt lateinische Namen. Beziehungsweise tragen sie die lateinischen Bezeichnungen verschiedener Tiere, Insekten und Pflanzen. Und wenn man nun selbst ein guter „Autobot“ ist, schafft man es auch den lateinischen Begriff im Text wieder zu finden (dieses Mal jedoch im Deutschen), meist in einem kleinen Nebensatz erwähnt. Eine nette Spielerei, die den Leser zu mehr Interaktion und genauerem Lesen animiert. Oder steckt doch mehr dahinter?

    Verwirrender Klappentext

    Der Klappentext des Buches sagt aus, dass Tiff ein Verbrechen in einem ihrer Videos beobachtet. Im Nachhinein finde ich diesen Text doch sehr irreführend. Es lässt einem im ersten Moment an einen Krimi denken. Aber Achtung: Dieses Buch ist kein Krimi, sondern ein Roman. Und Tiff beobachtet kein Verbrechen im Video. Es geht eher darum, was Tiff NICHT sieht. SPOILER: Tiff beobachtet lediglich, dass eine Person, die sie immer wieder auf den Überwachungsvideos sieht, nicht mehr auftaucht. Nun beginnt sie sich Sorgen zu machen und versucht die Person zu finden, die sich jedoch am anderen Ende der Welt aufhält.

    Interessante Themen

    „Automaton“ spricht viele interessante Themengebiete an. Darunter vor allem die „Clickworker“-Arbeit. Aber auch die daraus resultierenden Angststörungen werden thematisiert. Weiterhin geht es um Obdachlosigkeit, um die Versuche einer jungen Mutter ihrem Kind ein gutes Leben bieten zu können. Aber auch geht es um Natur, Pflanzen und Tiere.

    Ein Manko hierbei ist jedoch, dass die Themengebiete zwar alle angeschnitten werden, jedoch auf keines wirklich näher eingegangen wird. Oft habe ich mir mehr Informationen gewünscht. Beispielsweise über die Firma „Automaton“ oder Tiffs Angststörung.

    Doch stattdessen…

    …wurden immer wieder Themen behandelt, die meiner Meinung nach überhaupt nicht Story-relevant waren. So gab es zum Beispiel ein ganzes Kapitel, das sich mit der Herstellung von Pralinen befasste. Für die Story hatte das jedoch überhaupt keinen Mehrwert. Diese Textstellen kamen mir sinnlos eingeworfen und ohne jede Logik vor. Ich persönlich bin von so etwas einfach kein Fan.

    Stellas Geschichte

    Anfangs konnte ich die Kapitel von Stella überhaupt nicht einordnen. Auch wurde bei ihr immer wieder die Zeit gewechselt. Das passierte so fließend, dass ich zu Beginn nicht ganz mit kam. Es dauerte eine Weile bis ich begriff, dass es sich einerseits um die Erzählung von Stellas Jugend auf der Marihuana-Plantage und andererseits um Stellas Leben als ältere Dame in der Suppenküche handelte. Ihr Alter wurde nicht wirklich thematisiert, weshalb man sich die zeitliche Einordnung anhand kleiner Hinweise erarbeiten muss.
    Es dauerte auch eine Weile, bis ich begriff wie Stellas und Tiffs Wege sich eines Tages kreuzen würden.

    Sprachliches

    Sehr ungewöhnlich finde ich die Wahl des Präsens als Zeitform, da Romane doch meist im Präteritum geschrieben sind. Doch auch mit der ungewohnten Zeitform war der Roman leicht und schnell zu lesen. Die Kapitel sind kurz und sprachlich nicht allzu kompliziert.

    Fazit

    Ein netter Roman für zwischendurch. Leicht zu lesen und doch mit einem ungewöhnlichen Thema. Man sollte jedoch keinen Krimi erwarten! Und mit einem tollen Coverdesign, durch das ich persönlich mich sehr angezogen gefühlt habe. Immerhin habe ich sogar ein eigenes Kapitel bekommen :D (Vanessa cardui = Distelfalter).

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