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  • 4 Sterne

    dawn_woodshill, 14.04.2024

    Als Buch bewertet

    „Ich glaube, genau darum geht es beim Übersetzen. Darum geht es beim Sprechen. Einander zuhören und versuchen, an den eigenen Vorurteilen vorbeizugucken, um einen Blick auf das zu erhaschen, was der andere eine sagen will. Ein Stück von sich selbst preisgeben und hohen, dass jemand anders es versteht“

    Ich glaube, wenn ich Babel in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es gewaltig. Und nein, das liegt nicht nur an der Seitenzahl. Wobei 736 Seiten auch ziemlich gewaltig sind. Aber tatsächlich meine ich die Welt, die Bedeutung und das ganze System. Besser könnte ich es gar nicht beschreiben. Mit Babel habe ich mich aus meiner Comfortzone bewegt und ein reines Fantasybuch gelesen (mit viel gesellschaftskritischen Anregungen). Babel wird als ein Bestseller über die Magie der Sprache und die Macht von Worten beworben und die Autorin Rebecca F. Kuang wusste wie sie mit den Worten umgehen musste, um die zielsicher einzusetzen. Es war mein erstes Buch der Autorin und der Schreibstil war auch keiner, zu dem ich normalerweise greifen würde. Allerdings hat mich das Magiesystem rund um das Silberwerk und die Worte direkt in seinen Bann gezogen. Obwohl das Buch sich langsam aufgebaut hat und wirklich viele Seiten hatte, würde ich fast schon sagen, dass es trotzdem keine Längen hatte - Babel brauchte das. Die Geschichte hat sich langsam entfaltet und einen als Leser immer tiefer hineingezogen. Die Autorin hat viel recherchiert für ihren Roman, das war beim Lesen deutlich spürbar. Und ehrlich gesagt habe ich einfach nicht erwartet, dass ein Buch, welches allein vom Genre und der Erzählweise so anders ist als die Bücher die ich sonst lese, mich so überwältigt. Es hat hat zum Nachdenken angeregt - sowohl über die Geschehnisse als auch die offene Kritik. Eine Welt und Menschen, die unserer gar nicht so unähnlich sind. Ein Protagonisten, Robin Swift, dem man bei seiner Entwicklung begleitet. Interessanterweise habe ich zu keinem Charakter auf irgendeine Art eine richtig emotionale Bindung aufgebaut und trotzdem würde ich sagen, dass es dem Leseerlebnis nicht geschadet hat. Ich habe mitgefiebert, war verwirrt und habe vor allem Wissen aufgesogen. Ich möchte gar nicht zu viel über den Inhalt verraten, um nicht zu Spoilern aber ich kann sagen. Und obwohl Babel mich völlig in seinen Bann gezogen hat, brauchte ich die Lesezeit. Ich glaube, selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich es nicht in einem Rutsch Weglesen können. Die Verarbeitungszeit, um das Geschriebene sacken zu lassen, war bei mir schon notwendig. Zudem erforderten der Schreibstil und dadurch auch die Handlung meine ganze Konzentration. Das Lesen war dadurch nicht direkt anstrengend aber ich musste mich aktiv darauf einlassen, dies war keine leichte Lektüre für Zwischendurch.
    Ich bin wirtlich froh, dass ich Babel gelesen habe und es kennenlernen konnte, denn hier wurde mit so viel Hintergrundwissen und Detailarbeit eine komplette Welt aufgebaut, die auf eine Art der Magie und Bedeutung der Worte beruht, die ich mir nie hätte vorstellen können.

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  • 4 Sterne

    Meliha K., 30.05.2023

    Als Buch bewertet

    Faszinierende Übersetzungen oder Ausbeutung fremder Kulturen?

    Als Robin von Professor Lovell aus dem chinesischen Kanton nach London gebracht wird, ist es eine unglaubliche Chance für ihn. Dort wird er jahrelang auf sein Studium als Übersetzer vorbereitet, wo seine Muttersprache viel wert ist. Er besucht in Oxford das Institut für Übersetzung, auch bekannt als Babel, und durch die vielen Facetten der Sprache werden die magischen Silberbarren betrieben, deren Wirkung direkt mit dem Wortpaar verbunden ist.

    Babel ist alles, was Robin kennt, doch er und seine Kommilitonen sind ständigem Rassismus ausgesetzt und aufgrund ihrer "Privilegien" als Babbler sollen sie auch noch dankbar dafür sein. Als sich ihm die Gelegenheit bietet, Babel zu verraten und für etwas Gerechtigkeit zu sorgen, wird Robins Loyalität auf die Probe gestellt.

    Auch wenn es ein Fantasy-Roman ist und die Übersetzungen einen großen Teil der Geschichte einnehmen, sind die magischen Silberbarren hauptsächlich Werkzeuge; ein Symbol der Kolonialisierung und der Ausbeutung fremder Kulturen, um sich selbst zu bereichern. Daher fühlt es sich auch nie wirklich "magisch" an, sondern wirklich nah an der Realität: Die Magie fügt sich sehr gut in die Zeit der industriellen Revolution ein und bildet einen weiteren Faktor, der für soziale Ungleichheit sorgt.

    Die Übersetzungen werden oft ausführlich erklärt und scheinen sehr gut recherchiert. Dazu gibt es Fußnoten mit weiteren historischen Hintergründen und Anmerkungen, die ein wenig den Lesefluss stören können, und meiner Meinung nach hätte sie man auch zusammen mit all den anderen Fakten in den Fließtext einbauen können.

    Ich fand die Geschichte von Anfang an faszinierend; die Charaktere, das Setting und auch die Übersetzungen konnten mich fesseln, doch erst nach und nach wurde es wirklich spannend. Durch zahlreiche Zeitsprünge fiel es mir anfangs schwer, eine Verbindung zu den Charakteren zu finden und ihre Beziehungen untereinander nachempfinden zu können, das betrifft auch besonders die Freundschaft zwischen Robin und seinen drei Kommilitonen. Den Mittelteil fand ich sehr spannend, doch das Ende entsprach nicht ganz meinen Erwartungen, auch wenn es eigentlich gut zum Rest des Buches gepasst hat.

    Fazit
    Letztendlich war das Buch nicht ganz so, wie ich erwartet hätte, auch wenn mich der lange Originaltitel, der wie das Thema einer wissenschaftlichen Arbeit klingt ("Babel: Or the Necessity of Violence: An Arcane History of the Oxford Translators’ Revolution"), schon ein wenig darauf vorbereitet hatte und rückblickend finde ich den Titel auch treffend formuliert. Insgesamt fand ich den Schreibstil ziemlich nüchtern, aber die Geschichte kann mit Fakten faszinieren und bringt einen auf jeden Fall zum Nachdenken.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katharina E., 16.05.2023

    Als Buch bewertet

    Das Buch "Babel" von R.F. Kuang wurde gehypt, wenn man die Leserrezensionen liest, sind diese geteilt von absolut spitze bis total enttäuschend. Viele davon sind von den Vorschusslorbeeren geprägt. Hier zeigt es sich, unvoreingenommenes Lesen, kann von Vorteil sein. Überhöhte Erwartungen werden nicht enttäuscht. Ich hatte vorher wenig über die Autorin und das Buch gelesen und verstehe sowohl die eine als auch die andere Seite.

    Der erste Teil des Buches handelt von kleinen Jungen Robin, der in Kanton in ärmlichen Verhältnissen aufwächst und von Prof. Lovell nach England geholt wird, um Sprachen zu lernen. Der Junge Robin ist eine sympathische Figur und weckt das Interesse des Lesers. Die Kindheit Robins und Jahre bei Lovell zogen sich dann etwas, aber sobald er in Oxford ankommt, nimmt die Handlung Fahrt auf und mit den Charakteren Ramy und den Mädchen sowie einem Halbbruder werden auch die Protagonisten vielfältiger. In diesem Abschnitt fand ich die theoretischen Einspielungen zur Sprache und zum Übersetzen interessant, aber wenn sie zu langatmig wurden, störten sie meinen Lesefluss. Die magische Verbindung zwischen Silber und Sprache fand ich sehr schön.

    Das zweite Buch beschreibt vor allem das Studium, das Silberwerken und die Beziehung Robins zu seinen Professoren. In der Handlung selbst ist mit den kleinen Störaktionen von Hermes noch nicht viel spannendes passiert. Die Theorien zum Übersetzen und Sprachgrundlagen ist teilweise sehr interessant, teilweise ein wenig langatmig. Im weiteren Verlauf treten die Sprachtheorien in den Hintergrund und die Kolonisationsgeschichte Großbritannies spielt eine größere Rolle in den Handlungen des Buches. Mir haben die historischen Hintergründe zum Handel von Großbritannien mit China, aber auch der Opiumweg und die Ausbeutung Indiens gut gefallen, ich habe einiges gelernt.

    Im Mittelpunkt des letzten großen Abschnittes des Buches steht die Organisation "Hermes", die sich aus dem Untergrund heraus gegen die Ungerechtigkeit der Ausbeutung anderer Länder einsetzt, einen Krieg mit China verhindern möchtes und Babel deshalb in seinen Grundfesten erschüttern will. Dieser Kampf gipfelt in den persönlichen Auseinandersetzung der Protagonisten mit ihrer Herkunft, ihrem Studium und ihrer Beziehung untereinander. In dieser Auseinandersetzung spiegelt sich die Zerrissenheit der jungen Menschen im Buch, aber auch die des britischen Volkes. Hierin sehe ich auch die große Leistung des Buches und der Autorin.

    Mein Fazit: Als Fantasybuch kann man das Werk nicht bezeichnen, aber als historisch kritischer Roman über die Kolonialzeit und als Anregung, über Sprache viel bewußter nachzudenken ist es ein tolles Buch.

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  • 4 Sterne

    Fredhel, 20.05.2023

    Als Buch bewertet

    Voller Vorfreude habe ich mich auf "Babel" von R.F. Kuang gestürzt, ein so schönes Buch mit eindrucksvollem Cover und hochwertiger Verarbeitung (ich sage nur: Lesebändchen!). Ich hoffte auf 700 Seiten Fantasy ...
    Das Buch handelt einerseits vom Leben und Sterben des Robin Swift. Er ist ein Junge aus China, der bis zum frühen Tod seiner Mutter eine englische Gouvernante hatte. Er wird von einem Professor nach England geholt und von ihm zu einem Sprachgenie gedrillt. Im passenden Alter wechselt er nach Oxford in die sprachwissenschaftliche Universität, die in einem mehrstöckigen Turm, genannt Babel, untergebracht ist. Hier vertieft er nicht nur seine Sprachkenntnisse, sondern soll auch das Handwerk der Silbermagie erlernen. Silber hält sowohl die englische Wirtschaft, als auch das tägliche Leben aufrecht, doch Silber ist teuer und kann nur durch Handel (oder Krieg) nach England gelangen. Je älter Robin wird, umso mehr wird klar, dass er als Handlanger der herrschenden Kaste herangezüchtet wird. Nur durch Leute wie ihn kann sich das gesellschaftliche System der Unterdrückung im eigenen Land als auch der Ausbeutung der Kolonien manifestieren. Man erlebt einen jungen Mann, der sich zunehmend radikalisiert und gegen das System kämpft, bis zum bitteren Ende.
    Wie gesagt, ich habe mich auf ein Buch voller Magie gefreut, aber die spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Sie ist vielmehr ein Symbol für den Machtanspruch der Regierenden. Der Schwerpunkt ist eher philosophischer Natur: Zum einen werden viele Wörter und Ausdrücke aus verschiedenen Sprachen, in erster Linie allerdings chinesischen und anglo-romanischen Ursprungs, auf ihre Bedeutung und Herkunft untersucht, zum anderen spielt die Politik des 19. Jahrhunderts, insbesondere der Kolonialismus, eine übergeordnete Rolle.
    Kurz gesagt, das Buch bietet anspruchsvolle, für den normalen Leser allerdings schwerverdauliche Kost. Ich bin beeindruckt, wie eine so junge Autorin ein dermaßen umfassendes tiefgründiges Werk schreiben kann, aber der normale Fantasy-Leser ist einfach überfordert. Wie kann man so ein Buch in eine Sternebewertung pressen? Sprachlich und inhaltlich hat "Babel" sicherlich 5 Sterne verdient, aber die Handlung kann nicht fesseln, sondern wirkt über weite Strecken wie eine Vorlesung an der Uni. Deswegen entscheide ich mich, einen Punkt abzuziehen.

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  • 4 Sterne

    _Le4_, 30.05.2023

    Als Buch bewertet

    Das Buch behandelt die Geschichte von Robin Swift. Er wurde von einem englischen Professor aus den ärmlichen Verhältnissen in China, in denen Robin lebte, gerettet und ausgebildet, um am Institut für Übersetzung, Babel, zu studieren. Dort soll er seine Sprachkenntnisse nutzen, um Silberbarren zu produzieren, welche mit Wörtern verschiedener Sprachen Magie wirken können. Im Laufe seiner Zeit in Babel mit Hilfe seiner Mitstudierenden merkt Robin jedoch, dass “gerettet” das falsche Wort für seine Lage ist.

    Das Buch ist meiner Meinung nach sehr kunstfertig geschrieben. Die Geschichte und linguistischen Grundlagen sind ausgezeichnet recherchiert. Sie werden wunderbar mit dem magischen Element der Geschichte verwoben, sodass die Geschichte fast anmutet, als wäre sie tatsächlich passiert. Die Schrecken des Kolonialismus und der tägliche Rassismus, denen Robin Swift und viele seiner Mitstudierenden ausgesetzt sind, zeigt wahnsinnig schockierend auf, wie die Verhältnisse damals waren. Wobei unsere Gesellschaft natürlich auch heutzutage mit den Nachwehen zu kämpfen hat.
    Auch wenn die Basis für diese Analogie auf fantastischen Elementen besteht, zeigt auch das Silberwerken, also das Magiesystem rund um das Silber, grandios auf, auf was für einem Widerspruch Kolonialismus besteht. Sich andere Kulturen zu eigen machen zu wollen, während die Leute, die dieser Kultur angehören, mit größter Verachtung gestraft werden.
    Leider sind diese Stärken auch zeitgleich eine Schwäche des Buches. Das Buch liest sich vor allem im Mittelteil sehr zäh und eher wie ein durchaus spannendes Sachbuch, aber nicht wie ein Fantasybuch.
    Umso näher wir dem Ende kamen, umso mehr Spannung und Grauen konnte das Buch wieder rüberbringen, sodass mich das Ende absolut abholen konnte. Dabei fand ich persönlich die Charakterentwicklung unseres Hauptcharakters, Robin Swift, sehr gelungen. Sie ist sehr gut in sich aufgebaut, sodass es absolut Sinn macht, dass Robin dort ankommt, wo er zum Schluss ankommt.

    Auch wenn sich das Buch meiner Meinung nach stellenweise gezogen hat, hat es mich sehr beeindruckt. Allein die Kunstfertigkeit mit der R. F. Kuang dieses Buch aufgebaut hat, ist beeindruckend.

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  • 2 Sterne

    C W., 08.05.2023

    Als Buch bewertet

    Ich hatte mich so auf ein bildgewaltiges Fantasy Epos gefreut, aber leider hat mich das Buch ziemlich gefrustet. Voller Euphorie ging ich ans Lesen ran, die hielt auch bis über S. 100 an, denn der Schreibstil ist wirklich unheimlich schön und bildgewaltig. Irgendwann dachte ich, dass jetzt dann mal was passieren könnte - leider hat das noch ziemlich lang gedauert. Zumindest bin ich jetzt sprachwissenschaftlich gut informiert. Phasenweise kam ich mir vor, als wäre ich in einer Vorlesung und ehrlich gesagt war mir das zu viel. Die Autorin hat sich wirklich eingelesen in die Bedeutung von einzelnen Wörtern und die Schwierigkeiten der Übersetzung - man muss ja schließlich auch die Bedeutungen erfassen, die in den tieferen Schichten liegen, was für die Magie hier wichtig ist. Damit mein nächster Punkt: die Fantasyelemente waren für mich gefühlt nur dafür da, um den ganzen sprachwissenschaftlichen Erklärungen einen Grund zu geben. Ich wäre zu gern mehr in die Magie, ihrer Wirkweise und Kunst eingestiegen, leider blieb die Autorin hier nur an der Oberfläche und für mich verdient das Buch kaum den Namen Fantasy, denn die spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle und ist in eher homöopathischen Dosen vorhanden. Immer wieder habe ich mich über aufkeimende Spannung gefreut, die sich leider viel zu schnell wieder verloren hat. Dieses Auf und Ab in der Spannungskurve hat mich am allermeisten gefrustet, mich allerdings zumindest am Buch gehalten. Sie keimte immer dann auf, wenn ich aufgeben und abbrechen wollte;) Zudem finde ich es unheimlich Schade, dass der englische Untertitel nicht übernommen wurde, denn das hätte mich etwas auf die Gewalt am Ende vorbereitet. Für mich wirkte das Ende (und die Figuren) dann nur noch, als würde ich es aus großer Distanz beobachten - ich hatte meinen anfänglichen Zugang zu den Figuren und den Buch wohl irgendwo auf dem Weg dahin verloren. Die Autorin hat sich wirklich bemüht und der Schreibstil hat mir unheimlich gut gefallen, nur fehlte leider ein durchgehender Spannungsbogen und eine Handlung, die mich mitgerissen hätte. Leider sind das Buch und ich keine Freunde geworden.

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  • 3 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christina P., 04.06.2023

    Als Buch bewertet

    Gute Idee minderspannend umgesetzt
    In den 1820er Jahren einer Welt ähnlich der unseren bezieht die Kolonialmacht Großbritannien ihre Stärke aus dem Silberwerk, einer auf besonders behandelten Silberbarren beruhenden Magie. Doch das Streben nach noch mehr Macht und Reichtum kann nur auf Kosten anderer Länder und Kolonien erfolgen. Über all dies macht sich der junge Robin zunächst keine Gedanken, als er, beinahe von der Cholera dahingerafft, von einem fremden Briten geheilt und aus dem chinesischen Kanton nach London gebracht wird. Hier wird er darauf vorbereitet, in Oxford im Turm Babel zu studieren, welcher für die Produktion der Silberwerk-Barren eine entscheidende Bedeutung trägt. Zunächst begeistert von dem vielen neuen Wissen rund um Worte und Sprachen erhält Robins Enthusiasmus einen ersten Dämpfer, als er mit kritischem Gedankengut rund um die politischen Interessen Großbritanniens in Kontakt kommt. Doch seine Loyalität gilt zunächst Großbritannien - bis seine eigene Heimat China im Visier steht.
    Die Idee an sich gefiel mir, ein magisch gestärktes Großbritannien und ein dort aufgewachsener chinesischer Junge, welcher sich vor einem drohenden Opiumkrieg entscheiden muss, wem seine Loyalität gilt. Eine Idee mit jeder Menge Potential. Auch das Magiesystem, welches man mit Robins Betreten von Babel endlich genauer kennenlernt, ist aussergewöhnlich. Was mir jedoch weniger gefiel war die Umsetzung des Ganzen. Mag sein, dass es Leute gibt, die mit Begeisterung gern noch ein und noch ein und noch ein Beispiel lesen wollen, wie das Magiesystem funktioniert. Nachdem ich das Prinzip verstanden hatte brauchte ich diese unzähligen Beispiele allerdings nicht mehr, zumal sie die Handlung in den meisten Fällen nicht voran brachten sondern eher in eine Sammlung interessanter Beispiele als Anhang gepasst hätten. Auch bremsten sie die Spannung aufs Ärgste aus. Ebenso war Robin als Erzählperspektive einfach langweilig: Der Junge lebt die ganze Zeit in seiner eigenen kleinen Blase und bekommt kaum mit, was um ihn herum geschieht, von der Weltpolitik ganz zu schweigen. Entsprechend bekommt man von der Welt nur das mit, was andere erwähnen oder jemand aus der Zeitung vorliest. Und selbst dann ist Robin primär mit sich selbst beschäftigt. Auf Dauer empfand ich das als ziemlich enttäuschend, statt unzähliger Magiebeispiele hätte ich lieber etwas mehr vom brisanten Weltgeschehen mitbekommen, welches die Autorin einem schlichtweg größtenteils vorenthält. Oder einfach von Robin und seine Kommilitonen, welche nicht selten mit Diskriminierung konfrontiert wurden. Da hätt man so viel draus machen können. Stattdessen liest sich das Buch über Längen wie eine Mischung aus Bericht und Sachbuch über Sprachforschung, entsprechend distanziert und flach blieben die Charaktere. Und der versprochene Bezug auf die Opiumkriege war auch eher enttäuschend.
    Mir hätte das Buch deutlich besser gefallen, wenn die Autorin sich nicht nur auf ihre vielen magischen und nichtmagischen Sprachbeispiele, sondern auch auf die Charakterentwicklung und das Weltgeschehen konzentriert hätte. Zudem war die Perspektive des weltfremden, ichbezogenen Robin auf Dauer einfach öde. Ebenso hätte mehr „show, don’t tell“ dem Roman gut getan. So waren es statt großer Ereignisse und Erlebnisse doch nur die kleinen Appetithäppchen des großen Abenteur-Buffets.

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  • 3 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    LaNas, 25.05.2023

    Als Buch bewertet

    Selten hat mich ein Buch so im Zwiespalt hinterlassen wie Rebecca F. Kuangs Babel. Einerseits ist hier ein enorm interessantes, einmaliges Werk entstanden, das sprachlich nur als gewaltig bezeichnet werden kann, andererseits wirkt es in nahezu all seinen Komponenten unausgeglichen, nicht ausbalanciert, was mich wiederrum mit einem Gefühl der Unzufriedenheit hinterließ, welches ich nur schwer erklären kann. Versuchen werde ich es trotzdem.
    Erstmal zum Schreibstil. Dieser hat mich anfangs noch sehr begeistern können, die sprachliche Eleganz, dieses Empfinden, jedes Wort sei mit Bedacht gewählt worden. Alles wird mit einer gewissen Gemächlichkeit geschildert, durchaus ausführlich aber keineswegs langweilig. Und auch wenn es vielleicht nicht direkt danach klingt, so hat mich das doch sehr schnell in die Geschichte hineingezogen. Ich bin gerne drangeblieben und war motiviert weiterzulesen, weil all diese ausführlichen Schilderungen die Erwartung genährt haben, dass bald etwas in Gang gesetzt würde, dass der Handlung ein neues Tempo verleihen sollte. Tatsächlich wartete ich darauf jedoch vergebens. Während ich am Lesen war, war es leicht dranzubleiben. Sobald ich dann aber eine Pause einlegt habe, forderte es immer auch ein bisschen Überwindung das Buch wieder in die Hand zu nehmen, da die Aussicht auf ausschweifende Berichterstattung und geringfügige Handlungsentwicklung nur wenig Begeisterung in mir wecken konnte. Die meiste Zeit ist man eher passiver Zuhörer, statt aktiv zu erleben, was den Protagonisten widerfährt und bei mehr als 700 Seiten war mir das einfach zu wenig.
    Das bringt mich zum nächsten Punkt. Dreh und Angelpunkt der Geschichte sind Sprache und Übersetzung und die Autorin verwendet viele Seiten darauf, sich in Etymologischen Erörterungen zu ergehen. Faszinierenderweise ist ihr das auf eine Art gelungen, dass ich diese eher belehrenden Absätze mit großem Interesse gelesen habe und lange als spannend und nicht langweilig empfunden habe. Doch auch hier ist kein gesundes Mittelmaß gelungen. Irgendwann wird es einfach zu viel und ich denke es hätte der Geschichte gutgetan, wenn man zu Gunsten der Handlung auf die ein oder andere etymologische Belehrung verzichtet hätte.
    Selbes lässt sich über den Einsatz der Fußnoten in diesem Buch sagen. Einige davon waren sehr interessant als Ergänzung zum Fließtext, aber auch hier wurde das Mittel in meinen Augen überstrapaziert. Wenn die Fußnoten beinahe eine halbe Seite einnehmen, nur dazu dienen mehr Information abzuladen, oder scheinbar wichtige Hintergründe zu den Figuren an den unteren Seitenrand verbannt werden, finde ich das einfach nicht gut.
    Handlungstechnisch hatte Babel mit Ausnahme des Endes nur wenig zu bieten. Der Plot ist eher dünn und erstreckt sich über mehrere Jahre. Die passive Erzählweise trägt auch nicht gerade zur Spannung bei. Insgesamt hat das Buch viel von einer Chronik, die das Leben des Protagonisten zusammenfasst. Tja und den Fantasy Charakter habe ich vergebens gesucht. Lässt man das Silberwerken außen vor, hat man hier einen Roman, der im Viktorianischen Zeitalter spielt und ein Britisches Empire darstellt, dass exakt so rüberkommt und funktioniert, wie das reale Britische Empire. In der Konsequenz liest sich Babel weitaus mehr als (fiktiver) historischer Roman, denn als Fantasy und ich muss doch deutlich sagen, dass sich der Verlag keinen Gefallen damit getan hat, es mit Denis Schecks aufmerksamkeitsheischender Proklamation zu bewerben, Babel sei „das Aufregendste im Fantasygenre seit Harry Potter“. Diese Aussage ist so dermaßen unzutreffend, dass es mir fast physisches Unbehagen bereitet, genauer darüber nachzudenken.
    Widmen wir uns nun den Charakteren. Robin ist von Anfang an ein Sympathiemagnet. Tragische Kindheit, gleich zu Beginn diese große Veränderung mit der Überfahrt nach England, wo der liebe, ruhige und aufmerksame Junge in einem lieblosen Haushalt aufwächst, die toten Sprachen und eine eindimensionale Haushälterin seine einzige Gesellschaft. Oh, wie schön es doch war zu lesen, wie er am College endlich Freunde findet und sich ein Leben aufbaut, dass ihn glücklich macht. Und auch diese Freunde, diese Gruppe, die entsteht hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Die Dynamik zwischen Robin, Ramy, Victoire und Letty ist eine, mit der man sich auf Anhieb wohlfühlen kann. Natürlich nur, bis die Realität auch in ihrer kleinen Babel-Blase ankommt. Da zeigt sich nämlich, dass die Autorin hier Charaktere zusammengeführt hat, die scheinbar nur den Zweck erfüllen sollen, als Sprachrohr für jene Perspektiven zu Imperialismus und Rassismus herzuhalten, die sie in ihrem Roman adressieren will. Die oberflächliche Individualität aller Figuren, sei es Robin selbst, seine Freude oder sogar Professor Lovell halten einer näheren Betrachtung nicht stand. Sieht man genauer hin, sind es keine originellen und vielschichtigen Charaktere, sondern nur an die Handlung angepasste Stellvertreter für bestimmte Meinungsbilder. Professor Lovell ist der skrupellose, überhebliche Imperialist; Robin, der halb Chinese und halb Brite ist, sitzt zwischen den Stühlen; Letty, die ignorante, privilegierte weiße Frau; Ramy, Victoire und Griffin, die überzeugten Gegner der Kolonialherren und des Empires und so weiter.
    Ergänzend dazu ist es auch alles andere als hilfreich, dass die Autorin scheinbar kein Vertrauen in ihre Leserschaft hat, sich eine eigene Meinung über Themen wie Kolonialismus, Sexismus usw. zu bilden. Anstatt uns durch Subtext oder Denkanstöße an die elementaren Schlussfolgerungen der Geschichte heranzuführen, gibt sie im Grunde eine vorgekautes Ergebnis zum Besten. Selbes passiert übrigens Robin in dem Buch. Ihm wird auch alles durch Griffin oder Lovell vorgekaut und er entscheidet sich der Seite zu glauben, die für den Moment den besseren Vortrag abgeliefert hat.
    Es ist wirklich bedauerlich, denn im Grunde steckt hier eine aufregende und bedeutsame Geschichte drin, die gerade auch junge Leser an diese enorm wichtigen Themen unserer Weltgeschichte heranzuführen vermag. Ich kann durchaus verstehen, dass Babel so viel Begeisterung auslöst, aber weil es für mich so eine ambivalente Leseerfahrung war, wie ich sie nur selten erlebt habe, kann ich mich dem nicht so richtig anschließen. Letzten Endes fehlte mir einfach eine gewisse Balance in allem, sodass ich mit meinem Fazit nur bei 2.5 bis 3 Sternen lande.

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  • 3 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Selection, 10.06.2023

    Als eBook bewertet

    „Babel“ wird vom Verlag vermarktet als "Rebecca F. Kuangs spektakulärer Roman über die Kunst des Übersetzens, die Gewalt des Kolonialismus und die Opfer des Widerstands". Doch was ist wirklich dran an dem Hype um dieses Buch?

    Den Leser erwartet ein historisches Fantasywerk, das an reale Ereignisse angelehnt ist. Dieses Buch hat das auf der einen Seite viel zu bieten, kommt auf der anderen Seite aber auch mit einigen langatmigen Sequenzen daher. Die Grundidee des Buches, die politischen Machtverhältnisse und der Konflikt der Ausbeutung konnten mich richtig begeistern. Auch das Magiesystem rund um das Silberwerken ist ausgefeilt, neu und überzeugend. Die Vermischung des Magiesystems mit Sprachwissenschaften ist erfrischend und unglaublich interessant. Auch die Problemetik richtiger Übersetzung wird durch das Magiesystem anschaulich an den Leser herangetragen. Dieser Teil des Buches konnte mich besonders überzeugen. Auch die Dynamik zwischen den verschiedenen Charakteren wirkt authentisch und bringt durch die unterschiedlichen Hintergründe und Überzeugungen der Charaktere einen ganz eigenen Reiz mit.

    Obwohl „Babel“ mich in vielen Bereichen überzeugen und sogar überraschen konnte, kann ich dieses Buch leider nicht weiterempfehlen. Die Exkurse in Translation und Sprachwissenschaften konnten mich zu Beginn richtig begeistern, doch irgendwann nahmen diese einen zu großen Teil des Buches ein und die Handlung wurde stellenweise kaum noch vorangetrieben. Dank des Werbeversprechens „Das Aufregendste im Fantasygenre seit Harry Potter“ hatte ich sehr große Erwartungen an dieses Buch. Doch zum einen ist dieser Vergleich völlig fehl am Platz und zum anderen fehlt von aufregenden Szenen vor allem in der ersten Hälfte des Buches jede Spur. Wer ein wortgewaltiges grandioses Fantasywerk voller spannender Sequenzen erwartet, wird mit Babel nicht viel Freude haben. Spannende Sequenzen sucht der Leser hier oftmals vergeblich. Die Spannungskurve hängt eher durch, als dass sie stetig steigt. Obwohl die Autorin flüssig schreibt und immer wieder für Überraschungen sorgt, kommt man mit dem Lesen nur schwer voran. Gerade in der ersten Hälfte finden sich etliche Längen, da die Handlung sich immer wieder in langen Exkursen über Sprachwissenschaften verliert und wenig vorangetrieben wird.

    In der zweiten Hälfte des Buches wird das Tempo deutlich angezogen und das Buch konnte mich zeitweise immer wieder packen. Die Autorin arbeitet vor allem den Hintergrund der Geschichte weit aus. Durch das faszinierend düstere Szenario, die Konflikte zwischen den Charakteren und den politisch schwierigen Machtverhältnissen wird Spannung aufgebaut und Rebecca F. Kuang überrascht mit immer neuen Wendungen. Kuang schafft es in der zweiten Hälfte des Buches lange, die komplexe Atmosphäre zu halten, doch auch hier verliert sich der rote Faden immer wieder in zu detaillierten Schilderungen über Sprache und Übersetzung. Was mich anfangs unglaublich fasziniert hat, nahm irgendwann einfach zu viel Platz ein. Damit verlangt die Autorin dem Leser einiges an Geduld ab, da die Handlung stellenweise nicht vorangetrieben wird und sich in Details verliert, obwohl sich gleichzeitig die politische Lage immer mehr zuspitzt und man unbedingt wissen möchte, was als nächstes passiert.

    Insgesamt bleibt "Babel" weit hinter meinen Erwartungen zurück, was zu einem großen Teil an dem falschen Werbeversprechen liegt. Als „aufregend“ würde ich dieses Buch wirklich nicht bezeichnen. „Babel“ ist neu, erfrischend und clever. Die Autorin punktet mit einem originellen Magiesystem und einer intelligenten und sehr interessanten Story. Was mich an diesem Werk leider sehr enttäuscht zurücklässt, ist die fehlende Erzählkunst. Die Geschichte kommt trotz der unglaublich spannenden Grundidee sehr trocken daher, wenig lebendig und kaum anschaulich. Mit „show, don't tell“ wäre dieses Werk für mich ein richtiges Highlight geworden. Doch obwohl das Buch riesiges Potenzial für einen epischen Klassiker hat, fehlt es leider an fesselnder und begeisternder Erzählkunst. Daher kann ich schweren Herzens nur 3 Sterne vergeben.

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  • 3 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Buecherliebling88, 17.06.2023

    Als Buch bewertet

    Inhalt
    In „Babel“ geht es um den chinesischen Waisenjungen Robin, der sich schon seit jungen Jahren darauf vorbereitet, einmal nach Oxford zu gehen, um dort an dem renommierten Königlichen Institut für Übersetzung zu studieren und später im Dienste Großbritanniens als Übersetzer zu arbeiten.

    Als er endlich dort aufgenommen wird, geht für ihn zunächst ein Traum in Erfüllung. Doch je länger er dort ist und je mehr mitbekommt, was in Babel und in der ganzen Welt passiert, umso mehr bekommt seine scheinbar heile Welt Risse. Und schließlich muss er sich für eine Seite entscheiden…

    Meine Meinung
    Den Schreibstil der Autorin habe ich anfangs als ziemlich gewöhnungsbedürftig empfunden. Zum einen schreibt und beschreibt sie relativ sachlich und wenig emotional, zum anderen wirkt das Buch durch viele sprachwissenschaftliche Beschreibungen/Erklärungen und Fußnoten oftmals sehr wissenschaftlich und nüchtern. Ebenso trägt die Erzählperspektive in der dritten Person (jedoch aus Robins Sicht) dazu bei, dass ich die Handlungen und auch die Personen oftmals recht distanziert wahrgenommen habe.

    Das alles war am Anfang ein wenig sperrig zu lesen, mit der Zeit habe ich mich allerdings daran gewöhnen und besser in die Geschichte hineinfinden können.

    Bei der Handlung bzw. dem Inhalt der Geschichte gibt es zwei wesentliche nennenswerte Aspekte: einmal den klassisches Handlungsstrang, in dem wir erfahren, wie es Robin ergeht und wie er sich in Babel schlägt und dann die schon erwähnten sprachwissenschaftlichen „Ausflüge“, die sich durch Robins Interesse an Sprache und seiner Arbeit in Babel ergeben.

    Auch wenn die ganzen linguistischen Überlegungen und Erklärungen manchmal ein wenig trocken und sehr wissenschaftlich wirkten, fand ich sie insgesamt doch unglaublich spannend und lehrreich. An diesen Stellen wird einem immer wieder bewusst, was Sprache überhaupt bedeutet und was dieses Konzept alles beinhaltet. Für Menschen, die Sprache lieben und auch selbst gern über Wörter, deren Herkunft und deren Bedeutungen nachdenken, sind diese Abschnitte auf jeden Fall sehr unterhaltsam.

    Die tatsächliche Handlung an sich nimmt erst relativ spät im Buch so richtig Fahrt auf. Vorher war das Erzähltempo meiner Meinung nach eher gemächlich und leider manchmal auch oberflächlich. Lange weiß man nicht genau, in welche Richtung sich diese Geschichte wohl entwickeln wird. Nachdem sich dies aber beginnt abzuzeichnen, wird es etwa im letzten Viertel wirklich spannend und es passiert so einiges, mit dem man nicht unbedingt rechnet. Zum Ende hin muss ich allerdings sagen, dass ich manche Entwicklungen zum einen nicht so richtig nachvollziehen konnte und zum anderen hätte ich mir tatsächlich ein anderes Ende vorgestellt oder gewünscht. Robins Entwicklung gefällt mir hier leider nicht mehr und für das große Finale ist es dann doch ein wenig enttäuschend.

    Was mir allerdings sehr gut gefallen hat, sind die vielen verschiedenen Themen, die die Autorin in die Geschichte eingebaut hat, wie zB Rassismus oder Kolonialismus. Auch hier konnte man wieder eine ganze Menge lernen. Einige Szenen haben mich in ihren Beschreibungen wirklich traurig und wütend gemacht, aber gerade deshalb habe ich sie auch als augenöffnend und wichtig wahrgenommen.

    Die Charaktere haben mir größtenteils gut gefallen, auch wenn sie leider bis zum Schluss wenig greifbar geworden sind. Ich konnte mit keinem Charakter so richtig mitfühlen oder mich in die entsprechende Person hineinversetzen. Das fand ich ein wenig schade.

    Fazit
    Insgesamt ein beim Lesen ziemlich herausforderndes Buch, aus dem man viel lernen kann, das allerdings an einigen Stellen etwas mehr Emotionalität und einen etwas höheren Unterhaltungsfaktor hätte vertragen können. Auch das Ende hat mich leider nicht überzeugt.

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  • 3 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Romina H., 24.05.2023

    Als Buch bewertet

    Noch nie hatte ein Buch gleichzeitig so viele wundervolle und dann doch auch enttäuschende Aspekte. Es ist wirklich schwer diesem Buch mit einer Bewertung gerecht zu werden. Fangen wir mal mit dem Positiven an: Ich fand den Einstieg in die Geschichte klasse und hatte mir eine wundervolle magische Story in Oxford erhofft. Und zunächst wurde dies ja auch erfüllt. Ich habe es total genossen mit unserem Protagonisten durch die Straßen Oxfords zu streifen und das Silberwerken kennenzulernen. Am Besten hat mir aber von Anfang an der literarisch sehr hochwertige Schreibstil gefallen. Ihre Abhandlungen über Sprache sind wirklich toll gelungen. So etwas habe ich in noch keinem anderen Buch erlebt. Stellenweise wurde dies dann aber doch etwas exzessiv, geradezu inflationär genutzt - da ist weniger manchmal echt mehr. Ich denke ich hätte dies mehr genießen können, wenn nicht jedes Mal gleich 5 Beispiele angebracht worden wären. Lobenswert erwähnen muss man außerdem die immense Rechercheleistung der Autorin. Es ist unglaublich wie viel Hintergrundwissen sie immer wieder einbaut. Dadurch wirkt das Buch tatsächlich aber eher wie ein historischer Roman. Tatsächlich hat die Autorin so viel Hintergrundwissen parat, dass sie noch zusätzlich Fußnoten anbringt. Die teils wirklich lang sind. Der Inhalt ist zumeist sehr interessant, aber dennoch reißen einen die Fußnoten des Öfteren aus dem Lesefluss. Leider. Mein größter Kritikpunkt an dem Buch ist eigentlich, dass die Handlung auf mich recht träge wirkte. Eine Teilnehmerin der Leserunde fand dafür die perfekten Worte: "Show, don't tell"! Ich hätte mir wirklich mehr aktive Handlung gewünscht, als immer wieder seitenlange passive Erzählungen und Schilderungen. Ich möchte die Geschichte mit den Protagonisten ERLEBEN und nicht nur irgendwelche Berichte lesen. Und da sich hier dann auch immer wieder trockene Politik, Abhandlungen über Sprache und irgendwelche Hintergrundfacts dazwischen mischen, bleibt von aktiver Handlung echt nicht viel übrig. Dadurch wurde das Leseerlebnis mit fortschreiten des Buches leider immer zäher. So so schade. Ich hätte mir hier echt ein besseres Gleichgewicht gewünscht. Viel mehr aktivere Handlung und dafür weniger von dem anderen. Denn wie schon oben geschrieben, an sich sind die Abhandlungen über Sprache und die Hintergrundfacts ja total interessant! Nur leider passt für mich das Verhältnis einfach nicht. Ich finde allerdings, dass man in dem Buch recht gut die Entwicklung der Charaktere nachvollziehen kann. Es ist schon cool zu beobachten, was die Umstände und Erlebnisse mit den Charakteren machen. Das ist wirklich gut gelungen. Tja und dann kommt nun ein weiterer großer Kritikpunkt, der wohl auf 'false advertising' basiert. Ich habe hier ein Fantasybuch erwartet. Was ich aber gelesen habe, war definitiv kein Fantasybuch. Es wirkte eher wie ein historischer Roman mit einem eher nebensächlich behandelten Fantasyelement. Wirklich schade. Dabei hätte das Silberwerken doch ziemlich im Mittelpunkt stehen müssen. Statt Fantasy bekommt man sehr viel Gesellschaftskritik zu lesen. Sehr gelungene Gesellschaftskritik zwar, aber nach Klappentext, Leseprobe, Cover & Werbung habe ich ein anderes Buch erwartet. Vielleicht sollte man hier seine Werbung anpassen, um wirklich die richtige Zielgruppe anzusprechen. Alles in allem konnte das Buch meinen Erwartungen also leider nicht gerecht werden, obwohl man wirklich merkt dass die Autorin viel Zeit und Herzblut in dieses Projekt gesteckt hat.

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    Elchi130, 13.05.2023

    Als Buch bewertet

    Dem Buch fehlt vor allem Tempo

    Als Kind wird Robin Swift von Prof. Lovell vor dem Tod gerettet. Seine gesamte Familie ist im chinesischen Kanton an der Cholera gestorben, als der Professor ihn findet und mit nach England nimmt. Dort bereitet er den Jungen auf sein Studium an dem Königlichen Institut für Übersetzung der Universität in Oxford, genannt Babel, vor, indem Robin Unterricht in Altgriechisch und Latein erhält. Als einer von vier Schülerinnen und Schülern fängt er dort an. Da ist er, der chinesische Junge aus Kanton, Ramy, ein indischer Junge, Victoire, ein Mädchen aus Haiti sowie Letty, eine Engländerin aus gutem Hause. Das Buch beginnt interessant, indem wir die Rettung von Robin Swift erleben und seine ersten Jahre in England. Als Einstieg in die Geschichte fand ich es gut, erst einmal ein Gespür für die Hauptfigur zu erhalten und ihn ein wenig kennenzulernen.

    Doch kaum hat Robin am Institut Babel in Oxford mit seinem Studium begonnen, wirkt das Buch auf mich, als müsste uns die Autorin Rebecca F. Kuang ihr geballtes Wissen über Sprache, Sprachentwicklung und Übersetzung vermitteln. Ich fühlte mich, als würde ich in einer Pflichtveranstaltung an der Universität sitzen und einer Vorlesung lauschen, die ich nicht sonderlich interessant finde. Nach einer längeren Abhandlung, durch die ich mich gequält habe und bei der ich mich gefragt habe, warum die Autorin über das Thema nicht ein Sachbuch geschrieben hat, enthält das Buch bis Kapitel 12 immer wieder Abschnitte, in denen sie doziert und uns Sprachtheorie vermittelt. Mir passiert auf diesen Seiten auf der Handlungsebene einfach viel zu wenig und ich finde das Buch eher langweilig.

    Nachdem endlich der Theorieanteil wieder abnimmt und inhaltlich mehr passiert, finde ich das Geschehen viel spannender. Denn das Buch beschäftigt sich mit sehr wichtigen politischen und gesellschaftlichen Themen. Es geht um Rassismus, Kolonialgeschichte, Klassenkampf. Alles Themen, die mich brennend interessieren, besonders auch im Vergleich von früher zu heute. Doch leider steht auch hier die aktive Handlung wieder schnell im Hintergrund, indem die Autorin uns an den Gedankengängen der Figuren und Diskussionen der Personen im Detail teilhaben lässt. Seitenweise erörtern die Charaktere das Für und Wider ihres Denkens und Handelns, ihrer Vorstellungen und Wünsche. Leider wird das Buch dadurch wieder sehr langatmig.

    Mir hat insgesamt einfach Tempo in der Handlung gefehlt. Es passiert zu wenig und wird zu viel Theorie vermittelt sowie diskutiert. Schade, da das Buch sehr wichtige und spannende Themen behandelt und meiner Ansicht nach die Chance vertan wird, viele Menschen mit diesen spannenden Themen zu erreichen.

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  • 3 Sterne

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    Moontales, 02.06.2023

    Als Buch bewertet

    Sehr informationslastig und trocken, wenig Fokus auf Fantasyelementen sowie den Charakteren

    Von dem Buch habe ich mir (leider) sehr viel mehr versprochen. Meine Erwartungshaltung könnte allerdings auch durch das schlechte Marketing entstanden sein, denn das Buch wurde mit Harry Potter verglichen und als Fantasybuch eingeordnet. Allerdings liegen die Fantasyanteile hier definitiv nicht im Vordergrund. Vordergründig sind eher politische und linguistische Themen. Dadurch hat sich das Buch für mich oft sehr gezogen und ich fand die Erzählung insgesamt ziemlich trocken. Die Autorin erzählt deshalb eher zäh und es gibt extrem viele Randinformationen, welche für mich persönlich oft auch nicht handlungsrelevant waren. Ich denke sie hätte sehr viel mehr aus ihren Ideen herausholen können, wenn sie sich mehr auf die Handlung und ihre Charaktere konzentriert hätte.

    Die Charaktere kamen mir oft sehr vernachlässigt vor. Ich konnte keine richtige Bindung zu ihnen aufbauen, wodurch mich der wohl größte Plottwist ziemlich kalt gelassen hat. Super schade wie ich finde, denn die Charaktere sind keinesfalls uninteressant! Es hätte einfach mehr Zeit und Liebe in die Charakterentwicklung gesteckt werden müssen. Zwar gibt es eine Entwicklung, diese empfand ich aber als ziemlich negativ.

    Im Buch spielen auch Themen wie Rassismus und Sexismus eine Rolle, welche ich wiederum als sehr gut integriert empfunden habe. Zu der Zeit, in welcher das Buch spielt, ist dies auch ein großes Thema. Ausländer und Frauen waren damals an Universitäten nicht gern gesehen, was sich im Buch widerspiegelt. Dies trägt zu einer eher düsteren Atmosphäre bei, was mich aber nicht gestört hat. Generell mag ich das Dark Academia Genre sehr!

    Ebenso gefallen hat mir auch das Setting im alten London bzw. Oxford. Die Autorin konnte das wirklich gut vermitteln und hat die Stadt und die Universität wirklich sehr gut beschrieben und ausgeschmückt.

    Die Fantasyelemente haben sich hier wirklich sehr in Grenzen gehalten. Ich habe das Buch eher als historischen Roman, als als Fantasyroman empfunden. Wer gern Fantasy liest ist hier deshalb nicht so richtig gut aufgehoben. Für Historiker oder Sprachwissenschaftler ist das Buch bestimmt toll, meine Erwartungshaltung an einen Fantasyroman ist allerdings eine andere. Man spürt allerdings, dass die Autorin wirklich eine Menge Zeit investiert und sehr intensiv recherchiert hat. Für mich ging die Mühe leider in eine falsche Richtung. Ich vergebe sehr knappe und wohlwollende 3 Sterne!

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    Martina S., 08.05.2023

    Als Buch bewertet

    Dieses Buch verbindet viele Aspekte, die mir gefallen: Fantasy, historische Komponenten, England und Sprache. Doch leider konnte mich die Umsetzung nicht so richtig überzeugen.

    Das liegt vor allem an der massiven Detailverliebtheit, mit der sprachwissenschaftliche Dinge erklärt wurden. Es erinnert mehr an ein Sachbuch in weiten Zügen (zumindest in der ersten Hälfte), denn an einen Roman. Das bremst den Lesespaß aus und lässt die Lektüre zäh wie Kaugummi werden. Zwar wurde schon mit Fußnoten gearbeitet, doch ein Glossar oder Anhang hätte sicher einen annehmbaren Spagat zwischen der geteilten Leserschaft geschaffen. Zudem habe ich mir irgendwie mehr Magie erhofft, doch die beschränken sich im Buch lediglich auf das Silberwerken. Im Vordergrund stehen hingegen politische und gesellschaftliche Probleme, die natürlich enorm spannend sind und zum Nachdenken anregen. Tatsächlich waren das dann die Punkte, die mich auch angesprochen haben, doch wenn sich eine Geschichte erst einmal über 250 Seiten lang aufbauen muss, bis mal etwas Tempo reinkommt, killt das leider bereits im Vornherein die Euphorie. Von den vielen unnötigen Längen, die sich durch das komplette Buch ziehen, will ich gar nicht erst anfangen. Die Idee hinter diesem Buch ist wirklich interessant und hätte enorm Potenzial gehabt, doch leider wurde in der Umsetzung aufs falsche Pferd gesetzt. Zumindest aus meiner Sicht, denn auch wenn ich einen gewissen Anspruch voraussetze, lese ich zum Zeitvertreib und würde bei Interesse doch eher zu einem Sachbuch, denn einem Roman greifen. Ja, ich bin beeindruckt, was für ein Wissen die Autorin sich angeeignet hat, gerade auch all die historischen Zusammenhänge, die tatsächlich teilweise sprachlos machen, doch manchmal ist weniger mehr. Wie heißt es schon in der Medizin: Die Dosis macht das Gift. Natürlich gibt es etliche begeisterte Stimmen, ich will diesen Lesern ihre Begeisterung auch nicht absprechen, nur für mich war dieses Buch, auf das ich mich wirklich gefreut habe, leider nichts. Ich musste mich regelrecht zwingen, den nächsten Abschnitt zu lesen und dranzubleiben. Vielleicht wäre eine straffere Version auf 350 Seiten sinniger gewesen, aber das wirkt halt lang nicht mehr so imposant wie dieser dicke Wälzer.


    Aber bildet euch am besten eure eigene Meinung.

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    Jessica S., 20.05.2023

    Als Buch bewertet

    Vieles am Klappentext zu "Babel" hat mich fasziniert und neugierig gemacht. Vielleicht lag es auch genau daran, dass ich nie so wirklich warm mit diesem Buch geworden bin.

    Natürlich sind die Stilmittel von der Autorin gut gewählt. Die Art und Weise, wie sie der Gesellschaft als Ganzes aber auch im Einzelnen den Spiegel vorhält, ist schon sehr gut gelungen. Beeindruckend vor allem, wenn man bedenkt, dass die Geschichte vor knapp 200 Jahren spielt. Diesen Spagat muss man erst mal schaffen.

    Doch empfand ich es so, dass sich die Geschichte immer mehr in Ausschweifungen verloren hat. Ob es nun Beschreibungen der Umgebung, Rassismus, Kolonialismus usw. war, irgendetwas wurde immer sehr ausgiebig thematisiert. Dadurch ist für mich oftmals die Handlung in den Hintergrund gerutscht. Mir persönlich hätte ein kürzeres Buch mit strammerer Handlung besser gefallen.

    Natürlich kann ich verstehen, warum der Autorin das Thema am Herzen liegt. Doch wenn ich Literatur zu Kolonialismus und Rassismus lesen möchte, greife ich eben nicht zu einem "Fantasy-Epos", wie dieses Buch beworben wird. Wobei das auch wieder eine Meinung von vielen ist.

    Die Charaktere waren ganz gut beschrieben, aber auch mit ihnen bin ich nicht ganz warm geworden. Auch wenn der Start mit Robin recht vielversprechend war, blieb es am Ende bei einer gewissen Distanz.

    Die Fantasy-Aspekte sind mir mit der Handlung zu kurz gewonnen. Gerne hätte ich eine Handlung gehabt, die stark mit der "Magie" des Silberwirkens und den Besonderheiten der kreierten Welt verflochten wäre. Denn gerade dieses Setting fand ich unglaublich spannend.

    Statt also eines Fantasyepos ist es in meinen Augen ein sehr gesellschaftskritisches Buch. Was vollkommen in Ordnung ist, aber eben nicht meiner Erwartung entsprach und mich so einfach nicht - vor allem auf über 700 Seiten - so richtig unterhalten hat.

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